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Wie zwei Minuten ein Leben verändern

Wie zwei Minuten ein Leben verändern

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Hallo liebe Vorläufer, Mitläufer und Nachläufer
Nachdem ich dieses Forum frecherweise ausschliesslich als Infopool genutzt hatte, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist selbst auch etwas beizusteuern. Ich würde aber schamlos übertreiben, würde ich behaupten euch mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können; nein, soweit bin ich noch lange nicht. Vielleicht aber gelingt es mir, den einen oder anderen Läufer abseits der Laufstrecke etwas zu amüsieren, oder einem gleichgesinnten Anfänger Mut zu machen, indem ich euch hier fröhlich von meinen holprigen Laufanfängen erzähle.
Los geht’s…

Es gibt nicht viel, was man über mich wissen muss, ausser vielleicht, dass ich einen Listen- und Leuchtstiftfetisch habe und aus purer Freude daran, Dinge festzuhalten und abzuhacken, einen Grossteil meiner täglichen Verrichtungen fein säuberlich dokumentiere. Deswegen kann ich euch auch mit Gewissheit sagen, dass der 23.04.2012 mein Start in mein neues Läuferleben war. Ein zugegebenermassen holpriger und quälend langsamer Start, der mit einem zügigen Spaziergang nicht ganz so glamourös ausgefallen ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Doch auch wenn ich mir damals, eifrig Gehend wie eine gestresste Ente, etwas seltsam vorkam und mir mein gehetzter Gang absurd erschien, ging ich mit grossen Erwartungen und noch grösseren Schritten vorwärts. Die erste Euphorie hatte mich sofort gepackt und ich war beinahe lächerlich Optimistisch, wenn ich an meine Zukunft als aufstrebender Marathonläufer dachte, währendem ich mich im Schneckentempo über die wenigen Kilometer verausgabte. Natürlich wusste ich auch damals, dass meine Läuferkarriere keine werden würde und ich lediglich dem Rausch eines nagelneuen, glänzenden Hobbies verfallen war, aber wann immer ich rotköpfig Nachhause kam, fühlte ich mich als hätte ich etwas Grossartiges geleistet und je näher der Tag rückte, an dem ich tatsächlich würde laufen müssen, desto ängstlicher wurde ich, dass ich dieses Gefühl verlieren würde.
Und als mein Trainingsplan mir am 07.05.2012 zum aller ersten Mal vorschrieb, mich für fünfmal zwei Minuten im Trab vorwärtszuquälen, stand ich etwas unentschlossen und eingeschüchtert vor meiner Haustür. Plötzlich verschwanden die Bilder von mir als athletischer Läufer und zurück blieb lediglich die Idee von der humpelnden Ente. Ich überlegte wann ich wohl das letzte Mal gerannt wäre und mit Schrecken erinnerte ich mich an all die verpassten Züge, die ich nicht mehr rechtzeitig erwischt hatte weil ich zu langsam war und an die mitleidigen Blicke, die mir entgegengeworfen wurden, wenn ich ausser Atem und mit hochrotem Kopf den Bahnsteig viel zu spät erreicht hatte. Also schielte ich nochmals auf meinen Trainingsplan, in der Hoffnung er würde mich auf den zweiten Blick doch noch eine Woche schonen, doch letztendlich zog ich los und tat, was getan werden musste: ich rannte wie eine lahme Ente im Tiefschnee, kaum in der Lage die geforderten zwei Minuten durchzuhalten, aber ich rannte diese verdammten zwei Minuten und was noch viel erstaunlicher war ist, dass ich es am nächsten Tag wieder tat.
Und so vergingen die ersten Wochen im stetigen Wechsel zwischen Laufen und Gehen, Motivation und Antriebslosigkeit und der Freude und dem Frust eines Laufanfängers. Einige Dinge gelangen mir mit Leichtigkeit und jeden Tag fiel es mir leichter und leichter mich für meine neue Freizeitbeschäftigung zu motivieren, bis ich irgendwann bemerkte, dass ich mich nicht nur zum Laufen aufraffen konnte, sondern dass es mir schwer fiel es nicht zu tun. Gleichzeitig haderte ich aber noch mit mir selbst und dem Bild der Ente. Es war mir unheimlich unangenehm, wenn mir andere beim Laufen erwischten und noch viel unangenehmer wurde es, wenn sie mich während einer der gefürchteten Gehpausen entdeckten. Das gute Zureden meiner Mitmenschen half nur wenig dabei, mich von der Vorstellung loszueisen, dass sich nur sportliche Erdenbewohner dabei beobachten lassen können, wie sie verschwitzt und keuchend durch die Landschaft hüpfen und so wurden meine Läufe strikt auf die Abendstunden geplant; die Dunkelheit gab sich gutmütig und bot der Laufente Sichtschutz.
Irgendwann aber, als ich dank einer unelegant erworbenen Verletzung flach lag und meinen Sportschuhen eine Zwangspause gönnen musste, wurde mein Verlangen danach, endlich wieder Laufen zu dürfen, so gross, dass meine Bedenken schlichtweg verschwanden. Es war an einem Dienstag bei strömendem Regen, umgehend nachdem der Arzt mich ziehen liess, als ich eilig meine Laufkleidung anzog und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht losrannte, als hätte ich mein Leben lang nur darauf gewartet. Ich grüsste jeden der mich ansah und obwohl mein „Hallo“ eher dem Keuchen einer alten Quietschhupe glich, waren mir die Blicke der Spatziergänger egal. Seit diesem Tag war ich stolz auf die kleine Ente, die sich tapfer jeden Tag die Laufschuhe umband und losrannte.

