Bannett hat geschrieben:Haltet ihr dies für bedenkenlos möglich?
Hallo Bannett,
dass es eben NICHT bedenkenlos möglich ist, zeigt deine Anfrage. Du hast Bedenken. "Bedenken" kommt von "denken". Wenn du darüber nachdenkst gibt es Unwägbarkeiten, dass dir dieses oder jenes zustoßen könnte. Die entscheidende Frage ist: Bist du sicher organisch gesund zu sein? Und: Hast du dich in dieser Hinsicht untersuchen lassen? Denn: Ein gesunder Körper (= gesunde Organe + voll funktionstüchtiges Nervensystem) wird niemals zulassen, dass sich das Bewusstsein umbringt. Er wird einen Abbruch der Belastung erzwingen, lange bevor es kritisch wird. Es gibt zwischen dem subjektiv empfundenen Zustand "totaler Erschöpfung" und dem lebensgefährlichen Zustand wirklicher, totaler Erschöpfung eine Sicherheitsreserve. Die können wir mit dem Willen nicht antasten. Sie erschließt sich uns z.B. nur in Fällen von Todesangst, wenn Menschen plötzlich "Unmenschliches" zu leisten im Stande sind. Diese Barriere, die dem Willen widersteht, kann durch Drogen oder Doping überwunden werden, ein Grund warum Doping gefährlich ist.
Wenn du also gesund bist und das einigemaßen sicher weißt (einigermaßen sicher, weil selbst nach der Untersuchung durch einen Arzt ein Restrisiko bleibt), dann wird dich Ermüdung irgendwann zum Aufhören zwingen, bevor es gefährlich wird.
Das heißt aber nicht, dass durch einmaliges, zu langes Laufen nicht irgendwelche orthopädischen Schädigungen eintreten könnten. Und die kann niemand voraussagen, aber eben auch nicht ausschließen. Wer wollte ausschließen, dass es schon jetzt Strukturen in deinem Bewegungs- und Halteapparat gibt, die in der Nähe ihrer Grenzbelastung "betrieben" werden?
Wer dich schützen will, wird dir kaum zu deinem Unterfangen raten. Er wird dir stattdessen nahelegen dich mit Training langsam in Richtung längerer Distanzen zu bringen.
Ich kann dir versichern, dass es gar nicht so leicht ist bis zu dem Punkt zu laufen, wo man nicht mehr kann. Ich habe das 24h am Stück versucht und dabei mehr als 219 km zurück gelegt. Ich hätte auch dann noch weiter laufen können (aber ehrlich gesagt nicht mehr wollen). Wie weit? Keine Ahnung. Natürlich wirst du nicht so weit kommen, immerhin habe ich mich monatelang darauf vorbereitet diesen Tag lang laufend zu überstehen. Aus diesem Blickwinkel heraus halte ich deine Absicht für keine gute Idee.
Woher willst du wissen, wann du aufhören sollst (?) oder musst (?) zu laufen. Woher willst du wissen, welche kritischen Zustände deines Körpers eintreten können und welcher davon das Aufhören unbedingt notwendig macht? Nur durch Erfahrung auf langen Strecken gewinnen wir Sicherheit. Etwa darüber, dass ein bestimmtes Zwicken dort oder ein Ziehen hier noch kein Grund für wirkliche Sorge ist. Was aber, wenn du nach 28, 29, 30 .... unvorbereiteten Kilometern diese Zeichen empfängst? Hörst du dann sicherheitshalber auf?
Wie auch immer du dich entscheidest: Du solltest auf alle Fälle dafür sorgen, dass dich jemand im Auge behält dabei und dir nötigenfalls zur Hilfe kommen kann.
Ich wünsche dir die richtige Entscheidung und Gesundheit
Gruß Udo