Plattfuß hat geschrieben:Wie wär`s auf die Schnelle damit:
Krankheiten der Urmenschen
Steinzeit- spezifische Krankheiten gibt es nicht, was kein Beweis für die gute Gesundheit der Steinzeitmenschen ist.
Ich halte wenig davon, sich in Diskussionen gegenseitig mit Studien zu "bewerfen," um zu beweisen, daß man Ahnung hat. Wie schon gesagt kann mit Studien fast alles bewiesen werden was man will.
1)Die wenigsten sind wirklich unabhängig und seriös aber das ist ein komplett anderes Thema..
2)Allein schon die Annahme, die Steinzeit wäre ein Paradies mit hoher Lebenserwartung und wenig Krankheiten gewesen ist romantisch eingefärbt und völlig unsinnig.
3)Warum hätte die Menschheit tausende von Jahren in den Aufbau von Zivilisation und Bildung investieren sollen, wenn bereits in der Steinzeit das Leben maximal erfolgreich in Bezug auf Lebenserwartung, Anzahl der Nachkommen, Gesundheit und "Lebensqualität" im weitesten Sinne gewesen wäre?
4)Sucht der Mensch, wie alle Lebewesen, nicht immer die maximale Ausnutzung aller Resourcen zur Verbesserung seiner biologischen Fitness (Darwin)?
Hat der Steinzeitmensch das schon geschafft?
Wenn ja, warum leben wir nicht mehr in der Steinzeit?
5)Die biologische Fitness, die Anzahl der wieder zur Fortpflanzung gelangenden Nachkommen ist seit der Steinzeit ständig gestiegen.
Warum gibt es wohl so viele Menschen auf der Erde?
Warum waren die Populationen der Steinzeitmenschen so klein?
Hatten sie vieleicht schon die Pille?
Sehr intressanter Link - aber fast alle Beispiele die da angeführt sind betreffen nicht den Homo Sapiens, sondern andere Menschenarten, die alle längst ausgestorben sind - also leider nicht als Beleg für Deine These tauglich. Wir reden heir über die relative Gesundheiten einer Art im Vergleich ihrer Lebenstile und nicht von einem Vergleich zweier zwar verwandter, aber genetisch nicht gleicher Arten. Erst ab hier im Text sind wir bei den relevanten Fällen:
Die nach dem rätselhaften Verschwinden der Neandertaler vor etwa 35000 Jahren in Europa auftauchenden ersten Jetztmenschen blieben ebenfalls nicht vor Krankheiten verschont. Das zeigt der Fund eines vor etwa 32000 Jahren in der Vogelherdhöhle bei Stetten in Baden-Württemberg gestorbenen, mindestens 40-jährigen Mannes. Er hatte eine Kiefergelenkanomalie, Bandscheibenschäden und Fehlbiss.
Spuren von Geschwülsten, die von Gehirntumoren oder Zysten herrühren könnten, beobachtete man am Schädel eines 20-jährigen Mannes aus der erwähnten Vogelherdhöhle und am Schädel einer 50-jährigen Frau aus Kelsterbach bei Frankfurt am Main. Beide lebten ebenfalls etwa vor 32000 Jahren. Unter dem frühesten schiefen Gesicht litt eine mindestens 50 Jahre alte Frau aus Binshof bei Speyer, die vor etwa 22000 Jahren existierte.
Einer der frühesten Wasserköpfe kam in der Höhe Hohlenstein-Stadel bei Asselfingen in Baden-Württemberg zum Vorschein. Dabei handelt es sich um den Schädel eines zwei- bis vierjährigen Kindes, der dort zusammen mit den Schädeln einer Frau und eines Mannes geborgen wurde. Die drei Menschen repräsentierten vielleicht eine Familie, die vor mehr als 7800 Jahren starb.
Spektakuläre Nachweise von Krankheiten sind auch aus der Bauern- oder Jungsteinzeit vor mehr als 7000 bis etwa 4000 Jahren geglückt. Aufsehen erregten beispielsweise die zahlreichen Fälle von Krebs im Gräberfeld vom Viesenhäuser Hof bei Stuttgart-Mühlhausen. Dort litt vorüber 7000 Jahren offenbar jeder Fünfte der hier Bestatteten an einem bösartigen Tumor.
Interessant ist vor allem der letzte Absatz, den ich als Beleg für meine These werte, dass die Gesundheit der Ackerbauern schlechter war, als die der Jäger und Sammler, zumal ich ein "schiefes Gesicht" mal großzügig nicht als lebenstilbedingt, sondern wahrscheinlich einer Geburts unter Komplikationen entsprungen einordne. Wohl auch "Wasserköpfe" - aber da kenn ich mich nicht aus.... .
