Nun noch mein versprochener Bericht:
Die Vorbereitung verlief ja eigentlich ohne irgendwelche besonderen Zwischenfälle oder Unterbrechungen. Ich konnte problemlos meinen Trainingsplan verfolgen. Dabei orientierten wir uns (also mein Freund und ich, der vom Training sowieso viel, viel mehr Ahnung hat wie ich und mir da immer gut zur Seite steht) an den beiden letzten Vorbereitungen. In diesem Jahr wollte sich nur kein wirklicher Formanstieg einstellen. Die Distanzen bei den langen Läufen schaffte ich soweit gut, nur die langen Läufe mit Marathonrenntempo wollten irgendwie nicht klappen. Ich stellte mich darauf ein, dass ich es ziemlich defensiv angehen muss, um gut durchzukommen, Bestzeit war eh schon abgeschrieben. Matthias bot sich dann netterweise unverhofft als "Hase" an
und nach kurzer Überlegung nahm ich sein Angebot gerne an. Seine Unterstützung hat mir schließlich auf der zweiten Hälfte 2017 schon mal sehr geholfen.
In der letzten Woche war dann die Entwicklung, die mir Runalyze aufzeigte gar nicht mal so schlecht. Das wiederum stimmte mich dann doch etwas optimistischer.
Nach diesen ganzen Zweifeln und dem fehlenden Selbstvertrauen war ich mir aber immer noch total unsicher, wie ich es nun wirklich angehen sollte und was möglich ist.
Noch dazu hatte ich ein bisschen Probleme mit meinem Fußspann. Ich dehne diesen eigentlich fast nie, aber vier Wochen vor dem Marathon hab ich ihn gedehnt
und seitdem hatte ich dort leichte Schmerzen. Nicht beim Laufen, eher beim Gehen und bei bestimmten Bewegungen. Mein Freund "warnte" mich noch, ihn lieber nicht zu dehnen, wenn ich es sonst auch nie mache. Da war es dann aber schon geschehen.
Vor zwei Wochen stellte ich dann fest, dass er auch noch dazu geschwollen war.
Maximaltherapie musste her. Quark, Traumeel, Salbe, kühlen, alles mögliche, mehrmals täglich. Viel hilft viel, dachte ich mir....aber leider half gar nichts. Er war jeden Abend weiterhin geschwollen und schmerzte leicht. Am Donnerstag vorm Marathon hatte dann eigentlich mein Freund einen Physiotermin, den er mir dann kurzfristig überlassen hatte. Verursacher war wohl eine Verhärtung im Soleus und damit eine Überlastung des Spannes. Richtig viel war da aber so kurz vorm Marathon aber nicht mehr auszurichten. Nur noch vorsichtiges dehnen und massieren am Donnerstag und Freitag.
Ich versuchte dennoch in der letzten Woche alles auf ein Optimum auszurichten. Ausreichend Schlaf, vor allem Freitag und Samstag gutes Carbo-loading und viel Trinken.
Das Treffen auf der Messe war dann richtig schön. Wir standen lange da und unterhielten uns, obwohl es uns natürlich allen bewusst war, dass langes Stehen am Vortag nicht gerade das Gelbe vom Ei ist
. Als wir uns auf der Messe über die angepeilte Pace unterhalten hatte, war ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie es angehen soll.
Am Vorabend entschloss ich mich dann die ersten Kilometer langsam, so um die 4:55 - 5:05 anzugehen und dann einfach zu sehen, wie ich mich fühlen würde.
Ich war am nächsten Morgen ziemlich aufgeregt. Das Frühstück im Hotel lief für mich trotz des tollen Buffets sehr minimalistisch ab. Ein Honigbrötchen und ein Toast mit Honig, natürlich mit unserem eigenen Honig
. Mehr hätte ich sowieso nicht runtergebracht.
Wir trafen uns wie ausgemacht noch mit Matthias, so ne gute halbe Stunde vorm Start. Wie er schon schrieb, musste er seinen Beutel noch abgeben und ich wollte mich noch einlaufen. Also verabredeten wir uns vor dem Startblock. Es wurde dort so schnell überfüllt, dass wir uns beim besten Willen nicht finden konnten.
