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Jahr geht, Zeit fliegt, Schauläufer läuft - Stuttgart Sylvesterlauf 2012

Jahr geht, Zeit fliegt, Schauläufer läuft - Stuttgart Sylvesterlauf 2012

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Bevor das chronologische Schicksal grausam zuschlägt und mich der Laufverband gnadenlos in die Resteecke der AK 50 verbannt werde, ich heute zum letzten Showdown gegen die beginnende Vergreisung antreten. Steht das AK bei der 50 eigentlich für "Alter Knochen" :confused: "Alt und knackig" :zwinker2: Meine Gelenke knacken zu lassen, dass klappt ja allenthalben. Sogar noch ab und zu das Knacken von Bestzeiten. Was aber auch nur der Sportabstinenz während meiner Sturm und Drangzeit zu verdanken ist. Und die endete erst vor schlapp 3 Jahren. Also ich mein jetzt die Sportabstinenz. :zwinker2: Denn so richtig vernünftig und altersgerecht seriös geworden bin ich bis heute noch nicht. Wird mir jedenfalls nachgesagt. :hihi: So bevor mir es jetzt aber verschwätzet zurück zum eigentlichen Zweck der heutigen Freiluftübung. Mein letzter Auslauf als Midlife-Crisis gezeichneter Angehöriger der Generation Babyboomer soll in Stuttgart-Weilimdorf beim Sylvesterlauf über ca. 11 km stattfinden.

Ich habe leider ein enges Zeitfenster für den Abschied aus meiner prähistorischen M45-Ära. Zuhause herrscht Notstand bei der elterlichen Aufsicht zweier, in der Verpuppung steckenden, künftigen Erbberechtigten. :P Eine allzu freie Entfaltung ihrer individuellen Bedürfnisse in Form künstlerisch fraglicher Dauerbeschallungen (von denen das ganze Wohnviertel unfreiwillig profitiert :zwinker2: ) oder die Vermeidung nonverbaler Konfliktbewältigungen, soll durch eine minimierte Karenzzeit der beiden Spielverderber (gesetzlich korrekt auch Erziehungsberechtigte genannt) dezimiert werden. Klingt fies disziplinär, spaßbremsend und pädagogisch altbacken, aber heh ich war auch mal jung und bin leider noch nicht so alt als das ich nicht mehr weiß wie man die zeitweise lokale Abstinenz seiner Eltern mit coolen Aktionen überbrückt.

„Just in Time“ erreiche ich daher eine halbe Stunde vorm Start Weilimdorf, ein Stadtteil von Stuttgart. Dort ist im Zentrum um das Rathaus schon richtig Betrieb. Zum Glück hilft mir der Zufallsgenerator und ich finde ein paar Nebenstraßen weiter gleich ein verkehrsrechtlich einwandfreies Plätzle für „mein heilig‘s Blechle“. Schnell die Sachen abgeholt und geschwind zurück und ganz gegen den Jahreszeittrend, mit schnellem eleganten Gang, in kurz-kurz über den Laufsteg, äh :confused: zum Startbogen. Angenehm mild für den letzten Tag im Jahr.

Sodele, mal umschauen. Ah ja, natürlich hat mir schon wieder jemand die Schau gestohlen und steht im Focus einer klickenden Kamera. Zusammen mit einigen anderen präsentiert Kati ihr Prêt-à-porter in den Trendfarben der aktuellen Winterkollektion. O.K. ich verrat euch was. Im Frühjahr, Sommer und Herbst variieren die rosé Farbtöne bei ihr nur um Nuancen. Und entgegen anderslautender Gerüchte mag ich die Farbe ja auch. Vor allem in einem Weinglas. :D Ich stell mich einfach schnell frech in der Reihe dazu mit meinem biederen Lauf-Gewand. Bei mir gilt heute der Grundsatz: "Form follows function" und mein schreiend rotes Kompressionshemd trage ich als unsichtbare Grundierungsschicht über meinem plätzlegeschädigten :peinlich: Vorbau.

So nun aber zum Start wackeln, sonst geht für mich der letzte (Start)schuss in diesem Jahr nach hinten los. Obwohl heute noch sicher viel geknallt wird hör ich denn dann aber nicht. Das liegt nicht an einer nachlassenden Sinneswahrnehmung. Nein so verwirrt, schwerhörig - oder gar beides bin ich noch nicht und trotz kontraproduktiven Austausches sinnentleerter Kommunikation bis kurz vorm Start bin ich mir sicher das wir sehr unspektakulär, wie bei einem Knockdown, runtergezählt wurden. Und dann heißt es für mich: „U 50“ läuft zu seiner letzten Mission aus.

