Zur späten Stunde darf ich mich noch einmal hier "ausheulen":
Heute bin ich in meiner Studienstadt einen Halbmarathon mitgelaufen - wobei der für mich nach 12 Kilometern endete. Aber am besten ganz von vorn.
Noch 20 Minuten bis zum Start: Ich komme auf dem Gelände der ausrichtenden Brauerei an und beginne mich locker einzulaufen. Ein bisschen ABC, sehr dosiert plyometrische Sprünge und eine Steigerung. Mehr wollte ich meinem rechten Bein nach den Zipperlein der letzten Wochen und zurückgefahrenem Training letzte Woche nicht zumuten. "Hoffentlich bekomme ich unterwegs keine Probleme damit." Um mich herum schwirren die Pollen in rauher Menger, was mir letztes Jahr schon einmal zum Verhängnis wurde. Aber das kann ich schon vorweg nehmen: Pollen waren heute nicht das Problem.
Startschuss: Auf geht's auf den zweimal zu laufenden Rundkurs vom Brauereigelände über den Campus und durch den Tierpark und die Altstadt zurück zum Start/Ziel. Meine Beine fühlen sich gut an, ich gehe mit der Verfolgergruppe der Spitze auf die ersten Kilometer. Unerwartet scheine ich heute fast zu schweben - so habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich freue mich innerlich über den guten Start.
Campus (KM 5): Gerade mit dem ersten Wasserbecher provisorisch etwas nass gemacht und kurz genippt läuft es weiterhin sehr gut. Zeit: 19:30 - etwas zu schnell, geplant waren 20:00, aber meine Beine laufen wie geschmiert und mein Kreislauf ist bei weitem nicht ausgelastet; es fühlt sich wie einer meiner schnellen "langen Läufe" an. Ich finde einen Laufpartner für die nächsten Kilometer. Zu uns stoßen noch drei weitere Läufen die sich entweder herankämpften oder von uns eingesammelt wurden. Das Tempo drossele ich bewusst auf einen ziemlich genauen 4'00"-er Schnitt für die nächsten Kilometer - das klappt bei mir zum Glück auch ohne GPS-Uhr.
Tierpark (KM 8): Weiterhin läuft es gut - mein rechtes Bein scheint zu halten. Die Zuschauer am Streckenrand feuern mächtig an, wie schon in der Innenstadt. Nächsten Wasserbecher gekrallt und wieder außen und innen gekühlt.

Pace weiterhin konstant - also knapp unter der Zielvorgabe -, mein Laufpartner ebenfalls unverändert neben bzw. hinter mir.
KM 10 (KM 10,6 Zwischenzeitmessung, Start/Ziel): Nachdem die Gruppe vor uns nach dem Tierpark etwas angezogen hat, bekomme ich in der Innenstadt neuen Schwung. Es läuft gut. KM 10 passiere ich in 39:53. Vorgenommen habe ich mir 40:00, also ziemlich gut dabei. Kreislauf weiterhin bestens, rechtes Bein hält. Doch es zwickt kurz im linken, was nicht weiter wild sein sollte - dachte ich jedenfalls. Die Zwischenzeitmessung passiere ich ziemlich genau nach 42 Minuten. Auf geht's zur nächsten Runde.
Eingang Fußgängerzone (KM 11): Mein bislang so hervorragender Lauf erfuhr hier sein zu frühes Ende. Nicht einmal die Zuschauer konnten daran etwas ändern. Meine linke Wade tut so sch**** weh! Aber warum das linke Bein, wo mir doch die letzten beiden Wochen immer das rechte zu schaffen machte?! Mir bleibt nichts Anderes übrig, als Tempo herauszunehmen und wenige Meter später humpelnd zu gehen. Ich versuche, mich bis KM 12 mehrmals zusammenzureißen, aber im Hofgarten ist Schluss. Deprimiert trete ich einen Löwenzahn mit meinem rechten Bein ab - das linke schmerzte zu sehr.
Ausstieg (KM 12): Mental völlig ruiniert nehme ich meine Startnummer ab und verlasse die Strecke. Zum Glück sind es nur ca. 500m bis zu meiner Wohnung, die auch humpelnd zu bewältigen sein sollten. Etliche Aufforderungen der nach mir kommenden Läufer, das Rennen wieder aufzunehmen, konnte ich nur noch dankend verneinen. Das war's.
Heute Abend habe ich leider immer noch Schmerzen in der Wade. Falls sich das morgen nicht im Laufe des Tages verändern sollte, darf ich wohl zum ersten Mal in meinem Leben wegen einer Läuferverletzung zum Onkel Doc. Das hat sich heute richtig gelohnt.