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Beim Trolli - auf der Flucht vor dem "Team"

Beim Trolli - auf der Flucht vor dem "Team"

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22. Trollinger Marathon in Heilbronn am 05.05.2024

Meine 2.Teilnahme beim "Trolli" ist geplant- trotz Startschwierigkeiten (echte schwere Beine)
im letzten Jahr, habe ich ihn in guter Erinnerung... es wurde letztendlich ein positives
Erlebnis.
Die Anreise nach Heilbronn ist absolut problemlos - ich bekomme einen Parkplatz nahezu
direkt am Eingang des Stadions
Im großen und ganzen wird eigentlich ideales Laufwetter vorausgesagt - es regnet zwar
noch bei der Anfahrt, doch die Voraussagen behaupten zum Start soll der Regen sehr
unwahrscheinlich werden... und damit haben sie Recht. Ich kann in "kurz-kurz" laufen.
Ist beim Start noch leicht frisch, schon auf dem Weg zum Start wärme ich mich soweit
auf das es mich nicht mehr fröstelt. Während des Laufs ziehen öfter Regenwolken umher,
ich komme auch mal so 2-3min in einen kleinen Regen, aber es ist gut möglich das es
Anderen auf der Strecke "nass reinging".
Mein Leistungsvermögen kann ich heute schwer einschätzen, spürte ich doch unter der
Woche im Training noch einige Erschöpfung vom Doppeldecker des vergangenen WE.
Ich werde es also im Verlauf des MA austesten müssen, vielleicht komme ich sogar in
die Nähe von 4:30Std denke ich mir... bei den Wetterbedingungen wäre es möglich -
wenn die Kraft reicht, die 4:42 vom vergangenen Jahr würde ich schon gerne toppen.
Ich steige aus dem Auto, schon treffe ich die ersten Bekannten: Ulli (Tomaschewski)
und kurz danach Klaus (Schauläufer) kreuzen meinen Weg. Nur ein kurzes Hallo - ich
muss noch meine Startunterlagen abholen, dann gilt es einige "Goodies" einzusammeln:
Event-Shirt, eine Flasche "Trollinger-Wein" und sogar noch ein paar Laufsocken (solange
Vorrat reicht) gibt es für die Teilnehmer. Da laufe ich nochmals zum Auto zurück um alles
zu verstauen, dann setze ich mich noch kurz auf die Tribüne - meine Überziehhose und
Jacke im Kleidersack verstauen, Trinkgurt anlegen. Dann gebe ich meinen Beutel ab und
marschiere gemütlich zum Start... da kann ich mich auch gleich ein wenig warm machen.
Hier starten gleich knapp 500 Marathonis, beim späteren Halbmarathon sind es wohl über
2.000 Starter(innen).
Beim Startschuss bin ich schon mal froh dieses "schwere-Beine-Gefühl" vom letzten Jahr
bleibt mir erspart, ich fühle mich ganz okay, ja die Erschöpfung von Doppelstart ist nicht
wegzudiskutieren... das nehme ich schulterzuckend hin.
Nach ein paar hundert Meter habe ich mich freigeschwommen und kann in meinen Trott
laufen. Nach einer Wende geht es auf der anderen Neckarseite langsam raus aus der
Stadt - trotz früher Stunde stehen schon immer wieder Zuschauer/Passanten an der
Strecke und manche feuern uns richtig an - das gefällt mir ... ich bedanke mich und
feuere Sie meinerseits an - da kommt meist eine Welle samt Geräuschkulisse zurück.
Das geht ja schon mal gut los - im Hinterkopf habe ich schon die 1.Bewährungsprobe
die es hier gibt: Ein Anstieg nicht zu verachten, beginnt in etwa bei Km 8,5 - bei Km10
ist der Weinberg erreicht und dann geht's das wieder rasant runter... Bis dahin gibt es
schon mal einen VP, an den ich mich gerne bediene, so eben mit Voraussicht. Über den
Stadtteil Sontheim geht es weg vom Fluss südlich - schmale Teerstraßen führen uns
bei Km8 nach Flein. Auch hier werden wir nochmals richtig angefeuert und ein Schild
"Der Berg ruft" kündigt gleich an was Sache ist...