Am 08.08.2012 stolperte ich eher zufällig über den nächsten Meilenstein, denn ich vergass die Zeit und anstelle davon, meinen Trainingsplan einzuhalten, bin ich einfach weitergelaufen und knackte dabei eher beiläufig mein erstes Ziel, dreissig Minuten am Stück zu laufen. Ich erinnere mich daran, dass ich regelrecht enttäuscht war, weil ich es mir anstrengender vorgestellt hatte und erst nachdem ich meinen obligatorischen Trainingstagebucheintrag geschrieben hatte wurde mir klar: vor nicht einmal 12 Wochen war ich kaum in der Lage zwei Minuten am Stück zu laufen und jetzt fühle ich mich nach dreissig Minuten so, als wäre ich gerade eben mal mit dem Hund um den Garten spaziert. Ich belohnte mich am nächsten Tag mit einem Kinobesuch und dem Versprechen an mich selbst, dass ich niemals wieder weniger als 30 Minuten würde laufen können.

Gut, lassen wir die Überschwänglichkeit doch für einen Augenblick beiseite. Denn obwohl ich es grandios finde, meine Fortschritte zu dokumentieren und ich mich tatsächlich über jeden noch so kleinen Schritt in die richtige Richtung freue, so kann ich nicht genug betonen, wie beschämend meine Anfänge waren. Klar könnte man mich dafür loben, dass ich meinen Allerwertesten doch noch in Gang bekommen habe – viel zu viele haben das noch immer nicht getan – und es war mit Sicherheit nicht das einfachste Unterfangen, aber trotzdem halte ich es für falsch hier nur euphemistisch zu bleiben. Ich war ein fauler Sack, selbst wenn ich das selbst nicht immer so wahrgenommen habe, spätestens als ich mich mühevoll über 2 Minuten gequält habe, wurde mir das mehr als deutlich vor Augen geführt. Doch so gerne ich das hier auch behaupten würde, es war nicht das Laufen an sich, das mich verändert hat, sondern meine Bereitschaft mich mit meiner inneren Ente zu arrangieren und ihr die Zeit zu lassen die sie brauchte. Erst als ich aufgehört hatte mich wegen meiner vergangenen Versäumnisse zu grämen, konnte ich das tun was ich schon immer wollte und das, meine Lieben, ist so simpel wie gerade aus zu laufen…

