Wenn es schnell nicht funktioniert, dann vielleicht auf die Distanz? Nach den S25 ging es am letzten Wochenende ins Saarland an die Halde Göttelborn. Dorthin hatten die Hartfüssler geladen, ein sehr umtriebiger Verein, der sehr viel fürs Trailrunning macht.
Doch vor dem Pfingstwochenende kam noch der große Regen. Und ich hatte, ob der immer schlimmeren Meldungen, schon die Befürchtung, dass das Rennen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt. Doch die Halde liegt sebst auch noch auf der Höhe und so war es dort relativ ruhig geblieben und das Rennen fand statt.
Aufgrund der vielen Höhenmeter gestatten sich die Veranstalter die Backyrd-Regeln etwas aufzuweichen und die Rundenlänge auf 6,25 km zu reduzieren. Das führt dazu, dass alle 8 Runden 50km zurückgelegt werden dürfen.
Auf meiner Fahrt zum Start gab es noch extrem viel Regen unterwegs. Auch ein THW-Konvoi mit Blaulicht überholte ich auf der Autobahn. Aber dann kam die erste Startglocke und es war plötzlich trocken. Zumindest von oben. Und das hielt sich bis zu meinem Ausstieg.
Aber der Reihe nach. Etwa 120 Läufer begaben sich auf den Weg. Die meisten hatten 8 Runden, also 50 km gebucht. Es war gemütlich, wie immer beim Backyard, und es wurde viel gequatscht. Eine ganze Reihe Läufer nahmen das Rennen als Vorbereitung für den ZUT in vier Wochen.
Wie immer war ich viel zu schnell unterwegs, aber ich mag die paar Minuten Pause mehr einfach. 45er Runden hate ich mir vorgenommen, es
Runde | Zeit | Runde | Zeit |
1 | 43:05 | 2 | 41:22 |
3 | 41:22 | 4 | 40:53 |
5 | 40:10 | 6 | 34:46 |
7 | 43:35 | 8 | 43:41 |
9 | 43:30 | 10 | 44:55 |
11 | 44:21 | 12 | 44:42 |
13 | 44:35 | 14 | 45:27 |
15 | 46:23 | 16 | 46:00 |
17 | 47:44 | 18 | 45:54 |
Die schnelle sechste Runde legte ich ein, um schöne Bilder machen zu können, mit den Läufern verteilt auf der Halde. Und weil ich Bock drauf hatte. Ich seh das nicht so eng, gewinnen konnte ich wahrscheinlich eh nicht, also wofür die Körner sparen?
Was das Profil anging, die ersten 2,5 km waren das Stück um die Zeit für den Rest herauszuholen. Denn es war praktisch flach mit "etwas" Gefälle. Aber etwas ist natürlich immer relativ. Es waren 18% über einige hundert Meter. Jede Runde. Letztlich der eigentliche Killer. Wie ich finde.
Aber die ersten 50 km ließ sich das alles noch sehr gut laufen. Und die Bergan-Passagen wurden von Anfang an konsequent gegangen, auch die flacheren. So vergingen die Stunden doch recht schnell und die 50 km Läufer verabschiedeten sich. Was das Feld stark ausdünnte. Plötzlich waren nur noch 30 Leute unterwegs. Aber immer noch genug um sich mal mit diesem und mal mit jenem zu unterhalten. Denn die Luft dazu hat man. Hier stirbt man an wegen der Beine, nicht wegen des Kreislaufs. Ich malte mir schon ein Szenario aus, bei dem ich mit Wadenkrämpfen im Tal stehe und trotzdem auf irgendeiner Seite wieder hoch muss.
Aber so kam es nicht.
Dann ging es in die Nacht. Die Runde um 21 Uhr war noch hell, aber die ersten Stirnlampen waren schon montiert, so als Trockentest. Ab 22 Uhr war es dann dunkle Nacht. Problematisch war das nicht aber es wurde von Runde zu Runde tieferes Geläuf. Und die matschigen Stellen waren nicht mehr so gut zu erkennen. Trotzdem alles kein Problem, es war relativ klare Sicht und so konnte man sich die umliegenden Gemeinden anschauen, ein sehr stimmiges Ambiente. Allerdings wurde es auch merklich kälter und alles wurde klamm. Was die Pausen schwierig machte. Geschwitzt komplett einpacken und verpflegen wurde zeitaufwendiger. Aber ich hatte meine Routine entwickelt und es lief eigentlich wie am Schnürchen. Dachte ich am Anfang es wird sehr hart, so wusste ich mittlerweile, dass ich recht hatte. Die Oberschenkel schmerzten erheblich, das loslaufen wurde langsamer und jeder freute sich auf die erste Gehpassage. Hätte nie gedacht, dass 7er Pace leicht absteigend sich mal anfühlen könnten wie 4er Pace.
