so bin zurück, hier der Bericht über den ZUT 2019.
Schon am Donnerstag Abend ging es in Richtung Garmisch, die Erlebnisse des Vorjahres, wo aus geplanten 6,5 h Fahrzeit in Folge von Staus fast 10 wurden und ich dann leicht gehetzt am Start stand, weil für Einchecken, Abendessen, Klamotten bereit legen usw nur wenig Zeit war, wollte ich nicht wieder haben. Dieses Mal war es besser, kleines Motel direkt an der Autobahn mit Ankunft am späten Vormittag war viel entspannter und nur 35 Euro teurer.
In den Tagen davor hatte sich die Nachrichtenlage zur Strecke fast täglich verschlechtert. Es war klar, es liegt viel, viel mehr Schnee oben als im Vorjahr, Ende Mai hatte es nochmals eine große Menge Schnee gegeben, der nicht abgetaut war. Auch die Wetterlage am Renntag hatte sich fast täglich verschlechtert, am Vortag war von Gewittern am Nachmittag mit Hagelgefahr die Rede, is nun mal ein echtes Outdoor Event.
Wegen des Schnees hatten sie Änderungen am Kurs vorgenommen, die mir -rückblickend betrachtet- entgegen kamen. Ab dem VP Hochalm auf 1700 m ging es nicht den breiten Weg hoch zum Osterfelder Kopf auf rund 2000 m und danach auf engen Trails, teilweise mit Stahlseilsicherung, wieder runter, sondern umgekehrt. Ich bin kein begnadeter Bergabläufer, sondern technisch limitiert, während mich technisch schwere und steile Strecken bergauf nicht stören. Auch beim Jungfrau Marathon habe ich beim Schlussanstieg ab dem Skilift bergauf fast hundert Plätze gut gemacht. Die Gewitterwarnung hatte zur Folge, dass sie die 3 Langstrecken (62, 88 und 100) zusammen legten und auf 62 km verkürzten. Sie wollten vermeiden, dass irgendwer mitten in der Nacht mit Stirnlampe auf 2000 m Höhe im Gewitter durch die Nacht irrt und "Blitze um Anfassen" erlebt. Rückblickend betrachtet war die Vorsorge unbegründet, die Gewitter blieben aus, so ab 14-15 Uhr kam eine "trockene" Kaltfront, die die Luft abkühlte und die Luftfeuchtigkeit reduzierte. Es regnete dann zwar in der Nacht, aber ohne Gewitter. Die ZUsammenlegung der drei Strecken plus Gewitterwarnung war für mich aber dann das letzte noch fehlende Argument, es bei den 39 km als Strecke zu belassen, auch dies retroperspektivisch eine richtige Entscheidung, die 23 km plus 1000 Höhenmeter mehr wären zu viel gewesen an diesem Tag.
Beim Start stand ich viel zu weit hinten, was dazu führte, dass ich beim ersten Anstieg am Ortsende von Mittenwald im Stau steckte und gefühlt 5 min verlor, na toll, fängt ja schon mal gut an. Danach rollte es aber. Anders als letztes Jahr, wo ich anfangs trödelte und dann versuchte, das über einen "Zwischensprint" zwischen km 7 und 15 zu kompensieren, wählte ich dieses Mal ein sehr gleichmäßiges Tempo. Das Schlagwort war "Materialschonung" und zwar das Bio Material, den Körper, schonen. An den Anstiegen gehen, Stöcke zur Unterstützung benutzen und bergab nicht full speed, sondern vermeiden, die "Oberschenkel zu schrotten". Das war letztes Jahr mein Kardinalfehler, schon vor dem eigentlichen Sturz hatte ich auf dem technisch extrem anspruchsvollen Jägersteig 10-12 "Beinahestürze", weil ich eigentlich schon am Einstieg des Jägersteig, etwa 9 km vor dem Ziel, kräftemäßig am Ende war und ich fehlende Kraft technisch nicht kompensieren kann.