Irgendwann, als ich meine 30 Minuten im Schlaf durchlaufen konnte, suchte ich mir einen Anschlusstrainingsplan und begann, mich mit dem Gedanken anzufreunden, im Winter durch den Schnee zu rennen; und das obwohl ich Schnee und Kälte nun wirklich nicht leiden kann. Irgendwann pendelte sich das Wechselspiel zwischen übertriebener Motivation und Freude und Antriebslosigkeit und Frust ein und das Laufen wurde für mich zu dem, was es bis heute geblieben ist: ein Teil meines Alltags, den ich nicht mehr missen möchte! Und genau da bin ich heute, keine acht Monate nach meinen ersten Gehversuchen… ich laufe vier Mal in der Woche bei Wind und Wetter und im Schwimmbad bin ich auch kein fremdes Gesicht mehr. Ich befürchte nicht mehr, dass ich wieder in meine alten Verhaltensmuster zurückfalle, nicht weil ich getrübt von der rosaroten Brille der Laufverliebtheit naiv genug wäre mich für unsinkbar zu halten, sondern weil mir mein altes Leben fremd vorkommt.
Ich laufe nicht mehr weil ich es für richtig halte mich zu bewegen, weil ich glaube mir selbst etwas beweisen zu müssen, weil es in meiner Agenda steht, oder weil es zu meiner Vorstellung des Menschen gehört, der ich gerne wäre. Ich laufe weil ich mich ärgere wenn ich es nicht tue, weil ich weiss wie toll es ist nach einem Lauf bei dichtem Schneefall Nachhause zu kommen, weil es mir Ruhe gibt, weil ich jedes Mal grinse wenn ich meinen Hund überhole und weil mir einfach alles leichter vorkommt, nur weil ich weiss dass ich diese verfluchten zwei Minuten durchgestanden habe!
"When you can't run anymore you crawl. And when you can't do that, well... yeah, you know the rest." Firefly

Clue Writing… oder wie man Käfer und Glühbirnen zusammenbringt

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Schön geschrieben- und so wahr....

Grüße von der immer noch stark an die Ente erinnernden Tigertier
Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht. (Walter Bagehot)

"Ist der Marathon für Frauen etwa auch 42,2 km lang?" (Überraschter Kollege im Büro)

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Hallo und willkommen im Forum. :hallo:
Schön geschrieben! Aber warum läufst du im Mai im Tiefschnee? Bist du extra auf einen Gletscher gefahren um ein Höhentrainingslager zu haben? :confused:
Gruß
Schmelli

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Schmelli hat geschrieben:Hallo und willkommen im Forum. :hallo:
Schön geschrieben! Aber warum läufst du im Mai im Tiefschnee? Bist du extra auf einen Gletscher gefahren um ein Höhentrainingslager zu haben? :confused:
Gruß
Schmelli
Ich glaube, sie ist gelaufen so wie eine lahme Ente im Tiefschnee laufen würde und nicht im Tiefschnee gelaufen wie eine lahme Ente :nick:

Aber wirklich gut geschrieben, Tricia!

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Hallo Tricia,

meinen Respekt und meine Anerkennung für die gelungene Überwindung des "Inneren Schweinehundes" und die wirklich lesenwerte Beschreibung Deiner Erfahrungen auf dem Weg von der Ente zur Läuferin! :daumen:
Irgendwann pendelte sich das Wechselspiel zwischen übertriebener Motivation und Freude und Antriebslosigkeit und Frust ein und das Laufen wurde für mich zu dem, was es bis heute geblieben ist: ein Teil meines Alltags, den ich nicht mehr missen möchte! Und genau da bin ich heute, keine acht Monate nach meinen ersten Gehversuchen…
Damit bringst Du es auf den Punkt, mach einfach weiter! Ich wünsche Dir viel Spaß dabei. :zwinker4:
Tschüss, sportliche Grüße aus dem Bergischen Land

