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Kemnader Burglauf 2017 - Als Anfänger einmal alles richtig gemacht

Kemnader Burglauf 2017 - Als Anfänger einmal alles richtig gemacht

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Auch wenn ich schon einige 10 Kilometer-Läufe hinter mir habe (ich glaube, dass war jetzt der 5.),
so habe ich doch jetzt erst angefangen, zu trainieren - und: tada, es machte sich bezahlt.

Um die 49:30 min waren meine vorangegangenen Zeiten, aber ein Testlauf über 5 km sagte mir bereits, dass das Wochenlange Training Erfolge zeigte. Zudem bin ich dankbar, dass ein Freund mir viele Fragen bereits beantworten konnte und ich auch gute Bücher zur Verfügung hatte.

Der Kemnader Stausee ist ein Naherholungsgebiet, dass sich 3 Städte teilen: Bochum, Witten und Hattingen. Alleine See macht er schon so seinen Reiz aus und lockt bei gutem Wetter Spaziergänger, Fahrradfahrer und Inlineskater hervor. Idealerweise gibt es mehrere Brücken, sodass eine Strecke gewählt werden konnte, die fast 10 Kilometer lang ist - die letzten Meter führten direkt in die Burg.

Das Streckenprofil ist einigermaßen flach, zumindest gibt es nur 2 oder 3 mittlere Anstiege, bei denen man etwas kämpfen muss. Die einzelnen Kilometer sind ausgeschildert (endlich mal wieder! Das sollte eigentlich Standard sein :) ). Es gab 4 Verpflegungsstationen, es gab Duschkabinen, es gab ausgeschilderte Parkplätze, es gab viele Helfer UND man lief auch noch für einen guten Zweck - was kann da noch schiefgehen?

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...So dachte ich zumindest. Ich war mit meiner Familie unterwegs, wir standen im Stau (vor Ort) und es gab absolut keinen Parkplatz mehr; selbst nicht auf abgelegenen Waldparkplätzen nicht. Es reichte bei weitem nicht. So verließ ich schonmal als Einziger das Auto. Startnummerausgabe - kein Problem, man musste nur länger warten, es war einfach so viel Betrieb, das will ich keinem ankreiden. Die Mitarbeiter waren aber sehr freundlich und hilfsbereit. Ach ja - wofür lief ich hier eigentlich? Muskelkranke Kinder; ehrlich gesagt, lief ich hier für mich selbst. Aber genau deswegen hatte ich ja meine Familie gefragt, damit ich doch noch was tue - ich fühlte mich für meinen Egoismus schuldig. Schade, das wahr wohl nix, wenigstens ging aber der Starterlös an die Stiftung.

Also, schnell mal durchfragen und orientieren, wo was ist. Einlaufen. Und da machte es sich bereits bemerkbar: Das unbarmherzige Wetter. 23°, fast kein Schatten um den See, Windstille. Mist. Warum heute. Wollte doch meine Zeit verbessern. Zum Glück dachte ich das bereits schon vorher und habe mich einen Tag vorher informiert: Was macht man denn nun bei heißem Wetter?

Folgendes habe ich gefunden: Flasche Wasser halb auffüllen, ins Gefrierfach. Dazu öfter wärend des Laufens mit Wasser benetzen, damit man über das Schwitzen nicht wertvolle Mineralien verliert.

Also erstmal ab unter die Dusche - die sich wie eine Sauna anfühlte. sehr warmes Wasser dazu. Nun gut, egal, ist wichtig.

Der Mann am Mikrofon rief auf: "So, letzter Aufruf, noch 5 Minuten, dann geht es los! Alle Läufer an den Start!"
Hektisch schob ich mein Smartphone in die enge Armtasche und stellte es auf extrem hell.
Dann gab ich meinen Rucksack ab - was extrem schnell ging (zum Glück!).
Schnell nochmal ein Getränk über den Kopf schütten.

Dann ab ins Gedränge. Etwa 800 Läufer drängten sich am Startpunkt auf der breiten Brücke - doch man ließ mich netterweise etwas vor. Der Ansager sagte etwas an, was man im lauten Gequatsche nicht verstand. Ich bereitete mich darauf vor, die Stoppuhr zu tätigen. Mein Magen bereitete sich vor, nahezu zu verkrampfen vor Anspannung. Jetzt nicht, Magen!
Und los!

Letzte Mentale Erinnerung an meine Beine: Nicht zu schnell, hört ihr? Trotz Adrenalinschub gehorchten sie widerwillig. Einigermaßen zumindest. Es entstand ein monotones, gleichmäßiges Trommeln der vielen Beine; als hätte man sich abgesprochen, in welchem Rhythmus gelaufen wird. Vielleicht war das ja auch jene Ansage, die ich nicht verstehen konnte. So kam es mir jedenfalls vor. Ich sicherte mir nach etwa 100, 200 Metern einen Platz recht weit vorne. Uuuuh, übertreibt ihr da nicht etwas, Beine? Wie war das noch mit den Anfängerfehlern? Aber gefühlt war es exakt meine Geschwindigkeit.

