NordicNeuling hat geschrieben:Und zu den Sportlern vergangener Tage: Sie waren in ihren Leistungen eben NICHT besser. Auch die ältesten Weltrekorde sind nur wenige Jahre oder bestenfalls Jahrzehnte alt.
Mein lieber Neuling,
deine Argumentation hinkt gleich an mehreren Stellen.1. Die Entwicklung der Weltrekorde auf den Langstrecken der Männer ist einzig und allein eine Angelegenheit der Afrikaner. Die Europäer und erst recht die Deutschen haben damit überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil, Leistungen deutscher Langstreckenläufer waren vor Jahrzehnten besser als heute. Lediglich bei den Frauen tauchen teilweise Europäerinnen bei vorderen Platzierungen auf.
2. Wir reden hier über die breite Masse und den mittlerweile weit verbreiteten Einsatz von HF-Uhren dort. Also muss man bei den Leistungen die Breite betrachten. Dazu mal einige Zahlen:
Da der
Hamburgmarathon recht umfangreiche Statistiken liefert, ziehe ich zunächst den heran.
2013 waren es 11.450 Finisher.
In allen Jahren bis 1998 waren es unter 10.000, also klar weniger als in diesem Jahr.
Nun der Leistungsvergleich:
Läufer unter 3 h: 2013 waren es absolut 375 oder 3,3% aller Finisher,
im Vergleichszeitraum bis 1998 schwankte die Zahl zwischen 416 (5,6%) und 1.873 (21,6%).
Läufer unter 3:30 h: 2013 waren es 2.145 (18,7%),
im Vergleichszeitraum zwischen 2.007 (26,2%) und 4.661 (53,8%)
Läufer unter 4 h: 2013 5.861 (51,2%)
Bis 1998: 4.505 (58,9%) bis 7.305 (76,1%)
Trotz niedrigerer Finisherzahlen waren die Zahlen „früher“ selbst absolut um so größer, je schneller die Zeiten waren.
In
Berlin bin ich 1996 gelaufen. Daher hier ein Vergleich meiner alten Ergebnisliste von vor 17 Jahren mit 2013.
Jeweils 1996 -> 2013
Finisher 17.971 -> 36.474
< 3 h: 1.928 (10,7%) -> 1.479 (4,1%)
< 3:30 h: 6.578 (36,6%) -> 7.199 (19,7%)
Mit meiner Zeit von 2:53:46 h belegte ich damals Platz 1156 der Männer, heuer ergäbe das Platz 722 und damit locker unter den Top 1000.
Und als Beispiel eines regionalen Volkslaufes: In einem älteren Laufbericht habe ich es mal erwähnt: Beim Erftlauf war ich 1995 83., 2011 mit fast der gleichen Zeit 15.!!! Das ist kein Sonderfall, sondern praktisch alle Vergleiche über 10 oder 15 Jahre ergeben ein ähnliches Bild.
Wenn HF-Uhren, Leistungsdiagnostik, Gels und was sonst so im Zuge der Kommerzialisierung hinzugekommen ist, einen positiven Effekt hätten, dann müsste sich das in tendenziell besseren Ergebnissen niederschlagen, und genau das tut es nicht. Die Leistungen in der Breite sind klar und eindeutig schlechter. Jeder, der seine Argumentation auf Fakten statt Glauben und seine eigene beschränkte Erfahrung abstützt, kann das unschwer erkennen.
Bernd