Banner

Erste Wettkämpfe und Kontinuität im Training

Erste Wettkämpfe und Kontinuität im Training

1
Hallo zusammen erstmal ;-)

Ich hoffe, der eine oder andere kann mir vielleicht einen Denkanstoss für eine anstehende Entscheidung geben. Auch eine allgemeine Einschätzung zu meiner "Planung" wird durchaus gern genommen.

Allgemein vorgeschichtlich ist es so, dass ich seit ca. 3 Jahren regelmäßig laufe, vorher nicht ganz un-, aber nicht leistungssportlich unterwegs war. Bislang stand eher Kopf freikriegen und Grundlagenausdauer entwickeln und erhalten im Vordergrund, dieses Jahr war der Plan dann, mal ganz vorsichtig und zwanglos anzufangen, Wettkampfluft zu schnuppern.

Nun ist da aber leider gerade so ein wenig der Wurm drin. Im Winter das übliche Dauerkrank-Schniefnasen-Drama, dank großzügiger Winterverlängerung bis weit ins "Frühjahr" hinein. Aber Anfang April habe ich es dann doch geschafft, so langsam etwas Kontinuität und Struktur ins Training zu bringen. Für Anfang Juni hattte ich - zu ambitioniert, vielleicht - einen 10 km Wettkampf auf dem Plan. Lief soweit gut, bis mich 3 Wochen davor ein dicker Infekt niedergebügelt hat. Erst knapp eine Woche vor dem Wettkampf war ich wieder zu sportlicher Betätigung in der Lage - habe dann die 10 km lieber bleiben lassen und bin dann nach langem hin und her, ob es überhaupt sinnvoll wäre, anzutreten, den Jedermannlauf über 5 km mitgelaufen.

Bin letzen Endes mit 25:40 ganz gut im Mittelfeld der Teilnehmer gelandet, aber das war doch leider weit unter dem, was sich im Training als möglich angedeutet hatte.

Nächster Versuch - ein 10er am 7. Juli. War geplant. Lief wieder gut - für ungefähr eine Woche. Räusper. Dann grüßte das tägliche Murmeltier.. vor zwei Wochen wieder krank geworden. Wollte das erst nicht wahrhaben und hab noch zwei Tage mit Infektsymptomen weitertrainiert, böser Fehler, im Anschluss lag ich natürlich so richtig flach. Jetzt geht es langsam wieder.. aber mehr als ein bisschen regeneratives Fahrradfahren war die letzten Tage noch nicht drin, mein Plan ist natürlich zerschossen. Werde morgen mal testen, ob laufen wieder geht - aber so richtig glaub ich nicht dran, dass es eine gute Idee ist in zwei Wochen anzutreten. 5 km zum Runterschrauben gibt es diesmal leider nicht.

Hab nun zunächst mal Alternativplanung betrieben.. Ende Juli ganz zahm nochmal 5 km, dann einen 10er (hoffentlich dann wirklich) Ende August und im Herbst (Oktober) - wenns läuft - einen Halbmarathon. Soweit so gut - wird sich zeigen, ob das alles so klappt, dass mein Körper mir gerne dicke Striche durch Trainingspläne macht hab ich ja jetzt gelernt (und soweit möglich Redundanz und Pufferzeiten eingeplant).

Woran ich jetzt gerade noch knabbere ist die Frage - vorausgesetzt, ich fühl mich die nächsten Tage tatsächlich wieder komplett fit, so gut es geht weiter im Plan und die 10 km in zwei Wochen einfach spasseshalber mitlaufen? Oder, es lieber sein lassen, weil die Zeit mich ja doch nur depremieren wird und die Energie in die Vorbereitung für die nächsten Projekte besser investiert wäre?

Ankommen ist jetzt nicht so das Problem, ich kann 10 km gut und gemütlich und locker im Trainig in unter einer Stunde laufen, auch wenn ich gerade nicht in guter Form bin, sprich, es ist unwahrscheinlich dass ich mich komplett blamiere, aber.. mh. Es würde mich eben wurmen, da mit einer Zeit anzukommen von der ich genau weiß, dass ich das viel besser kann. Was meint Ihr?

Danke schonmal für Ideen, Meinungen, Denkanstöße.

