Den Rest der Saison will ich mit der Verbesserung meiner WK-Zeiten über 10 km und HM verbringen. Über 10 km würde ich gern die 36 Minuten knacken, im HM... mal sehen. Vielleicht in die Nähe von 1:20.
Voraussetzung für all das ist, daß mir die Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht. Das Fersenzwicken kommt und geht, und auch manche Muskeln bringen sich immer wieder schmerzhaft in Erinnerung. Ich werde also auch intensiv an Kraft, Stabilität und Verletzungsresistenz arbeiten müssen. Vielleicht ist das sogar noch wichtiger als die WK-Zeiten, die letztlich dabei herausspringen. Eine solide überstandene 37 würde mir mehr bedeuten als eine 35, nach der ich erst einmal eine Woche lang meine Wunden lecken müßte.
Brad Hudson legt in seinem Trainingskonzept sehr viel Wert auf Kraft als Grundlage für läuferisches Leistungsvermögen. Bei meinen letzten beiden Marathons war das anscheinend mein Manko. An den gern aufgebauschten Kohlenhydraten hat es nie gelegen, daß meine zweiten Hälften immer schlechter wurden. Am Ende fehlte ganz einfach die Kraft in den Beinen, und das hat dann zuletzt auch zu einer unangenehmen Verletzung geführt. Zeit also, an diesem Defizit zu arbeiten!
Außerdem läßt Hudson insgesamt die Leine ziemlich lang: Easy ist, was sich easy anfühlt. Keine weiteren Puls- oder Tempovorgaben. Eine gute Grundlage für ein entspanntes, aber effizientes Training, hoffe ich. Außerdem läßt er viel Crescendo laufen, was ich von Pfitzinger her gewohnt bin und sehr zu schätzen weiß. Ich muß mich also mental nicht so stark umstellen. Hinzu kommt ein vergleichsweise hügelorientiertes Training, das mich häufiger wieder in den schöneren Teil der Umgegend führen wird, der mir wegen des schneereichen Winters so lange verschlossen war.
Und schließlich sieht Hudson auch etliche harte Qualitätseinheiten vor. Vor sowas habe ich mich immer gescheut und will jetzt endlich einmal den Stier bei den Hörnern packen. Wenn die Füße mitmachen. Beschwerden an Achillessehne, Sprunggelenk und Plantarfaszie kommen ja eher vom Tempo als vom Umfang. Also mal sehen!
Als Zielwettkämpfe schweben mir ein 10er zwischen Ende September und Mitte Oktober und ein HM einige Wochen später vor. Festgelegt habe ich mich noch nicht. Wahrscheinlich werde ich mein Training ausgehend von Hudsons Level-3-Plan für 10 km (Run Faster S.247ff.) planen und hinterher vor dem HM noch entsprechend viele Wochen aus der Schlußphase des Level-3-Plans für HM (S.257ff.) anhängen.
Die Spitzenumfänge liegen etwas unter denen des Pfitzinger-Marathonplans, der bei mir die letzten eineinviertel Jahre bestimmt hat. Ich werde also vermutlich das Pensum insgesamt etwas hochschrauben und um leichte Einheiten ergänzen (d.h. an manchen Tagen 2 Einheiten) bzw. leichte Einheiten verlängern.
Überflüssig zu sagen, daß es kein starres Gerüst geben wird. Das wäre ja gar nicht im Sinne von Hudsons Ansatz. Umgekehrt werde ich es natürlich auch nicht halten wie Ryan Hall. Heute ist Pfingsten - der richtige Tag, um einmal auf ihn zu sprechen zu kommen. Er hat sich ja seine Trainingspläne jahrelang vom Heiligen Geist persönlich schreiben lassen. Morgens aufgewacht, ohne zu wissen, welches Training der Tag bringen würde, dann ein kurzes Gebet, Warten auf die göttliche Eingebung, und los ging's. Damit hat er es vorletztes Jahr in Boston immerhin zur schnellsten Marathonzeit gebracht, die je ein Nicht-Afrikaner gelaufen ist. Aber auch er hat letztlich merken müssen, daß auch für das Training der alte, Muhammad zugeschriebene Spruch gelten sollte:
[INDENT]Ein Mann kam zum Gesandten und sprach:
Oh Gesandter Allahs, soll ich mein Kamel anbinden oder es nicht anbinden und und auf Allah vertrauen?
Der Gesandte antwortete: Binde es an und vertraue auf Allah![/INDENT]
Also werde ich den Mut haben, mich meines gottgegebenen Verstandes zu bedienen und mir ein Gerüst zusammenschneidern, das ich dann je nachdem, was die Tage bringen, befolgen oder abwandeln werde. Das gedenke ich hier beizeiten vorzustellen und dem allgemeinen Verriß anheimstellen. Bis dahin werde ich behutsam meine Umfänge erhöhen und schon mal das etwas planlosere und spontanere Training üben. Muß man ja auch erst lernen nach so viel Planerei.
Danach werde ich in lockerer Folge über den Fortgang und - inschallah - über die Resultate berichten. Wer gerade Ähnliches treibt, ist ebenso herzlich zum Mitreden eingeladen wie alle anderen auch.
Training für 10 km und HM nach Matt Fitzgerald und/oder Brad Hudson
1Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!