Knippi hat ja gezeigt, dass das geht. Etwas umständlich zwar, aber es geht. Es setzt allerdings voraus, dass man sich mit der Materie beschäftigt, sie durchdringt und Schlüsse zu ziehen in der Lage ist.Phycone hat geschrieben: Es ist auch ein bisschen unpraktisch, dass man nur eine Zitat-Ebene hat und nicht zitiertes noch mitzitieren kann. Oder geht das?
Und damit bin ich auch beim eigentlichen Thema. Deine bisherigen Beiträge legen nicht den Schluss nahe, dass du dich mit der Materie beschäftigt hast.
Alle Körpersysteme werden ständig ab- und neu wieder aufgebaut. In ca. 7 Jahren bist du ein "neuer Mensch", d. h. sämtliches Gewebe ist erneuert. Dabei gibt es 2 wichtige Aspekte:
1. Der Erneuerungszyklus ist für verschiedene Systeme unterschiedlich lang.
2. Der Aufbau wird durch Reize (Belastung) beeinflusst.
Platt ausgedrückt:
- Bleiben Reize aus, verkümmern Systeme.
- Erfolgen Reize, reagiert das System mit Verstärkung.
Was du völlig außer acht lässt, ist die Tatsache, dass Reize je nach System unterschiedliche Reaktionen hervorrufen, d. h. die Art des Reizes, die Dauer, die Wiederholung bewirkt bei jedem System Unterschiedliches. In jedem guten Laufbuch ist nachzulesen, dass z. B. die Muskeln sich sehr schnell an Belastungsreize anpassen (in ca. 8 Wochen ist ein Muskel komplett erneuert), während Sehnen oder Knochen wesentlich länger brauchen, um zu reagieren.
Genau genommen gilt das sogar für die Teilsysteme. (Beispielsweise reagiert der Muskel auf einen Belastungsreiz sehr schnell mit Muskelwachstum (Neubildung von Myofibrillen), das Mitochondrienwachstum setzt dagegen längere Reizdauer voraus, und relevante Erhöhung fettspaltender Enzyme noch längere Dauer.)
Jeder Belastungsreiz ruft zunächst eine positive, weil den Körper stärkende Reaktion hervor. Wird der Reiz zu stark und/oder zu häufig, schlägt das irgendwann ins Gegenteil um, und es treten Schäden auf, die anfangs reparabel und bei anhaltend hoher Reizeinwirkung irreparabel werden können. Der Punkt, an dem das umschlägt, ist aber von System zu System (und von Individuum zu Individuum) unterschiedlich. Das Herz-Kreislaufsystem steckt meistens locker auch deutlich über 100 km pro Woche weg und wird gestärkt,. während orthopädisch bereits Schäden auftreten können (beim einen schon nach 60 km/Woche, beim anderen erst ab 150 km/Woche).
Wenn du also hier schreibst:
dann ist das zunächst mal eine absolute Banalität, denn es besagt nur, dass der Reiz (Belastung) auf alle diese Systeme wirkt. Die entscheidenden Fragen sind aber:schmerzen die Muskeln war die gesamte Belastung auf das Bein hoch und auch die Knochen und Gelenke wurden stärker beansprucht
Wie ist die jeweilige Wirkung des Reizes auf die verschiedenen Systeme?
Wann "kippt" das Ganze beim jeweiligen System, wo die Nachteile die Vorteile überwiegen?
Du unterstellst, dass das für alle Systeme gleich ist, und das ist Unsinn. Ein Muskelkater z. B. mag sogar schmerzhaft sein, aber nach 5 - 6 Tagen ist der verschwunden. An den Sehnen mag dabei keine Beeinträchtigung auftreten, aber durch zu häufige hohe Belastung können Beschwerden später zu Tage treten, die u. U. sehr lange brauchen, bis sie wieder weg sind.
Und um auf die Thread-Frage zu kommen (auf die du nicht eingehen willst oder kannst): Wie andere schon schrieben, ist zwar der Begriff "leiden" etwas unglücklich. Wenn man ihn aber so interpretiert, dass man darunter langfristige Beeinträchtigung oder später auftretende Schäden versteht (kurzfristige Beeinträchtigungen sind uninteressant, da eben nur für kurze Zeit existent), dann würde die Fragestelung also lauten:
Schaden auf Dauer lange oder schnelle Läufe den Gelenken mehr?
Wenn man das oben Geschriebene berücksichtigt, dass also Muskeln, Sehnen, Bänder, Knochen etc. alle unterschiedich auf Belastungsreize reagieren, dann ist es Kaffeesatzleserei, aus der Reaktion eines einzigen Systems auf die Reaktion anderer Systeme zu schließen. Das ist einfach hergeholt, und durch den Allgemeinplatz, dass halt alle reagieren, nicht untermauert.
Das ist nun wieder totaler Humbug. In den ersten Monaten meines Läuferlebens hatten sich die Muskeln bestens adaptiert, was mich zu viel zu schneller Steigerung des Trainings verführte. Das Ergebnis war ein Ermüdungsbruch im Wadenbeinknöchelchen, der eben NICHT durch die Muskulatur angekündigt wurde (wie auch?). Andersherum habe ich nach hohen Belastungen steinharte schmerzhafte Muskeln gehabt, ohne dass je ein weiterer Ermüdungsbruch hinzu gekommen wäre.Phycone hat geschrieben:Ermüdungsbruch, dort ist dieser Zusammenhang zwischen Muskel und Knochen deutlich gegeben.
Allgemein gilt hier, dass Ermüdungsbrüche am Anfang eines Läuferlebens häufiger vorkommen (zu viel in zu kurzer Zeit), während im weiteren Verlauf das eher selten ist (von Profis mit permanent hohen Belastungen hart am Limit mal abgesehen). Muskuläre Probleme dagegen sind eine ständige Bedrohung bei viel trainierenden ambitionierten Hobbyläufern.
Bernd