Mein Wettkampf ist eigentlich relativ schnell erzählt. Aufgrund des Wetters wollte ich bewusst vorsichtig loslaufen. Das hieß konkret: mit 4:10 min/km. Deshalb war auch von Anfang an klar, dass ich nicht mit lespeutre mitlaufen könnte. Ich war aber die ersten Kilometer nur einige Meter hinter ihm, bis er dann langsam immer schneller wurde und davonzog.
Meine ersten ca. 12-13 Kilometer fühlten sich sehr locker an und ich musste mich immer wieder bewusst etwas bremsen, um nicht Richtung 4:05 min/km zu rutschen. Ich nahm wie geplant kurz vor dem Start, nach ca. 20 Minuten und nach ca. 1 Stunde ein Gel zu mir (danach keine mehr, ging nicht), dazu an jeder außer einer Station während des ganzen Marathons abwechslungsweise Wasser (meist zusätzlich noch über den Kopf) und Isogetränk (das ich im Training getestet hatte). Es gab alle 2.5 eine Verpflegungsstation, jeweils entweder nur mit Wasser oder mit dem ganzen Gedöns, das es da so gibt.
Anfangs trank ich noch im Laufen (vermutlich so 1 dl pro Station), irgendwann so ab km 15 (weiß es nicht mehr genau) dann jeweils im Gehen, damit ich einen kompletten Becher (meist gut gefüllt, also knapp 2 dl) zu mir nehmen konnte. Ab km 30 oder so blieb ich dann jeweils stehen und trank öfter auch mal 2 Becher.
So nach einer Stunde wurde es langsam aber sicher deutlich härter. Da habe ich dann auch angefangen, etwas regelmäßiger auf den Puls zu schauen, der zu dem Zeitpunkt teilweise schon an den 90% HFmax kratzte. Das ist jetzt nicht unbedingt der Bereich, in dem er sich nach 15 km eines Marathons befinden sollte. Von km 15-20 fühlte es sich dementsprechend auch schon nicht mehr nach sonderlich viel Spaß an, ich schob es aber vor allem darauf, dass ein Wettkampf auch einfach selten sonderlich viel Spaß
macht.
Beim Halbmarathon bin ich trotzdem noch genau in einem 4:10er-Schnitt durch. Ich wusste aber zu dem Zeitpunkt genau, dass ich dieses Tempo auf keinen Fall würde halten können. Allerdings machte ich mir noch Hoffnung darauf, unter 3 Stunden zu bleiben. Dafür hätten mir ab dem Zeitpunkt ja sogar durchgehend Kilometerzeiten von 4:20 gereicht. Also nahm ich (schon ab km 21) bewusst etwas raus und lief mit Zeiten um 4:15 weiter. Km 23 (4:27) und 24 (4:45) waren sogar nochmal deutlich langsamer, weil ich erst an der Verpflegungsstation ging, um in Ruhe trinken zu können und danach Seitenstechen bekam und noch etwas mehr gehen und kurz stehenbleiben musste, damit ich das wieder loswurde.
Bis zur Erfrischungsstation bei km 27.5 habe ich dann wirklich versucht, sauber und schnell weiterzulaufen. Dann gab ich aber jegliche Zeitziele erstmal auf, weil ich gemerkt habe, dass es heute einfach nicht drin lag für mich. Von km 20-27.5 lief ich im Schnitt 4:20 min/km mit einem Durchschnittspuls von knapp über 90% HFmax und einem Maximalpuls von knapp 94% und so fühlte es sich auch an: die Beine hätten schneller gekonnt, der Rest des Körpers war aber so überhitzt, dass das einfach nicht ging. Die ersten 15 km lagen im Schnitt (und vom Maximum her) übrigens genau 10 Schläge über den 15 km von vor 1 1/2 Wochen, die ich zudem knapp 5 s/km schneller gelaufen war.
Kurz danach habe ich noch Dirk gesehen (vielen Dank nochmal für die kurze Unterhaltung und das Wasser!) und bin dann den Rest der Strecke so gut es halt ging zu Ende gelaufen. Dabei gab es immer wieder mal kurze Gehpausen, wenn ich gemerkt habe, dass ich wieder am Überhitzen war und die oben schon erwähnten Stehpausen an den Verpflegungsstationen. Der Puls lag dabei bis km 37 immer noch fast permanent über 85%, erst danach musste ich noch mehr rausnehmen, weil ich auch die Intensität nicht mehr halten konnte. Ich habe mir unterwegs ein paar Mal überlegt auszusteigen, mich dann aber doch immer relativ schnell dagegen entschieden, weil ich ja wusste, dass es auf jeden Fall trotzdem noch eine gute Zeit wird und weil ich diese Vorbereitung und diesen Wettkampf nicht mit der einzigen Entscheidung abschließen wollte, die ich im Nachhinein wohl tatsächlich bereut hätte.
So quälte ich mich dann noch ins Ziel, mittlerweile zusammen mit den Halbmarathonis auf der Strecke, denen ich versuchte möglichst nicht im Weg rumzuschleichen, was nicht immer ganz einfach war. Irgendwann habe ich dann sogar noch ein neues Zeitziel zur Motivation gefunden (sub 3:15) bzw. als klar war, dass ich das nicht schaffen würde sub 3:20, das ist eh viel cooler.
Mein Fazit: Die Vorbereitung war für mich von Umfang und Intensität ziemlich perfekt. Viel länger hätte sie nicht dauern dürfen, da bin ich mir ebenfalls ziemlich sicher. Ich hätte aber vermutlich schon ca. 3 Wochen vor dem Wettkampf mit dem Hitzetraining anfangen müssen und dieses noch etwas "krasser" gestalten müssen. Zudem hätte ich heute von Anfang an noch etwas langsamer laufen und mehr trinken müssen. Wenn ich geahnt hätte, wie stark ich auf die Wärme (und Sonne) reagiere, hätte ich das tatsächlich auch getan. Von daher mache ich mir da ebenfalls keinen Vorwurf. Ich halte auch mein Zeitziel aufgrund der Vorbereitung für nicht übertrieben. Nur heute lag das für mich einfach nicht drin, versucht habe ich es auf jeden Fall.
Von daher bin ich zwar mit der Zeit (logischerweise) nicht zufrieden, damit wie ich Vorbereitung und Wettkampf gestaltet habe aber schon. Ich würde auch im Nachhinein gesehen mit dem damaligen Wissen das meiste genauso wieder machen. Für die Zukunft bedeutet das aber für mich trotzdem erstmal, dass ich vorerst keinen Frühjahrsmarathon mehr laufen werde und mein nächster vermutlich im Herbst (eher nächstes als dieses Jahr) sein wird.
PS. Gegen Ende des Wettkampfs fiel mir irgendwann auf, dass ich praktisch gar nicht mehr am schwitzen war (davor schon, meine Haut war total salzig), die Haut fühlte sich vielmehr fast trocken an. Vermutlich war ich einfach so dehydriert, dass irgendwann nicht mehr genug Flüssigkeit fürs Schwitzen vorhanden war. Direkt nachdem ich im Ziel war habe ich auch erstmal ca. 2 Liter getrunken, was übrigens auch dabei half, dass ich wieder in ganzen Sätzen reden konnte.