Wir verließen die Brücke und kurze Zeit später war der erste Kilometer ausgeschildert. Meine Uhr piepste etwa 10 Sekunden später. Na, das haut doch hin, gar nicht so schwer, das wird ein Kinderspiel. Schnell noch einne Schluck eisiges Wasser aus meiner Flasche getrunken. Super Tipp, ich fühle mich gut. Jetzt nur noch diese Geschwindigkeit beibehalten und ich fahre das Ding nach Hause. Der erste Läufer macht neben mir schlapp und murmelt leise "sch*ße". Vielleicht sollte ich das Wetter doch ernster nehmen, als ich es gerade tue. Erste Station. Ich schnappe mir einen Becher, kommt über den Kopf, der zweite wird brav getrunken, auch wenn ich selbst noch was habe.

Zweiter Kilometer. Uh, schon 20 Sekunden vor meiner Zeit? Das wird eine super Zeit!
Dritter Kilometer. Hmm, 15 Sekunden vor der Zeit. Aber vielleicht halte ich das Tempo besser bei.
Ich hefte mich an einen Vordermann, der ziemlich gleichmäßig zu laufen scheint.
Verpflegungsstation. Ordentlich bewässern, den Körper.
Vierter Kilometer. 10 Sekunden Vorsprung nur noch. Sollte ich wieder schneller laufen? Meine Beine sind dagegen, sagen sie.
Ich schwitze tatsächlich.

Fünfter Kilometer, Halbzeit! Genau in meiner Zeit, aber gerade so eben. Es ist doch recht anstrengend, stelle ich fest. Ich merke, wenn ich nicht alles gebe und alles riskiere, dann komme ich nicht auf meine Wunschzeit von 46:40 Minuten, die ich doch vorher so minutiös ausgerechnet hatte. All das Training!
Ich weiche einigen Spaziergängern aus.

Sechster Kilometer. 10 Sekunden unter der Zeit. Vergiss es. Die Zeit wird nichts mehr. Aber 48 min will ich dann auch nicht laufen; zu groß ist an diesem Tag mein Ehrgeiz. Die Sonne strahlt unbahrmherzig auf uns herab (23° haben sich noch nie so heiß angefühlt). Welche Zeit also? Hirn, sag was!
Ok, wir machen Schadensbegrenzung. 48 Minuten wären immer noch gut bei der Hitze, aber dann streng dich halt an, wenn du das willst; riskier was...

Und ich riskierte was. Am Ende, Kilometer 9, waren es bereits 40 Sekunden zu meiner Zeit. Ich sage den Beinen: Ihr könnt immer noch beschleunigen... Beschleunigen, machst du Witze? Ok, jetzt noch nicht...
Ein Spaziergänger ließ unnötigerweise eine riesige Dunstwolke Zigarettenqualm auf der Strecke ab....
Gefühlte 9,5 Kilometer: Beine beschleunigen? - Machst du Witze? - 100 Meter weiter... Beine an mich: Ok, ein bissl ist noch drin, aber beschwer dich nicht.

Ich starte also eine - leichte - Beschleunigung kurz vor dem Ziel - Geschafft! Und die Beine hatten recht, ich fühle mich, als müsste ich mich übergeben. Am Ende hatte ich eine Zeit von ungefähr 47:20 min und war trotzdem sehr mit mir zufrieden. Und mir war immer noch schlecht. Aber das legte sich 3 Minuten später. Dann noch einmal unter die Saunadusche, ein paar Getränke geext und ich fühlte mich großartig!

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Im Grunde ein Super Rennen mit nur wenigen Kritikpunkten. Wenn man bei dem Parkplatzmangel öffentliche Verkehrsmittel nutzen kann und das Wetter nicht zu heiß ist, dann ist der Lauf um den See - trotz (mäßigem) Gegenverkehr durch Fußgänger und Inliner echt zu empfehlen. Ach ja, und trotz manueller Zeitmessung. Ich will mich nicht beschweren, generell war die Organisation super, man nahm sich Zeit und druckte mir sogar meine Urkunde unplanmäßig vor allen anderen aus (ja, brauchte die Extrawurst, musste schnell wieder weg :) ). Nächstes Jahr gerne wieder!

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Danke für den lustigen und nett zu lesenden Laufbericht. Nur eine Rückfrage:

Habe ich das wirklich richtig verstanden, dass Du schon vor (!) dem Lauf duschen gegangen bist? Von der Taktik habe ich noch nie gehört - ist aber clever, da ist es vermutlic auch noch nicht so voll.

Herzlichen Glückwunsch zur PB!

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@todmirror: Ja, das hast du richtig herausgelesen!
Ich hatte halt gelesen, wie wichtig es ist, nicht zu viel zu schwitzen, da bin ich - noch leicht feucht - in meine Klamotten gestiegen.
Dann zusätzlich Getränk über den Kopf. Das hat mir bestimmt 1 oder 2 km was geholfen - und dann kam die nächste Minidusche.

