Icerun hat geschrieben:Der war aktiv bis ins hohe Alter, ist, glaube ich, 1990 gestorben. Doper werden nie so alt, noch nicht mal halb so alt.
Wo hast du denn den Unsinn her? Ein Haufen höchstwahrscheinlich ehemals bis zur Halskrause gedopter SportlerInnen erfreut sich bester Gesundheit und ist schon mehr als halb so alt wie Trenker war. Keith Richards lebt auch noch (Gut, ein paar andere sind für immer 27 ...).
Es gab ein paar, die es übertrieben haben und jung gestorben sind. Aber lag es wirklich nur am Doping? Andere haben angeborene Herzfehler, die nicht entdeckt werden, und sterben daran. So etwas könnte auch bei einigen jung gestorbenen Dopern eine Mitursache sein.
Das professionelles Doping das Gesundheitsrisiko für Spitzensportler überhaupt signifikant erhöht, muss möglicherweise erst gezeigt werden.
Und dass Profisport i. A. gesund ist, darf man wohl eh bezweifeln.
Im Profisport geht es ums Geld verdienen - es ist eine logische Folge, das gedopt wird. Es gibt auch kaum ein Fußballspiel ohne Fouls.
Bei den Dopingregeln geht es nicht in erster Linie um die Gesundheit der Sportler, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Es geht um Regeln, deren Einhaltung den Sport attraktiv machen soll. genau wie diverse andere Regeln. (Im Beachvolleyball ist die Maximalgröße der Klamotten zumindest für die Frauen vorgeschrieben - auch eine Regel, die den Sport attraktiv machen soll. Wer da Sexismus sieht, hat möglicherweise recht.)
Wir brauchen auch gar nicht erst in die angeblich ach so drogenverseuchte Unterhaltungsindustrie zu gehen, auch viele gemeine Arbeiter und viele Manager "dopen" gerne - Kaffee Alkohol Speed Kokain prozac Painkillers Upper Downer Laugher ... etc Nur gilt es nicht als Doping, so lange sie keinen WK-Sport betreiben, in dem die Substanzen verboten wären.
Etliche Studenten "dopen" sich mit Amphetaminen oder ähnlichem. Auch die Mittel gegen ADHS sind Drogen (Ritalin eine Amphetamin ähnliche Substanz!), und das ADHS eher überdiagnostiziert wird, ist vielen Experten bekannt. Fängt also natürlich schon bei den Schülern an.
Die sollen ja auch Leistung bringen. Wollen ja später mal gut verdienen und "sicher" sein.
Das Problem beim Doping ist für mich nicht das moralische. Ich kündige ja auch keinem Kumpel die Freundschaft, nur weil er beim Fußball mal fault. Moralapostel, Leute die gerne mit dem Finger auf andere Zeigen und den Balken im eigenen Auge nicht sehen, die können gerne weiter auf die bösen unmoralischen Doper schimpfen. Die meisten würden in der Situation dasselbe tun. Man könnte sogar behaupten, dass der Profisportler für Leistung bezahlt wird und dass er seinen Job besonders gut macht, wenn er dopt um mehr Leistung zu erzielen.
Das Problem ist, es gibt Regeln, deren Einhaltung nicht annähernd zufriedenstellend überprüft werden kann. Klar, auch im Fußball z. B. gibt es Fehlentscheidungen. Aber auch da gibt es Bemühungen, diese zu minimieren. Da wäre mit Videohilfen und einem weiteren Schiedsrichter auch noch einiges an Verbesserung drin. Oder der Chip im Ball.
Bei der Dopingkontrolle ist es jedoch erheblich schwieriger, die Einhaltung von Regeln zufriedenstellend zu überprüfen. In letzter Konsequenz würde die Einsicht, dass dieser Kampf nicht gewonnen werden kann, möglicherweise zu einer Streichung etlicher Substanzen bzw einer Dopingfreigabe führen. Denn dann wäre der Wettbewerb möglicher wieder fairer.
Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht "für Doping", und obwohl ich sehr selten (Ab Senioren Landesmeisterschaften aufwärts) die Chance habe, getestet zu werden, meide ich selbst Substanzen, die keinen Leistungsgewinn brächten, weil sie auf der Liste stehen. (Warum stehen sie auf der Liste? Folge einer verlogenen Drogenpolitik?)
Regeln im Sport sind folge langjähriger Prozesse in den Verbänden, es sind keine göttlichen Gesetze. "blutdoping" war erlaubt und galt so lange als medzinischer Hi-Tech und nicht als Doping, bis es verboten wurde. Andere neue Entwicklungen wie die "Anti-Gravity-Treadmill" oder das Höhenzelt sind erlaubt. Leisten können sich viele Sportler beides nicht. Fair?
Es ist unrealistisch zu erwarten, dass der Sport eine Insel der "reinen und guten" in einer "dopenden" bzw. Drogen gebrauchenden Gesellschaft sein könnte - so etwas fiele fast unter "religiöser Wahn" . (Es gibt ja auch Religionen, die ritualisierten Drogengebrauch beinhalten, das Konzept der Reinheit wird aber auch von vielen Religionen verwendet). Zumal der Sport ja oft direkt ähnlichen Zwecken dient wie der Drogenkonsum. Wer von den ProfiSportlerinnen deutlich mehr Moral erwartet, als von den Angehörigen anderer Professionen, sollte sich vielleicht mal überlegen, mit welchem Recht er das tut oder warum?
Gruß
C.