20. Oberelbe Marathon (OEM) 2017
Drei Wochen nach dem Leipzig M stand nun der OEM an, ein Lauf quasi vor der Haustür. Es grenzt schon fast an ein Wunder, 8-14 Grad und Rückenwind waren angesagt, die Chancen dazu in dieser Jahreszeit liegen wohl im einstelligen Prozentbereich. Wahrscheinlich die Wiedergutmachung für letztes Jahr, bei so einem Mistwetter (ganze Strecke Gegenwind mit Böen, kalt, Graupelschauer, Regen) bin ich im WK noch nie gelaufen ... Aufgrund des top Wetters war mein Minimalziel sub 3:10 (PB vom letzten Jahr sub 3:12), anlaufen werde ich auf 3:05, also etwas schneller als in Leipzig. Wenn es schief geht, egal, ist kein relevanter Lauf
.
Vortag:
Das Studieren der Pizzakarte des lokalen Anbieters am Vorabend hat mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert, es gibt eine neue Pizza … mit Namen „Bernd“! Also wenn das mal kein gutes Omen für den Rennsteiglauf ist … und gleich bestellt, die Pizza „Bernd“ mit Currywurst
(originale Thüringer Rostbratwurst + Curry-Ketchup, echter Gouda, Curry-Pulver)! War ein schöner Abend mit einem top Boxkampf, das Bier danach konnte ich mir dann doch nicht verkneifen … und so wurde es eine kurze Nacht.
WK Tag:
Aufgewacht, auf den Wecker geschaut, immerhin ein gutes Zeitgefühl … in 5 min klingelt der Wecker, aber zumindest durchgeschlafen. Mit Augenringen stand ich dann im Bad, müde und nicht wirklich bereit heute zu laufen
, am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt. Da ich vom Vorabend immer noch pappsatt war, gab‘s nur Kaffee, Orangensaft und ein halbes Butterbrötchen. Morgenwäsche, ab ins Auto und zum Bahnhof, zeitlich wie immer alles
viel zu knapp. Dort angekommen war kein einziger Läufer auf dem Bahnsteig zu sehen, nur 10-15 Wanderer … komisch, letztes Jahr waren hier einige Läufer anwesend. Dieses wurde auch beim ankommenden Zug nicht besser, beim Blick durch die Scheiben und auch nach dem Einsteigen war kein einziger Läufer zu sehen. Verunsicherung kam nun auf … falscher Tag, falsche Uhrzeit
!?! Also hoch in die erste Etage und da! … ein OEM Startbeutel, Erleichterung pur. Von der Zugfahrt gibt es nichts weiter zu berichten, außer dass ab dem Dresdner Hauptbahnhof der komplette Zug voll war (hauptsächlich Wanderer).
Nach der Ankunft am Königsteiner Bahnhof schnell raus und ab zum Beutelwagen, schönster Sonnenschein und leicht kühl, super Bedingungen! Der Startbereich / Startblock war bereits gut gefüllt, so langsam dämmerte mir nun, warum so wenig M Läufer im Zug waren. Also schnell die Schuhe fest binden, Nummer "antackern" und noch etwas Sonnenspray auf die wichtigsten Stellen. Ich hatte das Spray noch in der Hand, als vom Ansager die Durchsage kam „In drei Minuten geht es los!“ …. *
PANIK* … wieso muss ich Trottel auch den allerletzten Zug nehmen
… Den Beutel also schnell abgegeben, 50m Sprint durch die ganzen Menschen Massen in die Büsche, wieder 50m Sprint Richtung Startblock und keine 60 Sek. später ging es los. Glücklicherweise kann man beim OEM selbst kurz vor dem Start noch fast ganz nach vorn gehen, also war letztendlich alles gut.
Der Startschuss fällt und das Feld setzt sich in Bewegung. Der erste Kilometer geht direkt neben der Elbe an den Torbögen der S-Bahn entlang, Kopfsteinpflaster und wenig Überholmöglichkeiten. In den ersten Lauf Jahren habe ich mich beim WK immer geärgert auf dem ersten Km ausgebremst zu werden, mittlerweile weiß ich es besser und bin froh darüber
. Danach ging es links weg von der Elbe und schon leicht bergauf, die Hügel fangen an. Da ich dieses mal etwas flotter als letztes Jahr unterwegs war, wurde der 3:15 Ballon mit guten 15 Läufern bereits bei Km 2 überholt. Ab Km 3 schlug einem dann streckenbedingt der Wind mit voller Wucht entgegen, ich fand es erfrischend, der Läufer neben mir anscheinend nicht. Dieser fing plötzlich an mit fluchen …“Was soll das, so wird das nichts mit PB, kann nicht sein … xyz“ … den Rest habe ich nicht verstanden. Habe nur gegrinst und die Schultern gezuckt, da kann er ja richtig froh sein, dass er letztes Jahr nicht mit dabei war
. Langsam vorbei und dann nur noch mitbekommen, wie er dem nächsten Läufer seine Lebensgeschichte erzählt hat … der Kelch ist glücklicherweise an mir vorbeigegangen.
Ab Km 5 dann eine sehr schöne Sicht bei Sonnenschein auf Rathen und die Bastei, schon allein deswegen hat es sich gelohnt
. Dann ein Stück durch Rathen und bei Km 6,5 kam der kurze, aber steilste Anstieg der Strecke. Tempo rausgenommen und am 1. Getränkestand einen Trinkbecher geschnappt, bei dem Hügel verliert man eh etwas Zeit. Die langen, leicht abfälligen hunderte Meter nach dem Hügel waren dann eine schöne Entschädigung, Zeit mal kurz Tempo aufzunehmen und die Zeit wieder gut zu machen.
