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Der Anfänger und das Übertraining – wann wie weit am Anfang?

Der Anfänger und das Übertraining – wann wie weit am Anfang?

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Hallo,


ich wollte Fragen, wie viele Laufkilometer am Anfang nach ca. 8 Wochen gut verträglich sind. Also ob es da allgemeine Richtlinien gibt, oder eben Erfahrungen, auch, ab wann es zu viel wird oder werden kann.
Mir ist klar, dass das individuell unterschiedlich ist, aber grobe Richtlinien wird es sicher geben, oder? Oder zumindest verschiedene Erfahrungen, die auch hilfreich sein könnten?


ich habe vor ca. 9 Wochen mit dem Laufen angefangen und frage mich nun, ob ich tatsächlich den typischen Anfängerfehler gemacht habe, zu rasch zu viel zu wollen. Momentan befinde ich mich in meiner selbst auferlegten Pausen-Woche, die bis Mittwoch Bestand haben soll. Heute fühlt es sich aber schon fast wieder gut an, die Beine jucken schon und lechzen fast danach, sich laufend betätigen zu dürfen.
Aber nein, der Kopf sagt, es ist Pause. Also ist Pause.





Nun hole ich noch ein bisschen aus...und übertreibe es ganz gewiss auch ein bisschen...entschuldigt die impertinente Länge des Textes, die eigentliche Frage steht ja schon oben für sich und ab dem Abschnitt "Schuh-Kauf" ist alles Weitere für die Fragestellung wohl auch nicht mehr sooo relevant.





Es fing damit an, dass meine Füße während des Laufens plötzlich taub wurden/einschliefen. Bevor ich jedoch eine andere Schnürung der Schuhe und dann ggf. andere Schuhe ausprobieren konnte, hatte ich dann auf einmal auch am nächsten Tag ein leichtes Taubheitsgefühl im Fuß. Das wurde zwar besser und ging schließlich auch weg, jedoch übernahm dafür quasi ein leichtes Ziehen in den Bändern, das sich aber nach vertrautem Stark-Muskelkater anfühlte. Also es fühlte sich tatsächlich nach Überlastung an. Bei meinem letzten Lauf vor nun knapp einer Woche habe ich auf dem letzten Kilometer meine Schuhe etwas lockerer gebunden und bin dann wohl ein bisschen mehr auf dem Vorfuß gelaufen, vielleicht ist das eine Erklärung. Vielleicht.


Denn ich frage mich eben, wie es sein kann, dass es plötzlich aus heiterem Himmel zu viel gewesen sein soll. Ich bin 28, 178cm, 76kg, habe zwar lange keinen richtigen Sport mehr gemacht, fahre aber immerhin ein bisschen Fahrrad (eine 15km-Strecke regelmäßig) und bin auch nicht ganz so Geh-Faul. Ich bin 2-3 mal in der Woche Laufen gegangen, meist nur zweimal. Seitdem ich Laufschuhe habe, hatte ich am Tag nach dem Laufen nicht mal Muskelkater, nichts. Beim Laufen selbst war auch immer alles gut und danach waren die Beine mal etwas schwer, aber, wie gesagt, am nächsten Tag gab es nicht mal Muskelkater



Ich habe (meiner Wahrnehmung nach) auch sehr drauf geachtet, nicht zu viel zu machen. Ich bin nicht so gelaufen, wie ich gekonnt hätte. Ich habe mich jetzt auf 6 km hochgelaufen und bei meinem letzten Lauf ohne einschlafende Füße habe ich auf dem Rückweg noch mal ein bisschen Gas gegeben, weil ich gemerkt habe, dass ich noch gar nicht wirklich ausgepowert bin (und das war nicht auf den letzten Metern oder so, ich laufe zum Schluss immer langsam, locker aus).


Ich habe auch gelesen, dass gerade bei Fahrradfahrern ein gewisses Gefahrenpotential besteht, weil eben bereits mehr Ausdauer da ist als dass die Muskeln, Gelenke, Bänder und Sehnen sich an die neue Art der Belastung gewöhnt hätten. Deswegen war ich – meiner Ansicht nach – sehr vorsichtig und zurückhaltend.
Aber Pustekuchen.

