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Verunsicherung vor dem 1. Marathon

Verunsicherung vor dem 1. Marathon

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Hallo liebe Läufer,

in 4 Wochen steht mein erster Marathon an, und eigentlich lief das Training bis jetzt absolut nach Plan (Runner's World mit Zielzeit 3:30). Trotz z. T. starker Schmerzen in den Unterschenkeln (hat der Physio beheben können) habe ich jedes Training im vorgegebenen Rahmen absolvieren können. Allerdings fiel der Testlauf über die Halbmarathondistanz genau in die furchtbar windige Woche, sodass ich diese Zeit schlecht als Orientierung nehmen kann, ob meine Form zur Zielzeit passt. Das hat mich schon verunsichert.
Heute bin ich am Intervalltraining über 4x1600m gescheitert. Ich ärgere mich unglaublich über mich selbst, denn gerade jetzt, wo das Ziel nah ist, meine Schmerzen im Vergleich zu den ersten Wochen lächerlich sind und es eigentlich keinen Grund gibt, scheitere ich an meinem Kopf. Körperlich hätte ich es schaffen müssen, aber mir hat heute tatsächlich der Wille gefehlt und ich habe nach dem ersten Intervall abgebrochen und nur einen ruhigen Dauerlauf gemacht. Jetzt ist die Verunsicherung furchtbar groß, wenn ich nicht mal das schaffe, wie soll es dann beim Marathon klappen?

Die Zielzeit von 3:30 ist sicherlich sehr ehrgeizig gesteckt und für mich auch nicht in Stein gemeißelt, aber nachdem ich Anfang Februar 32km im Marathontempo laufen konnte, denke ich nicht absolut unrealistisch. Zudem habe ich mit meinem Vater (Marathonbestzeit 2:35), der für mich den Pacemaker spielt den perfekten Begleiter und der Gedanke mit ihm zusammen ins Ziel zu laufen hat mich bis heute auch durch jedes einsame Intervalltraining gebracht. Aber tatsächlich verspüre ich gerade mehr Angst als Vorfreude.

Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich weiter vorgehen soll? Soll ich dieses eine Intervalltraining wiederholen? Was ist, wenn ich wieder scheitere? Und warum zum Teufel lässt mich eine verpatzte Einheit auf einmal an allem zweifeln?

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mein Rat: wenn man einen Vater hat, der fast schon nationales Niveau gelaufen ist, dann sollte man bei Fragen auch tunlichst auf diese Quelle der Erfahrung zurückgreifen :-)

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Moin moin!

Erstens: Das ist normal. Und zweitens: Das macht nichts.

Ein Marathon ist schon ein sehr hohen Ziel. Ein Debut in 3:30 auch. Da kann man schon mal nervös werden. Wenn man sich so lange und intensiv auf einen Lauf vorbereitet hat, dann "muss das auch ganz ganz unbedingt klappen". Das geht wohl jedem so, der sich ernsthaft so ein Ziel setzt. Sonst könnte man so eine Vorbereitung wohl kaum durchhalten. Und du hast deine ja ziemlich konsequent durchgezogen. Dein Plan hat 62 Läufe. (Was im Vergleich zu anderen Plänen eh schon eine Recht hohe Anzahl ist.) Wenn du jetzt einen ausfallen lässt, dann entspricht das nicht mal 2 % der Trainingseinheiten, die dir verloren gehen. Mach dir also nicht so viele Gedanken, ob du den Lauf noch nachholen musst oder nicht. Es wird nicht an einem einzigen Lauf liegen. Auch nicht an drei oder vier. Dass Läufe mal nicht so funktionieren, wie sie im Plan stehen, passiert vielen. Auch nicht selten. Man hat anderweitig Stress, zu wenig getrunken, zu viel gegessen, man ist falsch angezogen, fiese Windböen mischen sich ein, es wird plötzlich warm und man muss um die ganzen Schönwetter-Spaziergänger Slalom laufen usw usf.

Dein endgültiges Zeitziel musst da ja theoretisch erst beim Startschuß festlegen. Ein Ziel aus der bisherigen Leistung zu errechnen ist sinnvoll, um sone grobe Richtung zu bekommen und einzuschätzen, welchen Trainingsplan man machen sollte. Für die Zielzeit am Wettkampftag sind aber noch viel mehr Faktoren ausschlaggebend. Das Wetter wird wahrscheinlich viel besser sein als bei deinem Test-Wettkampf. Und wenn nicht, dann kannst du das echt nicht ändern. Wenn du am Wettkampftag deine Zielzeit noch mal anpasst, dann ist das keine Schwäche sondern schlaues Anpassen an die Rahmenbedingungen. Schau wie du dich fühlst und was die Bedingungen dir bieten.

