Guten Tag miteinander!
Nachdem ich im Vorfeld des Hermanns hier eifrig mitgelesen habe und mich allein dadurch ordentlich motiviert fühlte, möchte ich nun mit meinen wenig von meinem Plan, eine Zeit von 2:39h zu erreichen, berichten. Vorab: ich bin grandios gescheitert.
Kurz zu meiner Person: nachdem ich früher stets Fußball gespielt habe und nur ab und an nebenbei gelaufen bin (Hermannslaufpremiere 2007 als "Fußballer" in 2:51), warf mich ein Kreuzbandriss und drei OPs sportlich zurück. Seit einem guten Jahr habe ich mich komplett der Lauferei gewidmet und war mit 1:29h beim hügeligen Bielefelder Spiegelberglauf zwei Wochen vor'm Hermann (18,5Km) optimistisch, beim Hermann meine alte Zeit knacken zu können.
Der große Tag war gekommen, über das Wetter hatte ich lange genug im Vorfeld geflucht, ich fühlte mich gut. Dementsprechend habe ich es die ersten 10 Kilometer laufen lassen (vielleicht zu schnell (?)), 48 Minuten standen zu Buche. Allerdings irritierte mich bereits beim Start bzw. den ersten Kilometern, dass ich einen trockenen Mund hatte. Getrunken hatte ich genug, seit Samstagmorgen hing ich nur an der Flasche. Ich ließ keine Trinkgelegenheit aus, wunderte mich aber schon, dass ich anfangs nicht einmal ins Unterholz musste (2007 war ich dreimal). Die Quittung – für den schnellen Anfang, das Wetter, das Trinken oder was auch immer – bekam ich bereits oben auf dem Tönsberg, den ich noch ordentlich hochkam, dann aber doch den einen oder anderen habe ziehen lassen müssen. Bei 16 Km standen 1:24 auf der Uhr - noch ok.
Im Schopketal wurde es dann hart, die kalte Dusche per Gartenschlauch wirkte nur wenige hundert Meter, beim Anstieg musste ich kurz gehen und wußte in dem Moment, dass ich mir meine Wunschzeit abschminken kann. Ab Lämershagen wurde es zur Qual, ich hatte das Gefühl, meinen Durst nicht stillen zu können, der Blick wurde flimmerig und ich bekam regelrecht Angst, denn diese Symptome kannte ich nicht. Ab dem Anton kamen Wadenkrämpfe dazu und ich befand mich in einem Zustand, den ich beim Laufen noch nie erlebt habe. Inmitten der vielen Läufer fühlte ich mich allein und es war unglaublich bitter, wenn der Körper Dir ständig sagt: “Lass es, Du schaffst es nicht, geh lieber ein paar Schritte …”.
Summa summarum bin ich mit vermutlich desaströsen letzten zehn Kilometern dem Ziel entgegengeeiert, noch auf der Promenade musste ich mir einen Baum suchen, um den Krampf wegzudehnen. Bei 2:55 blieb die Uhr stehen. Direkt am Ziel stand meine Freundin mit Sohnemann (am Tag des Hermannslaufes 2009 geboren :-) ) und war den Tränen nahe, als sie mich Häufchen Elend sah …
Was war passiert?
Zu wenig lange Läufe?
Ich habe eher kürzere Distanzen trainiert (viele 15 bis 20 KM-Läufe) und bin nur dreimal auf ca. 23 Kilometer gegangen. Sämtliche Läufe waren allerdings immer mit viel Berg (ich wohne im Bielefelder Westen: Olderdissen, Ochsenheide, Peter aufm Berge, Zif-Berge, Schwedenschanze, Werther – alles um die Ecke). Kann mich nich erinnern, jemals im Training gegangen zu sein. Auf bergigen 15Km-Trainingsläufen waren zuletzt 1:15h kein Problem.
Zu wenig Bergauflauftraining?
Kann ich mir kaum vorstellen. Zudem ich im Februar vier Wochen im Norden Siziliens war und da mangels Laufstrecken viel Treppenlauf an meinem Hausberg geübt habe (
http://www.italianvisits.com/images/sic ... u-view.jpg).
Zu wenig Bergablauftraining?
Sämtliche meiner Trainingsläufe starten mit Bergen, bergab gehts erst später. Kann das eine Ursache sein?
Wetter/Trinken?
Normalerweise brauche ich nicht viel Flüssigkeit beim Laufen, bei meiner kleinen Generalprobe für'n Hermann ab Panzerbrücke bis Sparrenburg habe ich exakt ein Glas Wasser beim Gasthaus Deppe getrunken. Da waren es natürlich auch nur 12 Grad mit erfrischendem Nieselregen am Ende. Dennoch habe ich am Sonntag an jeder Station etwas getrunken, allerdings nachher eine interessante Beobachtung gemacht. Nicht nur, dass ich 2 Kilo leichter war, nein ich habe tasächlich erst um 20:00 Uhr abends wieder für kleine Läufer gemusst. Das letzte Mal vor dem Start war ich wohl um 10:30 Uhr.
Wenn noch jemand eine Idee hat, warum der Hermann bei mir so dermaßen seinen Hammer rausgeholt hat, lasst es mich wissen. Interessant fand ich ja noch: Obwohl ich vier Minuten langsamer als 07 war, lag ich im Endklassement 500 Plätze weiter vorne. Sofern ich nicht einen Denkfehler habe, kann man das doch nur mit a) einem schwächeren Teilnehmerfeld oder b) mehr Läufern mit noch mehr Problemen als ich sie hatte erklären, oder?
Aus Frust hab ich mich noch am Sonntagnachmittag zu einem privaten Hermannslauf im September/Oktober mit Support (Mountainbike-Begleiter) verabredet und abends für den Böckstiegellauf angemeldet.
Ach ja, allen hier im Forum ein Dankeschön für eure Beiträge, es liest sich hier sehr angenehm und hat mich ordentlich motiviert.

Außerdem natürlich Glückwunsch zu euren Leistungen!
Beste Grüße, Jens