Dieses Jahr habe ich das viel besser hinbekommen, der Vergleich meiner Strava Segmente zeigt, dass ich ab km 5 fast überall schneller war als letztes Jahr und das nicht nur im Sekunden, sondern im Minutenbereich. So etwa ab km 20 war im Flow, es ging dann 10 km fast nur bergauf von 790 (Partnachklamm) auf 2000 (Osterfelderkopf), aber ich hatte nie, das Gefühl, am Limit zu sein, beim Erblicken des höchsten Punkts der Strecke stimmte ich spontan "oh, wie ist das schön... " an, was mir irritierte Blicke der 24 km Läufer einbrachte, deren letztes Drittel des Feldes wir dort schon aufgelaufen hatten. Ab der Partnachalm waren wir eine kleine 4er Gruppe, 2 Männer und 2 Frauen, eine der beiden Damen gewann später die Senior Wertung bei den Frauen, und wir zogen gemeinsam die Serpentinen hoch. Lustigerweise war ich der schnellste der 4 bergab, damit hätte ich nie gerechnet, aber die Beine waren dieses Jahr eben noch frisch und ich hatte mich auch "technisch verbessert", auch wenn das schon peinlich ist, welches Risiko ich da einging
Ich habe mich auf der Expo vor dem Rennen bequatschen lassen, ein paar Testschuhe zu probieren und mit diesen das Rennen durchgelaufen
ja darf man eigentlich keinem erzählen. Ein Teil meines Problems im letzten Jahr war, dass ich keine "Gripmonster" unter meinen Schuhen habe, ich habe zwar Trailschuhe, aber eher für Mittelgebirge gedacht, nicht für schwere Kurse in den Alpen wie der ZUT. Als ich Stand von Salomon war, schwärmte die nette junge Mitarbeiterin von den Vorzügen des neuen Speedcross 5 und beschrieb genau das, was mir letztes Jahr fehlte, Grip, Grip und nochmals Grip, vor allem am Jägersteig bergab. Ich habe zwar ein paar Speedcross 3, aber da ist das Profil zur Hälfte weg. Sie bot mir Testschuhe an, heute und ggfs morgen beim Lauf testen, danach zurück, keine Kosten, kein Risiko. Beim Anprobieren stellte ich fest, dass der 5 er größer ausfällt als alle meine Salomonschuhe bislang (US 10 statt 10,5), aber sich wirklich perfekt am Fuß anfühlt, sitzt, genügend Spiel, aber rutscht nicht in der Ferse. Ich habe lange überlegt ob ich es mache, das war schon russisch Roulette mit 3 Kugeln im Magazin, auch nach dem sehr positivem Gefühl beim Warmup Läufchen über 5 km am Vorabend des Rennens blieben Zweifel, aber ich habe es riskiert und ich habe riesiges Glück gehabt. Ab dem Osterfelder Kopf bergab, wo ich letztes Jahr gefühlt 50 Plätze verloren habe, wurde ich noch viermal überholt, alles Läufer, die optisch deutlich sub 40 waren und somit keine Gefahr für die AK Wertung, aber selbst überholt habe ich vermutlich über 100 und das, obwohl ich immer noch mit Sicherheitsreserve lief, der Sturz beim Rennsteig reichte.
Natürlich stammte die Mehrzahl der Läufer, die ich überholte, vom letzten Drittel des Basetrail Kurses über 24 km, zu erkennen an den Startnummern mit der 4 vorne, aber es waren auch einige 3 er vom XL Kurs dabei, wie ich aus den Splitzeiten zwischen dem letzten VP und dem Ziel sehen kann. Die Schuhe brachten einen großen Batzen zusätzliche Sicherheit, auf dem oberen Teil des Jägersteig hatte ich nicht eine heikle Situation, in der unteren Hälfte, nach dem Ziehweg, merkte ich dann zwar schon, dass die Waden Krampfansätze zeigten, wenn ich wegen Treppen oder Stufen springen musste und ich bin auch 4-5 mal leicht wegrutscht, aber kein Vergleich mit dem letzten Jahr (btw: nach dem Lauf habe ich mir die Schuhe sofort gekauft).
Als wir dann auf das letzte, ca 2 km lange Asphaltstück in Obergrainau kamen, war die Euphorie natürlich riesig, da konnte nichts mehr passieren. Wir hatten oben, am Osterfelder, in unserer Vierergruppe zum letzten Mal auf die Uhr geschaut. sub 6 Stunden war eigentlich das Ziel, letztes Jahr lief ich eine 6:18 h. Wir waren oben bei ca 4:30, also 1,5 h Puffer für sub 6, da waren wir uns einig, das sollte eigentlich aufgehen, danach habe ich nicht wieder auf die Uhr geschaut, am Jägersteig hat man dafür keine Augen. UNten habe ich dann nochmal "geballert", schnell laufen stand heute eigentlich nicht auf dem Programm, daher war ich schon sehr positiv überrascht, das die Paceanzeige auf 4:3x runterging und dort bis zum Ziel blieb. Auf die Gesamtzeit habe ich aber nicht geachtet. Daher war ich völlig geflasht, als ich dann die Zieluhr sah und dort eine 5:3x stand, damit hätte ich nie gerechnet. Am Ende wurden es 5:38 und das Weizenbier danach mit den anderen 3 en, die etwa 5-15 min später eintrafen und auch alle ihre sub 6 schafften, schmeckte super