Hallo Loewenfrauchen,
aus deiner Beschreibung schließe ich, dass du beim Arzt warst und dein Lauftraining einstweilen unterbrochen hast. Das ist für die akute Phase AS-Sehnenentzündung unerlässlich. Als gleichfalls AS-Geschädigter (chronisch, jedoch nicht vom Laufsport) will ich versuchen dir ein paar Hinweise zu geben.
Zunächst möchte ich dir sagen, dass eine AS-Entzündung (gilt eigentlich für alle orthopädischen Schäden, die ich mir bisher zugezogen hatte und auskurieren musste) nicht ausheilt, wie vielleicht eine Schnittwunde am Finger: Schorf drüber, drunter Bildung neuer Haut, Schorf fällt ab, Sache erledigt. Das Problem bei orthopädischen Schäden ist, dass man die Stelle nach der akuten Phase und nach fortgeschrittenem Heilungsprozess wieder belasten muss. Würde man eine Schnittwunde nachdem der Schorf abgefallen ist sofort belasten, würde man auch spüren, dass da was war, es würde ziehen, mehr oder weniger unangenehm. Und wenn man zu sehr belastet, dann würde die Haut an dieser Stelle wieder aufreißen. Dasselbe passiert auch
im Gewebe, egal wie weit der Heilungsprozess fortgeschritten ist. So ist es nach einem AS-Schaden "normal", dass beim Wiedereinstieg ins Training die Sehne wieder zu schmerzen beginnt. Wie sehr hängt davon ab, wie schmerzempfindsam jemand ist und natürlich auch wo der Schaden sitzt (die A-Sehne ist sehr lang) und wie der Heilungsverlauf war. Trotzdem ist es nicht sinnvoll allzu lange mit dem Wiederbeginn zu warten, weil jeder Tag die Rückabwicklung der Anpassung fortschreiten lässt, was letztlich beim Wiederbeginn eine zusätzliche Belastung der AS zur Folge hat. Beim Wiederbeginn kommt es dann darauf an sehr vorsichtig zu Werke zu gehen und keinesfalls zu starke neue Beschwerden zu dulden. Leider ist das Schmerzempfinden sehr subjektiv. Sicher kennst du dich in dieser Hinsicht. Wenn du ein Schmerzheld bist, dann solltest du schon aufhören, wenn ein Meckern der Sehne in einen leichten Schmerz übergeht. Wenn du ein Schmerz-Weichei bist, könntest du dann noch ein Stück laufen ... Es ist eine Gratwanderung.
Niemand kann von dieser Stelle aus sagen, was du tatsächlich verträgst. Ich will mich dennoch nicht aus der Affäre ziehen und dir ein mögliches Programm vorschlagen:
Erste Woche: 3 x 30 min zügiges bis schnelles Gehen (was sagt die Sehne dazu?)
Zweite Woche: 10 min Dauerlauf, 20 min Gehen je 3 x (Beschwerden?)
Dritte Woche: 15 min Dauerlauf, 15 min Gehen
Vierte Woche: 20/10 3 x
Fünfte Woche: 25/5 3x
Sechste Woche: 3 x 30 min Laufen
Das Gehen jeweils NACH dem Laufen, damit du noch in Bewegung bleibst, der Kreislauf noch in Schwung und das Blut noch eine Weile stärker zirkuliert (bessere Nährstoffversorgung der Sehne nach der Belastung).
Neben der dosierten Belastung solltest du weitere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen: Nach jedem Training die Sehne mit einem Eisbeutel (nach Vorschrift auf der Packung, kriegst du im Sanitätshaus) ca. 20 min kühlen. So schnell wie möglich nach dem Training spätestens nach der Dusche. Ziel ist ein Wiederaufflammen der Entzündung zu unterbinden. Darüber hinaus kannst du mit dem alten Hausmittel Quark über Nacht einen Verband machen. Auch das hilft einer Entzündung vorzubeugen (wie das geht findest du auf unserer
Laufseite, "Ein Weg zum Marathon", "Teil 7: Marathon und Gesundheit" "6. Selbsthilfe bei Sportverletzungen", auch "6.4 Probleme mit den AS").
Darüber hinaus ist natürlich die Frage zu stellen, wie es überhaupt zu dieser Achyllodynie kommen konnte!? Das von dir erwähnte Pensum sollte dafür nicht ausreichen. Auch nicht, wenn mal zwischen zwei Trainingseinheiten kein Ruhetag war oder du hin und wieder etwas schneller gelaufen bist. Es gilt herauszufinden, wo die Schwachstelle in deinem Körper liegt, die dafür verantwortlich ist. Viele Läufer beklagen Schmerzen an Knien und AS, doch dort ist eigentlich selten das wirkliche Probelm angesiedelt. Das kann ganz woanders liegen. Da du nun schon eine Schädigung davon getragen hast, empfehle ich dir dringend eine Bewegungsanalyse durchführen zu lassen, um die Schwachstellen zu finden und gezielt mit Kräftigungs- und Dehnübungen dagegen vorgehen zu können. Langfristig führt da kein Weg vorbei, weil es ja eine Ursache für die AS-Problematik geben muss und die wird dir ansonsten immer wieder zusetzen. Was eine Bewegungsanalyse ist, kannst du auch auf unserer
Laufseite ("Themen für alle Läufer", "Laufband-/Bewegungsanalyse") nachlesen.
Ich wünsche dir alles Gute
Gruß Udo