Zwei identische Runden stehen an. Es geht ein kurzes Stück noch durch die Stadt und dann über die Felder. Noch leicht bergab. Wären da nicht so viele Beine um mich herum, könnte ich wie immer mein Pulver bereits auf dem ersten Kilometer verschießen. Aber heute muss ich es trotz Sylvester nicht mehr krachen lassen. Zumindest nicht jetzt. Mit zwangsläufig gebremstem Anfangsehrgeiz lasse ich den ersten Kilometer in 4:10 hinter mir. Da es dann entlang der Bundestraße bis zur ersten Straßenüberführung leicht bergauf geht ist dieser Wert nicht lang zu halten. Nur 4:22, mal sehen ob das heute unter mein Minimalziel einer SUB 50 langt. Nomen est Omen sozusagen für mein Abschlussevent im 49. Lebensjahr.

Weiter geht es völlig unspektakulär einen asphaltierten Feldweg hinunter. 4:22 und 4:18. Er hat sich bemüht würde ich mir hiermit selbst bescheinigen, denn das letzte Quäntchen für den Quäl-fix-Faktor geht mir ab. Der letzte Kilometer führt leicht bergab, zunächst wieder an der Bundesstraße entlang, die über eine weitere kleine Brücke schließlich überquert wird und in den Ort zurückführt. Hier stehen auch die ersten Zuschauergruppen aus der läuferbegleitenden Community. Meist familiärer Natur, als leistungssteigernde Maßnahme zur Begeisterung verpflichtet. Etwas schneller werde auch ich dadurch, ganz automatisch. Mit einer 4:05 und 4:06 passiere ich die straßenrandbegleitenden Claqueure.

Um auf ein Neues das Geläuf zu umrunden. Es fällt mir schwer mich für irgendwas zu motivieren. So richtig spannend wird die Zeit nicht. O.K. keiner hatte heut die Absicht hier eine neue persönliche Bestzeit hinzulegen beruhigt mich mein Schweinehund und die 50 unterschreitest du locker mit deinem derzeitigen Vorwärtsdrang. Gut, gut ich schaue nun längst nicht mehr auf die Uhr. Die hier eingestreuten Kilometerwerte entstammen meiner später ausgelesen Zahlensammlung und haben auf meine taktischen Laufambitionen nunmehr keinerlei Auswirkungen. Ich versuche gegen Schluss einfach keinen mehr überholen zu lassen, habe aber auch keine Ambitionen mehr den knapp vor mir liegenden Altersklassenkollegen zu einem verpflichtenden Schlussduell herauszufordern. Obwohl nach den 4:22, 4:14, 4:21 und 4:19 der letzten Kilometer zeigt mir meine internen Statistik, dass ich unbewusst doch noch den Bleifuß durchgedrückt habe. 3:42, da habe ich zum Schluss doch noch ein kleines Feuerwerk gezündet.

Im Ziel wirke ich dann auch ziemlich ausgebrannt. Keine Munition mehr fürs Erste. Trotz dreier Becher warmen Tees fröstelt es mich bald und ich verziehe mich kurz in das Innere des Rathauses und ziehe Jahresbilanz. Auch im letzten Auftritt vor der neuen persönlichen Zeitrechnung gab es keinen Rohrkrepierer oder Blindgänger.

Als ich wieder rauskomme aus dem wärmenden Vorraum des behördlichen Verwaltungsbunkers sehe ich schon Kati im Ziel. So wie ich, (45:57) deutlich früher wie von ihr vorab prophezeit. Und schon wieder genug Luft, nicht nur zum Atmen, sondern auch für tiefschürfende Fachgespräche mit Laufkollegen. Denn nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Vor allem für Norbert und Birgit das sympathische Pärchen das zusammen 100 Marathons laufen will. Denn nächsten schon morgen. An Neujahr :tocktock: . Ich glaub ich bin doch zu wenig dekadent :peinlich: was meine Laufobsessionen angeht.

Aber was noch nicht ist kann ja noch werden. :zwinker2:
2025
09.05, 24 h Wanderung DAV, ca. 70 km
31.05. Albtraum 100, 114 k 3400 hm, 22:11:00
09.06. RUR Mararathon
05.07. Heuchelbergstrail 47 k 1400 hm
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin

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Bevor das chronologische Schicksal grausam zuschlägt und mich der Laufverband gnadenlos in die Resteecke der AK 50 verbannt werde, ich heute zum letzten Showdown gegen die beginnende Vergreisung antreten.
Noch jemand aus diesem tollen Jahrgang! :D

Willkommen im Club.

Danke für den wieder einmal sehr unterhaltsamen Bericht.

Grüsse vom Bubi. :hallo:
PB: 5 km 26:27 (2013) 10 km 54:54 (2013) HM 2:11:xx (2015)

in 2017/2018 gelaufen, geradelt und geschwommen:
04.17 3h-Benefizlauf Seligenporten - 13 Runden -
05.17 RTF 110 km - 4 h -
06.17 Sprinttriathlon Feuchtwangen - 1:31 h -
07.17 Sprinttriathlon Nittenau - 1:25 h -
07.17 Sprinttriathlon Velburg - 1:30 h -
04.18 3h-Benefizlauf Seligenporten - 12 Runden -
05.18 RTF 100 km - 3:45 h -
06.18 Sprinttriathlon Feuchtwangen - 1:31 h -
Sportpause und Geduld seit ca. Ende Juli

