Hallo Daniel
Der ganze Duktus deiner Beiträge in diesem Thread lässt mich hoffen, dass dein Leidensdruck am Ende größer ist als deine Trägheit.
Sagt übrigens einer, der auch gerade wieder rumhumpelt (Achilles), weil er regelmäßige Vorsorgeübungen irgendwann doof fand, während sein Trainingsplan hart und härter wurde ...
Ich habe diesen Thread überwiegend nur oberflächlich nur durchgescrollt, aber irgendwo tauchte die Frage auf, welche konkrete Diagnose du jetzt eigentlich hast. In #3 war die Rede von Insertionstendinopathie der Achillessehne. Gilt das noch ? Wenn ja, möchte ich dir
diesen Faden ans Herz legen. Da haben ziemlich viele User (z.T. auch hier anwesende) ihren Senf dazu gegeben, und es sind auch etliche Literaturverweise zu finden.
Speziell zur Tendinopathie
am Sehnenansatz gibt es einiges zu beachten, was dir b3njamin oben (#32) ja schon mit auf den Weg gegeben hat. Und ja, das scheint die doofere Variante zu sein. Ich hatte es vor zwei Jahren etwa 6 bis 7 cm oberhalb des Sehnenansatzes und bin das über Monate hinweg fast vollständig losgeworden. Jetzt aktuell habe ich es nur 2 cm überm Ansatz und da ist es schon ziemlich zäh. Erst jetzt, nach über 6 Wochen, taste ich mich langsam an ein Absenken der Ferse unter das Zehenniveau heran.
Wichtig finde ich, mit dem Laufen
nicht zu pausieren (außer ganz zu Anfang in der sehr akuten Phase, aber darüber bist du ja längst hinaus) und die Sehne auch nicht dauerhaft zu entlasten, sondern sie vielmehr zu ertüchtigen, mehr zu leisten als vorher. Ruhigstellung - ebenso wie Fersenerhöhung - mag vordergründig etwas Entlastung bringen, führt langfristig aber nur dazu, dass die Wiederaufnahme des Lauftrainings auch nach vielen Monaten schnell wieder den alten Schmerz verursacht. Überall sonst ist Ruhe super, aber Sehnen und Gelenke regenerieren durch Ruhe nicht, sondern sie verkümmern (hat mit den Eigenheiten der Versorgung zu tun, die durch das Fehlen von Blutgefäßen in der Sehne gekennzeichnet sind).
Ich habe schon mehrfach gelesen, dass man weiter laufen kann bzw. sogar soll, solange der Schmerz auf einer Skala von 0 (schmerzfrei) bis 10 (maximal vorstellbarer Schmerz) den Wert 5 nicht übersteigt. Der Grund dafür ist (vermutetermaßen) der, dass bei bloßer Ruhe die Fasern der degenerierten Sehne wild und unstrukturiert wieder zusammenwachsen und dabei auch kleinste Blutgefäße und Nervenenden in diesen Bereich von außen her einsprießen. Durch das exzentrische Training, wie auch durch die Laufbelastung, werden diese "ungesunden" Strukturen hingegen absichtlich immer wieder zerstört, damit sie sich "geordnet" wieder neu bilden können. In diesem Zusammenhang habe ich auch mal den prägnanten Spruch "no pain, no gain" aufgeschnappt.
Aber das setzt natürlich voraus, dass die Zerstörung unbedingt
kontrolliert erfolgt. In Bezug auf das Laufen heißt das: Nur entspanntes Joggen und nicht mehr. Tempotraining bleibt lange und vor allem strikt verboten, Bergtraining und elend lange Läufe auch. Wie überhaupt jeder Ehrgeiz. Ein einziger unüberlegter Antritt kann alles wieder zunichte machen und dich um etliche Wochen zurückwerfen - nämlich dann, wenn die Belastung nicht nur ein paar kreuz und quer verwachsene Fasern zur Ordnung ruft, sondern die schon zaghaft gebildeten gesunden Strukturen gleich wieder komplett zerstört.
Und nach jeder Belastung (Laufen und exzentrisches Training) die Sehne mit Kühlakkus "auf Eis legen", damit "umherschwirrende" Sehnenfasern keine Chance bekommen eine Entzündung zu begünstigen.
Zur Motivation: Du bist läuferisch derzeit so dermaßen im Arsch, dass du nichts zu verlieren hast. Darin liegt jetzt deine wahre Chance. Vergiss dein altes Niveau - überhaupt jedes Niveau - und lenke deine ganze Konzentration darauf, diese K*acke einfach nur wieder loszuwerden. Ich finde, man kann seinen Trainingsehrgeiz zeitweise umlenken in einen "Gesundungsehrgeiz" - ist ja schließlich für einen guten Zweck. Man muss einfach nur akzeptieren, dass Sehnen viel langsamer heilen als Muskelgewebe. Also muss man vor allem beharrlich am Ball bleiben. Die Erfolge sieht man erst nach Monaten, aber sie werden kommen, verlass dich drauf. Achilles ist was Lästigeres als 'ne kurze Magenverstimmung. Aber ein Grund zum Verzweifeln ist auch das nicht. Nur jammern und Selbstmitleid bringt - millionenfach bewiesen - weniger als gar nichts.
Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem mühsamen Weg; der Schlüssel dazu scheint derzeit allein in deinem Kopf zu liegen. Drehe ihn beherzt um und die wirst sehen, dass es wieder voran geht.
So, ich muss jetzt laufen, hatte meinen 5er Schmerz heute noch nicht.
