So, hallo!
Jetzt melde ich mich auch mal, mein Ergebnis ist ja schon durchgesickert. Der Marathon war für mich schon irgendwie etwas besonderes, da ich es nach viereinhalb Jahren endlich mal wieder zustande gebracht habe, an der Startlinie zu stehen. Das andere besondere war auf jeden Fall, endlich mal mit mehreren Gleichgesinnten persönlich über die Lauferei zu quatschen. Ich fand das gestern und auch heute wirklich toll! Hat ja was von Online-Dating, man kennt die Leute irgendwie, ist aber natürlich gespannt, wie sie so in echt sind. Natürlich ist die Aussicht beim Online-Date möglicherweise eine angenehmere (hab ich gehört), außer man steht auch in anderen Lebensbereichen auf Schmerzen.
Also nochmal ohne Blödsinn: Durchweg hab ich super Menschen kennenlernen dürfen, wenn auch nur recht kurz. Mit Matthias, Tobias und Christian konnte ich mich etwas länger unterhalten und hätte mich sehr gerne noch länger unterhalten, wenn man nicht nervös auf der Messe rumgestanden hätte (Samstag) oder total müde und kaputt gewesen wäre (Sonntag). Heute nach dem Lauf kam dann noch Sven dazu, der sich extra die Mühe machte, auf seiner Rückreise uns einen kleinen Besuch abzustatten. Super kameradschaftlich, wie er sich mit jedem unterhalten hat und wissen wollte, wie es so gelaufen ist. Ihr seht, ich bin ganz happy!

Wolfgang war sowohl heute als auch gestern dabei, was mich sehr gefreut hat, er und auch Eckhard sind tolle Typen, leider konnte ich mich nur kurz mit ihnen austauschen. Dennis war auch dabei nach seinem tollen Rennen heute, und wer beinahe zeitgleich und mit ähnlichem Rennverlauf wie ich ins Ziel kommt (gut, Dennis war etwas flotter) - der muss ja ein super Typ sein
Schade, dass Martin heute nach seinem DNF nicht da war, aber das kann ich sehr gut nachvollziehen. Da ich gestern quasi nur Hallo und Tschüß sagen konnte, hätte ich gerne noch mehr mit ihm gequatscht, vor allem, weil ich seine Beiträge hier immer sehr interessant finde. Er stellt die richtigen Fragen (die ich mir auch oft stelle) und ist dabei noch super humorvoll. Naja, ich denke, wir werden uns schon nochmal über den Weg laufen. Voxel kam heute nach dem Lauf auch nochmal kurz dazu, musste dann aber leider recht bald wieder weg (er ist halt einfach schneller als wir

). Hat mich aber sehr gefreut, ihn kennenlernen zu dürfen!
So, zu den einzelnen Leistungen ist ja schon viel gesagt worden, aber ich mach einfach auch nochmal:
Dennis, Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen PB! Die Bestätigung von sub3 innerhalb eines Jahres ist ne wirklich super Sache. Ich selbst hab dafür jetzt viereinhalb Jahre gebraucht. Und mit der Erfahrung wirst du, wenn sobald der nächste Marathon ansteht, auch das mit dem (sehr moderaten) Einbruch auf die Reihe kriegen.
Matthias, auch wenn's keine PB geworden ist und du deshalb nicht 1000% zufrieden bist, hast du ja schon selbst gesagt, dass es kein Weltuntergang ist. So kurz hintereinander PBs zu liefern, ist wahrscheinlich bis zu einem gewissen Niveau möglich, aber je flotter man wird, umso strikter muss der Aufbau sein und dann sind 5 Wochen nach einem voll gelaufenen Marathon natürlich nicht ganz optimal. Trotzdem bist du ein gutes Rennen gelaufen und ich hab mich wirklich gefreut, dich kennengelernt zu haben. Und der nächste Marathon wartet schon, da wird dann mehr gehen als 3:15, da bin ich sicher.
Christian, schade, dass die sub3 heute nicht drin war. Aber ne neue PB ist es geworden? Dann ist doch alles gut. Glückwunsch zum Rennen. War für mich was Neues, vor dem Start noch mit jemandem zu plaudern, das hat mir ein wenig die Startnervosität genommen. So konnten wir bis zum Startschuss gut die Zeit verbringen, das hat mir echt Freude bereitet. Hab immer mal wieder nach dir Ausschau gehalten und immer gehofft, dass du irgendwann an meiner Seite auftauchst. So ab km38 hätte ich die Hilfe gut brauchen können

Immer gerne wieder!
Tobi, schade dass die Muskeln nicht mitgespielt haben. Aber trotzdem Glückwunsch zum Rennen, super gekämpft am Schluss. Wenn die Kondition da ist, der Kadaver aber nicht so recht mitmacht, kann das schon frustrierend sein. Und ne tolle Zeit ist es auf alle Fälle! War echt super mit dir zu quatschen, das würde ich sehr gerne wiederholen!
