Banner

Wie ich fast in New York gelaufen wäre...

2
Hallo Wolfgang,

tut mir leid für Euch, dass es mit der Teilnahme am Marathon in NY und der Anschlussreise in Califonia leider nicht geklappt hat. In Deinem nächsten Bericht möchte ich aber gern wieder etwas von gelaufen 42,195 km inkl. Blut, Schweiß und Tränen und dem Kampf gegen die Durchhänger auf der Strecke lesen! :zwinker4:
Eine gute Erholung brauche ich Dir ja nicht zu wünschen, da Du gar nicht gelaufen bist! :hihi: Aber ich würde mich freuen, wenn wir uns demnächst mal wieder irgendwo beim laufen treffen - wie wär's am 01.12.2012 beim Twistesee Adventsmarathon in Bad Arolsen?
Tschüss, sportliche Grüße aus dem Bergischen Land

Eckhard :winken:

"Radsport ist Mannschaftssport, 60 km/h und 30 cm Abstand zum Vordermann" (Robert Bartko)

Auch 2014 und danach wird weitergelaufen! :zwinker2:

3
Lieber Eckhard,

danke für Deine Anteilnahme. Viel schlimmer ist es für diejenigen, wie z.B. für einen Bekannten aus Wien, der, gerade auf dem Flughafen NYC angekommen, von der Absage erfahren hat. Unsere Anschlußreise ist nicht gefährdet, da unser Veranstalter die Flüge umbuchen konnte. So heben wir morgen früh nach Miami (Beach) ab. Dort sind leider nur knappe 30°, das Leben ist so hart. Und, wie ich bereits sagte: Der nächste Marathon kommt bestimmt...

LG
Wolfgang
Ubi marathon, ibi bene (frei übersetzt: wo es einen Marathon gibt, geht's Dir gut!)
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de :welcome:

6
Hallo Wolfgang,

Was für ein Mist :motz: Ich hatte gestern noch mit meinem Arbeitskollegen in New Jersey telefoniert. Als der mir berichtete was dort abgeht, da dachte ich natürlich auch an den Marathon und dass wir Anfang der Woche noch kurz deswegen gemailt hatten.

Natürlich habe ich größtes Verständnis dafür dass der Marathon letztendlich abgesagt wurde. Die Menschen haben dort im Augenblick wirklich besseres zu tun. Jeder hätte wohl Verständnis für eine Absage des Marathons Anfang der Woche gahabt. Aber dass man so lange hingehalten wird, und dann auf den letzten Drücker die Veranstaltung doch abgesagt wird hat wohl alles noch schlimmer gemacht.

Dass du den Startplatz für 2013 nicht reserviert bekommst ist der Knaller.

Ich wünsche dir und deiner Frau trotzdem ein paar schöne Tage in US.

Komm doch nach Bad Arolsen. Ich bin auch dort.

Grüsse,
Frank
:winken:
meine Laufseite ; aktuelle Trainingsdaten Runalyze
Bild

Der Udo aus N.Y. ...

7
Hallo Leute,

New York ist ein sehr aufregender Ort. Sicher gilt das für die Stadt schon in normalen Zeiten. Aber jetzt gibt es noch ein paar Gegensätze mehr. Dazu will ich mich hier nicht einlassen, vielleicht thematisiere ich das später in einem kleinen "Aufsätzchen" ... Was die Geschehnisse rund um den Marathon angeht, so ist das eine höchst emotionale Sache in der jedes betroffene Läufersubjekt seine eigene Meinung entwickelt - je nachdem wie sehr es ihn/sie persönlich gebeutelt hat (man nehme das ernst, weil sich kaum einer vorstellen kann, was manche Menschen für Opfer bringen, um exakt DIESEN Marathon laufen zu können). Das durfte ich vorhin erleben, da unser Marathonreiseveranstalter etwa 250 seiner insgesamt 400 Klienten hier im Hotel zusammenfasste und Rede und Antwort stand. Leider tat er das auf sehr unglückliche Weise, indem er den rein rechtlichen Aspekt vom emotional-moralischen nicht trennte. Eben auch zum rein rechtlichen Aspekt nicht einfach sagte: Das Unternehmen wird prüfen und dann allen Teilnehmern eine persönliche Stellungnahme zukommen lassen. Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, was da abging ...

