(Für alle die nicht so viel lesen möchten gibt es unten eine Kurzfassung

Ausführliche Version:
Mein Name ist Maurice, ich bin 24 Jahre alt und habe vor etwa 15 Monaten das Rauchen aufgegeben. Als Ausgleich und Ablenkung fing ich mit dem Laufen an. Ich meinte zwar eher sportlich zu sein, trotzdem hing ich nach 2km in 13 Minuten keuchend am Zaun. Als ich in der Woche danach meinen ersten 6,5km Lauf in 40min. ohne Pause beendete wurde mir klar, dass sich meine Ausdauer sehr schnell verbessert. So lief ich bereits die Woche drauf 12km am Stück und fing an Blut zu lecken. Je länger die Distanz, desto mehr Spaß hatte ich bei der Sache. Ich hörte ständig in meinen Körper hinein, doch ich hörte keinen Ton von Überlastung o.ä, also machte ich weiter. 4 Wochen nach beginn meiner Laufkarriere meldete ich mich für den Gutenberg-Marathon in Mainz an und schon lief ich zum ersten mal 15, 18 und 21km. Eine Kilometerzeit von 05:30 schien ein angenehmes Tempo für mich zu sein, also setzte ich mir neben dem Marathon Ziel "ankommen" auch noch die magische 4-Stunde Grenze. Ich fing im September mit dem Laufen an und meldete mich im Oktober für Mainz an, welcher am 10.05 stattfinden sollte
So lief ich über den Winter je Woche 1-2x 6km, 1-2x 12km und jede zweite Woche einen langen Lauf zwischen 15 und 21km. Im Februar kam ein 25km Berglauf (800m hoch und 800m runter) und im März 2x 21km dazu. Mitte März dann plötzlich ein nie zuvor gespürtes (leichtes) Stechen im linken Schienbein (Innenkante). Mir war sofort klar um was es sich handelt, habe schon häufiger davon gehört und bei bekannten ähnliches beobachten können. 6 Wochen blieben mir bis zum Marathon, ich wusste, dass ich pausieren muss. Also habe ich mir für 3 Wochen das laufen komplett verkniffen. Anfang April dann 2x 5km getestet, alles schien gut zu sein doch dann packte mich die Angst nicht fit genug für den Marathon zu sein. Also lief ich 2 Wochen vor dem Event zum ersten mal 30km - ohne Schmerzen. Das Gewissen war beruhigt, der Marathon stand vor der Tür. Zielzeit mit 04:07:00 knapp verfehlt, aber immerhin Schmerzfrei angekommen und riesigen Spaß dabei gehabt. Als ich die letzten 3km mit breitem Grinsen durch die Mainzer Altstadt lief wurde mir klar, dass Langstrecken Lauf genau mein Ding ist. Ich hatte wirklich große Freude und erinnere mich gerne an diesen Moment zurück.
3 Tage nach dem Marathon fing das Schienbein dann richtig an zu schmerzen. Nicht bei Belastung, sondern nur in Ruhe. Ich habe bewusst nach dem Marathon 6 Wochen Pause gemacht, doch es ging einfach nicht weg. Während der Pause habe ich die Zeit genutzt und sämtliche Laufliteratur verschlungen die ich in die Hänge bekam: Born to Run, Eat and Run, Laufbibel(Marquardt), Ready to Run, Chi-Running und beide Teile Achilles Verse. Für mich schien fest zu stehen: Das Problem kam durch falsche Schuhe und damit falschem Laufstil! Ich lief bis zu diesem Punkt ca. 500km, komplett auf der Verse meiner Adidas Adistar Boost (11mm Sprengung), welche mir im Sportfink nach "Laufbandanalyse" empfohlen wurden. Heute weiß ich, dass dieser Typ absolut keine Ahnung hat was er da tut. Ich lief also 500km mit Pronationsstütze, ohne übermäßig zu pronieren!
Ich habe mir dann endlich mal einen Termin beim Orthopäden gemacht um die Sache abchecken zu lassen. Auch er sagte, keine Überpronation, starke Fußgewölbe. Sein Verdacht war schlicht und einfach Überbelastung. Er gab mir ein Rezept für Einlagen, um mich vom Fachmann beraten zu lassen. Beim Sport-Orthopäden meines Vertrauens wurde dann eine richtige Laufbandanalyse gemacht, Fuß vermessen, Abdrücke genommen etc. Er meinte, ich habe links einen Senkfuß und dadurch eine Überlastung des Schollenmuskels. 6 Wochen später erhielt ich meine Einlagen, was jetzt 2 Wochen her ist. Kurz zuvor fing ich an in Minimalschuhen ohne Sprengung von Inov8 zu laufen - sehr gutes Gefühl. Auch der Othopädietechniker bestärkte mich in der Schuhauswahl. Mit den Einlagen sind sie innen minimal gestützt und geben mir ein gutes Laufgefühl. Mit Hilfe der Blackroll und anderen Mobilisationsübungen aus dem Buch "ready to run" bekam ich das Problem dann in den Griff! Auch der Laufstil verbesserte sich enorm. Ich laufe mittlerweile ohne Mühe mit 180er Schrittfrequenz auf dem Mittelfuß.
Kurze Version
Laufanfänger - zu früh zu viel gewollt - nach 9 Monaten Marathon gelaufen - Shin-Splints bekommen - Auf Minimalschuhe mit orthopädischen Einlagen umgestiegen - Mittelfußlauf.
Wiedereinstieg
Jetzt stelle ich mir die Frage wie ich wieder Einsteigen soll. Scheinbar soll man seine Wochenumfänge nicht mehr als 10%/Woche steigern. Doch wo fängt man an? Ich bin seitdem ich die Einlagen habe 3x 10km und 2x 6,5km gelaufen. Gänzlich weg ist das Gefühl am Schienbein nicht, aber es ist weit entfernt von "Schmerzhaft" o.ä und lässt sich durch Blackroll und Regenerationspausen komplett "entfernen". Zusätzlich habe ich noch Rennradfahren und Schwimmen ins Programm genommen, damit kann ich meinen Drang nach Ausdauersport bekämpfen und trotzdem eine Laufpause einlegen. Außerdem laufe ich nur noch im Wald - im vergleich zu meinen ersten 500 Kilometern welche ich komplett auf Asphalt (und "natürlich" auf der Verse) lief.
Was meint ihr, wie ich meine Laufeinheiten die nächsten Wochen gestalten soll? Da ich ungern mitten auf dem Weg umdrehe sondern Lieber vorgegebene Runden im Wald laufe stehen mir folgende Distanzen zur Verfügung : 6km, 10km, 12km, 15km (und natürlich kombinierbar nach oben hin offen).
Ich verlange hier natürlich keinen ausgetüftelten Trainingsplan, aber vielleicht den ein oder andere Tipp für die kommenden Wochen /Monate. V.a. interessiert mich dabei, ob ich längere Strecken erstmal völlig meiden soll - da diese mir am meisten Freude bereiten.
Danke im Voraus und viele Grüße
Maurice