Eckhard :winken:

"Radsport ist Mannschaftssport, 60 km/h und 30 cm Abstand zum Vordermann" (Robert Bartko)

Auch 2014 und danach wird weitergelaufen! :zwinker2:

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Hallo,
herzlich willkommen hier. Ja so sieht`s aus irgendwann wird das laufen zum Teil seines Lebens und bleibt es auch hoffentlich.
Noch viele schöne Laufmomente
Schöne Grüße aus Köln



2016 Leidenhausen HM
2016 Königsforst Marathon
2016 Bonnmarathon
2016 Basel Firmenlauf HM
2016 Monschau Ultramarathon
2016 Röntgenlauf 63km ???
2015 Kölnmarathon 04:34
2015 Porz HM 2:00:54

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Danke fürs Dokumentieren deines Laufeinstiegs und der Veränderungen, die das mitbrachte. Ich habe es mit großer Freude gelesen.

Grüße,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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wow, was eine Aussage:

"Erst als ich aufgehört hatte mich wegen meiner vergangenen Versäumnisse zu grämen, konnte ich das tun was ich schon immer wollte"


und: Klasse Bericht!


xx21

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Das hört sich doch verdächtig nach einer Sucht an. :D

Kann fast alles von dir so unterschrieben. War bei mir sehr ähnlich und ist es immer noch.
Den Dokumentierfetisch teile ich auch. :D Kann auch genau sagen, wann ich angefangen habe und wann ich welche Einheit mit welchem Schuh absolviert habe.
Habe auch lange benötigt, den Arsch hoch zu bekommen.
Früher war ich gestresst, wenn ich Laufen musste. Jetzt bin ich es, wenn ich nicht Laufen kann.
Dann bekomme ich schlechte Laune.

Auch das mit dem Training in den Abendstunden kommt mir sehr bekannt vor.
Habe mich am Abend wohler gefühlt. Da kam ich mir nicht so beobachtet vor.
Anfangs kam ich mir auch komisch vor, als ich das erste mal mit einer Tight gelaufen bin.
Jetzt stört mich das gar nicht mehr. Da laufe ich auch in Tights am Tag quer durch die Fußgängerzone.

Schön, dass du zum Sport gefunden hast. Hoffe du bleibst dabei und genießt den schönsten Sport der Welt. :)
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10km: 44:48 (13. Mitteldeutscher Marathon) 20km: 1:35:51 (Training) HM: 1:38:59 (Training) 25km: 1:58:15 (Training) M: 3:57:06 (Leipzig 2013) 50km: 5:55:53 ( :peinlich:)

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TriciaMarieMcMillan hat geschrieben:... Am 08.08.2012 stolperte ich eher zufällig über den nächsten Meilenstein, denn ich vergass die Zeit und anstelle davon, meinen Trainingsplan einzuhalten, bin ich einfach weitergelaufen und knackte dabei eher beiläufig mein erstes Ziel, dreissig Minuten am Stück zu laufen. Ich erinnere mich daran, dass ich regelrecht enttäuscht war, weil ich es mir anstrengender vorgestellt hatte ...

Ich laufe nicht mehr weil ich es für richtig halte mich zu bewegen, weil ich glaube mir selbst etwas beweisen zu müssen, weil es in meiner Agenda steht, oder weil es zu meiner Vorstellung des Menschen gehört, der ich gerne wäre. Ich laufe weil ich mich ärgere wenn ich es nicht tue, weil ich weiss wie toll es ist nach einem Lauf bei dichtem Schneefall Nachhause zu kommen ...
Klasse geschrieben ... :daumen:

Wünsche dir noch viele schöne Erlebnisse beim Laufen ...
und uns, dass du uns weiter daran teilhaben lässt :-)

LG Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

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Hallo,

klasse geschrieben ... bleibt zu hoffen, dass du noch öfters schreiben wirst .... und natürlich weiter läufst!!! Freu' mich auf weitere Dokumentationen, die du hier hoffentlich veröffentlichst!!!