Zwischen Km 7-9 ein Läufer in lang/lang + Wintermütze, dazu Ohrhörer mit gut hörbarem Heavy Metal und lauten Schnaufgeräuschen. Ich mag Kälte gar nicht, aber bei dem Wetter in lang/lang
?!? Es ging ein paar Km immer hin und her, bergauf hat er mich überholt, bergab ich ihn wieder.
Danach ging es durch Obervogelgesang, mit unzähligen Wanderern die einem entgegen kamen und einigen, anfeuernden Anwohnern. Km 12-17 waren die „einfachsten“ Km, 100% Rückenwind, nur fliegen ist schöner und freie Sicht auf das Elbtal, super war‘s. Die schöne Altstadt Pirna folgte bei Km 17,5-19, die Strecke wurde dieses Jahr allerdings geändert, einige enge 90 Grad Kurven, kurze Anstiege und viel Kopfsteinpflaster. Kräftezerrend, zumindest der Einlauf auf dem Altmarkt entschädigte mit einer super Stimmung. Trotzdem war ich froh danach wieder auf dem ebenen Asphalt Radweg zu sein.
Kurz bevor der landschaftliche öde Teil ab Heidenau beginnt, wurde die 21,1 Km Marke passiert. Anders als in Leipzig war ich zu dem Zeitpunkt trotz des höheren Tempos aber immer noch richtig gut drauf, keine Müdigkeit und keine Veränderungen des Pulses … es lief so dahin. Bereits eine Weile vorher ist vor mir ein „M50“ gelaufen, groß, drahtig und athletisch (also das komplette Gegenteil von mir
), der genau dasselbe Tempo hatte. Bin nicht rangekommen, aber auch nicht abgefallen, war ein guter Bezugspunkt, wollte da unbedingt dran bleiben. Habe insgesamt nur 4-5 Getränkestände mitgenommen, so konnte ich an ihn rankommen und überholen, er hatte zu dem Zeitpunkt mit seinen Gels und Trinkbechern zu tun
. Es ging dann viele Km hin und her, mal war er vorn, dann konnte ich wieder überholen. Vom Gefühl her ist er absolut konstantes Tempo gelaufen, im Gegensatz zu mir …
Kurz vor Heidenau dann ein langsam, joggender roter Ballon Läufer, der Richtung Bahnhof unterwegs war. Konnte nur ein 3:00 Läufer sein, der warum auch immer ausgestiegen ist, hmm.
Da der Elbradweg in Heidenau für 1 km komplett gesperrt war, wurde auch dort die Strecke in die „Neben - Stadt“ verlegt, optisch auch nicht viel besser, aber war ok. Fürs Pillnitzer Schloß bei Km 28,5 hatte ich dieses Mal keinen Blick, es wurde anstrengender, auch der Puls bewegte sich ab da langsam nach oben. Irgendwo bei Km 31 kam noch mal ein Getränkestand den ich mitgenommen habe und dann kam von hinten jemand richtig angeflogen … der „M50“ … er hat im letzten Drittel ernst gemacht
. Musste ihn ziehen lassen, konnte nicht mehr folgen, in 10 Jahren krieg ich das mit dem negativen Split bei der 2. Hälfte bestimmt auch mal irgendwie hin
... so wie er.
War aber egal, ab da fing wie in Leipzig das Einsammeln einiger Läufer an, schöne Zusatzmotivation. Bei Km 35 kam dann endlich das Blaue Wunder, nur noch 7 km … „läufst du in jedem Training ganz locker“, dieses habe ich mir dann bei jedem weiteren Km eingeredet, hat funktioniert. Auch wenn es von Km zu Km immer schwerer wurde, konnte ich das Tempo einigermaßen halten, Getränkestände habe ich ab da ignoriert … im Ziel wartet ein frisches gezapftes, gekühltes Bier
!!! Bei Km 40-41 am schönen Terrassenufer entlang, wo es auch mit Trommlern noch mal etwas Action gab. Endspurt … was mir nicht gelungen ist, Km 42 war der langsamste Km insgesamt, ging einfach nicht schneller. Dann endlich vor dem Heinz-Steyer-Stadion noch mal richtige Partystimmung, war super … noch eine ¾ „Ehrenrunde“ auf der Bahn, ein kurzer „Zielsprint“ und es war geschafft! Der erste Gang war zum Bierstand, danach hinsetzen und die nächsten Einläufer anfeuern. Bei ~3:12 kam „Heavy Metal“ ins Stadion
, bei 3:14 ganz allein der 3:15 Ballon Läufer... Meine Waden haben richtig übel gebrannt, also nach kurzer Zeit doch Richtung Gepäckausgabe und ab nach Hause in die heiße Wanne.
Fazit:
Bin nächstes Jahr garantiert wieder dabei, sehr schöne Strecke, top organisiert und quasi vor der Haustür. Mit +169 Höhenmetern laut Uhr waren es sogar zwei Hm weniger als in Leipzig, hätte ich echt nicht gedacht. Bei 1.128 M Finishern unter die Top 30 zu kommen erlebt man jedenfalls auch nicht alle Tage
.
Durchschnittspuls: 84%, falls es wen interessiert
.