Banner

"Laufgedächtnis" - gibt es das wirklich

"Laufgedächtnis" - gibt es das wirklich

1
Hallo,

ich habe jetzt schon ein paar mal gelesen, dass sich der Körper nach einer Laufpause "an seine alten Leistungen" erinnert und es somit einen Vorteil beim erneuten Training gibt.

Ist das wirklich so?

Wie lange hält so was an 1 Jahr, 5 Jahre, 10 Jahre oder noch länger?

Sind das nur subjektive Empfindungen oder gibt es dazu auch Studien die einen schnelleren Fortschritt bei Wiedereinsteigern belegen?

Ich finde das ist ein intersantes Thema, dass mich aktuell auch ein wenigbetrifft. Ich bin nach ca. 15 Jahren mit wenig bis gar keinen Sport seit einigen Wochen wieder aktiv. Früher habe ich sehr intesiv Leistungssport betrieben.

Was ich aktuell an mir beobachte ist zumindest (persönliches Gefühl) dass ich mich immer noch sehr nahe an meine Leistungsgrenze (die mittlerweile zwar ganz unten ist) ranbringen kann. Vielleicht ist das ja der Hauptgrund für dieses "Langzeitgedächtnis.

LG

Uwe

PS: Ich hoffe dazu gibt nicht schon einen faden, ich hab zumindest keinen gefunden.

2
Man muß da sicher unterscheiden zwischen Körper, Verstand und Gefühl:

1. Beim Körper ist dieses "Gedächntnis" am kürzesten, und zwar in umgekehrter Reihenfolge des "Lernens": Die Sehnen und Gelenke brauchen am längsten zur Gewöhnung, aber auch am längsten zur Abgewöhnung. Nach 15 Jahren aber bist Du da jedenfalls wieder am Anfang.
2. Gefühl: Warum sollte das beim Laufen anders sein als beim Schwimmen, Radfahren usw.? Einmal gekonnt, verlernt man die Grundlagen eigentlich nie und ist deswegen recht schnell wieder "drin".
3. Verstand: Vieles von seinem Wissen kann man auch nach Jahren/Jahrzehnten noch abrufen. Das hilft zusammen mit dem Gefühl, sehr viel schneller wieder Anschluß zu finden.
Gruß vom NordicNeuling

4
Ich versteh gar nicht, was du meinst, wenn du schreibst, dass du sehr nahe an eine Leistungsgrenze kommst?

Ist es nicht das Wesen einer Grenze, dass man sehr nah rankommt, aber eben nicht drüber?

Du verortest diese Grenze sehr niedrig (sprich: hältst dich für momentan wenig leistungsfähig), kommst aber an diese niederige Grenze sehr nah ran und meinst, das kämest du, weil du mal "Leistungssportler" warst, in einer früheren Dekade?

Ich halte das für Quatsch. Und irgendwie glaub ich, dass es dabei letzenendes um einen irgendwie berechneten Maximalpuls, einen gemessenen Puls und irgendwelche hanebüchenen Schlussfolgerungen aus beidem geht.

Um die Sache mal ein wenig auf die Füße zu stellen: Von welcher Leistung reden wir, welche Strecke in welcher Zeit, und wo meist du da dann deine Vergangenheit als "Leistungssportler" (welcher Sport, welches Niveau?) zu erkennen?

Im allgemeinen gibt es wunderschöne Ansätze, sich den Verlust der einstmals vorhandenen Sportlichkeit schönzureden.