Andererseits habe ich hier oft gelesen, dass man die Strecke wöchentlich nicht mehr als 10 Prozent steigern soll und mir dann mal überlegt, dass ich nach ca. 8 Wochen die Kilometer verdoppelt bis verdreifacht habe...so gesehen wäre das dann nicht so verwunderlich. Nach der Empfehlung hätte ich ja quasi nur 80 Prozent Steigerung haben dürfen und nicht 100-200 Prozent...



Oder kann man das am Anfang so nicht sagen?

Als Anfänger 6 Kilometer Strecke (mit einer Pace von ca. 6,3 – also nicht sonderlich schnell, aber immerhin auch kein schnelles Spazierengehen) in ca. 8 Wochen – das kann doch nicht zu viel sein, oder?



Mir ist schon bewusst, dass das natürlich individuell unterschiedlich ist. Selbst, wenn das durchschnittlich für die Muskeln, Gelenke, Bänder und Sehnen eines Anfängers völlig unproblematisch ist, nach ca. 8 Wochen 6 Kilometer zu laufen, muss das natürlich nicht für mich gelten.
Trotzdem wollte ich diese Frage mal stellen. Wann wie weit ist am Anfang noch verträglich? Solch ein Anfängerplan á la „5km in 12 Wochen“ richtet sich doch eher an Leute, die von der Puste her noch nicht so lange durchlaufen können, oder? Also die Gehpausen bzw. abwechselndes Laufen und Gehen zielt doch auf den Konditionsaufbau ab und weniger auf die Gewöhnung von Muskeln, Gelenke, Bänder und Co., oder? Oder sehe ich das völlig falsch?


Davon abgesehen könnte das bei mir natürlich auch an den falschen Schuhen liegen. Das ist definitiv eine durchaus realistische Möglichkeit.





Der Schuhkauf


Weil ich, schlagt mich nicht, mich nicht habe beraten lassen, sondern einfach die Schuhe gekauft habe, die sich gut anfühlten und nicht zu teuer waren. Da ich davor aber noch dümmer war und mit normalen Turnschuhen gelaufen bin, fühlten sich die Laufschuhe mit echter Dämpfung plötzlich schon an, als würde ich auf Wolken laufen.

Noch mal davor war ich sogar am Dümmsten: Das erste mal gelaufen bin ich mit alten Sport-Schuhen, die ich noch aus früheren Kung-Fu-Zeiten habe. Sehr leicht und sehr dünne Sohle...als ich das erste Mal von Barfußschuhen fürs Laufen gelesen habe, wurde mir klar, wie dumm es war, mit diesen Schuhen zu beginnen :klatsch:



Entsprechend grausam war auch mein erster Lauf, der zwar 18 Minuten dauerte, aber zwei, dreimal unterbrochen werden musste, weil alles weh tat und ich mich dehnen musste. Danach gab es eine ganze Woche lang vor allem Rückenschmerzen.

Beim zweiten Lauf hatte ich dann normale Turnschuhe an und das war schon viel besser. Bis ich dann so viel Vernunft annahm, mir richtige Laufschuhe zu holen. Wollte mich sogar beraten lassen. Richtig mit Laufbandanalyse, obgleich ich da sehr skeptisch war/bin. Da Schuhe-Kaufen aber auf meiner Beliebtheitsskala sehr, sehr weit unten rangiert (in meiner personalisierten Hölle müsste ich den ganzen Tag Schuhe kaufen), wollte ich dann doch einfach stumpf zu Runners Point gehen und alles weitere in die Hände eines kundigem Mitarbeiters geben.

Den musste ich aber erst einmal finden. Die angeblich einzige kundige Mitarbeiterin war gerade mit einem anderen Kunden beschäftigt Sie stand hinter einem Computer, der aussah, wie eine billige Film-Attrappe und ließ einen Kunden laufen. Ich weiß nicht, wieso, aber das schien mir alles so unprofessionell und fast surreal, es hatte einen Hauch von Jahrmarkt: eine Runde auf diesem ominösem Band und meine Kristallkugel sagt, welche überteuerten Schuhe Sie von mir kaufen müssen!

Das mag völlig ungerechtfertigt sein, keine Frage. Vielleicht ist die Frau hoch kompetent und der ominöse Spielzeug-Monitor-Kasten passt für die meisten einfach optisch gut da hinein.

