Anmeldung:
Über Internet, mit verschiedenen Bezahlmethoden möglich bis 5 Tage vor dem Lauf. Für den Halbmarathon wurden €15,-- verlangt (Nachmelder am Rennwochenende 20,--); es gibt auch eine Teamwertung (keine Staffel, beide rennen den vollen HM) wo sich das Team um €25,-- anmelden kann, beide Teilnehmer werden auch in der Einzelliste gewertet - wer also einen Kollegen findet konnte sich um 12,50 anmelden.
Neben dem Halbmarathon wurden beim Nightrun auch ein "Volkslauf" über 8,6km und ein "Fitnesslauf" (4,3km) angeboten, beide um €10,-- (bzw. 15,-- fürs 2er Team). Von der Beteiligung her sah das dann so aus:
4,3km-Lauf: ca. 110 Teilnehmer
8,6km-Lauf: ca. 290 Teilnehmer
Halbmarathon: ca. 280 Teilnehmer
Organisation:
Einfach und übersichtlich. Startnummern können am Vortag oder am Renntag nachmittags im Congress Innsbruck abgeholt werden; im Goody-Bag waren 2 Getränke und ein Paket Spiralnudeln neben einem kleinen Runnerspoint-Gutschein und entsprechend Werbematerial. Für 15€ Startgeld eigentlich ein ganzer Haufen

Zur Zeitnehmung wird der Champion-Chip verwendet. Die Startnummern waren sehr groß geraten (zumindest für nicht-personalisierte); das könnte man ein bisschen eleganter gestalten - zumal die Nummer selbst eher klein aufgedruckt war.
Die Strecke: Gelaufen werden 5 Runden à 4,3km - da das in Summe mehr als ein HM wäre, wird die 5. Runde am Nordende "abgeschnitten" und man läuft eine Abkürzung. Die Streckenposten machen darauf aufmerksam aber im Prinzip muss man darauf natürlich selbst achten, vernünftiger wären wohl 4 oder 5 identische Runden.
Die Runde führt durch die Innenstadt bzw. entlang an Hofgarten und Inn und dann durch die Altstadt; der Fluss wird 2x überquert (also in Summe 10x) - daraus resultieren ein paar Höhenmeter, weil die Brückenrampen ca. 1 bis 1.5m hinauf- und wieder hinunter führen - insgesamt aber ein sehr ebener Kurs. Bremsend wirken eher die 90°-Kurven - gezählte 19 davon auf einer Runde, davon 8 wirklich scharfe, obwohl die Veranstalter sich bemüht haben, eine "runde" Linie abzustecken. Die 5. Runde erspart einem zwar die zwei 90°-Kurven am Nordende, dafür muss man eine 180°-Spitzkehre hinterm Löwenhaus bewältigen - hier kommt man fast zum Stehen! In Summe ist der Innsbrucker Nightrun also eine flache, aber eher langsame Strecke. Vom touristischen her erfüllt er recht nett die Ansprüche - man passiert der Reihe nach: Hofkirche, Hofburg, Hofgarten, Congress, Nordkettenbahn-Station, Innbrücke, Ottoburg, Domplatz, Goldenes Dachl, Maria-Theresien-Straße + Annasäule, Taxispalais und Landhausplatz. Es gibt ein paar schöne Fotomotive für Begleiter (siehe Bilder); für die Läufer selbst wäre die Strecke allerdings eindrucksvoller wenn man sie im Uhrzeigersinn bewältigen würde - so wie dieses Jahr wendet man z.B. dem Goldenen Dachl und der Nordkette einfach den Rücken zu. Start-/Zielgelände:
Einfach organisiert aber jeder hat seinen Platz gefunden; gestartet wurde in drei Blocks (Halbmarathon vorneweg). Durch die Innenstadtlage kann man die Stunde vor dem Wettkampf - so wie ich - in einem der Straßencafés der Umgebung verbringen, da stellt sich dann auch nicht die WC-Frage. Der Zielbereich war ordentlich breit (ist auch notwendig weil ja manche weiterlaufen müssen während andere schon stehen bleiben). Die Duschen befinden sich im Akademischen Gymnasium; wie schon beim FS-Marathon war auch hier kein warmes Wasser verfügbar (offenbar müssen die Gymnasien sparen) - dafür waren sie mit 200m Abstand sehr nahe.
Mein eigener Lauf:
3 Wochen vor München stecke ich momentan in der Endphase des Tempoaufbaus, der HM sollte als Leistungsüberprüfung herhalten. Ich reihte mich in der Mitte des Starterfeldes ein - es ging pünktlich um 19:00 los (die Uhr an der alten Gilmschule nebenan schlug gerade).