Voxel, fantastisches Rennen und am Ende trotz Krämpfen am ganzen Körper das Ding so hammerhart nach Hause geknüppelt - Riesenrespekt! Du weißt, worauf es im Marathon ankommt.
Wolfgang, Dir auch Glückwunsch zum Rennen, Du hast Dich zufrieden angehört und das kannst Du auch mindestens sein. Super, super!
Eckhard, Du bist ja auch schon Berlin gelaufen und jetzt in Frankfurt sogar noch schneller. Und dass trotz der Arbeiterei und Reiserei so ne gute Zeit rauskommt, ist einfach super. Glückwunsch dazu! Mit dem beruflichen Stress könnte ich nicht annähernd so gut unterwegs sein.
Farhad, quasi mit Tarnkappe (weil beinahe unangekündigt) ne neue HM-PB im Sand gelaufen. Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Leistung. Ein super Saisonabschluss war das! Freut mich für Dich!
Ich schreib jetzt einfach weiter von meinem Erlebnis, weil ich eh noch nicht schlafen kann. Ich bin vorsichtig optimistisch in das Rennen gegangen. Ich wusste, dass ich die 4:15min/km gut drauf habe. In den letzten beiden Wochen allerdings war mein Puls im Training immer mal wieder zu hoch, auch die MRT-Einheit am Mittwoch hat mir nicht gefallen. Ich versuchte aber einfach, das zu ignorieren und wollte einfach stur draufloslaufen und am Ende gucken, was passiert.
Ich traf Christian im Startblock, wir merkten, dass es schon echt voll war. Es dauerte dann nicht ganz eine Minute, bis wir loslaufen konnten. Und naja, es war super voll in meinem Bereich. Von Frankfurt bin ich eigentlich entspannteres, freieres Laufen gewohnt und die letzten Male war ich dort deutlich langsamer unterwegs. Klar ist es meistens in den ersten Kurven eng, das ist halt so. Aber heute musste ich auf den ersten 15km wirklich höllisch aufpassen, niemandem in die Hacken zu laufen. Trotzdem fand ich gleich zu Beginn mein Tempo, meistens war ich sogar etwas schneller. Fühlte sich aber gut an, geradezu locker.
Bei der ersten Passsage der Alten Oper verengte sich die Strecke auf ca. 4m. Dort wurde es derartig eng, dass man kurz sogar gehen musste. Kann man in dem Moment nicht ändern, aber im Nachhinein schon komisch. Breitere Strecken wären für das Gewirr in der Innenstadt schon gut, sind aber halt einfach nicht vorhanden. Nach 9km nahm ich mein erstes Gel, dann ging es die Bremer Straße hoch und am Ende der Straße wartete eine Wasserstation. Diese waren insgesamt schlecht angekündigt und soweit ich weiß immer nur einseitig vorhanden, was dazu führte, dass das ganze Feld an eine Seite und ein paar Tische stürmte, um sich zu versorgen. Ich versuchte, mich da rauszuhalten, aber nach den Gels musste ich trinken. Klappte zum Glück.
Nach 13km ging es dann über die Mainbrücke auf die andere Seite und ich konnte mich kurz am Anblick der Skyline erfreuen, an dem tollen Wetter und den vielen Leuten, die dort an der Strecke standen. Atmosphärisch war das schon sehr fein. Mittlerweile hatte ich ein kleines Polster rausgelaufen und liebäugelte ein wenig mit einer 2:58er Zeit. Aber alles hypothetisch, gleichzeitig redete ich mir ein, lieber auch mal ein paar 4:15er Kilometer einzustreuen, als immer Richtung 4:10 und drunter zu laufen. Das ging dann auch ganz gut, bis zum HM lief ich 7km gleichmäßig zwischen 4:12 und 4:15.
Den HM erreichte ich in 1:28:52 und ich war ganz froh, dass mein Polster auf sub3 mittlerweile mehr als eine Minute betrug. Auch wenn ich immer gegen das Polsterherauslaufen bin. Heimlich wollte ich ja dann doch so laufen, dass ich nicht wie in Paris um jede Sekunde für sub3 kämpfen musste. Die 2:59-Ballonläufer hatte ich bei ca. km 17 hinter mir gelassen, vor mir lief aber jetzt Flo Neuschwander, der für einige Läufer den Pacemaker machte und ab und an hin und her wetzte, um seinen Jungs Wasser oder Gels zu bringen. So einen Pacemaker wünscht man sich. Ich hielt mich einfach grob an die Gruppe.
Kurz vor der Autobahnbrücke muckte mein rechter Fußballen doch ziemlich heftig auf. Gestern beim kurzen Läufchen hatte ich schon einen leichten Druckschmerz wahrgenommen. Jetzt fühlte es sich zusätzlich so an, als könnte jede Sekunde irgendwas im Fuß heftig verkrampfen, wenn ich die Zehen falsch bewegte. Die Brücke über hat mich das schwer beschäftigt und teilweise ziemlich weh getan. Das rechte Bein war eh nicht so ganz fresh. Mein hinterer Oberschenkel spannte in den letzten Wochen immer mal wieder und jetzt merkte ich ihn dann auch. Ich versuchte aber einfach, weiter locker zu laufen, nicht darauf zu achten, sondern mein Rennen ordentlich weiter zu laufen.