Mir schien das aber alles zu komisch, also floh ich. Da ich mich kenne, wusste ich, dass das ganze Projekt Laufen auf der Kippe stand. Da hatte ich mich nun schon zu dem unbeliebten Schuh-Kauf aufgerafft und durfte nicht mit leeren Händen heimkehren. Also ging ich in das nächste Sportgeschäft zur Laufschuhabteilung und kaufte mir einen normalen Laufschuhe mit Dämpfung für 50 oder 60 Euro, wohl wissend, dass diese vielleicht völlig untauglich für mich sein könnten.

Und doch war das Laufen mit ihnen von Anfang an toll, eine große Erleichterung. Beim ersten Mal bin ich gar unwillkürlich viel zu schnell gelaufen, sodass ich etwas außer Atem kam. Das ging 4 Wochen lang gut, bis dann plötzlich der eine Fuß einschlief.


Also vielleicht doch Probleme, weil zu dumm zum Schuhe kaufen? :klatsch: :wink:



Noch mal Verzeihung für diesen schamlos langen Text. Da ist es mit mir durch gegangen...vielleicht, weil ich heute nicht laufen kann und mich so immerhin noch mit dem Laufen beschäftigen kann.



Danke fürs Lesen, falls jemand es alles liest. :)

2
Na ja, die Beschwerden kommen meistens zeitversetzt.

Zur Laufstrecke: 3x 6 km ist ok.
Du bist jung, nicht übergewichtig, das sollte schon klargehen.

Wie weiter?
Du kannst z.B. immer 4 Wochen einen Umfang machen und dann steigern.
Dann wieder 4 Wochen usw.

Zu den Schuhen:
Das ist natürlich schwer zu sagen.
Was hast du denn genau für Schuhe gekauft?
Wenn die eine falsche Stütze irgendwo haben, wo du keine brauchst ...
Die meisten Schuhe heute sind allerdings ziemlich massentauglich und sollten bei so geringen Umfängen kein Problem darstellen.
Das kann auch einfach ein normales Anpassungsproblem sein.

Ich würde sagen:
Einfach weitermachen! :)
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Live simple, train hard.
Running is a superpower.

3
Moin,

ziemlich viel Text... Mir fällt nicht zu allem etwas ein, aber ein paar Punkte herausgegriffen:

Fang' nicht an, an deinem Laufstil rumzubasteln, nur weil du irgendwo irgendwas gelesen hast. Laufe ohne nachdenken so, dass es sich spontan gut anfühlt.

Deine Umfangssteigerung ist schon OK. Jede Woche 10% bedeutet nach 8 Wochen das 2,14-fache des Anfangswerts. Schau' mal in deinem alten Mathebuch nach Zinseszinsrechnung.

Die Laufpläne "5km in 12 Wochen" sind für die Puste und für die Anpassung! Man sollte sie befolgen.

Ferndiagnose deiner Schlappen ist mir nicht möglich. Mit der Schnürung kann man schon etwas verbessern, aber grundsätzliche Fehlanpassungen sind damit nicht zu beheben. Vielleicht doch mal aufs Laufband mit der Glaskugel? Schuhe aus dem Fachgeschäft kosten um die €100 - 150,-. Die Schuhe halten 1000 - 1500km. Bei deinem Anfänger-Laufumfang sind das min. 2 Jahre. Das sollte dir der Spaß wert sein. Abgesehen davon bekommst Du Hinweise darauf, welchen Typ von Schuh du prinzipiell bevorzugen solltest. Später kannst Du dann mit diesem Basiswissen und etwas Erfahrung die Schuhe selber aussuchen. Ausserdem verändert sich das mit zunehmendem Trainingsstand, da die Muskulatur stabiler wird und weniger Führung braucht.
(Du solltest übrigens 2 oder mehr Paare im Wechsel tragen, möglichst unterschiedliche Modelle.)

Ein paar Wehwehchen zu Anfang sind normal, nur sollten sich Beschwerden nicht verfestigen. Nach einer Pause sollte nicht wieder die gleiche Stelle anfangen zu schmerzen.

Viel Erfolg
Denke nicht über die Lösung nach, sondern über das Problem. :idee2:Die Lösung ergibt sich dann von selbst.

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Erst einmal Danke für die Antworten.