Was mich angeht, so hatte ich vor Reiseantritt schon jemandem gemailt, dass ich mich gar nicht so gut fühle und mir fast wie ein Katastrophentourist vorkomme. Dieses Gefühl wurde vom Leben in der Stadt, das in nicht betroffenen Bezirken Manhattans unvorstellbar brummt und von der kategorischen, recht frühzeitigen Aussage der Stadt "Yes we can und we will do it!" weggespült. Es war schon ein gewaltiger Hammerschlag auf die Birne dann gestern am späten Nachmittag - sinniger Weise nach einem Trainingsläufchen mit Ines am Hudson River - von der "Doch-noch-Absage" zu erfahren. Immerhin hatte ich dieses Ding "100. Marathon in N.Y. + Seite an Seite mit meiner Frau" seit 2 Jahren vorbereitet. Neben dem sofortigen Bad in Selbstmitleid schossen mir dann zwei Gedanken gleichzeitig (geht das?) durch den Kopf. Es darf nicht sein, dass Ines sich nach 6 Jahren wieder einmal ein Training für einen Marathon abgerungen hat und diese Mühe nun vergebens war. Und zweitens: Gibt es irgendwo im Westen der USA, denn da fliegen wir nächste Woche hin, einen Alternativmarathon? Und siehe da: Es gibt sogar zwei. Einer in Santa Barbara Kalifornien und einer in Malibu (Stadtteil von LA). Und heute Morgen haben wir uns für Santa Barbara angemeldet. Das korrigiert zwar die Reiseroute unserer Rundfahrt und von den Naturschönheiten des Westens werden wir nun auch weniger sehen, aber es gäbe uns einen Teil der läuferischen Befriedigung zurück.

Als Läufer weiß ich - und ihr habt diese Erfahrung sicher alle auch schon gemacht - das Beste Mittel gegen Frust ist Laufen. Also laufen wir - in Santa Barbara und morgen früh im Central Park zwei Stunden, denn irgendwie müssen wir die Form erhalten ..

Ich bin nun wirklich gespannt, wie es weitergeht und was noch alles auf uns zukommt.

Herzliche Grüße an alle aus dem Big Apple, den wir heute aus dem 86. Stock des Empire State Building bewundern durften.

Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

9
Hallo Udo,

Eure Enttäuschung über die kurzfristige Absage des Marathons, nachdem Ihr schon verspätet anreisen musstet, kann ich gut nachvollziehen. Auch, dass Dich angesichts der Situation nach Sandy gewisse Zweifel beschäftigt haben. Vor diesem Hintergrund finde ich es gut, dass Ihr
U_d_o hat geschrieben: Und heute Morgen haben wir uns für Santa Barbara angemeldet. Das korrigiert zwar die Reiseroute unserer Rundfahrt und von den Naturschönheiten des Westens werden wir nun auch weniger sehen, aber es gäbe uns einen Teil der läuferischen Befriedigung zurück.
... eine gute Alternative gefunden habt. Ich wünsche Euch auf jeden Fall einen schönen Anschlussurlaub in California und einen schönen gemeinsamen Marathon in Santa Barbara. :nick:

Über die rechtlichen Fragen bzw. das evtl. unglückliche Verhalten Eures Reiseveranstalters möchte ich nichts sagen, aber
U_d_o hat geschrieben: Neben dem sofortigen Bad in Selbstmitleid schossen mir dann zwei Gedanken gleichzeitig (geht das?) durch den Kopf.


diese Frage kann ich ohne lange zu überlegen eindeutig beantworten: Nein! :nee:

Wir Männer können das eigentlich nicht, aber bei Frauen ist das etwas anders ...! :hihi: :
Tschüss, sportliche Grüße aus dem Bergischen Land

Eckhard :winken:

"Radsport ist Mannschaftssport, 60 km/h und 30 cm Abstand zum Vordermann" (Robert Bartko)

Auch 2014 und danach wird weitergelaufen! :zwinker2:

10
Krasse Geschichte! Ich bin mir aber sicher das der 100. Marathon ein trotzdem unvergessener wird! :-) Santa Barbara hört sich ja auch nicht so verkehrt an. Ist schon hart was da für Geschichten dahinter stecken. Ich bin mir sicher das viele dabei sind die Ihr letztes Hemd gegeben haben um in NY dabei zu sein. Ich bin zwar nicht selbst betroffen, habe aber meine Meinung zu der Absage. Diese hätte sofort nach dem Sturm erfolgen müssen, dann hätte der ein oder andere evtl. noch was anderes organisieren können.