Soweit ich mich erinnere bin ich bei meiner Premiere fast hochgelaufen, die letzten
Meter, als ich ging schulde ich heute meinen Startschwierigkeiten zu - also wird da
heute komplett hochgelaufen... so schlimm ist das wirklich nicht, Zuviel Respekt ist
da nicht angebracht und hinterher kommen da ja auch keine riesigen Anstiege mehr,
für die man Kräfte aufsparen müsste... also Roland: auf geht's - sage ich mir selber.
Und ganz problemlos düse ich hoch und überhole so Manche(n) dessen Respekt oder
Ermüdung größer zu sein scheint. Da gibt es auch gleich einen passenden VP den
ich gerne annehme... und mit dem letzten Becher beginne ich schon die Bergab-
Rallye. Da wird mir ordentlich zugejubelt - mit erhobenen Händen bedanke ich
mich und gebe noch mehr Gas... das macht richtig Spaß
In Talheim ein paar scharfe Kurven bzw. Abzweigungen, dann nochmals etwas runter,
bei Lauffen überqueren wir den Neckar und sind wieder auf "Anfangshöhe". Als wir
Lauffen verlassen, geht es weiter an der Zaber (Zufluss zum Neckar) - bei Km19
entfernen wir uns und müssen Höhenmeter gut machen um den Ort Meinsheim zu
erreichen. Dort geht es am Sportplatz rechts weg (nördlich) nach Hausen, kurz zuvor
überschreiten wird die Halb-MA-Marke und am VP ist mir Cola sehr willkommen,
die Sonnen kommt mal so richtig raus um einige Km später dunklen Wolken Platz
zu machen... sieht schwer nach Regen aus. Aber zum Glück streift uns der Regen
nur - auf den Weg Richtung Brackenheim und als wir dann abbiegen und durch
Dürrenzimmern laufen erwischt uns das... ist aber schnell wieder vorbei.
Am nächsten Erfrischungspunkt (nur Wasser) greife ich trotzdem zu, denn ich
weiß, ein langgezogener Anstieg erwartet uns - genauso kommt es, aber alles
noch laufbar für mich, gut wenn man weiß was einen erwartet. Am Kleinort
Neipperg (Km28) ist der westlichste Punkt erreicht, hier mal wieder ein Staffel-
wechselpunkt. Nun geht es auf der anderen Seite des Klesbach zurück, rechts
fließt der Bach, links hat man einen tollen Blick auf die ansteigenden Weinberge.
Kurze Einschätzung zur verbleibenden Kraft und der möglichen Zielzeit. Noch
ist keine große Erschöpfung zu spüren und ein Blick zur Uhr sagt: eine 4:30Zeit
könnte machbar sein - also versuche ich etwas Tempo zu machen und überhole
prompt mache Konkurrenz, die mit schwindenden Kräften kämpft. Das macht Lust
auf mehr - schon einige Zeit läuft eine 5er Gruppe in meiner Nähe, ein Läufer
der sich wohl als "Anführer eines Frauenteams" sieht. Sie quasseln immer
über DAS richtige Tempo und wie und was man/frau richtig bzw falsch macht.
Vor allem der "Teamleiter" weiß alles ganz genau und gibt ständig Tipps und
Kommentare auch zu den Mitläufer(innen). Bin ich vor einigen Km an Ihnen
vorbeigezogen (auch weil ich das Gequassel nimmer ertragen konnte) haben
Sie mich später eingeholt... und ich lies Sie ziehen - bloß nicht länger in deren
Nähe laufen - da musste ich mir anhören: "auf so einer langen Strecke da
kann man sich auch öfter mal begegnen" - ich denke mir nur: lass mal stecken
(Deine Weisheiten). Nun sehe ich Sie wieder da vorne und überlege mir ob ich
wirklich auf Sie auflaufen will - nur wenn ich mir relativ sicher bin, an Ihnen
vorbeizuziehen... so bremse ich mich da erstmal noch. Ich bediene mich aus
meinen Trinkgurt, will den nächsten VP schnellstmöglich passieren und mal
sehen ob das der richtige Zeitpunkt zum Überholen ist. Ich sehe das Team
am VP stehen und höre wie es etwas hoch hergeht - einer der Läuferinnen
geht das "Teamgeschwafel" gehörig auf den Zeiger und Sie warnt den Typen,