5
crsieben hat geschrieben:Ich versteh gar nicht, was du meinst, wenn du schreibst, dass du sehr nahe an eine Leistungsgrenze kommst?
Ich verstehe das schon. Ich habe auch nach langer Sportabstinenz angefangen, zu laufen. Und mir hat die Erfahrung aus meiner Jugend sehr dabei geholfen, mich "auszubelasten". Gerade Späteinsteigern fällt es meiner Beobachtung nach schwer, an Ihre körperliche Leistungsgrenze zu gehen, wenn sie dies vorher nie getan haben. Dass jemand, der in der Jugend regelmäßig trainiert hat, hier einen Vorteil hat, halte ich für nachvollziehbar. Dummerweise hilft dieses "Gedächtnis" den Knochen, Gelenken und Sehnen nicht. Und der Verstand kann einem da auch schonmal eine Falle stellen. Ein halbes Jahr nach meinem (ersten) Wiedereinstieg hatte ich eine Knie-OP...

crsieben hat geschrieben:Ich halte das für Quatsch. Und irgendwie glaub ich, dass es dabei letzenendes um einen irgendwie berechneten Maximalpuls, einen gemessenen Puls und irgendwelche hanebüchenen Schlussfolgerungen aus beidem geht.
Wenn es "hahnebüchen" ist, wie Du schreibst, verstehe ich nicht, wie es darum gehen soll. Warum es hanebüchen ist, verstehe ich auch nicht. Was aber wohl klar ist, ist, dass es bei Anfänger sehr schwierig ist, den Maximalpuls zu ermitteln, da sie sich in der Regel (s.o.) nicht bis zu diesem belasten können. Und das allein das Wissen um den Maximalpuls nichts über die Leistungsfähigkeit aussagt, sollte auch klar sein.
crsieben hat geschrieben:Im allgemeinen gibt es wunderschöne Ansätze, sich den Verlust der einstmals vorhandenen Sportlichkeit schönzureden.
Wie Du das in die Fragestellung hineininterpretiert hast, erschließt sich mir nicht.

Grüße,
Markus

6
Hallo crsieben,

ich will hier nichts schönreden. Mir ist vollkommen besusst, dass ich durch 15 Jahre sportlichen nichstun (die Gründe sind vollkommen egal) leistungsmäßig auf dem Niveau eines Nichtsporlers/Anfängers bin. Ich hab vor 6 Wochen nicht länger als 5 Minuten am Stück mit einer Pace von 8min/km laufen können. Innerhalb von zwei Wochen war ich dann von dieser Ausgangsposition wieder in der Lage 5 km am Stück in 40 Minuten zu laufen, ohne dass ich danach total fertig war. Bei diesen Läufen gab es immer wieder Momente an denen ich am liebsten aufgehört hätte aber dann doch noch ein Stück weitergelaufen bin und danach ging es wieder viel einfacher. Dies meinte ich mit Leistungsgrenze, als ganz subjektives Gefühl, nicht mehr zu können. Dies werden die meisten Leistungssportler schon erlebt haben wenn man meint es geht nichts mehr dann aber doch noch ein Intervall drauf zu setzen.

Leistungsgrenze ist hier wohl der falsche Ausdruck, den inneren Schweinhund überwinden trifft es wohl besser. Ich laufe aktuell ohne Pulsuhr, oder ähnliches. Alles reines Körpergefühl, kein Maximalpuls. Grad mal eine Uhr und die Streckenlängen kenne ich alle auswendig. Da brauch ich auch nichts nachzumessen.

Aktuell laufe ich 2-3x die Woche 5km und 1x 8Km am Stück mit einer Pace zwischen 7Min/km und 8 min/km nach Lust und Laune ohne große Anstrengung. Zusätzlich gehe ich noch 2x Rad fahren. Dort gehe ich öfter mal auf Tempo um mich zu verausgaben. beim Laufen bin ich noch vorsictig, da ich den passiven Bewegungsapparat nicht überlasten möchte.

Die alten Leistungen tun hier gar nichts zur Sache, was das war und in welchem Umfang.

Jetzt will ich einfach nur mich Bewegen und spüre auch wieder die alte Freude an der Bewegung. Ziele hab ich (bis auf 5kg weniger) aktuell keine.

LG
Uwe

7
Hallo,

erinnern ja, Vorteile anfangs nein.
Wenn man der Einteilung Körper, Gefühl und Verstand folgen möchte, dann konnte der Körper nicht, das Gefühl sagte "Das ist zu lahm" und der Verstand sagte vorsichtshalber nix. Es folgte eine Verletzung nach der anderen. Und irgentwann einigten sich Körper und Verstand auf ein moderates Tempo und das Gefühl war beleidigt. Dafür blieben die Verletzungen aus und das Gefühl kriegte sich dann auch wieder ein. Und das mit dem Vorteil kam danach erst zum Tragen.

