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Strahlenburgtrail - 7.6km - 11.10.2015 - mein erster "Trail"-WK

Strahlenburgtrail - 7.6km - 11.10.2015 - mein erster "Trail"-WK

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Als ich mich vor wenigen Wochen für den Strahlenburgtrail in Schriesheim bei Heidelberg angemeldet hatte, wußte ich nur grob was mich erwarten würde.
Zwei Läufe standen zur Auswahl: 7.6km mit 300HM oder 15.2km mit 600HM, wobei die zweite Runde der 15.2km noch eine Spur gemeiner, dank einer zusätzlichen netten Trailpassage, ist.

Für den ersten Trail sollte mir aber die kleine Runde ausreichen. Letztes Jahr hatte ich mir den Lauf noch nicht als Wettkampf zugetraut. Dieses Jahr sollte es also soweit sein.

Die Strecke kenne ich teilweise durch Trainingsläufe. Bis auf den ersten Anstieg, jedoch keine weiteren der bevorstehenden Trailpassagen.

Schon die letzten Tage war ich mega-nervös, deutlich schlimmer als sonst. Anstatt es einfach auf mich zukommen zu lassen, habe ich mir ewige Gedanken über Lauftaktik, Regenerationsmöglichkeiten, Zielgeschwindigkeiten und, und, und gemacht.

Im Nachhinein muss ich zugeben, dass dies teilweise gar nicht so verkehrt war, denn sonst wäre ich heute wohl untergegangen.

Nun denn... Heute früh um 6 Uhr erstmal aufgestanden und gefrühstückt. Joghurt, Milch und etwas Tee. Nach Erledigung der üblichen Angelegenheiten, nochmal ins Bett gelegt und eine Stunde gedöst. 9 Uhr dann aufgestanden und Läufernahrung, bestehend aus zwei Toastbroten mit Butter, Banane und Honig, absorbiert. Dazu wieder etwas Tee.

10.15 Uhr Abfahrt.
10.30 Uhr Ankunft in Schriesheim. Parkplatzsuche war kein Problem, man kennt ja die guten Stellen, von denen die Ortsfremden nicht unbedingt wissen.
Nach 5 Min. lockerem Jogging war ich dann auch schon oben an der namensgebenden Strahlenburg und damit beim Veranstaltungsort.

Die Orga war noch teilweise am Aufbauen und die Sponsoren, hatten bereits ihre kleinen Stände im Start-Ziel-Bereich aufgeschlagen. Die Nervosität stieg währenddessen merklich an. Erst einmal kurz umgeschaut und dann zur Startnummernausgabe, die in sich in der Burg befand. Beim Anbringen der Startnummer merkte ich dann, dass gar kein Chip daran befestigt war und es auch sonst nix für an die Schuhe oder sonst wohin gab.
Also nochmal zurück und nachgefragt, wie die Zeitnahme erfolgt. Bei den jungen Mädels, welche die Startnummern ausgaben, herrschte daraufhin allgemeines Rätselraten, v.a. da auf keiner der Startnummern ein Chip war. Ich solle mal bei der Orga im Start-Ziel-Bereich fragen.

Da ich dort eh hinwollte, gesagt getan und direkt zum Ansager marschiert um die gleiche Frage nochmal zu stellen. "Na mit 'nem Chip auf der Rückseite der Startnummern." kam es wie aus der Pistole geschossen. Er war dann erst etwas ungläubig, als ich ihm sagte, dass ich keinen Chip an meiner Startnummer hätte, und tastete die Nummer erstmal selbst ab. Als ich ihm zeitgleich mitteilte, dass auf keiner Nummer ein Chip sei, konnte man die Schweißperlen auf seiner Stirn hervortreten sehen.

Ein weiterer Kollege konnte dann aber Auflösung bringen, dass man auf einen Chip verzichtet hätte und die Zeit über die mitlaufende Start/Ziel-Uhr händisch erfasse.

Aufgrund der relativ geringen Zieleinlauffrequenz sei dies kein Problem.
Letztlich war es das wohl auch nicht. Von daher, passt.

Um die immer größer werdenden Aufregung etwas zu legen, gab's dann erstmal noch einen ausgedehnten Spaziergang im Wald.
Mittlerweile war dann auch schon 11.15 Uhr und ich ging wieder zurück zum Auto um mich langsam vorzubereiten. Sachen verstaut und dann 30min locker warmgelaufen und gedehnt. Anschließend noch ein paar Steigerungen an der Strecke und immer wieder gemerkt, wie die Gedanken sich verkrampfen. Was wenn ich zu schnell angehe? Was, wenn ich dann im Trailbereich zu langsam bin und die anderen aufhalte? Was, wenn mein Magen nach dem Aufstieg wieder Probleme macht? Naja, das übliche halt.