2
Herzlich willkommen! :hallo:

Bei mir ist es auch so, dass ich, wenn ich bei einem Wettbewerb mitlaufe, eine für mich gute Leistung bringen will. Allerdings ist es Tatsache, dass ein Wettkampf gleichzeitig wie ein sehr intensives Tempotraining ist, d.h. als Vorbereitung auf einen Halbmarathon sind zwei, drei 10km-Wettkämpfe auf jeden Fall eine gute Vorbereitung. Daher würde ich schon an den Start gehen (Gesundheit einmal vorausgesetzt) und einfach defensiv laufen, wenn du nach 2 oer 3km merkst, dass da "noch was geht" spricht ja nichts dagegen immer schneller zu werden. Im Hobbybereich werden auch 10km-Läufe nicht auf den ersten Kilometern "gewonnen" sondern hintenraus.
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

3
Hallo wundertier, auch von mir ein herzliches Willkommen, :hallo:

ich würde die nächsten Tage sehen was geht im Training. Wenn du dich fit fühlst, teste dich aus. Anmelden für den 10er kannst du dich sicherlich immer noch kurz vor dem WK. Geht es gut die nächsten Tage, spricht nix gegen den WK. Dir viel Erfolg. LG
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
Bild
Bild
Bild



4
Hallo wundertier,

herzlich willkommen im Forum :winken:

Einleiten möchte ich meine Antwort mit Grundsätzlichem, einer Darstellung der gegenseitigen Beeinflussung von Ausdauersport und Immunsystem. Untrainierte Menschen leiden häufiger an Infekten, als Läufer, die mit "mittlerem" körperlichem Einsatz trainieren. Das ist eine statistisch belegte Tatsache. Das bedeutet natürlich keineswegs, dass ein bestimmter Läufer/eine bestimmte Läuferin auf Dauer keine Infekte mehr erleidet. Ich habe zwei Läufer im Haushalt - meine Frau und mich selbst - beide mit recht unterschiedlichem Ehrgeiz trainierend, an deren Beispielen ich das recht gut "studieren" konnte (über Jahrzehnte) und kann. Weiter im Grundsätzlichen: Sportler, die sehr ambitioniert und leistungsorientiert trainieren, müssen damit rechnen, dass die Infektionsrate wieder steigt. Auch das ist durch entsprechende Untersuchungen belegt.

Jedes Training fordert das Immunsystem heraus. Dafür sind Stoffwechselprodukte verantwortlich, die dem Körper schaden können, die das Immunsystem während und im Anschluss an die Trainingseinheit bekämpft/abbaut/beseitigt/neutralisiert - wie auch immer. Diese Funktion hat zwei wichtige Aspekte. Erstens ist sie eine Art Training für das Immunsystem, was letztlich dazu führt, dass die Abwehr gegen externe Krankheitserreger oder im Körper lauernde Gefahren besser wird. Zweitens - und dessen sollten sich vor allem ambitioniert laufende Sportler immer bewusst sein - bedeutet jede Trainingseinheit eine zeitweise Herabsetzung der Immunabwehr gegen eindringende Krankheitserreger. Das ist vor allem deshalb so, weil das Immunsystem kurz nach der Trainingseinheit - wie oben dargestellt - mit "Aufräumen" beschäftigt ist. Wie stark die Immunabwehr herabgesetzt ist, hängt von der Belastung der Trainingseinheit ab. Wenn jemand 20 min ganz langsam, unangestrengt, durch die Gegend trabt - das ist keine Wertung, ich will einfach nur ein "Bild im Kopf" erzeugen -, dann dürfte das seine Immunabwehr nicht nennenswert beeinträchtigen. Rennt derselbe jedoch hart am Limit ein, zwei Stunden über Stock und Stein, dann schon.

Aus diesen immunologischen Grundtatsachen sollten wir als Läufer einen wichtigen Schluss ziehen: Nach einem knochenharten Training oder einem ebensolchen Wettkampf ist nicht das Getränk nach dem Zielstrich des Läufers bedeutendste Pflicht, sondern sich sofort gegen Auskühlung zu schützen. Und auskühlen kann ich auch, wenn es warm ist und die Sonne scheint, dann genügt dazu ein stetig wehender Wind. Wichtig ist auch nach dem Duschen einsetzendes Kältegefühl zu bekämpfen. Die Stunden nach dem Training sollte man keinesfalls zu leicht bekleidet verbringen und zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise frieren/frösteln.

Es liegt auf der Hand, dass jede Änderung im Trainingsgeschehen auch ihre Wirkung auf die Immunabwehr hat. Wenn jemand seine Wochenbelastung sprunghaft erhöht, zum Beispiel, wenn er in einen harten Trainingsplan einsteigt, dann hat sein Immunsystem von Stund an daran erst einmal ziemlich zu "kauen". Er wird also für geraume Zeit empfänglicher für Infekte sein, bis sich auch das Immunsystem - wie Muskeln und sonstige Organe - an die neue Belastung gewöhnt haben. In solchen Zeiten muss man sehr vorausschauend vorgehen, um sich nicht selbst durch einsetzende Krankheiten k.o. zu schlagen.