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Hallo Schauläufer,

Danke für den unterhaltsamen Bericht zum Jahresabschlusslauf und die Beschreibung der Risiken, wenn man seinen pubertierenden Nachwuchs unbeaufsichtigt lässt! :uah: Kommt mir alles sehr bekannt vor, inkl. des Wechsels in die AK M50 :giveme5:
Tschüss, sportliche Grüße aus dem Bergischen Land

Eckhard :winken:

"Radsport ist Mannschaftssport, 60 km/h und 30 cm Abstand zum Vordermann" (Robert Bartko)

Auch 2014 und danach wird weitergelaufen! :zwinker2:

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Hallo schauläufer,

herzlichen Dank für deinen so unterhaltsamen Bericht um den letzten Lauf in der AK 45. Tja, schau dem Elend ins Gesicht - wir beide (ich mit) gehören wohl ab diesem Jahr zur AK 50. Und du weißt, es ist wie mit Whiskey - je älter, je brillanter und besser werden wir! :D
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Rumlaeufer hat geschrieben: :gruebel:

Schauläufer, Bubi, Det_isse und ich auch :haeh: sind hier denn nur noch (Zitat meiner Tochter!) "Alte Leute" unterwegs?
Nee, wird aber auch Zeit, dass Ihr in der AK45 Platz für Frischfleisch macht :winken:

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*hüstel* alte Leute ...

Tja, die Jungschen müssen wohl arbeiten und haben keine Zeit fürs Forum :D und weißte was ganz böse ist? Ich werde erst im Sep. 50 und laufe jetzt schon in der Sterbelochliga ...
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Wenn mich jemand fragen würde
sind hier denn nur noch "Alte Leute" unterwegs?
würde ich auch so ähnlich antworten wie
es ist wie mit Whiskey - je älter, je brillanter und besser werden wir!
Jahrgang 1963, einer der Besten des Jahrhunderts. :D
PB: 5 km 26:27 (2013) 10 km 54:54 (2013) HM 2:11:xx (2015)

in 2017/2018 gelaufen, geradelt und geschwommen:
04.17 3h-Benefizlauf Seligenporten - 13 Runden -
05.17 RTF 110 km - 4 h -
06.17 Sprinttriathlon Feuchtwangen - 1:31 h -
07.17 Sprinttriathlon Nittenau - 1:25 h -
07.17 Sprinttriathlon Velburg - 1:30 h -
04.18 3h-Benefizlauf Seligenporten - 12 Runden -
05.18 RTF 100 km - 3:45 h -
06.18 Sprinttriathlon Feuchtwangen - 1:31 h -
Sportpause und Geduld seit ca. Ende Juli

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Hallole, ihr Leidensgenossen :zwinker2:

erst mal vielen Dank für euer Mitgefühl :zwinker2: und es freut mich wen mein mal wieder mitunter verschwurbelter Laufbericht euch gefallen hat. Zum Alter sach ich nur.Je oller je doller. :zwinker5: Mal sehen ob die Jüngelchen wenn Sie in unser Alter kommen dann nicht nur noch Walken betreiben. Und dies dann auch noch als Sport bezeichnen :hihi:

Übrigens bin ich auch eine. (Jungfrau :zwinker2: ) 12.09.1963 :daumen:

Grüssle Klaus
2025
09.05, 24 h Wanderung DAV, ca. 70 km
31.05. Albtraum 100, 114 k 3400 hm, 22:11:00
09.06. RUR Mararathon
05.07. Heuchelbergstrail 47 k 1400 hm
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin

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Hallo Klaus,

vor lauter 50er-Feiern, zu denen ich dieses Jahr (ja, ich meine 2013) schon eingeladen war ... zweien an der Zahl ... komme ich nicht mehr zum Laufberichte-Lesen!!!! Skandalös!!! Ich lass' mir damit aber noch 5 Jahre Zeit .... die hoffe ich aber, wirst du mit gewohnt unterhaltsamen Laufberichten verschönen!!! ;-)))))

Gratuliere dir ganz herzlich zu dem tollen Saison- und AK-Abschluss!!!

Viele Grüße
Andrea

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Lieber Schauläufer,

erstmal vielen Dank für diesen, wieder einmal, wunderbar humorvollen Laufbericht. :hallo: :hihi:
Inzwischen habe ich die Kaffeeflecken vom Monitor entfernen können.

Ich erlaube mir, als Jungspund, aber mal auf Deinen Alterklassenwechsel einzugehen und frage, was ist schlimmer:

Von der AK 45 in AK50 zu wechseln?

ODER

Von einem Laufeventveranstalter mit 32!!!!! Jahren bereits als SENIOR bezeichnet zu werden???? :motz:
Nun aber Schluss mit dem Offtopic.
Bitte, bitte verliere durch diesen AK-Wechsel nicht deinen Schreibstil!!!!! :daumen:

Cheers
Jens
Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe, die nur zum Schwungholen und zur Richtungsänderung den Boden berühren!!!! :hallo:
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