Na wenigstens hast du jetzt mal eine klare Diagnose, das ist auch schon was wert.
Achillessehnenansatz: Hat dir der Doc da spezielle Anweisungen zur Ausführung der Treppenübung gegeben ? In
diesem Faden weiter oben hatte ich mal eine Studie verlinkt, welche sich speziell mit den Problemen am Sehnenansatz ("Insertional Achilles Tendinopathy") befasste. Danach soll man das Absenken unter Last gerade
nicht auf der Treppe machen, wo die Ferse sich noch unter das Zehenniveau absenkt, was bei der "normalen" AS-Problematik ("Midportion Achilles Tendinopathy", 2 bis 6 cm überm Ansatz) ja explizit erwünscht ist. Und auch die normalerweise hilfreiche zusätzliche Durchführung mit gebeugtem Knie scheint bei Ansatzproblemen eher kontraproduktiv zu sein.
Ich selbst laboriere derzeit genau im Grenzbereich herum. Meine aktuelle Achillesreizung befindet sich etwa 2 bis 3 cm oberhalb des Sehnenansatzes (zum Glück knapp über der Fersenlasche meiner Lauf- und anderer Schuhe), und zwar leicht schwankend - mal verdammt dicht dran am Ansatz, mal etwas weiter weg, aber direkt am Ansatz bisher nicht. Anfangs, d.h. in den ersten drei Wochen, war ich da unsicher und habe ständig gewechselt. Exzentrisches Training auf dem Boden ging schnell besser (Schmerz: 3 bis 4 von 10). Dann vorsichtig auf der Treppe, stärker abgesenkt, bescherte mir abrupt stechenden Schmerz (7 von 10), der mich dann auch danach anhaltend behinderte. Dann blieb ich mal konsequent eine Woche lang am Boden und da hat sich die Sache dann nachhaltig verbessert (2 bis 3), aber leichte Einschränkung beim Gehen war immer noch da.
Seit 5 Tagen bin ich wieder auf der Treppe, aber jetzt ganz vorsichtig. Ich turne ja auf der untersten Stufe und habe mir vor dieser Stufe aus Holzklötzen ein kleines Podest gebaut, welches den Abwärtshub der Ferse hart begrenzt. Bis gestern waren das -19mm unterhalb der Stufenoberfläche und das ging sehr gut, auch nachdem ich vorgestern wieder meinen ersten bescheidenen "Lauf" von 3 km hatte. Heute habe ich, nach weiterer Verbesserung, das Podest mal auf -28 mm verringert, ging auch wieder super. Fühlt sich zwar wieder etwas angespannter an (2 bis 4), aber zum Einschießen des fatalen stechenden Schmerzes ganz unten kommt es nicht. Scheint mir genau das optimale Schmerzniveau zu sein, denn hier gilt tatsächlich: "No pain, no gain". (Wenn der Schmerz weg ist, soll man ja einen Rucksack mit Gewichten aufsetzen, um die Belastung zu erhöhen.)
Und immer schön Eis nach jeder Belastung. Im Hause Rennkartoffel hört man derzeit öfter mal den Dialog: "Schatz, kannst du bitte mal kurz XYZ ?" "Geht leider nicht, liege gerade auf Eis."
Freilich, das alles ist jetzt nur Probiererei und Gebastel für mich, ohne jeden Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Aber den kann bei diesem verfahrenen Thema sowieso niemand für sich erheben. Ein wenig probieren wirst auch du müssen - vor allem aber einen langen Atem bewahren, nämlich mindestens 3 Monate lang täglich üben.
Zur Schmerzskala 0 bis 10: Damit kämpfe ich auch immer, weil die natürlich rein subjektiv ist und stark vom Grad der eigenen Wehleidigkeit geprägt. Auf die absolute Zuordnung kommt es mir aber auch weniger an. Ich bemühe mich in meinen Aufzeichnungen vor allem, gleich empfundenen Schmerz auch immer gleich zu bewerten, egal ob Dr. X oder Prof. Y denselben Wert wählen würde. Und schon das ist schwer genug. Mir geht es vor allem darum, Veränderungen verlässlich zu erfassen. Für mich gilt so etwa folgendes:
0: Ich merke absolut gar nicht, auch nicht das leiseste Unbehagen (das gesunde Bein ist dafür eine gute Referenz)
1: Wenn ich drauf achte, spüre ich ein Unbehagen, aber keinen Schmerz
2: erster leiser Schmerz, eher nur ein ganz leichtes Ziehen
3: etwas stärker
4: deutliches Ziehen, aber immer noch gut aushaltbar, ohne zu leiden oder versucht zu sein, Vermeidungshandlungen zu begehen.
5: erstmals deutlich unangenehm, möchte ich mir für die Dauer einer Einheit (3x15 Wiederholungen) nicht antun. Als Anlaufschmerz morgens ok, sollte beim zweiten Durchgang aber schon deutlich nachlassen (tut es auch immer). Ansonsten würde ich über Erleichterungen nachdenken, was ich mit dem Verbleib auf dem Boden auch so gemacht habe.
6: ...
7: Den oben beschriebenen unangenehm stechenden Schmerz habe ich mal hier einsortiert, aber bei einem derartigen Schmerz die Übungen ohne vorübergehende Erleichterungen durchzuziehen, empfinde ich für mich als nicht zielführend. Deshalb ist mir die weitere Abstufung der Steigerungen wurscht, weil ich eh versuche, diese Levels zu vermeiden.
8: ...
9: ...
10: Hier ist in den Studien wohl wirklich der größtmöglich vorstellbare Schmerz gemeint. Ob der tatsächlich bei einem glatten Riss auftritt, weiß ich nicht mal - mag ich aber auch gar nicht drüber nachdenken.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg im Kampf gegen die Achilles-Seuche. Ich denke aber, man kann lernen, damit zu leben und durchaus leistungsfähig zu laufen.
P.S.: Hat dein Doc was gesagt, wann du wieder mit (vorsichtigem) Laufen beginnen kannst ? Die allgemeine (und speziell auch meine) Erfahrung scheint zu sein, dass monatelange Laufpausen gar nichts bringen. Ob das bei Problemen am Sehnenansatz auch gilt, ist mir aber nicht klar.