Ich glaube, das war es erstmal mit den Wettkämpfen. Ob ich den M in Berlin noch laufe?

Keine Ahnung, vielleicht schon, angemeldet, Hotel ist gebucht, hm, gucken wir mal, aber das war es dann auch.
In den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, wie blöd das eigentlich ist, in meinem Zeitbereich. Und dass sich einfach im Schneckentempo ein „immer schneller/weiter/besser“ nicht lohnt. Wen außer mir kratzt es denn, ob ich auf 10 nun 58:07 laufe oder mit mehr oder anderem Training 57:27? Oder 4:50 im M statt 4:52?
Schlecht sind die Zeiten ohnehin im Vergleich mit anderen, das war mir auch vorher klar. Verglichen wird nur mit der eigenen Leistung, alles andere ist mE Blödsinn.
Was mir aber aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass sich der Aufwand und vor allem die Verbissenheit nicht lohnen.
Ich bin mal gelaufen weil ich Freude

dran hatte. Nicht, weil ich abnehmen wollte oder was für die Gesundheit tun wollte, nein, es hat einfach Spaß gemacht.
Und klar, es macht auch Spaß, völlig Asche nach einem Tempolauf heimzukommen oder beim letzten Intervall wirklich alles rauszukitzeln, was geht. Und manchmal läuft es dann super und ich hab einen guten Tag.
Aber: läuft es dann mal nicht, bin ich sowas von unzufrieden mit mir. 6:21 statt 6:15 gelaufen? Mistmistmist. Intervalle nicht alle erfüllt? Tag gelaufen. 33 km statt 35 km gelaufen? Man, ich Loser. Grübeleien und Selbstvorwürfe „hättest ja mal mehr Biss haben können, Weichei!“ und und und. Anstatt es auf schlechte Tagesform oder was auch immer zu schieben, bin ich meckerig mit mir. Noch schlimmer, wenn mal ein Tag ausfällt – in Gedanken ruiniere ich mir damit natürlich das gesamte Training und kann den WK in die Tonne kloppen.

Natürlich ist mir eigentlich klar, dass das Kappes ist. Trotzdem mache ich mich dann selber fertig

und denke „siehste, du kannst es halt nicht, wer nicht mal das Training durchziehen kann, ist doch auch für den WK nicht gut genug“ .
Und das ist doch einfach blöd. Warum sich so unter Druck setzen? Einfach nur lange laufen kann jeder (halbwegs Gesunde) mit etwas Übung. Und dass ich mich durch die muskuläre Einschränkung und die Fehlstellung mehr anstrengen muss, ist auch ok. Aber mir fehlt irgendwie im Rückblick die Freude am Laufen, das „Oh, schön, ich gehe nachher noch raus“-Gefühl ist so von „ich MUSS nachher noch das Programm abspulen“ überlagert worden.

Anfangs hat mir das strukturierte Training viel Spaß gemacht, aber irgendwann ist offenbar die Freude verschwunden und ich hab angefangen, mir nur noch Druck zu machen.
Mag sein, dass ich das nächste Woche wieder anders sehe und nur gefrustet bin, weil ich gerade nicht laufen darf.

Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du könntest es nicht. (Walter Bagehot)
"Ist der Marathon für Frauen etwa auch 42,2 km lang?" (Überraschter Kollege im Büro)