Soviel zur Theorie - in der Praxis sah das bei mir diese Woche so aus.
Di. 16,9 km - 4:45/km
Mi. 14,6 km - 5:00/km
Fr. 33,6 km - 5:15/km
So. 10 km - Wettkampf
Der 10er ist als letzter Formtest (um mal zu sehen, was nach 10 Tagen Urlaub noch geht) für den München-Marathon in zwei Wochen gedacht - aber eine 40er oder wenigstens eine 41er Zeit wollte ich schon laufen. Allerdings konnte ich nicht einschätzen, wie sehr mir der lange Lauf vom Freitag noch in den Beinen steckt.
Am Samstag habe ich mich nicht besonders geschont und auch beim Abendessen keine Rücksicht auf den anstehenden Wettkampf genommen. So war ich mit meinen Eltern noch in einem Brauereigasthof essen - leckeren Aischgründer Karpfen und dazu frisch gebrautes Bier (ja - so richtiges mit Alkohol - nix isotonisch und so). Satt und entsprechend müde fiel ich ins Bett, bis ich um 7.00 Uhr unsanft vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde. Nach kurzem Überlegen fiel mir wieder ein, dass heute ja Wettkampf ist. Also dass wettkampfübliche Morgenprogramm:
Aufstehen - Küche (Kaffekochen, toasten) - Bad - Küche (frühstücken) - Bad - Schlafzimmer (anziehen und Sachen zusammensuchen und mit meinem Krach meine Freundin wecken und mir deren Unmut zuziehen - Notiz an mich selbst: Tasche am Vorabend packen) - Bad - Büro (Route, Anmeldebestätigung usw. ausdrucken) - Bad - losfahren.
In Röthenbach bei bestem Laufwetter (sonnig aber nicht zu heiß - windstill) angekommen, treffe ich dann auf dem Weg zum Start "Andreas_Lauf" (der allerdings heute nicht läuft - aber das Lauf bezieht sich ja auch auf seinen Wohnort) und "bombi". Nach kurzem plauderen in der Startaufstellung erfolgt wie aus dem nichts der Startschuss und schon gehts los. Ein 10er ist ja immer eine recht schnelle kurze Hetzerei und man hat nicht soviel Zeit wie z. B. beim Marathon seine Renneinteilung zu planen, durchzurechnen, anzupassen, nachzurechnen usw. Also laufe ich erst mal total kopflos und so schnell wie möglich mit den anderen dem Fahrradfahrer mit der Warnweste hinterher. Nach den ersten 1.000 Metern und 3:45 piepst mein FR205 das erste mal ordnungsgemäß - das ging ja schnell. Der zweite Kilometer ging dann mit 3:55 schon wesentlich langsamer - aber eine neue PB (alt 40:41) war immer noch drin. Bis Kilometer 5 lief ich alle weiteren Kilometer knapp unter 4 Minuten und so absolvierte ich die erste Hälfte des Rennens in 19:28. Aber jetzt begann ich langsam meine Oberschenkel zu spüren - ist das die Belastung vom Freitag, oder kommt das einfach vom schnellen rennen? Bei km 6 hatte ich mit 4:00 zum ersten mal eine 4 für den Kilometer stehen, hatte aber mit 23:28 eine halbe Minute Vorsprung auf die sub 40 und über eine Minute für eine neue PB. Der nächste Kilomter schlägt auch wieder mit genau 4:00 Minuten zu Buche und ich sehe langsam meine Felle davonschwimmen. Bei km 7,5 wird die Strecke ganz leicht abschüssig und ich beschliesse nochmal voll anzugreifen. Die Kilometer 8 und 9 laufe ich mit 3:50 deutlich unter 4 Minuten. Seit Kilometer 8 hängt ein Läufer hinter mir - und mein Gefühl sagt mir, spätestens bei Kilometer 9 geht er vorbei und so kommt es auch.Aber nach 9 Kilomter und 35:12 weiß ich dass da nichts mehr anbrennen wird. Jetzt sind es nur noch etwa 500 m, dann über den Schulhof und die Schlussrunde auf dem Sportplatz.
Die Schwäche in den Beinen, der trockene Hals, alles wie weggeblassen - ich renne einfach weiter so schnell ich kann - eine 39:xx - ist das geil. Über den Schulhof erreiche ich die Bahn des Sportplatzes. Jetzt sind es noch die Gerade, eine Kurve und die Gegengerade - also knapp 300 m zu laufen. Der Blick auf die Uhr verrät mir 37:58 - mit etwas Glück kann ich noch die 39 knacken - also nochmal richtig Gas geben. Vom Intervalltraining her weiß ich, dass ich die Runde in knappen 1:20laufen kann - und das ist ja gar keine ganze Runde. Ich biege in die letzte Kurve ein - noch ca. 200 m - 38:21 - jetzt aber nochmal richtig durchziehen. Ich nähere mich bis auf wenige Meter dem Läufer der mich vorhin überholt hat. Kann ich den noch packen? Nein - denn jetzt beginnt schon der Zielkanal. Und aus - das Spiel ist aus. Ich drücke die Stop-Taste meiner Uhr und.....


Der Läufer vor mir bedankt sich mit einem Augenzwinkern für die Tempoarbeit und den Windschatten und ein tolles Rennen.
Hat es wirklich zur 38 vorne gereicht. Immerhin sind es nur 2 sec. und das bei einer selbstgestoppten Zeit. Mit bombi und Andreas vertreibe ich mir nach dem Zieleinlauf die Zeit bis die Ergebnisslisten ausgehängt werden - vielleicht reichts ja sogar für eine AK-Platzierung. Nach ca. einer Stunde ist es soweit.
Offizielle Zeit: 38:58
Und jetzt? Wird Tapering überbewertet?
Ich weiß es nicht - ist mir auch egal. Ich war heute sauschnell unterwegs. Die nächsten beiden Wochen werde ich mir meine Kräfte gut einteilen, um in München ein gutes Ergebniss einzufahren.