Konzentrier nicht auf einem einzigen blöden Lauf. Guck dir lieber an, was du schon alles geschafft hast. Wie viele Kilometer hast du schon hinter dir? Wie viele Trainingseinheiten hast du (trotz schwierigen Bedingungen) erfolgreich absolviert? Wie gut hast du dich jedes mal gefühlt, nachdem du einen Lauf geschafft hattest? Wie cool wird das, wenn du mit deinem Vater über die Ziellinie läufst? Du hast einen persönlichen Pacemaker (wie cool!!) und bisher super trainiert. Meiner Meinung nach hast du alles was du selbst beeinflussen kannst ziemlich perfekt gemacht.

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fiveten hat geschrieben:mein Rat: wenn man einen Vater hat, der fast schon nationales Niveau gelaufen ist, dann sollte man bei Fragen auch tunlichst auf diese Quelle der Erfahrung zurückgreifen :-)
Da hast du Recht. Habe ich auch getan. Er hat mich auch beruhigt, wir laufen zwei Wochen vor dem Marathon auch noch mal einen Test zusammen. Allerdings ist er mein Vater, also muss er mich ja beruhigen. Das ist wie den eigenen Freund zu fragen, ob man zugenommen hat. Da kann die Antwort durchaus auch einen schlechten Zustand beschönigen.

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RunningFoxy hat geschrieben:Er hat mich auch beruhigt, wir laufen zwei Wochen vor dem Marathon auch noch mal einen Test zusammen.
guter Plan
Allerdings ist er mein Vater, also muss er mich ja beruhigen. Das ist wie den eigenen Freund zu fragen, ob man zugenommen hat. Da kann die Antwort durchaus auch einen schlechten Zustand beschönigen.
nicht, wenn er dir den Ersten nicht gänzlich versauen will und ein nicht zu unterschätzender Vorteil - er kennt dich, er weiß sehr viel genauer, was in dir vorgeht und wie er dich einstellen muss. .....Zweifel sind normal und Zielzeiten sind nicht alles

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Inqu hat geschrieben: Dein endgültiges Zeitziel musst da ja theoretisch erst beim Startschuß festlegen. Ein Ziel aus der bisherigen Leistung zu errechnen ist sinnvoll, um sone grobe Richtung zu bekommen und einzuschätzen, welchen Trainingsplan man machen sollte. Für die Zielzeit am Wettkampftag sind aber noch viel mehr Faktoren ausschlaggebend. Das Wetter wird wahrscheinlich viel besser sein als bei deinem Test-Wettkampf. Und wenn nicht, dann kannst du das echt nicht ändern. Wenn du am Wettkampftag deine Zielzeit noch mal anpasst, dann ist das keine Schwäche sondern schlaues Anpassen an die Rahmenbedingungen. Schau wie du dich fühlst und was die Bedingungen dir bieten.

Konzentrier nicht auf einem einzigen blöden Lauf. Guck dir lieber an, was du schon alles geschafft hast. Wie viele Kilometer hast du schon hinter dir? Wie viele Trainingseinheiten hast du (trotz schwierigen Bedingungen) erfolgreich absolviert? Wie gut hast du dich jedes mal gefühlt, nachdem du einen Lauf geschafft hattest? Wie cool wird das, wenn du mit deinem Vater über die Ziellinie läufst? Du hast einen persönlichen Pacemaker (wie cool!!) und bisher super trainiert. Meiner Meinung nach hast du alles was du selbst beeinflussen kannst ziemlich perfekt gemacht.
Vielen, vielen Dank für die beruhigenden Worte. Die Zielzeit werden wir auf jeden Fall an Wetter, Form und sonstige Umstände anpassen. Und ich bin auch mit einer 3:xx zufrieden, wenn das meinem Leistungsvermögen entspricht, ich auf die Vorbereitung zurück blicken kann und mir sagen kann, dass ich alles gegeben habe. Und das habe ich gestern nicht. Hat mich so beschäftigt, dass ich ganz schlecht geschlafen habe. Ich glaub ich muss nachher noch mal ran. Wie ich Intervallläufe hasse.

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fiveten hat geschrieben:nicht, wenn er dir den Ersten nicht gänzlich versauen will und ein nicht zu unterschätzender Vorteil - er kennt dich, er weiß sehr viel genauer, was in dir vorgeht und wie er dich einstellen muss. .....Zweifel sind normal und Zielzeiten sind nicht alles
Ja! 3:30 ist seiner Aussage nach für mich möglich, aber nur wenn wirklich alle Umstände passen. Und da er diese ja wirklich viel besser beurteilen kann als ich oder ein anderer Erst-Starter und wir im letzten halben Jahr bestimmt 30 gemeinsame Läufe absolviert haben, wird er mir sicher das richtige Tempo vorgeben.
Was glaube ich, die Ursache meiner Verunsicherung ist, sind meine Schwierigkeiten bei schnellen Trainingseinheiten (Tests, Intervalle). Wenn ich mir die Zeiten, die man auf 10 km und HM haben soll, um einen Marathon in 3:30 +- zu laufen, anschaue, dann ist 3:30 für mich utopisch. Andererseits sind da ja nur Richtlinien, die sicher nicht für jeden gelten müssen?