Aber das Zeitlimit war weiterhin kein Thema.
Als Leuchte kam übrigens meine neuen Petzl Swift RL zum Einsatz und sie hielt mit adaptivem Licht die ganze Nacht durch. Wenn man in der Gruppe läuft, dann bietet der adaptive Modus echt Sparpotenzial. Und die Lampeschaltet auch schnell wieder heller wenn man den Fokus ins Dunkle richtet. Nettes Teil.
Dann kam die 16. Runde. Die 100 km wurden erreicht und viele waren an ihrem Ziel. Was man daran merkte, dass nochmal richtig Gas gegeben wurde. Zumindest soviel wie noch im Tank war. Aber ich musste meinen ja schonen.
Einsam ging es den Singletrail entlang und gerade als ich mich wunderte, dass hier noch keiner (oder kaum einer) zu Fall gekommen war, haute es mich an der letzten Wurzel auf den Boden. Nicht schlimm, nur sehr matschig schlug ich mir aber doch die Hand blutig auf. Das musste ich in der Pause verarzten lassen und verpeilte deshalb mich zu verpflegen.
Des Weiteren dünnte das Feld nun nochmal merklich aus. Jetzt waren die Spezialisten unter sich. Und ich hatte unterwegs das Gefühl wie bei einem Hungerast. Ein schlimme Runde. Trotzdem noch recht schnell, aber eben nicht schön. Mental war das fordernd. Zurück im Camp dann erstmal Cola und Süßes aufgenommen. Und die nächste Runde auch wieder besser. Des Weiteren wurde es wieder hell, bzw. war schon wieder hell, es ging auf 6 Uhr morgens zu. Und ich stieg aus. Ich hatte mir 18 Runden vorgenommen, ich fühlte mich nicht mehr so gut und dachte in dem Moment es ist der richtige Move. Meine Begleiter wollten mich zwar noch bequatschen, aber ich wollte mir den Schmerz bei den 18% einfach nicht mehr antun. Es kam wieder das zum tragen, was mir ein weiser Ultraläufer mal gesagt hat, wenn man sein gestecktes Ziel erreicht hat, dann läuft man nicht mehr weiter. Darum sollte man sich kein solches setzen. Das nächste Mal dann.
Und so endete der Halden-Mohikaner für mich nach 112,5 km und weit mehr als 3000 hm. 13:02 Stunden reine Laufzeit standen immerhin etwa 4:30 Stunden Pause entgegen. Ich war mal wieder der schnellste auf der Strecke. Das nächste Mal versuch ich dann der längste zu werden.
Der Sieger hatte am Ende 33 Runden. Ein neuer Streckenrekord.
Am Montag war ich dann locker bei mir laufen, Streakrunner eben. Es wäre die Rennstunde 51 gewesen. Unterwegs dachte ich darüber nach, ob ich noch immer laufen könnte? Und ich konnte es mir nicht vorstellen. Meine Beine schmerzten noch immer. Flach bergab war nicht mehr als 7:10 er Pace drin, bis sich etwas ein Rhythmus einstellte. Am Ende wurden es 4,5 km in 6:32.
Mental bin ich also noch nicht bereit für 50 Stunden, aber 30 könnte ich mir vorstellen. Und wenn man es sich vorstellen kann, dann kann man das auch umsetzen. Zumindest kann man es versuchen. Mal sehen. Ich werde dazu weiter an meiner Vorbereitung arbeiten müssen. Leider ging mir schon nach etwa 60km der Sprit in den Armen aus, so, dass ich meine Stöcke nicht mehr sinnvoll nutzen konnte. Morgens um vier ging mir mein KH-Getränk aus, hatte nur 3 Liter dabei. Und diverse andere Stellschrauben kann ich noch optimieren. Mal sehen, Spass hat es gemacht, meine Oberschenkel schmerzen noch immer heftig und Treppen sind Gift. Aber na ja, nach 100 km darf man sicher merken, dass man was gemacht hat. Ansonsten wärs ja auch komisch.