Dartan hat geschrieben:Nur frage ich mich, was die Vaporfly Schuhe in dieser Hinsicht so besonders macht? Letztlich haben doch auch alle bisherigen WK-Laufschuhe probiert, so schnell wie irgendwie möglich zu sein, waren im Normalfall vermutlich auch wirklich schneller als ihre Vorgänger und erst recht schneller als barfuß oder in nicht-Laufschuhen. Hattest du bisher beim Kauf eines neues Adidas Boosts, Asics DS Racer, oder was auch immer, also auch schon das Gefühl möglicherweise einen Teil deiner Leistung erkauft zu haben? Um das ausschließen zu können, müsste man dann doch folglich sein ganzes Leben im selben Modell (oder barfuß) laufen?
Guter Punkt. Ich hatte ehrlich gesagt immer das Gefühl, dass:
1. der Hauptnutzen von Schuhen darin besteht, die Füße zu schützen
2. vergleichbare Schuhe verschiedener Hersteller ("Racing Flats") alle ungefähr "gleich schnell" sind
3. "Schuhe" keinen wesentlichen metabolischen Vorteil gegenüber "barfuß" darstellen
Deine Frage hat mich jetzt aber dazu gebracht, diese Annahmen zu überprüfen. Gefunden habe ich folgende Studie:
https://journals.lww.com/acsm-msse/Full ... __.14.aspx (Alex Hutchinson hat hier auch etwas darüber geschrieben:
https://www.runnersworld.com/gear/a2080 ... efficient/).
Kurz zusammengefasst kam dabei heraus:
In a group of experienced midfoot striking barefoot runners:
1) V˙O2 increased by approximately 1% for each 100 g added per foot, whether barefoot or shod
2) barefoot and shod running did not significantly differ in V˙O2 or metabolic power
3) for footwear conditions of equal mass, shod running had lower V˙O2 and metabolic power than barefoot running.
Was heißt das konkret? Das sieht man hier ganz gut:
Das Laufen in Schuhen scheint einen Vorteil von ca. 3.5% im Sauerstoffverbrauch (=Laufökonomie) zu bringen. Dieser wird zumindest teilweise wieder ausgeglichen durch den Nachteil, dass Schuhe ein gewisses Gewicht haben und pro 100 g (je Fuß) der Sauerstoffverbrauch um grob 1% ansteigt. Bei einem Gewicht der meisten Wettkampfschuhe von 200-250 g macht dies also ca. 2-2.5% der "gewonnen" 3.5% zunichte.
Damit dürfte der Vorteil in der Laufökonomie der meisten Schuhe verglichen mit barfußlaufen bei ca. 1-1.5% liegen.
Wie sieht es nun aber aus mit unterschiedlichen Materialien? Gemäß einer Studie, die zwei Adidas-Schuhe miteinander verglich (
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10. ... 014.918184) scheint der Boost-Schaum gegenüber EVA-Schaum tatsächlich nochmal einen zusätzlichen Vorteil von ca. 1% in der Laufökonomie zu bringen.
Es darf also angenommen werden, dass die Adidas Adios Boost (mit einem Gewicht von knapp unter 250 g) die Laufökonomie gegenüber barfußlaufen um ca. 2-2.5% verbessern. Wo andere Schuhe wie z.B. die New Balance 1400 – in denen ich meine zwei bisherigen Marathons gelaufen bin – in diesem Vergleich liegen, dazu habe ich nichts gefunden. Ich nehme jedoch weiterhin an, dass es aufgefallen wäre, wenn der Schuh eines Herstellers bezüglich der Laufökonomie plötzlich einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen Schuhen aufzuweisen gehabt hätte, gebe allerdings gerne zu, dass ich dies nicht mit Sicherheit
weiß.
Vergleicht man nun jedoch die Vaporfly 4% damit (z.B.
https://link.springer.com/article/10.10 ... 017-0811-2 oder
https://link.springer.com/article/10.10 ... 018-1012-3),
dann sieht man, dass diese gegenüber den Adios Boost nochmal einen zusätzlichen Unterschied in der Laufökonomie von ca. 4% ausmachen. Zu den Next% gibt es meines Wissens bisher noch keine Studien, jedoch sollen diese nochmal ca. 1% zusätzlich ausmachen (
https://www.wired.com/story/the-science ... thon-shoe/). Oder in anderen Worten:
verglichen mit barfußlaufen dürften die Nike-Schuhe einen Vorteil in der Laufökonomie von 6-7% bringen.