Viele Grüße
Andrea

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Hallo,

danke für den tollen Bericht. Ich habe vor 3 Jahren genauso angefangen, und ich bin zu Beginn IMMER nachts gelaufen. Ein dreiviertel Jahr später bin ich meinen ersten 10-km-Wettbewerb gelaufen.

Mach weiter, und viel Spaß beim neuen Hobby!

Lg
Christian
:hallo:
»Jenseits der extremsten Erschöpfung und Qual stoßen wir möglicherweise auf ein Ausmaß an Mühelosigkeit und Kraft, das wir uns so nie erträumt hätten; auf Quellen der Stärke, die niemals in Anspruch genommen wurden, weil wir niemals die Hindernisse überwinden.« William James (1842- 1910)

Persönliche Bestzeiten
5 km (Training): 28:02
10 km - 24. Linzer Citylauf 24.10.2010: 59:03
10,5 km Viertelmarathon Linz, 10. April 2011: 1:04:21
21,1 km Halbmarathon Linz, 21. April 2013: 2:06:38

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Schöner Bericht auf jeden Fall. Ich glaube, er gibt auch einiges wieder, was fast alle hier im Forum schonmal so oder ähnlich erlebt haben. Guten Mut weiterhin!

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Oh ja, das Gefühl kenne ich gut. Die ersten Schritte und Läufe klammheimlich im Dunkeln gemacht bis ich mich tags auf die Straßen getraut habe.....bis hin zu dem Lebensgefühl, dass man nie mehr missen möchte, weil es zu einem gehört.

Weiterhin viel Spaß!!


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Dreiste Fragen und neues von der Laufente

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Ein verspätetes Hallo an euch alle

Ich überspringe die obligate Entschuldigung für mein langes Fernbleiben, da ich bezweifle, dass sich jemand für die Belanglosigkeiten meines Alltags interessiert, und bedanke mich erst einmal für all die lieben Antworten! Es hat mit wirklich sehr gefreut, dass ich euch mit meiner Schilderung meiner tollpatschigen Laufanfänge etwas unterhalten konnte. Also: Danke!

Ich habe mir schon mehrmals überlegt, ob ich meine nicht ganz so epischen Lauferfahrungen in Zukunft nicht nur in meinem persönlichen Trainingstagebuch, sondern auch in kleinen Berichten festhalten soll – als fleissiger Schreiberling lecke ich mir immer die Finger, wenn sich eine Gelegenheit zum Dokumentieren ergibt. Es stellt sich nur die Frage, ob der Mark für Laufberichte nicht doch langsam hoffnungslos übersättigt ist und ob sich überhaupt jemand für die Eskapaden einer unerfahrenen Laufente erwärmen könnte.
Da aber so viele positive Reaktionen auf meinen Post eingetrudelt sind, muss ich meiner Neugier nachgeben und fragen: Würdet ihr euch darüber freuen, wenn ich meine Erfahrungen regelmässig mit euch teilen würde? Die noch wichtigere Frage geht an meine Mitanfänger: Würde es euch motivieren, wenn ich euch von meinen Fortschritten und Rückschlägen berichte würde und wenn ihr meinen Weg ins Läuferleben mitverfolgen könntet?
Entschuldigt bitte diese unverfrorene Fragerei, man möge nachsichtig sein ^^

So, kommen wir doch zum eigentlichen Grund, warum wir hier sind…

@Tigertier
Die Ente wird man wohl nie ganz loswerden, immerhin hat selbst ein ausgewachsener Tiger Tage, an denen er einfach nicht aus dem Dschungel kommt. Aber so langsam und unkoordiniert diese Ente manchmal sein kann, ist sie dennoch ein beeindruckendes Tierchen, besonders dann, wenn sie mit zwei Minuten beweisen kann, dass unter all dem plumpen Gefieder irgendwo ein Tiger schlummert.

