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von Cyberbob13
Liebe Foris,
Ich habe mich jetzt auch mal beim Running.Coach registriert und hier meine ersten Eindrücke:
*) Die für die Planerstellung nötigen Basisinformationen sind recht rudimentär, sollten aber für eine erste, grobe Planerstellung ausreichend sein
*) Nachdem es anscheinend bis Mitte September zahlreiche Probleme mit dem User Interface gegeben hat (Systemabstürze, Datenverlust u. ä.), läuft das Programm inkl. Feedback-Eintragungen (Trainingsprotokollierung) bei mir eigentlich tadellos und fehlerfrei.
*) Sehr positiv hervorzuheben ist das Support-Feedback. Über eine einfache Eingabemaske kann man sich direkt bei Fragestellungen an den Support wenden. Ich habe zwei Support-Anfragen losgeschickt und eine umfassende, individuelle Antwort binnen weniger Stunden erhalten. Ob das mit steigender Userzahl so bleibt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ein klarer Pluspunkt bisher.
*) Auch bietet Running.Coach ein eigenes User-Forum an, in dem der Support auch eifrig mitdiskutiert. Eine offene, freundliche und vor allem sehr kundenorientierte Kommunikationskultur ist bei Running.Coach offenbar selbstverständlich. Ohne den (bemühten, aber zeitweise sicher überlasteten) Support quälten zu müssen, lohnt sich mal ein kurzer Blick ins Form. Aufruf an alle User: Erstellt Eure Einträge und macht Eure Fragen publik, damit alles User was davon haben!
*) Der Trainingsplan und das User-Feedback weist im Vergleich zu Vicsystem.com zahlreiche Unterschiede auf, spontan fallen mir ein:
- Kein Herzfrequenz-Feedback und keine HF-Vorgaben für das Training. Das wird damit begründet, dass die Input-Geber für die Planerstellung (Ryffel, Belz und Röthlin) selbst nicht nach HF-Vorgaben (nur Kontrolle), sondern ausschließlich nach Zeit- und Tempovorgaben trainieren. Ein Feedback-Feld für die HF ist aber demnächst geplant. Im Unterschied zu Vicsystem.com soll auch ein direkter Upload von Trainingsdateien ermöglicht werden, die von Polar, Garmin, Suunto, etc. erstellt wurden.
- Die Kilometer-Umfänge im Plan sind deutlich geringer als bei Vicsystem.com und jenen Umfängen, die ich normalerweise trainiere. So liegt der wöchentliche KM-Schnitt bei 7 Trainingstagen pro Woche und einem Training pro Tag bei mir zw. ca. 85 und 130 KM, im Schnitt würde ich mal ca. 100 KM / Woche ansetzen. Bei Vicsystem waren die Umfänge deutlich höher. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass sich die KM-Umfänge geringfügig erhöhen, wenn man die geplanten Wettkämpfe nicht als Vorbereitungs-, sondern Hauptwettkämpfe einplant. Das hat bei mir den Schnitt tatsächlich etwas angehoben (aber in Summe ist das Trainingspensum m. E. immer noch zu gering). Weiters wurde agumentiert, dass 1. jene Athleten, die weniger Umfänge im Training machten, bei der EM in Barcelona weiter vorne platziert waren, die bisher empfohlenen Umfänge also generell hinterfragt werden müssen und 2. kann man die normalen Dauerläufe ohnehin etwas länger laufen, wenn man möchte. Lediglich die zentralen Trainingseinheiten (Intervalle, Mitteltempo und Long Runs) sollten wie geplant durchgeführt werden.
Für mich sind beide Begründungen eher unbefriedigend da
1. der EM-Marathon in Barcelona kein "normaler" Marathon war. Einerseits werden Meisterschaftsrennen taktisch und nicht auf Bestzeiten gelaufen (für die meisten von uns gehts bei Wettkämpfen aber nicht um die Platzierung, sondern die Zeit) und andererseits waren die äußeren Umstände eher entscheidend als die Umfänge (Hitzeverträglichkeit und die Vorbereitung darauf, mentale Stärke, etc.). Im übrigen sind Umfangreduzierungen von 200KM pro Woche auf 180 KM pro Woche nicht mit Reduzierungen von 120 KM auf 80 KM vergleichbar.
