Vielleicht ist es auch eine übertriebene Angst davor, Fehler zu machen bzw. seinem Körper zu schaden? Andererseits ist eine simple, aber viel zu unspezifische Frage natürlich schneller gestellt als sich selbst mal ein wenig einzulesen.
Mein Gefühl ist, dass das verbreitete Wissen über Ausdauersport/Trainingssteuerung und Ernährung insgesamt auf jeden Fall zugenommen hat, trotzdem ist es aber so, dass bei vielen Neulingen immer noch absolut verquere und falsche Vorstellungen vorherrschen. Und ne Frage in ein Forum zu ballern ist halt ein niedrigschwelliges Angebot, weil es ja immer höfliche Menschen gibt, die auch die hohlste Frage noch mit Geduld beantworten.
Das Wort Bauchgefühl finde ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht sinnvoll. Wenn ich mit etwas neu anfange, wie dass ich mich mit meinen körperlichen Problemen auseinandersetze und daran etwas ändern will, wie will ich dann ein eigenes Gefühl dafür haben, was in diesem mir unbekannten Bereich gut oder schlecht für mich ist? Wenn ich mit Eifer und Motivation an das neue Hobby rangehe (was ja meistens der Fall ist) und mein "Bauchgefühl" mir sagt, dass ich jetzt jeden Tag bis zum Umfallen rennen will, einfach weil es mir hinterher so gut dabei geht, dann ist dieses subjektive Gefühl sicherlich trügerisch, da sich nach ein paar Wochen Probleme einstellen werden, die mein vom Eifer verkleistertes Einschätzungsvermögen nicht vorhergesehen hat. Insofern ist man am Anfang natürlich auf Richtlinien von außen angewiesen und kann erst mit der Zeit und der (auch negativen) Erfahrung einschätzen, was gut für einen ist und was nicht. Wenn die dann vorhanden ist und man immer noch verunsichert ist, dann liegt das sicherlich auch an den unendlich vorhandenen Trainingsempfehlungen, die man findet, sobald man ein wenig tiefer in die Materie eintaucht. Das kenn ich von mir auch. Im Endeffekt hilft dann aber ein Fragen im Forum nicht, da es ja unterschiedliche Empfehlungen für unterschiedliche Bedürfnisse gibt und wenn man keinen persönlichen Coach an der Hand hat, muss man wohl oder übel selbst versuchen, was passt und was nicht passt. Trotzdem wollen viele eben auf Nummer sicher gehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht gemeint gewesen, wenn es um im Eingangspost erwähnte einfache Fragen ging.
Manchmal glaube ich, einige Menschen sind immer noch im Affenstadium zurückgeblieben und lernen selbst im Erwachsenenalter noch durch Nachahmung, anstatt mal den Grips einzuschalten und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Nachahmung ist ein höchst effizientes Mittel, um sich die Verhaltensweisen der Erfolgreichen anzueignen. Das hat mit "Affenstadium" nichts zu tun. Wenn ich etwas Neues lernen will, dann mache ich das, indem ich mir es von einem Erfahrenen beibringen lasse. Habe ich mit der Zeit selbst eine gewisse Kenntnis in dem Gebiet erlangt, wäre es sicherlich von Vorteil, wenn das Gelernte nicht auf völlig unfruchtbaren Boden getroffen ist, sondern wenn ich im weiteren Prozess weiter reflektieren kann, Gelerntes überprüfen kann und kritisch meinen dann neuen Glaubenssätzen gegenüber stehe. Aber am Anfang steht doch immer, in welchem Maß auch immer, die Nachahmung. Wenn nach der Nachahmung nur die stumpfe Ausführung steht würde ich auch sagen, dass da irgendwas schief gelaufen ist.