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Im Niemandsland

Im Niemandsland

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Hallo Leute

Am Wochenende habe ich an einem Bahnwettkampf über 10.000m teilgenommen + bin weit unter meinen Möglichkeiten ins Ziel reingekommen.

Ausgangslage: Meine Zielzeit lag im Übergangsbereich zwischen Elitelauf und normalem Lauf.

Meine Hoffnung vor dem Lauf war jemand zu finden, der in meiner momentanen Preisklasse läuft. Eine Starterliste wurde erst kurz vor Anmeldeschluss ins Netz reingestellt.

War wie im Glückspiel, ich hab mich dann für den Elitelauf entschieden.

Mein Gedanke war, ich lasse mich lieber ziehen als alleine vorne Leute im Schlepptau zu haben.

Der Lauf war nachmittags, 20°C, sonnig und teilweise frischen Gegenwind. Für mich weniger ein Problem, ich gehe nicht so schnell bei „Hitze“ ein.

Es ging gleich los wie die Feuerwehr, der Vorletzte mit mindestens 10s schnellere Pace als die von mir angesetzte. Nach 2 Runden habe ich bewusst abreißen lassen. Der Tross zog schnell weiter außer Sichtweite. Ich wollte die Pufferzeit aufzehren + dann hinten heraus alles raushauen, was ich gut kann.

Bis zum 3. km kein Problem. Für mich viel zu früh betrug im 4.km die Differenz zur Zielpace unmotiviert – ohne großes Belastungsgefühl – 13s. Vom 5.-7.km um die 7s. Der 9.km für mich total ungewöhnlich mit grottenschlechten 20s Differenz in der Pace. Den letzten km ohne Problem sogar 8s schnellere Pace herausgehauen als die ursprünglich angesetzte Pace.

Für mich ebenfalls ungewöhnlich, hatte ich bei der Hitze nach dem Lauf kein Durst und kein Belastungsasthma.

Übrigens wäre ich im langsameren Lauf mit der Trottleistung nur vorne im Niemandsland als Zweiter mit größerem Abstand von dem dann Dritten ins Ziel reingekommen. .

Ich bin schlicht nicht in den Wettkampf hinein gekommen. Ich habe mich mental nicht auf diese mögliche Rennsituation eingestellt. Der Vorletzte lag in meiner Größenordnung.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche Schlussfolgerungen habt Ihr gezogen? Habt Ihr spezielle Trainingselemente neu aufgenommen? Oder was sonst auch immer?

:hallo:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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Bei dem WK haben auch 4 Äthiopier und Eritreer mit einer 30er-Endzeit teilgenommen. Am Anfang alle wie die Blöden hinterher.

Nachher haben sich irgendwann natürlich einige Grüppchen herausgebildet, aber da war ich lange weit hinten. Vielleicht hätte ich solange mitlaufen sollen bis ich in einer solchen Gruppe hätte mitschwimmen können. Auf diese Weise wäre ich vor der Gefahr des geistigen Abschaltens geschützt gewesen, natürlich bei dem hohen Risiko mich bis zu diesem unbestimmten Zeitpunkt dann überfordert zu haben.

Ich bin meine eigene Geschwindigkeit gelaufen. Normalerweise habe ich genug Tempogefühl und kann regelmäßige Runden laufen. Diese Schwankungen in der Pace sind wahrscheinlich ein Indiz dafür, dass ich in dieser unvertrauten Situation zu viel dachte und nicht richtig im Rennen war.

Erschöpft war ich zwischendurch überhaupt nicht.

Es ist schön zu sagen, dass ein guter Läufer sich nicht von unvorhergesehenen Situationen aus der Ruhe bringen lässt und seinen Wettkampf läuft.

Wie stellt Ihr es an?
A: Wärt Ihr in diesem konkreten Fall bei höherer Pace hinterher gelaufen, um dann in einer Gruppe mit laufen zu können?
B: Habt Ihr eine allgemeine Herangehensweise, wie Ihr unvorhergesehene Situationen ausgleicht, wie ihr Euch nicht aus dem Konzept bringen lässt?

:hallo:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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caramba hat geschrieben:Normalerweise habe ich genug Tempogefühl und kann regelmäßige Runden laufen.
Nichts ist - taktisch gesehen - einfacher als Läufe auf der Bahn. Es erfordert lediglich eine realistische Einschätzung der Endzeit und dann Disziplin. Daher gehe ich auf der Bahn immer so vor: Zielzeit nehmen, Sekunden pro 200 m ausrechnen (evtl. sogar pro 100 m, ggfs. nach oben oder unten abrunden), Timer an der Uhr einstellen und dann das Ding ablaufen, wobei an den 200 m-Marken nachjustiert wird, das ist aber schlimmstenfalls die ersten 2 oder 3 Male erforderlich. Wenn ich merke, dass ich gut drauf bin, lasse ich die letzten 5 oder 10 Runden schon mal laufen.
caramba hat geschrieben:A: Wärt Ihr in diesem konkreten Fall bei höherer Pace hinterher gelaufen, um dann in einer Gruppe mit laufen zu können?
Definitiv nicht, wenn das Tempo über den eigenen Möglichkeiten liegt. Ich kenn das auch, dass es manchmal schwierig ist, Leute zu finden, die (anfangs) das gleiche Tempo laufen wie man selbst. Bei gleich bleibendem eigenen Tempo liegen die dann auch am Ende immer noch vor einem, oder man geht irgendwann vorbei...
caramba hat geschrieben:B: Habt Ihr eine allgemeine Herangehensweise, wie Ihr unvorhergesehene Situationen ausgleicht, wie ihr Euch nicht aus dem Konzept bringen lässt?
Was heißt "unvorhergesehene Situationen"? Bei realistischer Einschätzung ist das Drumherum egal, da kann nix Unvorhergesehenes auftreten. Was natürlich passieren kann, ist, dass man sich nicht realistisch eingeschätzt hat oder einen schlechten Tag erwischt hat. Dann kann man halt eine Zeitlang probieren, ob's dennoch klappt oder man akzeptiert, dass man die Zielzeit abspecken muss. So mach ich das jedenfalls.

Mehr oder weniger mache ich das auch dann so, wenn ich nicht nur auf Zeit mitlaufe, sondern auf Platzierung aus bin (und meine Konkurrenten kenne). Das Rennen wird über die volle Distanz entschieden und nicht auf Teilabschnitten. Dieses Wissen gibt mir die Zuversicht: Entweder bin ich heute stark genug und fange meinen Wettbewerber noch ab, oder aber er hat einen besseren Tag erwischt.

Bernd
Das Remake
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