Runde 1: Wie üblich stürzten sich alle mit einem Tempo auf die Strecke als gäbe es kein morgen. Opas, Omas, Weiblein wie Männlein sausten links und rechts an mir vorbei während ich langsam in die Gänge kam (ich hatte wie üblich aufs Aufwärmen verzichtet). So bei km 2 kam ich dann langsam in meinen Rhythmus und "begann" mein Rennen. Immer wieder musste man ein wenig bremsen, manche Stellen des Kurses sind schon recht eng, aber im Prinzip ging alles problemlos ab. Die erste Runde diente auch dazu, die Strecke kennenzulernen und die "Ideallinie" für die nachfolgenden Runden auszuspähen, was bei so einem kurvigen Kurs wichtig ist. Das Zuschauerinteresse war nicht wirklich "Volksfest" aber es standen doch an vielen Punkten Leute, und im Altstadtbereich und der Innenstadt zusätzlich viele Touristen die eifrig fotografierten. Ich steigerte mein Tempo ("das gibt's doch nicht, die Opas und Omas rennen immer noch vor mir") und beendete die erste Runde in 17:47 (Pace 4:08 im Schnitt aber ungleich verteilt).
Runde 2: Vollgas auf der langen Hofgartengeraden und dann am Innufer entlang; spätestens bei der Kontrollmatte am nördlichen Wendepunkt merkte ich aber dass mir das jetzt angeschlagene Tempo doch etwas zu zackig war, kein schöner Rhythmus - ich nahm mich wieder etwas zurück. In der Altstadt begannen die Überrundungen; die langsamsten der 4km-Läufer waren hier noch am Weg. (Pace 4:03, langsamer werdend)
Runde 3: Jetzt war ich schön im Rhythmus, ich überholte nach und nach meine Kollegen (und überrundete die langsameren der 9km-Läufer) - die Dämmerung lag in den letzten Zügen, eine schöne Abendstimmung. Der vorher etwas lästige Wind hatte ebenfalls nachgelassen. Dann, kurz vor Ende der Runde, also ca. bei km 12,8, überholte mich ein Motorrad mit Blaulicht, dahinter her der kleine Kenianer Joel Maina Mwangi auf dem Weg zu seinem Sieg in 1:04:29. (meine Pace in dieser Runde 4:04)
Runde 4: Gleich am Anfang ein Schreckmoment - bei der Hofkirche wollte wer mit seinem Fahrrad die Laufroute queren, dabei hatte sich das Absperrband an seinem Sattel verfangen und er spannte also das Band quer vor mir über die Straße - genau in Halshöhe, zum Glück sind die Dinger nicht sehr reißfest und so musste ich nicht einmal stehen bleiben. Am Ende des Hofgartens überrundete mich dann der nächste Kenianer. Im weiteren Verlauf war das dann eine zähe Runde, ich war irgendwie in ein "Loch" gelaufen was die Leistungsdichte betraf, ich konnte auf der gesamten Runde nur genau einen Kollegen überholen - war also die meiste Zeit solo am Weg was mein Tempo betraf. Überrundungen waren natürlich trotzdem fällig. (Pace weiter konstant 4:04, trotz Sololauf)
Runde 5: Begann gleich zäh wie Runde 4 geendet hatte - nur ca. 50m vor mir ein Kollege. Da die 5. Runde auf ca. 3,9km verkürzt war (was also schön meinen 4km-Sprints aus dem Training entspricht) beschleunigte ich selbstbewusst den Schritt und so nach und nach holte ich ihn ein - und dann sah ich davor ein ganzes Grüppchen von Läufern, die offenbar ebenfalls auf der letzten Runde waren. Das Dichte-Loch war überwunden, und jetzt machte das Laufen auch wieder richtig Spaß! Auf den letzten 2,5km konnte ich noch sechs weitere Kollegen überholen und erreichte schließlich recht zufrieden nach netto 1:25:35 das Ziel. (Pace in der letzten Runde: 3:57). Das war der 37. Rang (und 10. in der M40; M45 wurden nicht getrennt ausgewertet was ich bei der geringen Teilnehmerzahl auch sinnvoll finde).
Fazit:
Die Tatsache, dass ich von 280 Halbmarathonis nur als 37. ins Ziel kam trotz passabler Zeit, zeigt die hohe Leistungsdichte des Laufs - üblicherweise laufe ich bei so einer Veranstaltung locker in die besten 10 oder sogar 5% - das bedeutet, dass sich hier überdurchschnittlich viele ambitionierte Läufer eingefunden haben. Das wundert mich auch nicht; die Anzahl der flachen Straßenläufe ist in Tirol leider sehr begrenzt. Umso erfeulicher, dass der "Nightrun" sich diesmal als wirklich nette und gut organisierte Veranstaltung präsentiert hat und hoffentlich seinen fixen Platz im Laufkalender findet. Der Termin macht ihn gut geeignet als Vorbereitung für einen späten Oktobermarathon (oder November natürlich); ans Herz legen möchte ich den Lauf aber auch gerade Leuten, die ihren ersten Halbmarathon absolvieren wollen: Mit einer 180°-Kehre und gezählten 93 90°-Kurven (davon 38 wirklich scharfe) ist der Kurs zwar nicht schnell, aber gerade die kurvige und abwechslungsreiche Streckenführung machen den Nightrun zu einem sehr kurzweiligen Lauf; auch die vielen Überrundungen und die zahlreichen Zuschauer tragen dazu bei dass hier kaum mentale Probleme zu erwarten sind.
Dicke Empfehlung jedenfalls von mir!