@Schmelli
Hehe, nein. Rauchzeichen hat Recht, das war nur eine Metapher. Da ich aber ohnehin beinahe auf einem Gletscher wohne, wäre es für mich ein Leichtes im Mai etwas Schnee zu finden, in dem ich steckenbleiben könnte.

@Rumlaeufer
Vielen Dank für dein Lob. Ich glaube zwar, dass mein Weg hin zum Läufer noch immer ein langer ist und dass ich meine Entenhaftigkeit noch für einige Zeit beibehalten werde, aber ich sehe das mittlerweile nicht mehr als unansehnliches Hindernis, sondern als aufregende Aufgabe.

@DrProf
Guten Abend Herr Professor (Good News everyone!)
Auch auf die Gefahr hin, mich als notorischer Fragesteller zu outen: Wer ist Frau Schmidt und kann man sie essen?

@BuffaloBill
Diese Suchtfrage habe ich mir selbst auch schon mal gestellt. Schliesslich kann ich nicht leugnen, dass meine Stimmung doch erheblich unter Trainingsaufällen leidet; und ja, meine armen Mitmenschen können das leider bezeugen. Gleichzeitig kann ich es aber immer noch geniessen, einen Abend mit meinem E-Reader zu verbringen, solange ich nicht den Fehler begehe und einen Song von meiner Lauf-Playliste höre… Das führt immer zu massiven Lauf-Entzugserscheinungen ^^

Ich habe im Übrigen vor Kurzem herausgefunden, dass das mit meinem Dokumentierfetisch absurderweise schon während meiner Schulzeit angefangen hat. Ich hatte damals die unnötige Angewohnheit langweilige Unterrichtsstunden damit zu überbrücken, die jeweiligen Eigenheiten der Lehrer festzuhalten – etwas, das von meinen unfreiwilligen „Studienobjekten“ mit (un)begründeter Skepsis goutiert wurde.
Manchmal, das muss ich leider zugeben, frage ich mich ob ich damit nicht doch etwas zu weit gehe. Trotzdem, besonders bei der Ernährung und beim Training glaube ich, dass dieses Verhalten durchaus positiv ist, solange es nicht über alle Massen hinaus ins Obsessive abdriftet. Und wenn ich in mein aktuelles Ernährungs-Log schiele, sehe ich doch einige wenige Tage die ausgelassen wurden, mit der simplen Begründung: „Heute hatte ich keine Lust zum dokumentieren“ So nahe am Abgrund der Leuchtstifthölle kann ich also noch nicht stehen.

Hmm, neulich war ich am Morgen laufen… Wie sich herausgestellt hat, war das überhaupt keine gute Idee. Der Lauf war schleppend, beinahe unerträglich und meine miese Laune deswegen hat sich den ganzen Tag nicht wirklich vertreiben lassen. Ich bin einfach kein Morgenmensch und da ein alter Hund keine neuen Tricks lernt, werde ich das wahrscheinlich auch nicht mehr; und das obwohl ich mir als Morgenläufer so gut gefallen würde.
Deswegen laufe ich bis heute in den Abendstunden, teilweise sogar nach 21 Uhr. Der Grund dafür hat sich aber geändert und es macht mir auch überhaupt nichts mehr aus, am Abend durch gestylte Ausgänger und Partyfreunde zu rennen… Wovon sollte ich mich auch fürchten? Es ist ja nicht so, als könnten die mich mit ihren High Heels verfolgen ^^
Und ein unübertreffbarer Vorteil am Nacht-Rennen ist die atemberaubende Aussicht! Wer unter der Milchstrasse läuft und längst vergangene Sterne anhimmelt, vergisst die Zeit und will einfach ewig weiterrennen.

