DerC hat geschrieben:Insbesondere bei Fitschen ist extrem fraglich, ob er diese 10000 m Zeit in den letzten 2-3 Jahren hätte erreichen können. Ich vermute, er hätte sie deutlich verfehlt. Würde ihn eher um die 29 min sehen. Kawauchi kann dagegen möglicherweise in Bestform mittlerweile deutlich schneller laufen als 29min.
Es ist natürlich richtig, wenn man sich überdimensional viel auf den langen Strecken verbessert, das man sich auch automatisch auf den Unterdistanzen verbessert ohne spezifisches Training. Bei Yuki ist die 10.000 m Zeit auch schon 3 Jahre alt, aber seine 5.000 m Zeit von 13:58.62 min ist er letztes Jahr gelaufen. Hier mal eine interessante Bestzeiten-Statistik von ihm:
Profile of Yuki KAWAUCHI | All-Athletics.com
DerC hat geschrieben:Man kann da schön theorisieren, aber es hat eben auch nicht jeder dasselbe Talent für den Marathon. Kawauchi ist offensichtlich ein Typ für 42,195 km und mehr. Vielleicht ist Fitschen eher ein 5000m Läufer, der sich verirrt hat? Das war jetzt überspitzt, aber natürlich können auch nicht alle Leistungssportler den gleichen Umrechnungsfaktor 10k-Marathon erreichen.
Es gibt generell 2 Typen von Langstrecklern, die "Sprinter" und die "Ausdauertypen". Fitschen und Pollmächer kommen eher von der Bahn und sind die "Sprinter" während Kawauchi klar der Ausdauertyp ist. Auch Baumann war eher der "Sprinter", der in seiner aktiven Laufbahn nie einen Marathon durchlief und erst als "Hobbysportler" einen Marathon in 2:30 h finishte. Dagagen konnte ein Carsten Eich seine Bestzeit von 27:41 min über 10.000 m seine Grundschnelligkeit gut bis Halbmarathon umsetzen, den er in 1:00:34 h lief und bis heute mit Abstand Deutscher Rekord ist. Beim Marathon konnte er dies auch nicht ganz umsetzen, trotzdem hat er eine beachtliche 2:10 h zu Buche stehen.
Nur Gebrselassie und Tergat waren auf der Bahn gleichermaßen gut wie im Marathon.
DerC hat geschrieben:Bei Fitschen fehlen die Umfänge aus den früheren Jahren sowie die DL-Geschwindigkeiten. Er war schon lange verletzungsanfällig und selbst in der Vorbereitung auf seinen EM-Titel gab es Alternativtraining. Hätte er damals schon 200k/Woche laufen können, wäre ihm die Umstellung auf das Marathontraining nachher leichter gefallen. Dazu kamen die Probleme mit Verletzungen nach dem Titel.
Das kommt natürlich noch hinzu, dass Fitschen und Pollmächer sehr verletzungsanfällig sind und immer wieder zurück geworfen werden. Bei Fitschen glaube ich aber auch, dass er aufgrund seines stark fortgeschrittenen Alters von fast 37 Jahren auch nur noch stark begrenzte Steigerungsmöglichkeiten hat. Er ist meiner Meinung nach zu spät auf Marathon umgestiegen um dort sein volles Potential richtig ausschöpfen zu können. Die Verletzungsgefahr nimmt natürlich eher zu, wenn man auf die 40 zugeht. Bei Pollmächer mit seinen 30 Jahren kann man dagegen durchaus noch auf gute Steigerungsmöglichkeiten hoffen, wenn die Gesundheit bei ihm mitspielt.
DerC hat geschrieben:
Umfang allein ist nicht alles, sondern es hängt auch vom Intensitätsanteil ab, insbesondere im spezifischen Bereich. Die ist bei Kawauchi ja allein durch die WK beträchtlich. Vermutlich kann ein Fitschen auch Kawauchis Training nicht stemmen, auch wenn er in guten Zeiten mehr Umfang macht. Fitschen hatte ja nicht nur mit den Umfängen im Marathontraining Probleme, sondern auch mit den Tempi. Imo musste er sich da einschränken, um auf die Umfänge zu kommen. Auch daher gehe ich davon aus, dass er an Speed über 10000 verloren hat.
Klar wenn man von 10.000 m auf die Marathonstrecke umsteigt, sinkt das absolute 10.000 m-Bestzeiten-Tempo zum Teil recht beträchtlich.
DerC hat geschrieben:
Aktuell ist Arne Gabius der deutsche Läufer, dem ich die schnellste 10000m Zeit zutraue. Ich hoffe doch sehr, dass es der DLV nächstes Jahr schafft, ein gutes Rennen zu organiseren bzw dass die 3-4 besten dt. 5000 und 10000m Läufer ein Startplatz in einem guten Meeting bekommen (für Gabius ist das kein so großes Problem, für den Rest schon eher). Schließlich hängen bei der EM die Trauben nicht so hoch, das wäre für Läufer wie Pflieger oder RInger eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln.
Gabius hat von allen Deutschen Langstrecklern noch das größte Entwicklungspotential auf der Marathonstrecke. Wenn man sich mal seine tollen 3.000 und 5.000 m Bestzeiten ansieht, sind das mit die schnellsten nach einem Dieter Baumann und Stefane Franke. Ich würde Gabius raten, nicht zu lange mit dem Marathon Umstieg zu warten, weil er auch schon 33 wird. Allerdings ist die Frage ob er diese Grundschnelligkeit auch im Marathon voll umsetzen kann. Seine bisher gelaufenen 10.000 m Zeiten entsprechen bereits noch lange nicht der Klasse von den 5.000 m. Aber so oft ist er die auch noch nicht gelaufen und das letzte Wort noch nicht gesprochen.