Zu den anderen Punkten:
ad 1) Völlig abwegige und unfaire Unterstellung den angesehenden Paläoantropologen gegenüber. Bitte belege mir, inwieweit die von mir zitierten Studien "interessengeleitet" sein sollten. Das sind wohlfeile Anschuldigungen, wenn man selbst keine anständigen Belege für seine Thesen hat und dann die Seriosität der Belege der anderen Seite herabsetzt. Ich glaube auf solche Scheinargumente fällt hier niemand rein, der was im Kopf hat.
2) Hat niemand behauptet - ich schon gar nicht. Ich habe nur die herrschende Meinung der Wissenschaft
einer relativ zur Jungsteinzeit besseren (und sogar an der Körpergröße und Knochenbeschaffenheit gemessen ausgezeichnten) allgemeinen Gesundheit und höheren Lebenserwartung der Altsteinzeitler verteten. Den Beleg des Gegenteils bist Du nach wie vor schuldig geblieben. Es muss doch Studien geben, die Deine These unterstützen, dass dem nicht so ist, wie ich behaupte??? Oder doch nicht?
3) Teleologische Auslegen, dass "die Menschheit" seit Anbeginn irgendeinen Fortschrittsplan verfolge, Unfug-sorry. Kannst Du höchstens Erich von Däniken dafür begeistern.
4) Da hast du Darwin mißinterpretiert - oder was soll "maximale Ausnutzung aller Ressourcen" bedeuten? Gerade von den Jägern und Sammlern Nordamerikas wissen wir sehr zuverlässig, dass sie eine klare Idee davon hatten, dass es darauf ankommt seine Ressourcen nicht überzustrapauieren. Heute nennen wir das "nachhaltig" wirtschaften. "Gier" und das Anhäufen von Eigentum und Besitz (das es erst durch die Neolithisierung gab) war den Jägern und Sammlern weitgehend fremd.
Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, weil diese seit einigen tausend Jahren vorbei ist. Die Einordung der Zeiten wird nach dem für Werkzeuge verwendeten Material vorgenommen. Ein Messer aus Eisen ist eben effektiver (auch zum zerlegen von Wild, als eine Steinklinge und zudem haltbarer).
Außerdem ist die Geschichte der Menschheit auch davon geprägt, dass sie viele saudumme Fehler gemacht hat... ich zähle die Konzentration der Nahrung auf Getreide usw. statt einer Vielfalt an Obst, Gemüse, Fleisch usw. zu einem grandiosen Fehler. den können wir individuell heuet leicht korrigieren. Darum geht es mir. Keiner muss heute bei uns das Zeug essen, das einen wahrscheinlich krank macht... .
5) Die wachsende Weltbevölkerung ist die Säge am Ast, auf dem wir alle sitzen. Das als Fortschritt zu deklarieren ist mehr als amüsant und zeugt von mangelndem Problembewußtsein um die Lage der Welt. Es ist ein Indiz für einen wahrscheinlich unumkehrbaren Fehler, den unsere Ahnen vor etwa 10.000 Jahren - ohne sich dessen bewußt zu sein! - begangen haben und der uns nun für massivste Probleme ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Art stellt. Ein saudummer Fehler eben... .
Die Anzahl der Nachkommen ist kein alleiniges Indiz für "biologische Fitness", sondern für eine höhere Geburtenzahl pro Frau. Insekten, die eine höhere Nachkommenzahl haben wie der Mensch sind ebenso "fit" (angepasst an ihr Umfeld) wie der Mensch, sonst gäbe es sie nicht mehr. Die Nachkommenzahl sagt da gar nichts aus. Es geht nur um das Aufrecherhalten der Art in die nächste Generation. Auf Wachstum der Population kommt es nur nachrangiger Hinsicht an.
Durch die Kohlenhydratmast verändern sich die hormonellen Zyklen der Frau und sie wird früher geschlechtsreif. Du abstrahierst dabei u.a.von den Ursachen der Verdrängung der Jäger und Sammler, die in weiten Teilen der Welt nicht freiwillig, sondern gewaltsam stattfand. Ich sage nur: Indianer.
Auch werden Frauen durch KH-Mast schneller wieder empfängnisbereit. Die Säuglingssterblichkeit war in der Jungsteinzeit massiv höher, was zu einem Absinken der Lebenserwartung ab Geburt von 33 auf 20 Jahre führte. Tut mir leid - ich kann da wenig "Fortschritt" im biologisch-medizinische Kontext für das einzelne Individuum im Übergang von Alt- zu Jungsteinzeit erkennen. Nur um diesen Zeitraum geht es hier zunächst mal.
"Fortschrittsdenken" ist im übrigen ein Kind der späten Aufklärung und war bis dahin als Paradigma gar nicht existent. Die Geschichte mit einem Paradigma zu erklären, das sie gar nicht angetrieben haben kann, ist nicht sehr zielführend und nützlich.
Gruß Robert