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Richtlinien...das ist das Stichwort. Nicht jeder, der einen 10er in 35min abspult wird seinen 1.ten M unter 3h finishen - obwohl das rechnerisch möglich sein sollte. Andersrum gilt das gleiche (und da gehöre ich dazu). Nicht alle unter 3h Läufer schaffen die 10 km unter 35min....

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Wunderbar. Rational betrachtet sollte ich wohl auch mehr auf die Einschätzung eines erfahrenen Athleten, der zusätzlich noch die Hälfte seiner Gene mit mir gemein hat, zählen. Aber die Rationalität hat sich in den letzten Tagen heimlich verabschiedet und ist der sinnlosen Panik gewichen, die wiederum rational betrachtet die einzige ernsthafte Gefahr darstellt, den Marathon wirklich zu vergeigen...

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Wobei die 10km in unter 35 Minuten bei optimalem Training zu einer weitaus besseren Zeit als bloß sub3 führen sollten, eher sub2:45. Von daher ist klar, dass nicht alle sub3-Läufer die 10km in unter 35min schaffen.
Was sind denn deine Vorleistungen auf den gängigen Strecken Halbmarathon und 10km? Das Marathontempo für 3:30 (5min/km) sollte da schon locker unterboten worden sein.

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McAwesome hat geschrieben: Was sind denn deine Vorleistungen auf den gängigen Strecken Halbmarathon und 10km? Das Marathontempo für 3:30 (5min/km) sollte da schon locker unterboten worden sein.
10 km-Zeit weiß ich gar nicht, bin ich nie als Test gelaufen. Halbmarathon finde ich ganz furchtbar. Bin ich bis jetzt immer zu schnell angegangen. Beim Test vor 3 Wochen 1:45. Allerdings alleine und wie schon geschrieben mit starkem Wind.

Wenn ich meine Eltern besuche und mit meinem Vater zusammen laufen kann, sieht die Welt schon anders aus. Da bin ich 10km innerhalb einer 18km-Einheit (Durchschnittspace der Einheit 4:46) in 47:17 gelaufen und HM in 1:44 innerhalb der 32 km (Durchschnittspace der Einheit 4:57).
Für den Test, den wir 2 Wochen vor dem Marathon noch machen sind 32 km mit 4:55 min/km angesetzt. Danach werde ich ja mehr wissen.

Vielleicht sollte ich noch ergänzen, dass mein Vater auf den Unterdistanzen auch nicht so gut ist wie im Marathon und erst recht nicht, wie auf 100 km (Bestzeit 7:13).

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RunningFoxy hat geschrieben: Und ich bin auch mit einer 3:xx zufrieden, wenn das meinem Leistungsvermögen entspricht, ich auf die Vorbereitung zurück blicken kann und mir sagen kann, dass ich alles gegeben habe.
Das klingt doch gar nicht panisch. Und zur wichtigen 4-Stunden-Grenzen haste ja noch super viel Puffer.
Ich glaub ich muss nachher noch mal ran.
Und?

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Ähm, was haste geschafft? :gruebel:

Ansonsten drücke ich dir feste zu deinem Marathondebüt die Daumen. Sicher ist eine ambitionierte Zeit beim ersten Marathon schwerer zu erreichen, als mit Erfahrung. Und wenn du es schaffst, wirst du vor Glück im Ziel schier umfallen. Das wünsche ich dir! Dein Vater wird schon gut auf dich aufpassen.

Dir jetzt zu raten, dass du dich nicht verrückt machen sollst, kann ich getrost lassen. Der Satz zieht eh nicht, ich kenne das :hihi:

Gruss Tommi

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dicke_Wade hat geschrieben:Ähm, was haste geschafft? :gruebel:
Die Intervalleinheit, die meine Zweifel so verstärkte, habe sie gestern dann noch mal in Angriff genommen. Die Vorstellung mich bei einem erneuten Scheitern wieder so schlecht zu fühlen hat mich diesmal durchziehen lassen.

Alles wird gut. Ich habe mein Training durchgezogen, werde aufgrund der Erfahrung meines Vaters nicht zu schnell angehen und alles Andere wie Wind, hohe Temperaturen etc. liegt nicht in meiner Hand. Das werde ich mir jetzt jeden Tag sagen.

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RunningFoxy hat geschrieben:Die Intervalleinheit, die meine Zweifel so verstärkte, habe sie gestern dann noch mal in Angriff genommen. Die Vorstellung mich bei einem erneuten Scheitern wieder so schlecht zu fühlen hat mich diesmal durchziehen lassen.
Ah gut :daumen: Fürs Mentale war das schon wichtig :nick:

Gruss Tommi
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