Beispiel: Durch Verletzung musste ich den Leistungssport für etwa ein Dreivierteljahr aufgeben, nach 6wöchiger Laufpause langsam wieder beginnen und für einige Monate mit vergleichsweise geringem Pensum auf Wiederherstellung meiner orthopädischen Gesundheit trainieren. Während dieser Zeit und viele Jahre zuvor war ich praktisch nie krank. Bis zu 5.000 Laufkilometer im Jahr, 25x Marathon oder Ultra in einem Jahr, Wettkämpfe über Distanzen, die in einem Fall sogar 200 km überstiegen. Nie krank! Die Mauern meines Immunsystems schienen unbesiegbar. Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich wieder begann leistungsorientiert zu trainieren, um mich stufenweise früherem Laufvermögen zu nähern. Kurz danach fing ich mir den ersten Infekt ein, in schneller Folge weitere drei!

Noch ein Beispiel: In diesem Jahr ergab sich eine recht unglückliche Situation folgerndermaßen: Durch mehrere bockharte Trainingseinheiten manövrierte ich mich in einen Zustand, der in Richtung Übertraining geht (zu viel Training heißt das, "Übertraining" ist ein krankhafter Zustand, von dem ich sicher noch weit entfernt war). In exakt diesem Zustand besuchte ich meine akut erkrankte Tochter und meine Enkelin, gleichfalls mit "Schniefnase". Ich hielt mich also in einem mit Erregern über und über verseuchten Bereich auf. Und dass der Besuch bei Tochter und Enkelin im Babyalter ohne Körperkontakte nicht geht, dürfte auch jedem klar sein. Der Besuch hätte sich sicher vermeiden lassen, wenn ich mich achtsamer - vorausschauender - verhalten hätte. Keine zwei Tage nach dem Besuch war dann eine einwöchige Trainingspause wegen Erkältung die Folge.

Die Liste solcher Beispiele ließe sich - nur aus meinem und dem Erleben meiner ebenfalls laufenden Frau - mit etwas Rückbesinnung sicher eine Weile fortsetzen. Ich will damit sagen, dass zu einer systematischen Trainingsplanung auch Überlegungen gehören, was man gegen Infekte - voraussschauend! - tun kann. Außerdem sollte man sich für Situationen sensibilisieren, in denen das eigene Immunsystem mutmaßlich geschwächt ist.

Bekanntermaßen gehören dazu auch Einflussfaktoren, die mit dem Sport nichts zu tun haben. Falsche/schlechte Ernährung, Stress, psychische Belastungen (-> Psychischer Stress) und einige mehr. Wir können diese Faktoren oft nicht vermeiden. Was wir dann aber vermeiden sollten, ist, in solcher Situation den Körper zusätzlich mit beinhartem Training zu "stressen". Das kann in eine Gratwanderung münden: Wenn jemand psychisch belastet ist, dann kann Laufen ihm helfen damit klar zu kommen. Aber wann wandelt sich die Wirkung des Laufens von "Ausgleich" zu "zusätzlichem Stressfaktor". Es ist sicher wichtig sich in einer zeitweise kritischen Lebensituation nicht durch Laufziele zusätzlich unter Druck zu setzen.

So viel zum Grundsätzlichen in Sachen Ausdauertraining und Immunsystem. Hier noch derLink zu einer aufschlussreichen Veröffentlichung eines in dieser Richtung forschenden Mediziners.

Nun zu deiner persönlichen Situation. Du befindest dich in einem körperlichen/gesundheitlichen Auf und Ab. Dein Immunsystem war manchmal überfordert. Was du vordringlich brauchst ist ein vorsichtiger, kontinuierlicher, von überharten Einzelbelastungen freier Trainingsaufbau. Auch Situationen rasch wachsender Trainingsbelastungen sind pures "Gift". Was bedeutet nun die "spontane" Teilnahme an einem 10 km-Wettkampf? Ob du willst oder nicht: Du wirst in diesem Lauf alles geben, was du hast, ohne wirklich auf so eine Belastung vorbereitet zu sein. Damit katapultierst du dich in einen Körperzustand, den ein Läufer/eine Läuferin mit gut eingeschwungenem Immunsystem normalerweise unbeschadet übersteht. Für dich kann das aber anders ausgehen, nach allem, was du über deinen Jahresverlauf preisgegeben hast. Dass du dich in diesem 10km-Wettkampf hart fordern wirst, liegt für mich auf der Hand: Du willst eine "Enttäuschung" vermeiden, die dir dein Ehrgeiz über entsprechend geschürte Erwartungen bereiten würde.

