Renn-Schnecke hat geschrieben: Ich habe aber schon so viele an der Strecke liegen/sitzen oder verzweifelt, manchmal sogar weinend gehen sehen, die große Ambitionen hatten und sicher auch gut trainiert haben.
Das glaube ich dir, nur hat das nun mal "wenig" damit zu tun, ob ich meinen ersten M laufe oder nicht. Ich kann auch als Erstläufer gut eingestellt sein und ebenso kann dies auch dem super erfahrenen M-Läufer mit Top Training passieren, je nach Situation dem sogar eher, da er vielleicht mehr riskiert. OK, dann haben wir natürlich auch wieder eine leicht andere Situation, er plant dann den Absturz durchaus mit ein. Da sich viele (die meisten?) Läufer ihre Selbsteinschätzung jedoch erst erlaufen, hat es natürlich für diese schon etwas mit dem Erstmarathon zu tun, daher das wenig in Anführungszeichen. Auch deine anderen Argumente wie z.B die Tagesbedingungen treffen auf alle zu. Wo sollte in erfahrener Läufer mit
guter Selbsteinschätzung der seinen ersten Marathon läuft da dann einen Nachteil haben.
Mich überzeugt das was du bzgl. der ambitionierten Ersttäter, wenn die sich denn vernünftig einschätzen daher inhaltlich nicht.
Das ist aber eigentlich alles auch egal, denn das ändert nichts daran, das jemand mit <1:25h im HM hinten beim Start nichts verloren hat, wenn er 3h anlaufen will, siehe Carstens Beitrag Nummer 50. Wer den Läufer hinten rein stecken will, ist m.M. völlig ahnungslos. Aber wie schon erwähnt wenn mir das nicht gefällt und ich möchte mich auch nicht illegal einsortieren, dann kann ich mir ja einen anderen Erstmarathon suchen. Damit sage ich jetzt nicht er soll im 3h Block starten, es reicht ja auch ihm dann im 3:15h Block starten zu lassen.
Das Problem in Berlin (oder bei anderen sehr großen Läufen) sind an sich m.M. auch nicht mal die falsch einsortierten Läufer alleine. Ich möchte nicht wissen wie viele 4h Läufer im 3:30h Bereich stehen, es ist einfach die Masse die hinten immer dichter wird. Das ist schon für den 4:30h Läufer extrem ärgerlich, für den ~3h Läufer der da steht aber überhaupt nicht mehr zu ertragen. Nach dem was ich letztes Jahr von Lauffreunden gehört habe, würde ich als (ambitionierter) 4:30h Läufer dort definitiv nicht starten wollen und mir andere Veranstaltungen aussuchen.
Renn-Schnecke hat geschrieben:
Als ich letztes Jahr nach 4 Jahren ambitioniertem Training auf 3:30 meine PB von 3:34 geschafft habe, war ich auch überrascht

.
4min wären für
mich schon ein kleiner Einbruch/Enttäuschung, sofern ich wirklich der Meinung gewesen wäre die Zeit drauf gehabt zu haben. Also kein Platzen oder Totaleinbruch oder so. Ich würde mich halt ärgern, vor allem über die falsche Selbsteinschätzung und würde mich fragen woran es gelegen hat. Also absolut undramatisch, aber
für mich eben ärgerlich.
Ich gebe aber zu ich bin bisher erst 4 M voll auf Anschlag gelaufen, bei jedem habe ich jedoch die vorher angepeilte Zielzeit auf die Minute getroffen, wie gesagt auch beim ersten. OK, das ist sicherlich eher ungewöhnlich und ich will das daher auch auf keinen Fall als Standard annehmen, das wäre völlig betriebsblind. Es zeigt aber, dass die Einschätzung nicht unbedingt davon abhängt, ob man den ersten oder den 20. Marathon läuft. Ich habe jetzt eh verloren, bei mir kann es diesbzgl. eigentlich nur schlechter werden.
Ich habe beim ersten M übrigens nicht extra langsam in dem Sinne gemacht habe, dass ich deutlich langsamer gelaufen bin als ich meinte laufen zu können. Ich war am Ende des ersten M völlig platt. Aber natürlich bin ich beim ersten Marathon mit wenig Laufkilometern deutlich langsamer gelaufen, als das was mir Zielzeitrechner aufgrund meine HM-Zeit vorausgesagt hätten.
Ich mache mir auch keine Illusionen das dies immer so sein wird, auch wenn ich der Typ bin, der direkt vor einem Lauf seine Zielzeit an die aktuellen Bedingungen anpasst. Wenn ich TOP vorbereitet bin und PB laufen will/kann, dann würde ich aber z.B. einen gebuchten Hitzemarathon durchaus ausfallen lassen und versuchen die Form wenige Wochen später bei besseren Bedingungen zu nutzen. Irgendwann wird es aber auch mich richtig böse erwischen und ich werde heftig platzen oder vielleicht auch aufgeben müssen obwohl ich die Strecke völlig im Griff habe, das kann passieren, na und. Aber das ist alles auch etwas was bei kürzeren Strecken passieren kann. Nur da kann man meistens noch problemlos nach Hause laufen/joggen, während beim M durchaus der Ausstieg die vernünftigere Option wäre.
Beim Hermannslauf bin ich aus meiner Sicht auch schon mal heftig "geplatzt". Ich kenne etliche Läufer die sehen die gleich erwähnte Zeitabweichung als völlig normal und im üblichen Bereich an. Ich empfinde sie, wenn ich denn gut trainiert habe jedoch als "Total"einbruch und frage mich daher warum die Selbsteinschätzung so daneben lag. Die Zielzeit (die war schon etwas wischiwaschi, da ich vorher eigentlich für einen flachen Marathon trainiert hatte und der Hermann dann als Notlösung gewählt wurde) um ca. 8-10min verfehlt und nach 7km wusste ich da schon, das war es, aus und vorbei. Da hätte ich dann auch austeigen können, habe es aber vorgezogen ihn vorsichtig ohne Druck nach Hause zu laufen und ich war am Ende trotzdem völlig fertig.
Torsten