wenn Du nicht endlich aufhörst bleibe ich hier - das war's dann mit dem
Team!.... ich schnappe mir nur einen Becher Cola und bin schon fast vorbei,
da ruft mir der Angesprochene hinterher: Ja das wissen die alten Hasen -
der Marathon wird auf den letzten 10Km gewonnen... ich rufe Ihm entgegen:
"Was Du nicht Alles so weißt?" und beschleunige noch ein klein wenig - in
der Hoffnung das es nun reicht und ich dieses "tolle Team" nicht mehr "an
der Backe" habe. Sie scheinen aber auch noch Körner zu haben und folgen
mir mit etwas Abstand (gut so). Nach etwas Zick-Zack durch die Weinberge
erreichen wir Nordhausen, anschließend geht es etwas bergab rein nach
Nordheim, zum Ortsende stehen da jede Menge Zuschauer, feuern an
und rufen u.a. der nächste Anstieg ist der Letzte - ich erinnere mich -
und auch wenn jetzt die Müdigkeit reinschleicht... da laufe ich auch noch
hoch. So nehme ich mir das fest vor. Gesagt, getan... zieht sich etwas,
aber da ist ja auch schon wieder ein VP, als ich nach 2 Bechern greife
erkenne ich aus den Augenwinkel: der "Teamführer" von eben hat sich
kurzzeitig von seinen Mädels losgelöst (Sie sind noch weiter unten an
der Steigung), ist zu mir vorgelaufen um mich anzuquatschen: Du ziehst
Dein Ding ja konsequent durch meint Er, in welcher AK startest Du denn?
Okay das kann ich Ihm ja mal beantworten: AK:M60 antworte ich Ihm
und das scheint Ihm zu erstaunen - Er verneigt sich fast vor mir.... das
ist mir dann schon Zuviel, ist ja nix Besonderes antworte ich Ihm und
da sage ich: kümmere Dich mal wieder um Deine Mädels - sonst leidet
noch das Team. Das war die richtige Antwort - Er läuft Ihnen wieder
entgegen und dann sehe ich Ihn auch nicht mehr....
Aber ich bin jetzt so schön im Flow - ähm ich meine beim Überholen,
sind die Steigung doch Einige gegangen...und jetzt kommt ja noch eine
wundervolle Rallye rein nach Heilbronn, soweit meine Kraft das zulässt.
Das beginnt bei Km37 (Klingenberg) und läuft bis Km39,5Km, da bin ich
schon im Vorort Böckingen... und dann ziehen sich diese letzten 2,7Km
wie Kaugummi. Müdigkeit macht sich breit, ich brauche eine zusätzliche
Motivation, die eingesammelten Geher und Erschöpften reichen da nicht
aus. Ein Blick zur Uhr zeigt das ich die 4:30Std definitiv "im Sack" habe,
doch ich kann auch noch die 4:25 knacken - jawohl das ist genau der
Ansporn den ich jetzt brauche: neues Ziel definieren!
So kratze ich mal wieder die letzten Körner zusammen und gehe frisch
motiviert auf Läufer- bzw. Zeitenjagd... erstaunlich was dann noch geht.
Die 2Musikgruppen und VP's die noch an der Strecke sind kriegen gut
was ab von meiner neuen Motivation - und natürlich kommt das mind.
doppelt/dreifach zurück. So sause ich ins Stadion rein und bin ganz klar
unter 4:25 (04:24:19 netto) m genau zu sein. Davon erhole ich mich
dann hinterm Ziel erst mal mit 2 Becher alkfreien Finisherbier - ich
setze mich auf die Bank und nach einigen Minuten ist auch Klaus da:
So schnell wollte ich eigentlich gar nicht sein, meint Er - ich erwidere:
doch genau so schnell wollte ich sein! Wir quatschen noch ein wenig und
dann hole ich meinen Beutel um mich umzuziehen, dann hole ich mir
noch gemütlich eine Bratwurst und beobachte etwas das Treiben.
Dann schlendere ich zum Auto und entdecke den Ulli wie Er sich gerade
die Laufschuhe am Auto auszieht. Ein paar anerkennende Worte und
schon bin ich auf dem Heimweg... und freue mich über einen sehr
gelungenen zweiten Trolli - immerhin genau 18:30min schneller als
bei der Premiere letztes Jahr!