2. der Plan eigentlich vorgeben sollte, wie lange / weit man läuft. Andernfalls kann die Trainingssteuerung nicht ordentlich funktionieren. Mal etwas länger oder weniger weit zu laufen ist o.k. und jeder von uns hat die Fähigkeit, subjektiv sinnvolle Adaptionen zu einem naturgemäß sehr "starren" Trainingskonzept zu machen. Aber ich bin teilweise doppelte Umfänge gewöhnt.
- Lange Rede, kurzer Sinn: Der Plan könnte für ambitionierte Läufer eine Unterforderung darstellen. Auch sind die Trainingstempi für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Lt. Plan sollte ich - basierend auf meinen realistischen Angaben - demnächst einen Marathon in 2:45 Std. laufen (können). Das gestrige Intervall-Training sah 5 x 1.000m vor, mit 3 Minuten Trabpause. Das Intervall-Tempo wurde mit 3:50 - 4:00 / KM angegeben, also Marathon-Renntempo. Ohne den Hintergrund der Einheit zu kennen: Ist das nicht ein bisschen langsam? Vielleicht ging es ja nach der Intention des Planerstellers nur darum, das Marathon-Renntempo "anzufühlen", jedenfalls bin ich dem Plan zum Trotz 5 x 1.000m in 3:35 / KM gelaufen. Vielleicht tue ich dem "Running.Coach" ja als Unwissender Unrecht, aber auch die übrigen Trainingseinheiten erscheinen mir klar zu langsam.
- Es gibt nur relativ wenige Trainingsarten, die allerdings von der Intensität klarerweise variiert werden: Long Jogg, Dauerlauf 1, Dauerlauf 2, Mitteltempo und Intervalltraining. Für mich eine klare Verbesserung zu anderen Trainingsprogrammen, die Art und Anzahl der Einheiten bleibt überschaubar.
- So wie sich mir das User Interface darstellt, gibt es keine Möglichkeit, Feedback für ein in der Zukunft liegendes Training einzugeben. Bei Vicsystem.com habe ich einzelne Trainings oft abgetauscht, z. B. den Long Run am Samstag und nicht am Sonntag u. ä. Dabei habe ich halt den Samstag erst am Sonntag eingetragen und den Sonntag schon am Samstag, ohne den Trainingsplan verändern zu müssen. Das geht jetzt bei Running.Coach nicht (mehr). Entspricht man den Planvorgaben nicht, muss man über die persönlichen Einstellungen einen neuen Plan generieren, der das tatsächlich geplante Training widerspiegelt. Recht umständlich, finde ich.
- Im Gegenzug bzw. als Alternative gibt es aber die innovative Möglichkeit, die Intensität des Trainings stufenweise (!) zu verringern, um eine geringere Trainingsbelastung sicherzustellen. Das ist nicht schlecht!
- Im Trainingsfeedback gibt es auch die Möglichkeit, die gelaufenen Höhenmeter aufwärts und abwärts einzutragen. Allerdings werden diese Höhenmeter nicht bei der Trainingssteuerung berücksichtigt! Lt. Support wird die Laufleistung 1:1 wie eingegeben übernommen. Es ist allerdings bis Jahresende geplant, eine Verrechnung der Höhenmeter mit der Laufzeit und Distanz vorzunehmen, um eine vergleichbare Einschätzung der erbrachten Trainingsleistung mit einer flachen Trainingsstrecke zu gewährleisten. Das hat zwar für die Entwickler nicht Top-Priorität, wäre aber ein klares Plus. Auch soll die Möglichkeit bestehen, sich mit dem Trainingsplan auf Wunsch spezifisch auf Bergläufe vorbereiten zu können.
*) Fazit: Das Basis-Grundgerüst steht, es liegt aber noch viel Verbesserungspotenzial brach. Ich habe aber den Eindruck, dass die Weiterentwicklung des Systems voranschreitet und das Entwickler-Team sehr bemüht ist, den Kundenwünschen entgegenzukommen und einen Mehrwert anzubieten. In diesem Sinn ist es wichtig, dass wir User unsere Wünsche und Vorstellungen einbringen und dem Running.Coach-Team helfen, das Produkt weiter zu verbessern!
Liebe Grüße an alle,
Christian