D-Bus hat geschrieben:
Leider ist mir der Unterschied zwischen spezifisch/speziell im Lauftraining nicht bewusst. Wer außer Canova benutzt denn solche Begriffe? Canova hat die wohl in seinem schlechten Englisch verwendet, was dann wiederum ins Deutsche übersetzt wurde.
Das sind klassische Begriffe in der Periodisierung, die hat Canova nicht erfunden und er ist auch längst nicht der einzige, der sie oder Synonyme davon verwendet.
Bei Hottenrott/Zülch Ausdauertrainer laufen heissen die Phasen z. B:
Allgemeine Vorbereitungsperiode
Spezielle Vorbereitungsperiode
Wettkampfperiode (=spezifische Phase)
Dazu kommt dann meist noch eine Regenerations- und evtl eine Einführungsphase.
Im Prinzip sind diese Modell alles Ausbaustufen und Verfeinerungen eines ursprünglichen, etwas simpleren 2 Phasen-Modells
1 base training bzw. allgemeine Vorbereitung
2 sharpening bzw.spezifische (Wettkampf-)Vorbereitung
Daniels hat beispielsweise 4 Phasen gemacht die nicht immer exakt diesem Modell zuzuordnen sind ....
1. entspricht in etwa Einführung/ Allgemein
2. in etwa allgemein/speziell
3. in etwa speziell /spezifisch
4. spezifisch
Es gibt dann noch diverse Subphasen in diversen Modellen und andere Benennungen, was die Sache unübersichtlich macht.
Unterschied zwischen spezieller und spezifischer Phase:
In der speziellen Phase sind die Tempi noch weiter weg von Zielpace. Man würde Z. B. im 800m Training mehr TDL, 3000m und 5000m Tempo trainieren und dann in der spezifischen Phase mehr im Bereich 400 - 1500 m Tempo. Dazu sind in der speziellen Phase die Einheiten noch nicht ganz so brutal und man versucht eher das Volumen, als das Tempo zu steigern. Also von 10*400 im 5k Tempo auf 12 oder 15*400. In der spezifischen Phase wird dann das Volumen reduziert bis man 3*600 in 800m Tempo mit langen Pause o. ä. knüppelt.
Der Hauptfokus liegt bei den kürzeren Strecken bis maximal HM in der speziellen Phase auf der Überdistanz, später dann auf den Tempi 95-105 % Zieltempo. Beim Marathon ist es bei einigen Autoren (Canova) eher anders, da ist die spezielle Phase vom Unterdistanztraining dominiert und dann dominiert das Training nahe MRT in der spezifischen Phase - die Parallelen bei J. Daniels z. B. sind offensichtlich ... Im Marathontraining wird das spezifische Volumen in der spezifischen Phase möglichst weit ausgebaut ... im 800m Training ist das wegen der Intensität und der Zahl der WK meist nicht so möglich.
Für mich ist zur Unterscheidung der Phasen mehr als die Trainingsinhalte eine solche Beschreibung wie folgt interessant, auch weil in einer modernen nichtlinearen Periodisierung alle drei Phasen Elemente aus allen drei Bereichen enthalten können und die Übergänge fließend werden können.
1. Allgemein: Gleichförmig, kleine Belastungsamplituden, Erholungszeit sehr vorhersehbar, nie total gestresst oder muskulär kaputt vom Training.
2. Speziell: Deutlich weniger gleichförmige Belastung, größere Belastungsamplituden, Erholungszeit meist vorhersehbar, schon mal kaputter, aber nie so fertig wie nach harten spezifischen Einheiten
3. Spezifisch: Größte Belastungsamplituden gefolgt von breiten Erholungstälern, Erholungszeit sollte fast nur nach Bedarf gestaltet werden, Belastung in den härtesten Einheiten geht sehr nahe an WK-Belastung und u. U. sogar darüber (im HM und M. eher weniger, ein hartes Mittelstreckentraining kann dagegen belastender sein als ein einzelner 800er ohne Vorbelastung)
Imo bedeutet mehr Erholung nicht zwingend viel mehr Ruhetage ... man kann sich meist auch bei 2-4 Tagen lockerem bis mittleren Trainingsbelastungen gut genug erholen.
Gruß
C.