Beste Grüße,
Roland

Zu denFotos:
1. Hier ums Stadion rum, zur Unterlagenausgabe, Beutelabgabe und zum Start
2. Auf der Tribüne: Vorbereitungen zum Start
3. Glücklich mit Verlauf und Zielzeit!
runners.high - Nomen est omen :logik:
Dateianhänge

Re: Beim Trolli - auf der Flucht vor dem "Team"

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Hallo Rennschnecke,

Glückwunsch zum xx.ten Marathon - es war genau mein 265. MA/Ultra :nick:
Da habe ich jetzt extra nachgeguckt - so ganz präsent habe ich das nicht immer (so ungefähr schon...)
Einen Klavierspieler habe ich nicht bemerkt - ob Er auch nicht da war kann ich Dir nicht 100% versprechen (denke aber nicht) - ich bin manchmal (kurzzeitig) sehr "in mir versunken" (in mich gekehrt) um nicht zu sagen "abwesend" - auch an letztes Jahr kann ich mich nicht entsinnen das da Einer gespielt hätte.....
Du hast was (an Klaus) wegen Dettenhausen geschrieben - bist Du dort immer?
Ich spiele mit dem Gedanken dort heuer zu starten - immerhin war das mein erster 24-Std-Lauf ... und mit 4.Platz war ich damals extrem stolz!! :daumen:
Mal sehen - wäre eine schöne Vorbereitung für die 100Meilen in Berlin.
Gruß Roland
runners.high - Nomen est omen :logik:

Re: Beim Trolli - auf der Flucht vor dem "Team"

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Hallo Roland,
ich bin auf jeden Fall wieder dabei.
Das wär ja schön, wenn du auch dabei wärst. Und falls Klaus auch mal wieder kommt, hätte ich Unterhaltung von 2 alten Haudegen, die mir unterwegs von ihren Laufabenteuern berichten können.
Beim kreiseln auf der 1,6 km Strecke wird mir nie langweilig, da gibts genug zu gucken, allein schon, was die Leute auf ihren Verpflegungstischen aufgebaut haben.
Gruß RS

Re: Beim Trolli - auf der Flucht vor dem "Team"

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Hallo Roland, hallo Rennschneckle,

der Trolli macht immer wieder Spaß. Die Strecke ist zwar eher weniger prickeln, aber die Stimmung in den Weinnestern ist einfach schön, und wo kannste schon an den VPs am Trolli nuckeln oder nach 21 km bei einem offiziellen VP ein lokales Bierle zischen. Schee wars mal wieder. Dettenhausen ist auf meinem Zettel, ist einfach eine spezielle Läufer-Festival Atmosphäre dort - und koscht nix (außer Schweiß). Also ein echter Schwoabatraum. Ich kann allerdings nix versprechen. Kann passieren wie beim lange geplanten Albtraum. Unverhofft kommen mir andere Probleme dazwischen, meine Eltern haben mir unabsichtlich schon ein paar Dinge kurzfristig "schwänzen" lassen
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