Tom
Tom

8
ElVa hat geschrieben:Hallo,

erinnern ja, Vorteile anfangs nein.
Wenn man der Einteilung Körper, Gefühl und Verstand folgen möchte, dann konnte der Körper nicht, das Gefühl sagte "Das ist zu lahm" und der Verstand sagte vorsichtshalber nix. Es folgte eine Verletzung nach der anderen. Und irgentwann einigten sich Körper und Verstand auf ein moderates Tempo und das Gefühl war beleidigt. Dafür blieben die Verletzungen aus und das Gefühl kriegte sich dann auch wieder ein. Und das mit dem Vorteil kam danach erst zum Tragen.

Tom
der ist gut :hihi:

9
Im Prinzip bleibt immer ein bischen übrig selbst wenn man 50 Jahre nichts macht, aber wie schon geschrieben wurde, ist das bischen wohl kaum mehr als Nichts wenn man rein auf Muskeln, Kreislauf, Bändern, Knorpel,... betrachtet.

Wo denke ich, wirklich ein gewisser Effekt bleibt, wenn gleich auch der über die Jahre nach lässt, ist zumindest der Laufstiel (effizientes Laufen) und die damit verbundene ansteuerung der Muskeln.

Auch kann ich mir vorstellen das ein gewissen Körpergefühl bleibt, dass heißt man kann eher einschätzen ob man sich im gerade im 1k-Tempo oder M-Tempo befindet.

Auch ein Teil der Mentalenstärke wird bleiben was ein Vorteil sein kann.

Ich kann mir auch vorstellen das man wenn man mal gelaufen ist, viel schneller wieder schnell/fitt wird, als ein Nichtläufer.
Das Problem ist das dieses schnelle steigern wieder voll auf die "schwachen" Gewebe(Bänder,Knorpel,...) geht.

10
oskar999 hat geschrieben:Hallo,

ich habe jetzt schon ein paar mal gelesen, dass sich der Körper nach einer Laufpause "an seine alten Leistungen" erinnert und es somit einen Vorteil beim erneuten Training gibt.

Ist das wirklich so?
I.
Ja, zumindest im Bodybuilding ist das auch schon beschrieben worden: Athleten, die nach einem Unfall mit dem Training aussetzen mußten, in der Trainingspause bis zu 20 kg abgenommen haben und nach Aufnahme des Trainings diese 20 kg in relativ kurzer Zeit wieder antrainiert haben. Der Körper hat sich quasi an seine alte Form erinnert.

11
Ist sicher individuell sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig.
Ich habe jetzt nach 20 Jahren wieder mit dem Sport angefangen. Sicher kommt das Wissen und Körpergefühl von einst einem heute entgegen, jedoch liegt darin auch immer die Versuchung mehr zu machen also man sollte. Aus der Sicht muss man als "Ex-Sportler" beim Wiedereinstieg sicher auch vorsichtiger sein und sich selbst zügeln lernen.
Der Vergleich zu bisher Nichtsportlern fällt mir jedoch schwer, da man sich doch sehr schlecht in die Haut eines anderen versetzten kann.
Man hat als Wiedereinsteiger sicher auch Vorteile, wenn es um die Planung geht und den Sport als Routine in den Alltag einbaut, man ist halt doch sehr schnell wieder im alten Rhythmus drin. Ich muss mich nie überwinden um eine Einheit anzugehen, da gibt es keinen inneren Schweinehund, der einen zu demotivieren versucht.
Vorteile hat man aber auch in anderen Bereichen, z.B. auch im Umfeld, Menschen, die gern Sport machen haben nun mal auch viele Sportler im Freundeskreis. Wenn man nach langjähriger Auszeit wieder einsteigt, hat man immer noch die Kontakte und somit auch Menschen, die einem Unterstützen, Tipps geben u. co. Das sind zwar alles psychologische Aspekte, aber ihren Wert darf man nicht unterschätzen.

