so habe ich doch jetzt erst angefangen, zu trainieren - und: tada, es machte sich bezahlt.
Um die 49:30 min waren meine vorangegangenen Zeiten, aber ein Testlauf über 5 km sagte mir bereits, dass das Wochenlange Training Erfolge zeigte. Zudem bin ich dankbar, dass ein Freund mir viele Fragen bereits beantworten konnte und ich auch gute Bücher zur Verfügung hatte.
Der Kemnader Stausee ist ein Naherholungsgebiet, dass sich 3 Städte teilen: Bochum, Witten und Hattingen. Alleine See macht er schon so seinen Reiz aus und lockt bei gutem Wetter Spaziergänger, Fahrradfahrer und Inlineskater hervor. Idealerweise gibt es mehrere Brücken, sodass eine Strecke gewählt werden konnte, die fast 10 Kilometer lang ist - die letzten Meter führten direkt in die Burg.
Das Streckenprofil ist einigermaßen flach, zumindest gibt es nur 2 oder 3 mittlere Anstiege, bei denen man etwas kämpfen muss. Die einzelnen Kilometer sind ausgeschildert (endlich mal wieder! Das sollte eigentlich Standard sein

-
...So dachte ich zumindest. Ich war mit meiner Familie unterwegs, wir standen im Stau (vor Ort) und es gab absolut keinen Parkplatz mehr; selbst nicht auf abgelegenen Waldparkplätzen nicht. Es reichte bei weitem nicht. So verließ ich schonmal als Einziger das Auto. Startnummerausgabe - kein Problem, man musste nur länger warten, es war einfach so viel Betrieb, das will ich keinem ankreiden. Die Mitarbeiter waren aber sehr freundlich und hilfsbereit. Ach ja - wofür lief ich hier eigentlich? Muskelkranke Kinder; ehrlich gesagt, lief ich hier für mich selbst. Aber genau deswegen hatte ich ja meine Familie gefragt, damit ich doch noch was tue - ich fühlte mich für meinen Egoismus schuldig. Schade, das wahr wohl nix, wenigstens ging aber der Starterlös an die Stiftung.
Also, schnell mal durchfragen und orientieren, wo was ist. Einlaufen. Und da machte es sich bereits bemerkbar: Das unbarmherzige Wetter. 23°, fast kein Schatten um den See, Windstille. Mist. Warum heute. Wollte doch meine Zeit verbessern. Zum Glück dachte ich das bereits schon vorher und habe mich einen Tag vorher informiert: Was macht man denn nun bei heißem Wetter?
Folgendes habe ich gefunden: Flasche Wasser halb auffüllen, ins Gefrierfach. Dazu öfter wärend des Laufens mit Wasser benetzen, damit man über das Schwitzen nicht wertvolle Mineralien verliert.
Also erstmal ab unter die Dusche - die sich wie eine Sauna anfühlte. sehr warmes Wasser dazu. Nun gut, egal, ist wichtig.
Der Mann am Mikrofon rief auf: "So, letzter Aufruf, noch 5 Minuten, dann geht es los! Alle Läufer an den Start!"
Hektisch schob ich mein Smartphone in die enge Armtasche und stellte es auf extrem hell.
Dann gab ich meinen Rucksack ab - was extrem schnell ging (zum Glück!).
Schnell nochmal ein Getränk über den Kopf schütten.
Dann ab ins Gedränge. Etwa 800 Läufer drängten sich am Startpunkt auf der breiten Brücke - doch man ließ mich netterweise etwas vor. Der Ansager sagte etwas an, was man im lauten Gequatsche nicht verstand. Ich bereitete mich darauf vor, die Stoppuhr zu tätigen. Mein Magen bereitete sich vor, nahezu zu verkrampfen vor Anspannung. Jetzt nicht, Magen!
Und los!
Letzte Mentale Erinnerung an meine Beine: Nicht zu schnell, hört ihr? Trotz Adrenalinschub gehorchten sie widerwillig. Einigermaßen zumindest. Es entstand ein monotones, gleichmäßiges Trommeln der vielen Beine; als hätte man sich abgesprochen, in welchem Rhythmus gelaufen wird. Vielleicht war das ja auch jene Ansage, die ich nicht verstehen konnte. So kam es mir jedenfalls vor. Ich sicherte mir nach etwa 100, 200 Metern einen Platz recht weit vorne. Uuuuh, übertreibt ihr da nicht etwas, Beine? Wie war das noch mit den Anfängerfehlern? Aber gefühlt war es exakt meine Geschwindigkeit.
