NordicNeuling hat geschrieben:...verteufelt...
...apodiktische und durch nichts als die eigene Aversion begründete Verteufelung...
Du machst hier einen Rundumschlag, in dem du emotionalisierst und verallgemeinerst, wo Differenzierung angebracht wäre.
Um das mal ein wenig herunter zu holen:
Ich laufe selbst meistens mit HF-Messer, nutze die Distanzmessung ausgiebigst und profitiere von dem Nutzen, beliebige Strecken zu laufen und doch zu wissen, was ich geleistet habe, und sei es, um meinen Zahlenfimmel zu befriedigen. Warum sollte ich mit einem Ding herumlaufen, gegen das ich eine "Aversion" habe und das ich "verteufele"?
Der springende Punkt ist der, dass Errungenschaften (materielle wie immaterielle) in bestimmten Fällen Nutzen bringen, in anderen nicht - mal abgesehen von manchem, was per se überflüssig ist. Nun liegt "Nutzen" immer in der subjektiven Einschätzung des Individuums, und daher kann jeder auch machen, was er will. (In meiner Jugend pflegte man zu sagen: Du kannst dir auch eine Frikadelle ans Knie nageln.) Ebenso ist es aber auch legitim, sowas zu kommentieren und seine Meinung darüber zum besten zu geben.
Um's an einem simplen Beispiel zu demonstrieren: Ein Handy hat zweifelsohne für viele Fälle einen hohen Nutzen. Es können sich nun 2 Leute am Tisch gegenübersitzen und ein Gespräch führen, indem sie das per Handy tun und sich SMS zuschicken, wenn sie das wollen. Ein Beobachter wiederum kann aber darüber auch den Kopf schütteln und so etwas für reichlich beknackt halten. Daraus abzuleiten, dass er nun eine Aversion gegen Handys hätte und selbige verteufele, wäre hingegen fehlgeschlossen.
NordicNeuling hat geschrieben:"Industriegesteuert - Umsatzbringer" u.ä. höre ich schreien
Auch das ist eine emotional erhitzte Aussage, die aber keinen erhellenden Charakter hat. Ich habe in meinem Berufsleben ausschließlich in privaten Unternehmen gearbeitet, die nicht von ihren tollen Produkten oder Dienstleistungen an sich gelebt haben, sondern diese auch immer verkaufen mussten. Daher weiß ich, dass das nichts Ehrenrühriges ist, ganz im Gegenteil. Vor 25 Jahren bin ich in ein Unternehmen eingetreten, dass sich seinen Markt praktisch erst erschließen musste. In Querschnittsfunktion tätig, habe ich dabei die Denke von Marketingvertretern, aber auch von Vertriebsleuten verstehen gelernt. Also nix mit "schreien". Aber ich weiß auch: Das Interesse eines Unternehmens ist ein eigenes und nicht das des Kunden. Wer das leugnen würde, wäre naiv. Im positiven Fall gibt es eine größere Schnittmenge, die für beide Seiten vorteilhaft ist, im ungünstigen Fall wird versucht, dem Kunden etwas "anzudrehen".
Und um wieder auf die Pulsuhr zurück zu kommen: Aus Sicht einer Firma wie z. B. Polar ist es ganz legitim zu überlegen, wie man aus einem Nischenmarkt einen Massenmarkt macht. Der Marketingchef, der daran nicht dächte, gehörte gefeuert. Das bedeutet aber eben nicht von vornherein, dass das dem Kunden einen Nutzen bietet. Wenn ich mir die ganzen verunsicherten Anfänger-Threads anschaue, wenn ich sehe, dass Läufer sich ausbremsen (nicht nur hier in diesem Thread), nur um ja nicht außerhalb irgendwelcher Grenzen zu laufen, wenn ich vergleiche, dass "früher" jemand erstmal so mitgelaufen ist, um zu sehen, ob das was für ihn ist, jetzt hingegen viele meinen, vor dem ersten Lauf eine Investition in Technik tätigen zu müssen, dann komme ich zu der Einschätzung, dass diese Entwicklung (Laufen mit Pulsuhr) der breiten Läufermasse keinen Vorteil bietet, im Gegenteil kontraproduktiv ist.
Und da hat in der Tat die Vermarktungsstrategie einen cleveren Schachzug gemacht: Es ist eine kritische Masse entstanden, so dass der Anfänger recht schnell auf Aussagen stößt: Zum Laufen gehört eine HF-Uhr. Dann kauft er eine und kommt damit nicht recht klar. Die menschliche Psyche ist allerdings so gestrickt, dass sie sich schwer tut mit der Bewertung: War nichts, hätte ich lieber das Geld gespart, also wird - bewusst oder unbewusst - die Entscheidung vor sich selbst gerechtfertigt, und der nächste Fürsprecher ist gewonnen.
Der Mensch ist eben kein Instinktwesen mehr, sondern muß das durch harte und dauernde Arbeit seiner CPU ausgleichen.
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Den Ausgleich durch Denken beherrscht er inzwischen so gut, daß er den Instinktwesen deutlich überlegen ist.
Du lässt hier die Hierarchie des Gehirns völlig außer acht, aber das würde jetzt zu weit führen.
Bernd