11
moonwalker99 hat geschrieben:Krasse Geschichte! Ich bin mir aber sicher das der 100. Marathon ein trotzdem unvergessener wird! :-) Santa Barbara hört sich ja auch nicht so verkehrt an. Ist schon hart was da für Geschichten dahinter stecken. Ich bin mir sicher das viele dabei sind die Ihr letztes Hemd gegeben haben um in NY dabei zu sein. Ich bin zwar nicht selbst betroffen, habe aber meine Meinung zu der Absage. Diese hätte sofort nach dem Sturm erfolgen müssen, dann hätte der ein oder andere evtl. noch was anderes organisieren können.
Hallo aus N.Y. um genau zu sein aus Macy's, dem größten Kaufhaus der Welt.

Ich sitze in einem Starbucks, in den Räumlichkeiten von Macy's, schlürfe Cappu und surfe. Ines ist eben zum Shoppen aufgebrochen. Zunächst nur die Schuhabteilung, dann holt sie mich wieder ab. Keine Bange, die Kreditkarte habe ich :nick: .

Eigentlich wollte ich aber von unserem Trainingslauf heute Morgen erzählen: Um 8:30 Uhr waren wir im Central Park, der mehr oder weniger erstmals wieder freigegeben war. Damit wich die Stadtverwaltung aber nur dem Druck der Läufer. Die Agenturchefs hatten sich tags zuvor bei der Racedirektorin des NYM getroffen, wo es nichts Neues gab. Sie verabredeten, dass sich - wer will - am Marathontag zu eben dieser Zeit 8:30Uhr zu einem Trainingslauf treffen soll. Natürlich hatten wir keine Vorstellung, wie viele Frustrierte sich dazu durchringen würden. Ein paar hundert vielleicht? Was dann geschah sprengt alle Vorstellungen. Rund um den Central Park, aber schon richtig drin, führt eine Asphaltstraße, so breit wie eine gut ausgebaute Bundesstraße. Um halb neun war sie schon gut besucht. Eine Stunde später war sie brechend voll und zwar ringsum, was immerhin etwa 8 bis 10 Kilometer sein dürften. Mehrere tausend LäuferInnen aus aller Herren Länder, manche in Regimentsstärke als Nationen zusammen laufend drehten ihre Runden. Unglaublich. Die Stimmung war gut, immer wieder waren auch - na ja ich nenn es beim Namen - Lustschreie zu hören. Lust am Laufen, Lust über die Tatsache eben doch gekommen zu sein und Lust vor allem am gigantischen Wetter. Strahlend blauer Himmel und etwa 5, 6, 7°C. Indian Summer in den Bäumen, dahinter die Kulisse der Wolkenkratzer, Eichhörnchen bei der Futtersuche und lachende Gesichter, die uns scharenweise entgegen kamen oder überholten.

Im Zielbereich war fast kein Durchkommen mehr und dort beobachtete Ines auch LäuferInnen, die sich schluchzend in den Armen lagen. Es gibt wirklich viele, die jahrelang auf dieses Event hin gespart haben, um sich diesen Traum zu erfüllen. Ich hörte in unserem Hotel von einer Frau, die am Wochenende einen Zweitjob ausübt, um sich den N.Y.M alle zwei Jahre leisten zu können ... Eine andere versprach sich selbst N.Y., wenn nach zwei Chemos eine dritte nicht mehr nötig sein sollte ... Als sie hörte, dass der M. ausfällt brach sie in der Hotellobby weinend zusammen. Ein dritter war von seinem Team auserkoren worden die deutsche Fahne bei der Eröffnungfeier zu tragen. Sein Kommentar : "Ich hab noch ein Sixpack auf'm Zimmer, das wird jetzt dran glauben müssen". Das ist alles nichts, rein gar nichts, gegen das Leid der Geschädigten, dass allgegenwärtig über die amerikanischen Sender verbreitet wird. Noch immer sind abertausende ohne Strom und Wasser, viele verloren alles auf Dauer. Und der nächste Sturm mit viel Regen und Schnee wird schon erwartet, am Mittwoch ...