[quote="blende8"] Na ja, die Beschwerden kommen meistens zeitversetzt. [/quote]

Sehr heimtückisch von den Beschwerden, aber in meinem Fall ein Stück weit beruhigend.


[quote="blende8"]
Du kannst z.B. immer 4 Wochen einen Umfang machen und dann steigern. [/quote]


Daran werd’ ich mich erstmal orientieren. Etwas mehr Tempotraining dürfte ich ohnehin gebrauchen können. Auch, wenn ich schon gemerkt habe, dass ich wohl auf längeres Laufen stehe.


[quote="blende8"]
Was hast du denn genau für Schuhe gekauft?
Wenn die eine falsche Stütze irgendwo haben, wo du keine brauchst [/quote]


Ich habe die Pro Touch Chicago III M.
Die haben eigentlich keine Stütze, sondern nur Dämpfung und zu Anfang fühlten sie sich auch gut an.
Naja, mal schauen, wie sie sich morgen anfühlen :wink:


[quote="blende8"]
Die meisten Schuhe heute sind allerdings ziemlich massentauglich und sollten bei so geringen Umfängen kein Problem darstellen.
Das kann auch einfach ein normales Anpassungsproblem sein. [/quote]

Gut zu hören.




@Leiderkeinkenianer


[quote="Leiderkeinkenianer"]
Fang' nicht an, an deinem Laufstil rumzubasteln, nur weil du irgendwo irgendwas gelesen hast. Laufe ohne nachdenken so, dass es sich spontan gut anfühlt. [/quote]

Mach’ ich auf keinen Fall und mach’ ich auf jeden Fall. Ich laufe, wie es sich gut anfühlt und habe keineswegs vor, mich durch Übertheoretisieren verrückt zu machen.


[quote="Leiderkeinkenianer"]
Deine Umfangssteigerung ist schon OK. Jede Woche 10% bedeutet nach 8 Wochen das 2,14-fache des Anfangswerts. Schau' mal in deinem alten Mathebuch nach Zinseszinsrechnung. [/quote]


Stimmt. Da kommt das alte Mathebuch angeflogen und schlägt sich mir selbst um die Ohren :klatsch:



[quote="Leiderkeinkenianer"]
Die Laufpläne "5km in 12 Wochen" sind für die Puste und für die Anpassung! Man sollte sie befolgen. [/quote]

Das hieße aber ja, dass ich doch zu schnell zu viel gemacht habe, oder?


[quote="Leiderkeinkenianer"]
Ferndiagnose deiner Schlappen ist mir nicht möglich. Mit der Schnürung kann man schon etwas verbessern, aber grundsätzliche Fehlanpassungen sind damit nicht zu beheben. Vielleicht doch mal aufs Laufband mit der Glaskugel? Schuhe aus dem Fachgeschäft kosten um die €100 - 150,-. Die Schuhe halten 1000 - 1500km. Bei deinem Anfänger-Laufumfang sind das min. 2 Jahre. Das sollte dir der Spaß wert sein. Abgesehen davon bekommst Du Hinweise darauf, welchen Typ von Schuh du prinzipiell bevorzugen solltest. Später kannst Du dann mit diesem Basiswissen und etwas Erfahrung die Schuhe selber aussuchen. Ausserdem verändert sich das mit zunehmendem Trainingsstand, da die Muskulatur stabiler wird und weniger Führung braucht.
(Du solltest übrigens 2 oder mehr Paare im Wechsel tragen, möglichst unterschiedliche Modelle.)
[/quote]

Durchaus plausibel. Ich denke auch, dass ich über kurz oder lang nicht um das Laufband mit Glaskugel herumkomme.
Und sei es nur, um mehr Basiswissen zwecks eigenständigem, unabhängigen Schuhkauf anzueignen...naja.




[quote="Leiderkeinkenianer"]
Ein paar Wehwehchen zu Anfang sind normal, nur sollten sich Beschwerden nicht verfestigen. Nach einer Pause sollte nicht wieder die gleiche Stelle anfangen zu schmerzen.
[/quote]

Das wollen wir für morgen mal hoffen :)

Obwohl meine schönen Feldwege voll mit Schnee bzw. Matsch sein werden und meine Beine Asphalt noch nicht so gewohnt sind. Naja mal schaun. Durch den Schnee zu laufen hat sicherlich auch was.

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