Zum Glück ging es dann auch endlich los.

Rund 200 Läufer über beide Wettbewerbe starteten gleichzeitig auf dem Parkplatz vor der Burg. Zuerst führte die Strecke noch für ca. 1 Kilometer über einen ansteigenden Wald- und Forstweg, damit sich das Feld ein wenig sortieren konnte, bevor es dann ernst wurde. Ich habe versucht langsam anzugehen. 8min/km bis zum höchsten Punkt nach 2km war mein Ziel. Als es auf den Trail ging, lag ich bei 7:54. Kaum hatten wir den Trail betreten war mir aber klar, dass es mit meiner Taktik nix werden würde. Denn vor mir wurde bereits gegangen und zwar nicht allzu schnell. Überholen war auf dem nichtmal einen Meter breiten Waldpfad nicht möglich.

Immer wieder ertappte ich mich bei dem Gedanken "Geht's da vorne nicht etwas schneller?" und bei der Feststellung, dass es vielleicht doch nicht soo schlimm ist, wenn es hier etwas langsamer vorangeht. Da ich es eh nicht ändern konnte, nehme ich es als Erfahrung für weitere Läufe mit, wenigstens die Sorge, dass ich der Bremsklotz sein könnte, war damit weggewischt.

Der Läufer vor mir hatte die interessante Angewohnheit so gut wie jeden losen Stein, jede Wurzel oder sonstiges Waldweg auf dem man stolpern oder umknicken konnte mitzunehmen. Mehr als einmal tat mir alleine das zusehen weh und ich fragte mich, wie die Bänder und Sehnen solch eine Mißhandlung aushalten konnten.

Im weiteren Verlauf des Trails gab es dann wenigstens ein, zwei Stellen an denen man doch überholen konnte.

Dann war endlich der Anstieg geschafft. Nach ca. 2km, 280 HM und einer Zeit von 18:20min wurde der Weg endlich breiter und es ging erstmal bergab, weitaus weniger steinig aber immer noch nicht ungefährlich. Obwohl ich eigentlich erstmal kontrolliert weiterlaufen wollte, merkte ich, dass es anstrengender war, mein geplantes langsameres Tempo zu laufen anstatt den anderen zu folgen. Mittlerweile hatte sich das Feld auch weit auseinander gezogen und vor mir waren ein paar vereinzelte Läufer und etwas weiter vorne eine kleine Gruppe, die ich mir als Ziel nahm aufzulaufen.
Mittlerweile wieder auf einem Waldweg angekommen es aber erstmal eine kleine Steigung zu bewältigen, von der ich nicht wußte, wie lang sie war. Umso erfreuter war ich, als es nach ca. 100m wieder flacher wurde. Von jetzt an, dachte ich, sollte es nur noch bergab gehen.

Klarer Fall von "Haste nicht gedacht." Nach einer kurzen Zeit sollten wir an den Wendepunkt der Strecke kommen, doch statt bergab, bedeutete der Streckenposten, dass es in den Wald geht, nochmal bergauf in den nächsten Trail. Mittlerweile war ich an die kleiner Gruppe aufgelaufen und diesmal war ich um den vor mir laufenden Kollegen dankbar, denn ich konnte mich an ihm den rund 500m langen Trail hochziehen.

Erstaunlicherweise taten mir weder Beine noch sonst irgendwas weh. Die Anstrengung spürte ich zwar aber sie war bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Trotzdem hatte ich zu diesem Moment immer noch bedenken, dass der Hammer in den Magen bergab kommen würde.

Bei KM4 war dann endlich auch der zweite längere Anstieg bewältigt. Mittlerweile waren etwas mehr als 31min vergangen und auch wenn es nun wirklich nur noch bergab gehen würde, hatte ich mich innerlich von meiner Zielzeit sub50 verabschiedet.

Also konnte ich es nun auch einfach laufen lassen und schauen was passieren würde. Und es lief super. Nach kürzester Zeit war ich auf meiner 5km-Pace, musste nach 800m jedoch schon wieder abbremsen. Denn nun folgte der dritte und fieseste Trail. Zwar nur kurz aber es ging steil und steinig nach unten. Aber viel langsamer werden kam schon nicht mehr in Frage. Mit einer Schritthaltung wie nach einem 5-Stunden-Ritt auf einem Nilpferd stolperte ich bergab, immer darauf achtend wo die beiden Läufer
vor mir hintraten und wie sich der Untergrund verhält. Jegliche Zurückhaltung und Bedenken, die ich zuvor vor den Trailpassagen hatte war mittlerweile wie weggewischt.

