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von Claus
und hier noch der "offizielle" zeitungsbericht der dazu morgen in unserer Pegnitz-Zeitung erscheint -
Mondsüchtig und marathonversessen
WOLFSHÖHE (mk) — Das Nürnberger Land erlebte am Wochenende eine Weltpremiere. Der erste Marathonlauf im Landkreis, zum abendlicher Stunde gestartet, war gleichzeitig der erste Vollmondmarathon der Welt und bietet sich damit geradezu an, ins Guinnes-Buch der Rekorde eingetragen zu werden.
Das Laufspektakel mit rund 700 Teilnehmern nahm in der Brauerei Wolfshöhe seinen Anfang und fand dort zu nächtlicher Stunde auch seinen Abschluss. Exakt 684 Läuferinnen und Läufer wurden von stellvertretendem Landrat Norbert Dünkel und einem Salut der Siegersdorfer Böllerschützen um Punkt 19.07 Uhr auf die Strecke geschickt. Davon waren 196 Athleten, die auf die 15 Kilometerdistanz gingen, unter ihnen 50 Walker. Zwei Stunden zuvor schon hatten sich auch 20 Nordic-Walker auf die Marathondistanz gewagt.
Als Sieger des Premierenlaufs ging John Stackmann aus Erlangen hervor. Dieser hatte sich die Kräfte auf der anspruchsvolle Strecke, die über Höflas und Heuchling nach Lauf über den Marktplatz und durch das Wenzelsschloss, von dort über Simonshofen ins Neunhofer Land, dann über Tauchersreuth und das Schnaittacher Oberland, zurück zur Wolfshöhe führte, am besten eingeteilt. Der 51-Jährige bewältigte die Strecke in 3 Stunden, 4 Minuten und 17,9 Sekunden und verwies den lange führenden Bernd Strotmann aus Sythen in Westfalen auf Platz zwei. Insgesamt 249 Marathonläufer und –läuferinnen erreichten das Ziel.
Sieger Stackmann freute sich nach dem Einlauf im Zielraum wie ein Schneekönig, hatte er doch gerade bei seinem sechzigsten Marathon seinen ersten Sieg errungen, der dazu noch ein ganz Besonderer war. Der Athlet der LG Erlangen war den Lauf nach dem Motto: „Just for fun“ locker angegangen, spulte sein Laufpensum präzise wie ein Uhrwerk ab und teilte sich die Kraft am besten ein. So gelang es ihm im letzten Drittel, als sich die Dunkelheit der Nacht über die Strecke legte, den bis dahin vorne liegenden Bernd Strotmann irgendwo im Wald zwischen Bullach und Untersdorf abzufangen und hinter sich zu lassen. Dieser war vom Start weg ein hohes Tempo gegangen und zeitweise mit mehr als fünf Minuten Vorsprung in Führung gelegen, bevor ihm dann sozusagen auf der Zielgeraden die Puste ausging und er den vier Jahre älteren Strackmann ziehen lassen musste.
Irgendwann im letzten Streckenabschnitt zeigte sich den Läuferinnen und Läufern endlich der im Südosten aufgehende Vollmond, der einigen die Gänsehaus aufstehen ließ, vielen anderen aber wohl nur noch im Unterbewusstsein wahrgenommen haben. Genauso dürfte es in Bullach gewesen sein, das bei Kilometer 33 passiert wurde; die dortigen Kirchweihklänge aus dem Festzelt ließen die Langstreckenläufer sozusagen links liegen. Am Ende war es mehr ein Orientierungs- statt ein Marathonlauf, gab es von Läuferseite verhaltene Kritik an der Wegweisung, die im Dunkeln teilweise nur mehr erahnt werden konnte. Etliche Läufer kamen denn auch vom vorgezeichneten Weg ab. Selbst dem späteren Sieger John Stackmann ging es so, der deshalb über drei Stunden blieb und in 3:04:18 ins Ziel kam, gegenüber dem lange vorne liegenden Bernd Strotmann aber fast eine halbe Minute vorne lag. Dritter mit 3 Minuten und 41 Sekunden Rückstand wurde Wolfgang Vogt von der LG Monheim-Baumberg.
