faceyourtarget hat geschrieben:Wenn du keine Ahnung hast, warum die Vorbereitung in beiden Fällen nicht "gut" war, solltest du dich mit solchen Aussagen vielleicht etwas zügeln. Ich hatte in beiden Vorbereitungen Probleme mit den Sehnen und deswegen war mir eine "normale" Vorbereitung nicht möglich. Im Hinblick auf die Vorbereitung bin ich in der Tat auf beide Ergebnisse stolz. Von "den Körper zurichten" kann man nicht wirklich sprechen. Es gibt auch genug Leute, die trotz guter Vorbereitung mit einer Verletzung aus einem Marathon gehen. Das Risiko, sich mit wenig Wochenkilometern bei einem Marathon zu verletzen schätze ich nicht höher ein, als das Risiko sich zu verletzen bei erhöhten Umfängen in Folge der Marathonvorbereitung.
Gut, du hattest Probleme mit deinen Sehnen. Während des Marathons hast du dir dann eine Sehne im Fuß verletzt und warst mehrere Wochen außer Gefecht. Richtig ist, dass auch genug Leute mit guter Vorbereitung Verletzungen davon tragen, Fraglich ist immer, woher diese Verletzungen rühren. Ich habe mich in meiner kleinen Laufkarriere einmal verletzt und das aufgrund einer gottgegebenen Dysbalance in meinem Körper (alles schief irgendwie). Wenn du sagst, dass das Risiko sich bei niedrigen Umfängen in der Vorbereitung im Marathon zu verletzen, nicht höher ist, als bei erhöhten Umfängen, dann muss man natürlich differenzieren: Wenn die erhöhten Umfänge gescheit strukturiert über einen längeren Zeitraum aufbauend gesteigert wurden, glaube ich, dass die Verletzungsgefahr im Marathon erheblich geringer ist, als wenn ich mit ner bescheidenen Vorbereitung in einen Marathon gehe und eine Distanz laufe, die über meinen Möglichkeiten liegt. Ist doch ganz logisch. Ansonsten klar: Verletzen kann man sich immer, allgemeines Lebensrisiko, aber warum nicht mal für fünf Minuten nachdenken, was sinnvoll im Hinblick auf das Vorhaben Marathon ist?
faceyourtarget hat geschrieben:Und die 2 gelaufenen Zeiten mögen zwar keine Glanzleistungen für einen Kerl in meinem Alter sein, aber doch weit entfernt von "wenn du net anständig trainierst, wirste das Ding nur mit Ach und Krach ins Ziel bringen in ner unterirdischen Zeit".
Naja hier ist es Ansichtssache, was jetzt unterirdisch ist. Aber warum nicht versuchen, mit ein bisschen Nachdenken etwas besser vorbereitet und mit mehr Spaß als Schmerz das Ding zu laufen?
faceyourtarget hat geschrieben:Mir fällt immer wieder auf, dass viele ein absolutes Scheuklappen-Denken haben. Wenn es die ganzen Trainingspläne nicht geben würde, würde kein Mensch wissen, ob nun 30 Wochenkilometer oder gar 60 Wochenkilometer für Sub 4 bei einem Marathon erforderlich sind. Da es sie aber gibt, macht sich jeder verrückt und immer dann wenn ne Vorbereitung nicht Lehrbuchmässig ist, kommen die Perfektionisten auf den Plan, die einfach nicht kapieren wollen, dass man auch einen Marathon ohne lange Läufe und ohne eine Vielzahl von Wochenkilometern finishen kann.
Wenn es die ganzen Trainingspläne nicht gäbe, gäbe es aber trotzdem Leute, die unterschiedlich trainieren und die dann unterschiedlich gut im Marathon abschneiden würden. Der schnellste würde dann gefragt, wie er das gemacht habe und der würde dann erzählen, dass er pro Woche XXX Kilometer gelaufen ist und so und so differenziert trainiert hat. Ich fürchte, dann hätte man ganz schnell so etwas wie eine Laufphilosphie, nach der sich die Leute richten würden. Man orientiert sich immer an den Erfolgreichen. Klar kann man einen Marathon auch mit wenigen WKM finishen, die Frage ist nur: Wie? Und warum willst du bestehendes Wissen einfach ignorieren?
faceyourtarget hat geschrieben:Viele spielen sich hier als Marathon-Oberguru auf, nur weil sie mal von der 10% Regel gehört haben, regelmässig die Runnersworld lesen und die geforderten Wochenkilometer in Marathonplänen kennen. Ich glaube manche kotzt es tierisch an, dass sie sich Monate und Jahre gezielt auf einen Marathon vorbereiten und schon bei 3 ausgefallenen Einheiten an ihrer Zielzeit zweifeln und dann einer daher kommt, der trotz aller bösen Omen das Ding einfach läuft, weil er sich nicht so viele Gedanken macht.
Ja gut, "einfach" waren deine Marathons und die dazugehörige Vorbereitung ja offensichtlich auch nicht, wenn ich dich mal an deine Sehnen erinnern darf. Mir ist es vollkommen egal, ob einer daher kommt, der dann mit drei Einheiten/Woche den Marathon läuft. Ist halt nicht die optimale Vorbereitung, darum geht es.
faceyourtarget hat geschrieben:Und zur Sache "die Ziellinie herbei sehnen" ... wenn du mir erzählen willst, dass du nicht ab nem gewissen Kilometer im Marathon froh bist, wenn es irgendwann nur noch 10, 5 oder 3 km sind, lügst du. Bei jemandem, der regelmässige lange Läufe hatte, mag das mental bedingt erst bei km 30-35 losgehen, aber ändert nichts an der Sache, wie dieses Argument gedreht wird...
Also ich kann dir sagen, dass es je nach Vorbereitung und Renngestaltung darauf ankommt, ob man das Ziel herbei sehnt. Ich hatte schon Marathons, da habe ich das Ziel ab km30 herbei gesehnt, aber auch schon welche, bei denen wollte ich, dass das Rennen noch viel länger geht, weil ich erst auf den letzten 15km richtig Zeit gut gemacht habe. Und für mich ist es ein erstrebenswertes Ziel, den Marathon optimal vorbereitet zu laufen, um diesen Zustand im Rennen zu erlangen, dann kann ich eine optimale Zeit laufen und am nächsten Tag schon wieder locker durch die Gegend traben. Außerdem hat es zu allererst etwas mit der Physis zu tun, ob man das Ziel herbei sehnt, nicht mit der Psyche. Wenn ich körperlich frisch bin, laufe ich doch gerne noch weiter. Oder läufst du etwa gar nicht gern?
faceyourtarget hat geschrieben:Wenn ich so sehr auf "Schulter klopfen" aus wäre, hätte ich das sicher anders formuliert und einiges weg gelassen. Ich denke, dass HomerJ genau für Leute, wie mich, diesen Thread ins Leben gerufen hat, weil er die Hoffnung hat, dass es noch Leute fernab eines sklavischen Trainingsplans gibt, die trotz "ungünstiger Ausgangslage" den Marathon noch gut gefinisht haben.
Naja der Thread ist für jeden, der erzählen will, wie sein erster Marathon war. Mein erster Marathon war trotz Trainingsplanvorbereitung ziemlich quälend, mit anschließend tagelangem trepprückwärts gehen. Ich war da auch ein wenig stolz drauf, weiß aber, dass es sehr viel besser geht und zumindest mir macht es mit besserer Ausgangslage mehr Spaß. Und das wollen hier wohl die meisten vermitteln.