Hagenthor hat geschrieben:Ich denke wir sehen es ähnlich, kommunizieren aber noch etwas aneinander vorbei.
Ja, wahrscheinlich. Jedenfalls ist die Jungfrauerfahrung ja sehr ähnlich (vom HF-Verlauf her).
Hagenthor hat geschrieben:
Wie sieht es bei dir bei einem flachen Marathon aus? Da geht die Herzfrequenz gegen Ende vermutlich auch hoch.
Das ist eine hochinteressante Frage, die mich zu einigem Überlegen angeregt hat. Aus dem Bauch heraus dachte ich, klar, das ist so (bzw. war bei früheren Marathons so): gleiche HF bis etwa km 35, dann Anstieg. Dann hab ich einige der schnellen Marathons angeschaut und festgestellt, die HF ist fast immer zwar langsam, aber kontinuierlich hoch gegangen, nicht erst zum Ende hin. Nun kann man HF ja nicht isoliert vom Tempo betrachten, also habe ich das Produkt aus Tempo und HF gebildet. Um's übersichtlicher zu halten, für 5 km-Abschnitte und Tempo als 5 km-Tempo, d. h. Sekunden/5 km x Durchschnitts-HF/5 km. Da ich seit Urzeiten meine Marathons alle in Excel festgehalten habe, ging das per Formel schnell und simpel. Dann hab ich das noch normiert auf den zweiten 5-er Abschnitt (km 6 - 10), da der Anfang oft noch Suchen nach dem richtigen Tempo ist. So kriegt jeder 5 km-Abschnitt einen Wert. Solange dieser Wert 1 ist, bedeutet das: Tempo und HF sind gleich geblieben oder Tempo und HF gleichermaßen gestiegen oder gesunken.
[Ist nicht ganz korrekt, da die Beziehung nicht linear ist, das vernachlässige ich hier mal.]
Bei der Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich, bis zur HM-Marke tut sich wenig, Tempo und HF verhalten sich einigermaßen gleich. Von 20 - 30 km steigt der Faktor langsam, von 30 - 35 merklich stärker und ab da erneut noch stärker. Für meinen schnellsten Marathon years ago lautet z. B. die Folge
0 - 5 km: 1,02
5 - 10 km: 1,00
11 - 15 km: 1,02
16 - 20 km: 1,03
21 - 25 km: 1,05
26 - 30 km: 1,06
31 - 35 km: 1,09
36 - 40 km: 1,12
41 - 42,2 km: 1,11
Die Werte sehen bei anderen (flachen) Marathons logischerweise anders aus, aber der prinzipielle Verlauf ist immer gleich. Das ist alles keine Überraschung und nicht neu, aber ich wollte nicht nur die HF betrachten, sondern das Tempo mit hinzuziehen. Gründe für diesen Effekt sind natürlich einmal die Änderung des Energiemixes, sprich Anstieg des Fettanteils im Verhältnis zu den KH - immerhin wird 20% mehr Sauerstoff benötigt, um Fett zu verstoffwechseln. Zum anderen wird der Laufstil zunehmend unökonomischer.
Wenn ich sehe, wie sich dieser "Ermüdungsfaktor" in den Komponenten Tempo und HF manifestiert, dann bleibt (bei den von mir betrachteten) Marathons lange das Tempo gleich, während die HF langsam zunimmt. Ab 30, noch mehr ab 35 km nimmt beides zu: min/km UND HF. Welcher Wert stärker steigt, ist eine Folge des jeweiligen Trainings gewesen. Bei gutem Trainingszustand nahm das Tempo nur wenig ab unter Inkaufnahme einer starken HF-Erhöhung, bei schlechterem Zustand sank das Tempo stärker, die HF wenig.
Hagenthor hat geschrieben:Noch extremer ist es bei kurzen Crossläufen (20-40min). Da pushe ich die kleinen Hügel richtig hoch.
Klar, aber selbst da nimmt man - ob bewusst oder unbewusst, weil's anstrengender ist - Tempo raus. Ich bin letzten Samstag die Nordrhein-Crossmeisterschaften gelaufen, da waren ein kürzerer (10 m?) und ein längerer (50 m?) Hügel drin, beide sehr steil. Da habe ich versucht, eine Balance zu finden zwischen schnell hoch rennen und nicht zu schnell, um mich nicht abzuschießen.
Bernd
Das
Remake
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