Ich hätte gleich mehrere Becher Getränk nehmen können - nur bei so vielen Läufern sicherlich nicht wirklich ... sozial :D .
Ich hatte einfach Glück, dass ich rechtzeitig nach Infos gesucht hatte.
Aber mache ich bestimmt jetzt öfter!

Herzlichen Glückwunsch zur PB!
Vielen Dank!

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Yuki_Shiro hat geschrieben:@todmirror: Ja, das hast du richtig herausgelesen!
Ich hatte halt gelesen, wie wichtig es ist, nicht zu viel zu schwitzen, da bin ich - noch leicht feucht - in meine Klamotten gestiegen.
Dann zusätzlich Getränk über den Kopf. Das hat mir bestimmt 1 oder 2 km was geholfen - und dann kam die nächste Minidusche.

Ich hätte gleich mehrere Becher Getränk nehmen können - nur bei so vielen Läufern sicherlich nicht wirklich ... sozial :D .
Ich hatte einfach Glück, dass ich rechtzeitig nach Infos gesucht hatte.
Aber mache ich bestimmt jetzt öfter!
Jeder Jeck ist ja anders. Aber für einen flott gelaufenen 10er erscheint mir das ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. Während 10km <50min kannst Du meines Erachtens (und schon gar nicht bei 23°) soviel ausschwitzen, dass Du irgendwie in "Gefahr" geraten könntest. Auch Trinken kostet da mehr Zeit als es hilft.

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Schöner Bericht!

Ich war auch da und bin den HM gelaufen, wirklich eine tolle Strecke!

Für mich war es insofern eine Premiere, als dass ich unter 1:50 geschafft habe: 1:47:49! :hurra: Somit 4.Frau

(ohje, jetzt könnt ihr mich alle stalken).

Dabei war es gar nicht mit explizieter Vorbereitung, ich bin nur mis 16,5 km in den letzten Monaten gelaufen, nachdem mein letzter HM Anfang April eine Tortur war wegen ITBS.

Aber das macht mir guten Mut, weiter auf meinen angestrebten HM in Lissabon am 15.10. hin zu trainieren.

Passenderweise sind heute auch meine neuen Schuhe angekommen: Asics Dynaflyte, das zweite Paar. Einfach die besten!
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Und es wären nur 36 sec. gewesen bis zur 3.! Das wäre bei optimalen Bedingungen vielleicht drin gewesen, aber ich muss schon sagen, die erste Runde war super, aber die zweite zwischendrin ganz schön hart, da merke ich schon, dass ich zu wenig Muskeln im Gluteus und waden habe.
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Nur 36 sec ist schon mal die richtige Einstellung bzw. wenn du das Gefühl hast, es sind nur 36 Sekunden, dann dürfte es absolut machbar sein. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich auf 56:59 auf 10 km runterkomme mit mehr Anstrengung. Andererseits war ich bei meiner 57:28 vor 1 Jahr 10 kg schwerer... und wenn ich auf 56:29 kommen sollte, dann werde ich das erste Mal überhaupt generalstabsmäßig trainieren. Mehr als konsequent dran arbeiten kannst du nicht am Muskelaufbau - und das wird mit Sicherheit sehr bald Wirkung zeigen. :winken: Leicht gebaut und Muckis und Lauftalent - das wird spannend!

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Yuki_Shiro hat geschrieben: Aber mache ich bestimmt jetzt öfter!
Nur als Info: So eine Ausstattung wirst Du bei reinen 10km-Läufen ansonsten eher selten finden. Beim Hamburger Alsterlauf gibt es z.B. weder Duschen noch Getränke unterwegs. Auch das Trinken von eisigem Wasser kann beim Laufen richtig schief gehen, der Magen mag sowas gar nicht. Wenn das Wasser so kalt ist, es sicherheitshalber ein wenig im Mund behalten...
Runalyze-Profil
Mein Lauftagebuch "Ausgerechnet ich laufe"
PBs: 10k: 44:27 (3/18), HM: 1:34:25 (4/23), M: 3:30:35 (04/19) Ultra: 72,3km in 7:28h (12/19), 110km in 24h (6/19)

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Auch das Trinken von eisigem Wasser kann beim Laufen richtig schief gehen, der Magen mag sowas gar nicht.
Oops, was kann denn da passieren?
Meiner hat's zum Glück vertragen...

Gratulation Vögelchen zum guten 4. Platz!
Aber was ist ITBS?

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ITBS= Ilio-Tibialis-Syndrom. Reizung eines Faszienstrangs, der seitlich am Oberschenkel herunter zieht, und wenn der an Knochenvorsprüngen scheuert beim Laufen, tuts weh und kann sich entzünden.

Zur weiteren Lektüre empfehle ich zahlreiche einschlägige Stränge hier im Forum, und sei froh dass du so unwissend bist diesbezüglich! :wink:
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