Auf den ersten Kilometern war dann die Pace wie geplant. Danach bin ich dann ins Rollen gekommen und konnte gut ein Tempo im die 4:50 bis 4:45 laufen, teilweise auch etwas schneller. Es fühlte sich locker an und der Puls spiegelte das wieder. Ich hielt immer Ausschau nach Matthias, aber leider war er nicht zu sehen. So bei km 14, glaube ich, sah ich dann meinen Freund, der mir zurief, dass Matthias kurz vor mir wäre. Kurz war ich verleitet zu beschleunigen und auf Matthias aufzuschließen. Aber der Puls schnellte sofort etwas nach oben und ich erkannte sofort, dass das wohl keine gute Idee war. Also lief ich konstant locker und alleine weiter.
Ich konnte den Lauf richtig genießen und hab viel von der Umgebung wahrgenommen. Ab der Halbmarathonmarke merkte ich zwar schon eine muskuläre Ermüdung und die Pace stellte sich nicht mehr ganz so von alleine ein, aber es lief nach wie vor alles recht locker weiter. Die Mainzer Landstrasse kam und auch die empfand ich diesmal gar nicht schlimm. Ich musste mich zwar zunehmend mehr anstrengen, die Pace zu halten, aber es war alles noch im "grünen" Bereich.
Bei km 34 fing es dann an. Meine rechte Fußsohle krampfte. Ich versuchte möglichst locker weiterzulaufen und das Krampfen wurde weniger. Allerdings nur kurze Zeit, dann kam das Krampfen immer mal wieder zurück. Irgendwann nicht nur rechts, sondern auch links.
Kurz zuckte auch mal die rechte Wade. Ich lief etwas langsamer und konnte so wenigstens weiterlaufen. Immer dann, wenn ich versuchte, etwas die Pace anzuziehen, was sowieso schon schwer genug war, wurde das Krampfen stärker. Ich zählte nun jeden Kilometer rückwärts. Eigentlich nahm ich mir da vor, keinen Kilometer unter einer Pace von 5:00 zu fallen. Als Motivationshilfe überlegte ich mir, wie ich mich "strafen" könnte, wenn ich das nicht schaffe. Okay, dachte ich mir, wenn wir heute Abend zum Italiener gehen, dann gibt es nur dann ein Tiramisu als Nachtisch, wenn ich das schaffe. Leider ging mein Plan nicht auf.
Beim 37. Kilometer war es dann vorbei. Ich hatte erstmalig die 5:00 überschritten. Dann war es ein hin und her, mal etwas langsamer, mal schneller, aber gerade auf dem letzten Kilometer ging nicht mehr viel. Die Fußsohlen waren so verkrampft, dass alle Bemühungen schneller zu laufen nicht mehr möglich waren. Ich sehnte den Zieleinlauf herbei und war so froh, als es endlich soweit war.
Rückblickend ärgern mich die 31 Sekunden, die ich über der 3:25 liege schon etwas. Mit etwas mehr Mut und Selbstvertrauen wäre da, glaube ich, mehr drin gewesen. Ich konnte recht gleichmäßig laufen, es hatte sich wirklich lange Zeit ziemlich locker angefühlt, ich hab somit viel von den Gebäuden, Kirchen, etc, an denen wir vorbeigekommen sind wahrgenommen, der Puls blieb insgesamt relativ niedrig und stieg nur auf den letzten 10 km etwas.
Das alles spricht eigentlich dafür, dass die Form recht gut war. Ob es gut gegangen wäre, mit mehr Risiko anzulaufen, dass steht aber ja auch in den Sternen.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh und zufrieden, dass ich den Marathon so gut durchlaufen konnte und dabei auch noch Spaß hatte.
Und es ist ja immerhin meine zweitbeste Marathonzeit geworden.
Matthias haben wir dann hinterher noch in der Festhalle getroffen und wir hatten noch einen schönen gemeinsamen Nachmittag.
Am Abend war ich dann allerdings doch sehr inkonsequent und hab mir nach einer großen Pizza (danach hatte ich immer noch Hunger und hab mir auch noch Mini-Pizzabrote bestellt
), auch noch ein Tiramisu schmecken lassen.
Insgesamt war es somit ein sehr schönes und gelungenes Marathonwochenende für mich.