bones hat geschrieben:Als ich mit dem Laufen begonnen habe [...]
Früher: Freigeistige Macher gehen ihren Weg, unabhängig, unbeirrbar.
Heute: Grenzdebile Internet-Süchtige befragen ihre App, ob sie auf Toilette dürfen.
Ganz so schwarz-weiß ist die Welt ja nun auch nicht.
Früher: Ich bin 1980 auch einfach mal so losgelaufen, Adidas Trimmtrab-Schuhe, Baumwoll-Shirt, Hanhart-Stoppuhr mit 15-Minuten-Blatt. Am Anfang Trimm-Dich-Pfade, einmal rum, zweimal rum, immer volles Tempo, immer mit Endspurt, allmählich wurden die Strecken etwas länger, immer noch volles Tempo mit Endspurt, meistens alleine oder mit einem Laufkumpel, der genau so drauf war. Ein spontaner HM-Wettkampf endete im Desaster. Beim 5000-m-Lauf bei der Bundeswehr stellte ich fest, dass ich gar nicht so schlecht dabei war, also ging ich einen Tag später (!!!) auf einen Sportplatz und überlegte mir, wie ich jetzt vernünftig trainieren könnte. Ein paar Runden Voll-Speed, mehr fiel mir nicht ein, also ging ich wieder nach Hause. Verein kam nicht in Frage, hatte ich schon inklusive Funktionärsamt, und fand es in höchstem Maße spießig. Mein erstes Laufbuch las ich Mitte der 90er (Laufen von Herbert Jost), theoretisch, langweilig. Auch mit meiner damaligen we-don't-need-no-education-Attitude hätte ich sicher ein wenig davon profitiert, wenn Informationen zum strukturierten Training nur einen Mausklick entfernt gewesen wären.
Heute: Ich bezweifle, dass wirklich so viele - außer die, die hier im Forum aufschlagen

- das Laufen formal erlernen. Beispiel: Die einst große Laufgruppe bei meiner Arbeit, auch da ist man Mitte des ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends einfach noch so losgelaufen, traurigerweise gibt es die Gruppe heute nicht mehr, da alle - außer mir - verletzt das Laufen wieder aufgaben
Dass das Thema Laufen heute over-gehypt ist, steht natürlich außer Zweifel, dennoch bin ich vorsichtig optimistisch, dass die meisten Volljährigen noch ganz gut zwischen Bullshit und sinnvollem Spielzeug entscheiden können, auch wenn man speziell hier im Forum manchmal einen anderen Eindruck bekommen möchte.
Opa, der barfuß von Stalingrad nach Hause gejoggt ist, ist genauso ein Klischee wie der gehirnbefreite 'app addict'.
Gee