Doch zurück zu unserem Lauf: Mein Ding ist die Morgenlauferei ohne Frühstück und Anlaufzeit nicht. Auch der rasch bei Starbucks inkorporierte Cappu konnte daran nichts ändern. Aber das Wetter, die Kulisse, die gefühlte Verbundenheit mit vielen Tausend aus aller Herrn Länder und Seite an Seite mit Ines hat mich dann von Meter zu Meter mehr motiviert. Rein körperlich war's nicht so toll und vom Trainingswert her sicher auch deutlich "suboptimal". Aber immerhin haben wir - die Strecke vom Hotel und zurück eingerechnet - 20,5 Kilometer gesammelt. Das brauchen wir auch, um die Form bis nächsten Samstag in Santa Barbara wenigstens einigermaßen zu konservieren.

Der Central Park ist wirklich ein wunderschöner Ort - bei Tag (nachts lebensgefährlich), im Herbst und im Sonnenschein. Ich bin jetzt froh, dass wir nicht laufen durften. Das klingt komisch, ist aber so. Laufen sollte mit Lebensfreude, mit positiven Gefühlen verbunden sein. Laufen sollte verbinden, nicht teilen. Marathonlaufen sollte ein Fest bleiben, für jene, die ihn laufen, aber auch für jene die draußen stehen und mitfühlen, klatschen, anfeuern. All das wäre ein N.Y.M im Jahr 2012 nicht gewesen. Natürlich ist nun fraglich, ob ich je in N.Y. Marathon laufen werde und das seit zwei Jahren vorbereitete Fest zum 100. Marathon ist auch perdu. Aber das spielt keine Rolle.

Die eigentliche Schuld, was den ganzen Ärger rund um den Marathon angeht, liegt eindeutig beim Bürgermeister von N.Y. und dem Veranstalter, die trotz eindeutiger Faktenlage an der Durchführung festhielten, sich aber schließlich dem Druck der Öffentlichkeit beugen mussten. Als Läufer bekam man das eigentliche Ausmaß der Katastrophe nicht mit. Im Big Apple tobt das Leben wie eh und je (soweit wir das beim ersten Beusch beurteilen können). Und beim Blick vom Empire State Building wirkt die Stadt voll intakt und aufgeräumt. was sie aber in diversen Randbezirken absolut und immer noch nicht ist. Wir haben uns auf eine nassforsche Stadtverwaltung in Kumpanei mit der Rennleitung verlassen, die mit ihrem sofort nach dem Sturm geäußerten "Yes we can und we'll do!" suggerierte, dass man beides packt: Die Sturmfolgen, also die Hilfe für die Betroffenen und die Organisation/Durchführung eines Marathons. Aber schauen wir vorwärts.

Hier in Macy's wird übrigens konsumiert und gelebt in vollen Zügen. Vor allem auch von den New Yorkern. Alles andere wäre genau so wenig menschlich, wie über das Leid ohne Noti und Kommentar hinweg zu gehen.
Schluss damit. Ich muss mich wohl mal nach Ines umsehen - die kommt einfach nicht zurück ... :confused:

Grüße aus N.Y.

Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

12
@Moengel: Danke, Frank, für Dein Mitgefühl!

@Udo: Einerseits schade, daß Ihr Euch nicht für Malibu entschieden habt, denn dann hätten wir uns gesehen. Andererseits auch wieder gut, dann gibt's zwei verschiedene Reportagen. Euch viel Erfolg und noch Freude an der Rundreise! Und danke für die geschilderten Eindrücke, die wir persönlich hätten haben können, falls... - aber lassen wir das jetzt.

Wolfgang (Miami Beach: Sonne, 24°, auch ein Trost, NY hat wohl eine geschlossene Schneedecke)
Ubi marathon, ibi bene (frei übersetzt: wo es einen Marathon gibt, geht's Dir gut!)
Meine private Laufseite: http://www.spass-am-laufen.de :welcome:
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“