Wir verließen die Brücke und kurze Zeit später war der erste Kilometer ausgeschildert. Meine Uhr piepste etwa 10 Sekunden später. Na, das haut doch hin, gar nicht so schwer, das wird ein Kinderspiel. Schnell noch einne Schluck eisiges Wasser aus meiner Flasche getrunken. Super Tipp, ich fühle mich gut. Jetzt nur noch diese Geschwindigkeit beibehalten und ich fahre das Ding nach Hause. Der erste Läufer macht neben mir schlapp und murmelt leise "sch*ße". Vielleicht sollte ich das Wetter doch ernster nehmen, als ich es gerade tue. Erste Station. Ich schnappe mir einen Becher, kommt über den Kopf, der zweite wird brav getrunken, auch wenn ich selbst noch was habe.
Zweiter Kilometer. Uh, schon 20 Sekunden vor meiner Zeit? Das wird eine super Zeit!
Dritter Kilometer. Hmm, 15 Sekunden vor der Zeit. Aber vielleicht halte ich das Tempo besser bei.
Ich hefte mich an einen Vordermann, der ziemlich gleichmäßig zu laufen scheint.
Verpflegungsstation. Ordentlich bewässern, den Körper.
Vierter Kilometer. 10 Sekunden Vorsprung nur noch. Sollte ich wieder schneller laufen? Meine Beine sind dagegen, sagen sie.
Ich schwitze tatsächlich.
Fünfter Kilometer, Halbzeit! Genau in meiner Zeit, aber gerade so eben. Es ist doch recht anstrengend, stelle ich fest. Ich merke, wenn ich nicht alles gebe und alles riskiere, dann komme ich nicht auf meine Wunschzeit von 46:40 Minuten, die ich doch vorher so minutiös ausgerechnet hatte. All das Training!
Ich weiche einigen Spaziergängern aus.
Sechster Kilometer. 10 Sekunden unter der Zeit. Vergiss es. Die Zeit wird nichts mehr. Aber 48 min will ich dann auch nicht laufen; zu groß ist an diesem Tag mein Ehrgeiz. Die Sonne strahlt unbahrmherzig auf uns herab (23° haben sich noch nie so heiß angefühlt). Welche Zeit also? Hirn, sag was!
Ok, wir machen Schadensbegrenzung. 48 Minuten wären immer noch gut bei der Hitze, aber dann streng dich halt an, wenn du das willst; riskier was...
Und ich riskierte was. Am Ende, Kilometer 9, waren es bereits 40 Sekunden zu meiner Zeit. Ich sage den Beinen: Ihr könnt immer noch beschleunigen... Beschleunigen, machst du Witze? Ok, jetzt noch nicht...
Ein Spaziergänger ließ unnötigerweise eine riesige Dunstwolke Zigarettenqualm auf der Strecke ab....
Gefühlte 9,5 Kilometer: Beine beschleunigen? - Machst du Witze? - 100 Meter weiter... Beine an mich: Ok, ein bissl ist noch drin, aber beschwer dich nicht.
Ich starte also eine - leichte - Beschleunigung kurz vor dem Ziel - Geschafft! Und die Beine hatten recht, ich fühle mich, als müsste ich mich übergeben. Am Ende hatte ich eine Zeit von ungefähr 47:20 min und war trotzdem sehr mit mir zufrieden. Und mir war immer noch schlecht. Aber das legte sich 3 Minuten später. Dann noch einmal unter die Saunadusche, ein paar Getränke geext und ich fühlte mich großartig!
-
Im Grunde ein Super Rennen mit nur wenigen Kritikpunkten. Wenn man bei dem Parkplatzmangel öffentliche Verkehrsmittel nutzen kann und das Wetter nicht zu heiß ist, dann ist der Lauf um den See - trotz (mäßigem) Gegenverkehr durch Fußgänger und Inliner echt zu empfehlen. Ach ja, und trotz manueller Zeitmessung. Ich will mich nicht beschweren, generell war die Organisation super, man nahm sich Zeit und druckte mir sogar meine Urkunde unplanmäßig vor allen anderen aus (ja, brauchte die Extrawurst, musste schnell wieder weg