Mein Tempo blieb bis km25 gleich, trotz Beschwerden, dann folgten 2km in 4:07 und 4:10, dann folgte die kleine Steigung in Höchst mit einem km in 4:15, bergab war es dann wieder 4:10. Kilometer 29 war dann mit 4:17 erstmals ohne entspanntes Gefühl über dem Schnitt. Jetzt ging es dann auch endlich auf die Mainzer Landstraße und ich wusste, dass ich die heil überstehen muss, wollte ich die sub3 eintüten.
Im Sommer bin ich dort bei über 30° langgelaufen und fast verreckt - dieses Mal war es eigentlich okay. Der echte Biss, das Rennen jetzt anzunehmen und gegen den Schweinehund zu kämpfen, fehlte mir in dem Moment allerdings ein wenig, weshalb ich ab km34 doch ein wenig langsamer wurde. 4:18, 4:18, 4:21 für 34, 35, 36. Km 37 ging dann in 4:15 weg, jetzt waren wir wieder in der Innenstadt angekommen. Ich schaute auf die andere Straßenseite zu den schon 4km weiter gelaufenen Läufern und sehnte mich genau dort hin. Ich redete mir ein, es bis dahin halbwegs in Würde zu schaffen. 4km schafft man schon irgendwie. Und den Rest kriegt man dann auch hin. Es ging jetzt wieder kreuz und quer durch die Stadt, nun aber sehr viel angenehmer zu laufen.
Die Schatten der Hochhäuser machten das Laufen sehr angenehm, nicht dass es sonderlich warm war, aber ohne Sonne auf jeden Fall besser. Bei km39 lief eine Frau neben mir, plötzlich lief ein Mann ihr volle Wucht in die Hacken (wieso, wenn links und rechts alles frei ist?), sie stürzte heftig auf den Asphalt. Ich musste reagieren und ausweichen. Die arme Frau habe ich danach nicht mehr gesehen, hätte ihr auch nicht helfen können, außer sie zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Mit etwas schlechtem Gewissen lief ich weiter, heilfroh, dass der kurze Krampf im rechten hintere Oberschenkel wegen des Ausweichmanövers wieder abebbte.
Km38-41 waren zwischen 4:24 und 4:26 sehr konstant, aber doch ein wenig zu langsam. Ich wusste allerdings, dass die sub3 nur noch bei einem wirklich schlimmen Zwischenfall (s.o.) in Gefahr wäre. Ich konnte nicht schneller, aber ein wenig ruhte ich mich geistig auch auf dieser Gewissheit aus. Die sub2:59 hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht im Blick. Den letzten vollen Kilometer lief ich dann nochmal standesgemäß in 4:14, für die letzten 195m brauchte ich 47sek. Und obwohl ich es mir so fest vorgenommen hatte, war ich nicht in der Lage, mich zu freuen. Ich war ziemlich am A****.
Es wurde ja schon unendlich oft erzählt, dass die Schwierigkeit beim Marathon ist, so lange in einem relativ angenehmen Bereich zu laufen, um dann ca. 10km zu leiden. Aber glauben will ich das ja immer nicht. Von daher war es mal wieder toll, es am eigenen Leib zu erfahren. Marathon ist einfach brutal, wenn man ihn am Limit läuft.
Die zweite Hälfte bin ich in 1:30:14 gelaufen. Die 40sek, die ich am Ende eingebüßt habe, sind im Rahmen, finde ich. Man kann also sagen, dass ich intensiv mit dem Schweinehund und dem Hammermann debattiert habe, letztlich aber jeder irgendwie bei seinem Standpunkt geblieben ist und wir nicht gänzlich feindlich gesonnen unserer Wege gegangen sind. Und das war ne interessante Erfahrung. Ebenso interessant war, dass ich den gesamten Lauf über ein leichtes Hungergefühl spürte, wie ein Loch im Magen. Dabei hatte ich ausgiebig gefrühstückt und auch gut geladen am Tag vorher und vier Gels unterwegs eingeworfen. Sehr merkwürdig, vielleicht war es aber auch nur die Vorfreude auf das große Fressen, was danach vonstatten ging und die nächste Woche andauern wird.
Pulsmäßig war ich doch am oberen Limit: 178 im Schnitt, damit bin ich auch schon flotte HMs gelaufen. Der letzte HM war in 181. Vorwerfen kann ich mir nix, obwohl ich unterwegs immer das Gefühl habe, genau das tun zu müssen. Von daher sehr gut, hinterher zu wissen: Ich hab alles getan und das beste rausgeholt. Und die Gedanken "Warum tu' ich mir das eigentlich an?" kennen ja viele. Für mich war heute die richtige Antwort: "Keine Ahnung, aber mach' einfach!" und genau deshalb mach' ich das.
So, jetzt werde ich dann doch mal an der Matratze horchen.