@xBlubx
Dr Papst het zwar z Bschteck z spät bstellt, aber als Papst bechunnt me sowiso dr goldig Löffel (öpis woni mit hüt weigere s z verstah, aber egau)

Ui, mein erster Wettkampf, das ist so eine Sache für sich. Ich wollte eigentlich in diesem Jahr am GP von Bern starten, aber ich konnte mich bis jetzt noch nicht dazu durchringen. Irgendwie habe ich zu viel Respekt davor und kann noch nicht über meinen eigenen Schatten springen; jaja, dämlich ich weiss.
Ich weiss nicht einmal, was mich zurückhält, denn ich habe weder Angst davor als letzte durchs Ziel zu spazieren, noch davor die Strecke nicht zu schaffen. Vielleicht habe ich einfach zu hohe Erwartungen und das ist es, was mich blockiert…? (Alternativ-Idee: Ich habe Angst davor, von Bären verfolgt zu werden)

Nun zu den aktuellen Nachrichten – Doomsday Lauf
Ist es nicht fabelhaft, wenn man dem Schnee beim Schmelzen zusehen kann und sich zum ersten Mal seit Monaten wieder traut, seine treuen Sommer-Laufschuhe abzustauben? Als ich Vorgestern aus dem Fenster gelinst habe, schlicht sich ein hartnäckiges Grinsen auf mein Gesicht und ich rannte sofort die Treppe hoch, um meine geliebten Treter aus ihrem Winterschlaf zu reissen – Der Frühling ist endlich da und ich laufe wieder auf Neongelb.
Soweit so gut und ja, das Laufgefühl auf dem einigermassen trockenen Untergrund war herrlich. Nach meiner langen Trailschuhzeit hatte ich endlich wieder das Gefühl, den Boden unter meinen Füssen richtig zu spüren und ich bildete mir sogar ein, etwas schneller voran zu kommen – man soll sich Geschwindigkeit ja auch schönreden können.
Aber wäre ich so klug wie ich vorgebe zu sein, dann hätte ich damit rechnen müssen, dass ich nur kurze Zeit später im sulzigen, knöcheltiefen Schnee waten werde, und wie auf einem Laufband auf der Stelle trete. Bei jedem Schritt hatte ich das gruselige Gefühl, dass tausend unsichtbare Käfer sich an meine Sohle klammern und mich verzweifelt tiefer in die sandige Masse ziehen wollen. Während eines besonders nervenaufreibenden Anstiegs hätte mich sogar eine Oma mit dem Krückstock überholen können, vorausgesetzt selbige Gehilfe wäre mit genügend Spikes ausgestattet gewesen.
Trotzdem, oder vielmehr gerade deswegen war es ein wunderschöner Lauf. Ich an diesem Tag für eine Stunde das Vergnügen der einzige lebende Mensch auf der Welt zu sein, denn alle anderen schienen in der Wärme ihrer Häuser verschluckt und existierten für einen flüchtigen Moment nicht mehr. Und hätte mich dieses vergebliche Sandtreten nicht so wahnsinnig müde gemacht, dann hätte ich meine Runde sicher nochmal wiederholen wollen. Aber ausnahmsweise hat der Verstand gesiegt und so bin ich – nach einem kleinen Umweg – dann doch noch Zuhause angekommen und habe dort sogar freiwillig ein warmes Bad genommen, ohne dass man mich mit einer gelben Quietschente hätte locke müssen.
Und dank dem bösen Muskelkatertier hatte ich gestern tatsächlich das Gefühl, dass mein Ruhetag in der Tat ein verdienter gewesen ist.

Ich bedanke mich bei allen fürs Lesen und wünsche euch, dass ihr den Frühling Schnupfenfrei geniessen könnt.
Die besten Wünsche :D
"When you can't run anymore you crawl. And when you can't do that, well... yeah, you know the rest." Firefly

Clue Writing… oder wie man Käfer und Glühbirnen zusammenbringt
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