Bei den Damen siegte Gertrud Härer aus Möhrendorf, die mit 3:26:15.3 Stunden im Gesamtklassement Platz 18 belegte. Auch die Siegerin der Damenkonkurrenz hatte bei einbrechender Dunkelheit Probleme mit der Orientierung und kam bei Tauchersreuth kurzzeitig von der Strecke ab.
Die besten heimischen Läufer waren Wieland Engl vom DAV Röthenbach, der mit einer Zeit von 3:18:44,9 Stunden als Elfter die Ziellinie überquerte, und Michael Preuss von Triathlon Hub Lauf, als Fünfzehnter der Konkurrenz. Eine besondere Leistung vollbrachte Geoffry Norris aus Schwaig. Der erblindete Läufer absolvierte die Strecke, geführt von Lauftherapeut Roland Blumensaat in 4:55:52 Stunden; die letzten Läufer, die für die Strecke fast sechs Stunden brauchten erreichten kurz vor ein Uhr das Ziel. Den 15 Kilometerlauf gewann Hartmut Grasser vom SC Egloffstein in etwas mehr als einer Stunde (1:01:41.5) und hatte damit im Ziel über drei Minuten Vorsprung vor dem Nächstplatzierten. In dieser Konkurrenz belegte Edgar Mücke von der LG Eckental einen hervorragenden fünften Platz. Den Sieg der 15-Kilometer-Damenkonkurrenz teilten sich Erika Hajner vom DAV Röthenbach und Elfie Hüther aus Salzkotten, die zeitgleich in 1:08:59.9 den Zielstrich überquerten. Lohn für die Strapazen war im Zielraum aufbrausender Beifall bei jedem, der nach strapaziösen 42 Kilometern und 185 Metern vor dem trassierten Zieleinlauf um die Ecke bog und die letzten Meter in den Brauereihof hinein noch einmal alles gab. Dort herrschte eine einzigartige Atmosphäre, die die Läufer die Strapazen schnell vergessen ließ.
Mit auf der Marathonstrecke waren auch 20 Marathonwalker, die zwei Stunden vorher gestartet waren. Die Ergebnisse dieser Klasse werden allerdings in keiner separaten Siegerliste geführt.
Auf der Strecke hatten die Organisatoren zehn Verpflegungsstationen eingerichtet, wo es neben Bananen und Müsliriegel eine Vollmondabfüllung eines „Aqua Luna Wassers“ der St. Leohnhardsquelle aus Stephanskirchen gab. Insgesamt etwa 2500 Flaschen wurden auf der Strecke und im Zielraum zur Erfrischung an die Läufer gereicht. Dazu gab es rund 800 Kilogramm Bananen und 3500 Stück Müsli-Riegel. Vor allem auch die Verpflegung sollte den Alternativcharakter des Laufes deutlich machen, ausgetragen wurde schließlich auch der 1. Vegetarier-Marathon...
Die Organisation der Veranstaltung durch Martin Linek aus Schnaittach kann als insgesamt gut gelungen bezeichnet werden. Dass bei der Weltpremiere einer solchen Veranstaltung nicht alles optimal ablaufen kann, war aber von vorneherein klar, auch wenn einige Dinge wohl durch rechtzeitigere Organisation hätten besser gelöst werden können. Ein neuralgischer Punkt war beispielsweise Neunhof, wo sich die Laufstrecken kreuzten und für so manchen auf der Strecke für Verunsicherung sorgte, zumal es bei diesem Streckenabschnitt begann, dunkel zu werden. Dank der Feuerwehr und engagierter Ortsbewohner fanden die Läufer aber doch auch hier den Weg.
Diesen Aspekt werden Martin Linek und sein Team bei der Streckenführung beim nächsten Vollmondmarathon, der für den 19. August 2005 bereits fest geplant ist, ebenso ebenso berücksichtigen müssen, wie die Tatsache, dass die Ausweisung der Laufstrecke verbesserungswürdig ist. Denn nach Einbruch der Dunkelheit verlor so mancher die Orientierung und übersah die sowieso nicht sehr auffällige Farbmarkierungen auf dem Weg. Dies unabhängig von der Tatsache, dass wohl auch ein Teil der Läufer die Dunkelheit unterschätzt hat und sich trotz Hinweise des Veranstalters ohne Stirn- oder Taschenlampen auf den Weg machte
1.8.2004 20:52 MEZ
Quelle: PZ vom 2.8.2004
Startnummer *2999* 19.09.2004 - Wachau Marathon