RunSim hat geschrieben:zum Glück hab ich dann noch Potential ;-)
Ich bin mir sicher, du hast in Richtung beider Extreme (Schnelligkeit, "aerobe Ausdauer") noch Potenzial. Die Frage, die ich mir deshalb stelle: wie viel Luft nach oben ist da jeweils noch und wie kannst du das meiste aus diesem Potenzial machen?
Mein Ansatz wäre hier – natürlich auch abhängig davon, wie deine mittel- bis langfristigen Ziele aussehen – erstmal gezielt verstärkt an diesen Bereichen zu arbeiten. In anderen Worten: warum mit großem Aufwand an den letzten 10% (hartes, spezifisches Training) arbeiten, wenn die grundlegenden 90% noch alles andere als ausgeschöpft sind?
Das soll nicht heißen, dass ich empfehlen würde gar kein spezifisches Training zu absolvieren. Aber da das maximal erreichbare Wettkampftempo nun mal sowohl schnelligkeits- als auch ausdauerseitig begrenzt ist, wäre es nicht sinnvoll, erstmal so viel wie möglich an diesen Begrenzern zu arbeiten und erst wenn hier die Kurve von Ertrag im Verhältnis zu Aufwand deutlich abflacht
verstärkt spezifisch zu trainieren? Einen gewissen Anteil harter, spezifischer Einheiten solltest du natürlich weiterhin drin haben, nicht zuletzt um Körper und Kopf daran zu gewöhnen und diesen Anteil in den nächsten Jahren weiter erhöhen zu können, ohne bei Null beginnen zu müssen. Davon abgesehen sollte man keinen Aspekt über längere Zeit komplett vernachlässigen, das führt früher oder später fast immer zu Problemen oder suboptimaler Entwicklung. Und außerdem will man ja auch in der Gegenwart vernünftige Ergebnisse erzielen können und nicht erst in x Jahren.
Diesbezüglich gibt es aber natürlich ganz unterschiedliche Ansichten und Herangehensweisen. Manche Trainer schwören auf viel spezifisches Training von Anfang an, andere tasten sich eher "von außen" an dieses Training heran. Genauso wie manche behaupten, langsames Joggen sei Gift für die Schnelligkeit und zerstöre deshalb jede Möglichkeit, später mithalten zu können mit schnelleren Läufern – während andere davon überzeugt sind, dass ohne genügend hohe Umfänge schon relativ früh im Trainingsprozess das langfristige Potenzial niemals erreicht werden kann. Das Spannende – oder Frustrierende, je nach Sichtweise – ist dabei ja, dass alle möglichen Herangehensweisen zu Erfolg führen können. Wenn man diese unterschiedlichen Ansätze dann aber mal genauer betrachtet, merkt man oftmals, dass sie sich gar nicht so stark unterscheiden. Lediglich die Gewichtung einzelner Elemente ist eine etwas andere, die Elemente selber unterscheiden sich nicht groß.
Und auch wenn Rolli das vermutlich anders sieht: ich bin je länger desto mehr davon überzeugt, dass das Training vor allem zum Trainierenden passen muss (sowohl von den physischen Voraussetzungen her als auch vom mentalen Aspekt) und dieser zu 100% daran glaubt, dass es auch erfolgreich sein wird. Denn wer glaubt, dass das Training nicht wirklich passt und erfolgsversprechend ist, wird im allgemeinen weder wirklich 100% im Training geben noch sich komplett an die Vorgaben halten und über kurz oder lang die Motivation verlieren.