Ich empfehle dir auf solche Kapriolen zu verzichten und auf einen steten, moderaten Trainingsaufbau zu setzen, an dessen Ende dann ein Wettkampf steht.

Darüber hinaus möchte ich dich ermutigen: Ich kenne vieleLäufer/Läuferinnen, die irgendwann mal in eine Phase gehäufter (durchaus auch unerklärlicher) Infekte gerieten. Das geht vorbei. Langfristig schützt Ausdauersport den Organismus, weil er die Immunschwelle hebt.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

5
Danke Euch Dreien zunächst für die (teils unterschiedlichen und teils sehr ausführlichen *beeindruckt*) Enschätzungen!


@ U_d_o: Vorangestellt erstmal - wow, Du hast Dir wirklich Mühe gemacht mit deinen Ausführungen, Danke nochmal extra.

Prinzipiell hast Du sicher Recht - unter diesem Aspekt gesehen ist der 10er ein Risiko.

Spitzenbelastungen sind sicher ein Faktor dafür, dass es bei mir gerade gesundheitlich nicht rund läuft - zumindest die postwendende Infektrückkehr anderthalb Wochen nach dem 5km Wettkampf war zweifellos zu einem erheblichen Anteil darauf zurückzuführen, dass ich mit ordentlich Rest-Bronchitis angetreten bin.

Zwei Einwände habe ich da aber doch:

a) sind zeitweise höhere Belastungen durch den Sport eben nur ein Faktor - und womöglich noch nichtmal einer mit einem besonders großen Anteil am ganzen Elend.
Das Problem besteht schon etwas länger, blieb in Phasen der sehr moderaten sportlichen Aktivität ebenso konstant wie in Phasen relativer Inaktivität und eben auch jetzt, wo ich verhältnismäßig ambitioniert trainiere. Da spielen einfach verschiedene Faktoren mit rein die mir auch im Wesentlichen bekannt sind, aber die ich akut auch einfach nicht ändern kann, und die größtenteils auch in absehbarer Zeit nicht zu ändern sind.
Ewig wollte ich nicht im Schonwaschgang trainieren. Zumal ich auch - aus obiger Erfahrung - glaube, für mich erstmal ableiten zu dürfen, dass die Intensität des Trainings zumindest nicht den größten Beitrag dazu leistet.

b) Grundlagenausdauer ist jetzt nicht das große Problem, würde ich behaupten, das reine "Durchhalten" der angestrebten Distanzen keinesfalls - im Wesentlichen ist mein Ziel gerade: Schneller werden. Mein Verständnis von Trainingsaufbau ist eher rudimentär, aber - brauche ich nicht gerade dafür Anreize durch Belastungsspitzen? Eben also sowas wie mal ein Wettkampf zwischendrin.. oder Intervalltrainig in "grenznaher" Intensität.. vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber ein moderater, steter Trainingsaufbau klingt für mich eher nach dem Gegenteil.

Was die 10 km am übernächsten Wochenende angeht bleibe ich unentschlossen.. gestern 12 km locker gelaufen und es als völlig unproblematisch erlebt, heute 34 zügige km auf dem Rad... Beine sind gut, Kreislauf ist gut, alles ist gut, Infekt scheint überstanden. Fast schon gruselig wie gut nach zwei Wochen Elend alles plötzlich ist.

Ich mache erstmal weiter im Plan, lass hier hoffentlich noch weiterhin kommende Anregungen auf mich wirken und werde es wohl am ehesten sehr spontan entscheiden, wenn es soweit ist.

Grüße vom wundertier!

