sonrisa hat geschrieben:
Statistisch gibt es in allen (mir bekannten) Untersuchungen, also unabhängig von den spezifischen Begriffsbestimmungen, eine Korrelation zwischen Armut und schlechter Ernährung.
Danke für den guten Beitrag. Ich kann jedem nur empfehlen, sich zum Thema z. B. mal das Werk " Gleichheit ist Glück" vom bereits von dir erwähnten R. Wilkinson und der K. Pickett zu Gemüte zu führen. Auf englisch als Paperpack (The Spirit Level - Why Equality is Better for Everyone), möglicherweise auf Deutsch mittlerweile auch.
Wenn man selber stark durch neoliberale und rechte Propaganda sowie Marketing diverser Nutznießer des Sozialabbaus und Lobbyverbände beeinflusst ist,
will man möglicherweise aber nix mehr dazulernen und nicht
wissen, sondern lieber
glauben, was man eben glauben will. Und dann werden eben solide und belastbare Rechnungen als linke Propaganda abgetan - Schade.
Es steht jedem frei, mal zu probieren, von den ca. 110 -120 Euro einen Monat zu Essen und zu trinken. Es ist selbst dann schwierig bis unmöglich, wenn man auf Bio-Produkte und Frisches nicht viel wert legt. Dinge wie mal ein Stück frischen Bio-Lachs oder ein gutes Stück Rindfleisch kann man eh vergessen. (frischer Bio lachs für zwei ca. 10 Euro ohne Beilagen, Bio Rind gerne auch 15 oder 20 Euro). Selbst wenn man sich nur zwei mal im Monat ein solches Festessen gönnen würde, reisst das enorme Löcher in die Kasse ... ne Flasche wirklich trinkbarer Wein dazu und man muss wieder 2 Tage hungern.
Die meisten Menschen, die nicht soo genau aufs Geld schauen müssen, wissen gar nicht, wie viel sie für Essen und Trinken ausgeben. 300 Euro im Monat auszugeben ist gar kein Problem, ohne dass man extrem üppig leben oder viel Bio-Produkte kaufen müsste. Das was der ALG II Empfänger gesamt ausgeben darf, habe ich als Vollzeitangestellter ohne verfügbare Kantine oft alleine für Außer-Haus Verköstigung ausgegeben oder abends in Kneipen und bei Konzerten gelassen
Das Hartz IV nicht wirklich für die Sicherung der Existenz reicht, hat ja auch das BVG bereits festgestellt. Wer also meint, dass das mit den Hartz IV Regelsätzen alles ganz toll ist, soll sich eben überlegen ob er wirklich als "Verfassungsfeind" in einem demokratischen und sozialen Staat leben will, oder ob er lieber gleich irgendwo hin geht, wo die Armen nur von Betteln leben.
Das Gros der Langzeitarbeitslosen wird übrigens weder vernünftig gefördert, noch vernünftig gefordert. Viele Agenturen haben gar nicht die Kapazitäten dazu. Da werden je Menge Möglichkeiten verschwendet. In erster Linie sind die Agenturen dazu da, arme Menschen zu verwalten und die Kosten dafür möglichst gering zu halten. (Wobei es mit weniger Kontrolle und Verwaltung wahrscheinlich sogar billiger wäre und mehr bei den Armen ankäme ... )
Auch wenn die Arbeitslosenquote unter Akademikern deutlich geringer ist: Es gibt dennoch nicht so wenig gut gebildete Arbeitslose, es gibt promovierte Menschen, die von Hartz IV leben müssen, es gibt nicht wenige sehr intelligente, die z. B. ihr Studium abbrechen mussten etc. Sollte man meinen, die wären alle (oder zumindest der größte Teil) zu doof zum rechnen und zum kochen?
Wer das glaubt, sollte mal darüber nachdenken, warum er das glauben
will.
Es wäre nicht besonders schwer, zumindest einen Teil des Problems anzugehen: Wenn jedes Schulkind in der Schule ein gesundes Frühstück und ein gesundes Mittagessen bekäme, wäre die Lage schon deutlich besser.. Natürlich ohne Mehrkosten für Eltern und Kinder, als Teil der Bildung und der Infrastruktur, die der Staat
allen zur Verfügung stellt. Andere Industrienationen schaffen das auch, warum das reiche Deutschland nicht?
Die ALG-Empfänger werden eh schon in der Schule "produziert". Wer ohne qualifizierten Hauptschulabschluss abgeht, hat sehr gute Chancen einer zu werden. Mit 25 landen einige dann in einer teuren, durch die Agentur finanzierte Maßnahme um den Abschluss nachzuholen. Was dann insgesamt (die Jahre an ALG Zahlung dazwischen und diverse andere Maßnahmen eingerechnet) extrem viel teurer wird, als rechtzeitige Fördermaßnahmen zu bezahlen, die einen früheren Abschluss und einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung und dann in mindestens hinreichend bezahlte Arbeit ermöglichen würde.
Wer glaubt das von der Leyens Förderpakt da viel gebracht hat oder bringt, irrt. Gerade im Bereich der Lernförderung ist das ein Witz. Wenn überhaupt, werden da nur kurzfristige Fördermaßnahmen bezahlt, um die Versetzung zu retten, In vielen Fällen kommt die Förderung überhaupt nicht zustande, weil die Nachhilfeschulen das zu von der Agentur verlangten Bedingungen gar nicht machen können oder wollen.
Eltern, die sich dass leisten können, investieren oft 150- 200 Euro /Monat für Nachhilfe, dazu kommen gerne 100 Euro Musikschule, dazu Vereinsbeiträge, Musikinstrument, Ausrüstung, etc.
Wer mir ein ALG II -Kind zeigen kann, dass zweimal pro Woche qualifizierte Nachhilfe plus Musikunterricht plus Sportverein vom Amt finanziert bekommen hat, sollte das tun.
Die Teilhabe am "normalen" gesellschaftlichen Leben ist für ALG II - Empfänger und ihre Kinder meist nicht möglich. Das ist so, und es ist leider wohl auch so gewollt, wird nur gerne verleugnet.
Gruß
C