Es war einfach nur geil und endlich unten angekommen, wollte ich nur noch schneller, schneller und schneller. Vor mir immer wieder einzelne Läufer, zumeist zwar aus dem 15km-WK, aber mit ähnlicher Pace und so konnte ich immer wieder pushen noch einen Zahn zuzulegen.

Mittlerweile wollte ich schon gar nicht mehr, dass der Lauf aufhörte. So hätte es ewig weitergehen können. Der einzig vernünftige Gedanke war nur noch "aufpassen wohin du trittst". Und wie heraufbeschworen saß am dann am Rand ein Läufer, der offensichtlich umgeknickt war und etwas später kam auch schon der Arzt entgegen.

Zudem war ich endlich wieder auf einen Mitläufer in meinem Wettkampf aufgelaufen, der es dankenderweise als Herausforderung annahm, als ich ihn überholte und so zogen wir uns die letzten hunderte Meter bis ins Ziel.

Als ich kurz vor dem Ziel auf die Uhr schaute, war dies noch einmal ein hervorragendes Gefühl für den Schlußspurt. Dann überquerte ich die Ziellinie und die Uhr stand bei 48:16.

Selbst im Ziel ging die Euphorie erst einmal nicht weg. Ich hatte auch überhaupt nicht das Gefühl erschöpft zu sein. Kurz mal richtig kräftig durchgeatmet, einen Becher Karamalz und alles war wieder top. Erst als ich daheim wieder aus dem Auto ausgestiegen bin, habe ich dann endlich gemerkt, dass ich was getan habe.

Die Zeit ansich ist sicherlich ausbaufähig, gerade an den Anstiegen gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Hier noch die Stints:

KM1 - 1000m - Zeit: 7:54
KM2 - 1000m - Zeit: 10:25
KM3 - 1000m - Zeit: 5:17
KM4 - 1000m - Zeit: 6:32
KM5 - 1000m - Zeit: 5:03
KM6 - 1000m - Zeit: 4:46
KM7 - 1000m - Zeit: 4:34
KM8 - 600m (830m lt.GPS) - Zeit: 3:31

Brutto (Wettkampfzeit): 48:16
Netto (Handgestoppt): 48:04

Platz 33 von 87.

Und ein paar Impressionen:

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Chipzeitnahme? Da erkennt man das du noch nicht lange läufst :hihi:

Was glaubst du was wir schon für Läufe ausgewertet haben als es noch keinen Chip gab. Technisch durchaus machbar.

Die Strecke bin ich letztens auch grade gelaufen - ich mach im Moment den Blütenweg und den Burgensteig.

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Was Wettkämpfe betrifft bin ich läuferisch tatsächlich noch etwas unerfahren. In der Organisation von Läufen sogar völlig jungfräulich. :D
Ich hab auch kein Problem mit solchen Zeitnahmen ohne Chip, dachte nur es wäre standard.

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Super und Gratulation! Sowas muss ich auch mal ausprobieren, aber noch wäre mir das zu heftig. Und schöne Bilder, sieht nach einem tollen Lauf aus.
WK-PBs: Titisee-Volkslauf 7,5km: 34:32 (20.09.15), StadtLauf Freiburg 11km: 52:11 (11.10.15)
Letzter WK: Roßkopflauf 2017@18,2km@560Hm: 1.51:xx (16.07.17)

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MikeStar hat geschrieben:Was Wettkämpfe betrifft bin ich läuferisch tatsächlich noch etwas unerfahren. In der Organisation von Läufen sogar völlig jungfräulich. :D
Ich hab auch kein Problem mit solchen Zeitnahmen ohne Chip, dachte nur es wäre standard.
Standard meist schon, aber auch wesentlich teurer. Bei Läufen mit überschaubarem Teilnehmerfeld ist Stoppuhr und Einlaufliste meist die sinnvollere Alternative. Früher wurde das selbst bei Stadtmarthons wie Berlin und New York so gemacht - dann gabs halt viele parallele Einlaufkanäle. Einer stoppt deine Zeit an der Ziellinie, ein anderer notiert deine Nummer. Die Daten werden dann zusammengemischt - fertig.

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Toller Lauf, toller Bericht, klasse Leistung und hat Spaß gebracht. Haste alles richtig gemacht :daumen:

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener
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