6
wundertier hat geschrieben:a) sind zeitweise höhere Belastungen durch den Sport eben nur ein Faktor - und womöglich noch nichtmal einer mit einem besonders großen Anteil am ganzen Elend.
Das Problem besteht schon etwas länger, blieb in Phasen der sehr moderaten sportlichen Aktivität ebenso konstant wie in Phasen relativer Inaktivität und eben auch jetzt, wo ich verhältnismäßig ambitioniert trainiere. Da spielen einfach verschiedene Faktoren mit rein die mir auch im Wesentlichen bekannt sind, aber die ich akut auch einfach nicht ändern kann, und die größtenteils auch in absehbarer Zeit nicht zu ändern sind.
Ewig wollte ich nicht im Schonwaschgang trainieren. Zumal ich auch - aus obiger Erfahrung - glaube, für mich erstmal ableiten zu dürfen, dass die Intensität des Trainings zumindest nicht den größten Beitrag dazu leistet.

b) Grundlagenausdauer ist jetzt nicht das große Problem, würde ich behaupten, das reine "Durchhalten" der angestrebten Distanzen keinesfalls - im Wesentlichen ist mein Ziel gerade: Schneller werden. Mein Verständnis von Trainingsaufbau ist eher rudimentär, aber - brauche ich nicht gerade dafür Anreize durch Belastungsspitzen? Eben also sowas wie mal ein Wettkampf zwischendrin.. oder Intervalltrainig in "grenznaher" Intensität.. vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber ein moderater, steter Trainingsaufbau klingt für mich eher nach dem Gegenteil.
Hallo wundertier,

zu a) es gibt sicher Möglichkeiten an der Mobilisierung des Immunsystems zu arbeiten, die nichts mit Sport zu tun haben. In der oben beschriebenen Phase, in der ich vier mal in Folge erkältet war, hat mir mein Arzt eine Kur mit einer (leider) sündhaft teurer Vitaminzusammenstellung verordnet. Das lief über einen Monat, wobei ich täglich ein Minifläschen austrinken musste. Ob mir das geholfen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls war ich danach nicht mehr krank und hielt härteren Belastungen stand. Vielleicht hat er auch nur seine Kasse ein bisschen aufgebessert damit, das werde ich nie erfahren (generell bin ich mit ihm aber sehr zufrieden, weil er große Erfolge an mir gefeiert hat :zwinker5: ). Neben solchen teuren Sachen gibt es sicher auch andere, um die Immunabwehr aufzubauen. Das ist auch eine Frage, wem man persönlich sein Vertrauen eher schenkt: Der Schulmedizin oder Heilpraktikern oder ... oder ...

Eine weitere - nachweislich - wirksame Methode ist Saunabaden. Allerdings regelmäßig, sonst bringt das nix. Ich gehe einmal die Woche in die Sauna - egal, ob draußen -20°C oder +30°C herrschen. Für mich ist das kein gesellschaftliches Ereignis (ich hasse die Quatscher in der Sauna), sondern gesundheitlich angezeigt. Einerseits soll es Trainingsfolgen kompensieren helfen, dann die Regeneration beschleunigen und eben auch meinem Immunsystem auf die Sprünge helfen.

Vielleicht findest du eigene Alternativen zur Mobilisierung deiner Immunabwehr. Tatsache ist, dass man ein zeitweise versagendes Immunsystem nicht "gottgegeben" hinnehmen muss.

zu b) Du hast das in der Tat nicht so verstanden, wie ich es meine. Zunächst: Grundlagenausdauer ist ein Begriff, der von den meisten - auch von dir - falsch verstanden wird. Grundlagenausdauer meint eine Erhöhung der Ausdauer in verschiedenen Belastungsniveaus. Das ist schon deshalb so, weil - je nach Lauftempo - unterschiedliche Stoffwechselprozesse beteiligt sind - ich kann das jetzt hier nicht näher ausführen. Grundlagenausdauer meint nicht nur "langes, langsames Laufen".

Mit moderatem, stetigem Trainingsaufbau meine ich, dass man das Wochenpensum vorsichtig und stetig steigert. Eine Trainingswoche besteht für Läufer grundsätzlich aus drei Komponenten, die eben drei verschiedene Stoffwechsellagen und drei verschiedene Bereiche/Niveaus der Ausdauer ansprechen:

1 x langen, langsamer Lauf
1x schneller, kurzer Lauf (oder Intervalle, oder Fahrtspiel oder andere Methode)
1x mittellanger, mittelschneller Lauf

Es liegt auf der Hand, dass alle drei Läufe so ausgelegt werden können, dass man ungefähr dieselbe Energie dabei verbraucht. Vereinfacht ausgedrückt ist das Produkt "Tempo mal Dauer" dann jeweils ungefähr gleich. Trotzdem fühlen sich die Läufe unterschiedlich an und belasten den Gesamtorganismus anders. Der eine Läufer fühlt sich nach dem langen, langsamen Lauf erschöpfter als nach den anderen Einheiten. Wieder andere Läufer arbeiten sich eher bei Temposachen auf. Es ist nun relativ schwierig die Belastung der jeweiligen Läufe abzuschätzen, sowieso, wenn man wenig Kenntnisse der Trainingslehre besitzt. Daher ist ein Trainingsplan, der vorsichtig zu Werke geht, grundsätzlich vorzuziehen. Solche Pläne steigern über 2 oder 3 Wochen die Belastung, legen dann eine Regenerationswoche ein, um anschließend wieder zu steigern. Manchmal lässt sich dieses Prinzip aus einem Plan gut rauslesen, manchmal auch nicht.