Wenn man in der Kindheit und Jugend viel Sport gemacht hat, also in den Wachstumsphasen, dann hat das natürlich auch den Körperbau mit beeinflusst. Auch wenn der Effekt längst verpufft ist und man auf dem Stand eines Nichtsportlers sich befindet so wurde das Skelett dementsprechend damals geformt. Was nun von einst übrig geblieben ist hängt jedoch sehr von der Lebensweise ab.
Wenn ich z.B. in den letzten 20 Jahren 50kg zugenommen hätte, derweil vielleicht auch frauentypisch zu kleine und zu hohe Schuhe angezogen hätte, so wären heut meine Füße als auch meine Gelenke zu geschädigt als das es die Prägung aus der Jugend wett machen könnte. Da dies jedoch nicht der Fall war, fällt der Wiedereinstieg auch körperlich einfach. Wenn man dann auch noch so simple Dinge wie richtige Körperhaltung u. co nie abgelegt hat, dann hat man davon sicher auch einen gewissen Vorteil gegenüber jenen, die nie bewusst auf ihrer Körperhaltung geachtet haben. Das Wissen von einst hilft natürlich auch heute z.B. wenn es um unterstützende Übungen geht, ein Nichtsportler muss alle Ausführungen erst lernen, während Ex-Sportler meist noch wissen wie es ging und was dabei eine falsche Haltung ist. Wenn man also zwischenzeitlich seinen Körper nicht all zu sehr geschädigt hat und auf die Erfahrungen zurückgreift, dann hat man natürlich auch schneller Erfolge als jemand der erst mal alles Komplett neu lernen muss.

Letztendlich ist es aber egal. Mir persönlich würde es keine Motivation bringen schneller Fortschritte zu machen als ein bisheriger Nichtsportler. Sich am Anfang mehr oder weniger Durchbeißen muss auch jeder, höhen und tiefen wird wohl auch jeder haben. Nach einem Jahr kann dann auch ein bisheriger Nichtsportler trotzdem deutlich mehr Fortschritte gemacht haben als ich.

12
Marginal relevant:
Im neuen Pfitzinger steht, dass ältere Läufer ihre Form in einer Pause nicht so schnell verlieren und auch schneller wieder auf das alte Niveau kommen als junge Läufer.
Meine begrenzte Erfahrung (bisher eine längere Pause: 6 Wochen gar kein Sport, davor noch 2 Wochen sehr wenig) scheint das zu bestätigen.
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Never stop.
No.Status.Quo.

13
Ich habe vor 10 Jahren (mit 55 Jahren) nach für mich recht gutem Trainingsstand verletzungsbedingt pausieren müssen. Diese Pause hat sich berufs- ... nein, eher faulheitsbedingt auf 9 Jahre ausgedehnt. Vor knapp 9 Monaten habe ich mit dem Laufen wieder angefangen. Wegen recht gut geführter Trainingstagebücher konnte ich meinen jetzigen Wiedereinstieg sehr detailliert mit einem von 2002 vergleichen - im Ergebnis verheerend ! Ich laufe meiner damaligen Form meilenweit hinterher, werde sie wohl nie mehr auch nur halbwegs erreichen.

Was mir trotzdem hilft, ist die Erfahrung, mit stetem Training Dinge erreichen zu können, die erstaunlich kurz vorher noch unerreichbar schienen. Aber von der Vorstellung, ich könnte wegen zurückliegender Lauferfahrung schneller wieder reinfinden, habe ich mich endgültig verabschiedet. Trotzdem laufe ich nun ständig Gefahr, mit der Brechstange Dinge durchboxen zu wollen, die mir damals mehr oder weniger so zufielen.

Klar, ich bin jetzt 65 J. alt, da sieht alles etwas anders aus, als wenn man mit 35 J. wieder einsteigt. Vielleicht verrätst du mal dein Alter und auch Größe/Gewicht, damit die Diskussion Hand und Fuß bekommt.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.
Antworten

Zurück zu „Anfänger unter sich“