Es muss durchaus nicht so sein, dass dich z.B. ein Intervalltraining überfordert (oder dein Immunsystem überfordert). Das hängt davon ab, wie dieses Intervalltraining ausgelegt ist. Wenn du 400m-Intervalle laufen sollst, dann kann man die in 120 Sekunden fordern oder in 90 Sekunden. Es liegt auf der Hand, dass dich 90 Sekunden eher "kaputt" machen und dementsprechend belasten. Noch wichtiger ist aber die Wiederholungszahl. Mache ich 8 x 400 m, dann ergibt sich (vielleicht) eine noch erträgliche Belastung aus dieser Trainingseinheit. Mache ich dagegen 12 x 400 m, dann kann das u.U. zu viel sein. Auch die Pause zwischen den Intervallen spielt eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Man sollte eine Trainingseinheit beenden, bevor man in extreme Erschöpfung gerät. Oder anders rum ausgedrückt: Wenn man sich nach einem Training nicht übermäßig belastet fühlt, dann wirkt dieses Trainings trotzdem. Man sollte sich dann nicht zu einer Extrarunde, zusätzlichen Laufminuten oder weiteren Intervallen herausgefordert fühlen.

Ich hoffe du findest deinen Weg :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

7
Hallo nochmal ;-)

zu a) Gottgegeben hinnehmen tu ich das garnicht, wiegesagt, Ansätze warum und weshalb gibt es einige, aber keine angreifbaren, und die Prävention ist momentan ausgereizt (sogar die heissgeliebten Zigaretten sind dem vor geraumer Zeit zum Opfer gefallen ;-) ), nur die Sauna, das bekäme ich grad ehrlicherweise zeitlich regelmäßig einfach nicht hin.

Vitaminkuren - kann sicher im Einzelfall was bewirken kann, aber von Evidenzen sind wir da - von manifesten Mangelzuständen abgesehen, das ist eine ganz andere Ausgangssituation - weit entfernt. Insofern - ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich niemals nie Nahrungsergänzungsmittel schlucke, einzelne Sachen, wo man ganz gute Daten für hat gibts ja durchaus und Testen kann man in nem gewissen Rahmen auch mal, aber insgesamt bin ich da skeptisch. Ganz besonders bei entsprechender Preislage und in ähnlichen Spähren schwebenden Rundumheilsversprechungen ;-)

Schulmedizin muss ich den Vorzug geben, sonst wär ich definitv falsch im gewählten Beruf :zwinker4:


b) beim Trainingsaufbau haben wir uns in der Tat gründlich missverstanden - bzw. besonders ich habe mich einfach sehr missverständlich ausdgedrückt und mit Grundlagenausdauer einen sehr dummen Begriff gewählt. Den verwendet zwar eh jeder wie er ihn gerade braucht, aber für das, was ich ausdrücken wollte, war er auch unangebracht.

Kurzum - ich hatte dich tatsächlich so missverstanden, dass ich, solange das Problem mit wiederkehrenden Infekten etc. pp. besteht, nahezu ausschließlich auf langes, langsames Laufen setzten sollte - wovon ich (nachvollziehbarerweise?) nicht allzuviel hielt ;-)

Mit deinen weitergehenden Ausführungen bin ich völlig d'accord - ich lerne zwar noch und werde das sicher auch noch lange und ausgiebig tun müssen (sollte man ja eh nicht mit aufhören), aber so ein paar Grundprinzipien zum Trainingsaufbau sind mir schon geläufig, arg viel anders hätte ich das die nächsten Wochen so oder so nicht gestaltet.

Einzig eben bias auf den 10er übernächstes Wochenende - den hätte ich gerne für den Kopf, für die Motivation usw. Aber wenn es für den Körper und für den Trainingsaufbau nur Nachteile bringt - ich sollte es mir wohl gründlich überleben. Ob der Kopf das jetzt so dringend braucht.
Antworten

Zurück zu „Anfänger unter sich“