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Asthmatiker - Laufanfänger => Richtiger Anfang?

Asthmatiker - Laufanfänger => Richtiger Anfang?

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Hallo liebe runnersworld-Gemeinde!

Ich habe bewusst auf eine spezielle Vorstellung verzichtet, da mir 2 offene Themen (Neuvorstellung + Fragen) unpassend vorkamen. Ich hoffe, das passt so - ich freue mich jedenfalls "hier" zu sein.

Zu meiner Person. Männlich, 29 Jahre, 1,75m bei 77,8Kg. Ich "versuche" (klappt leider nicht immer) meine Lebensweise so bewusst und gesund wie möglich zu halten, gehe ergänzend ins Fitnessstudio (seit knapp 1,5 Jahren regelmäßig, 2 bis 3x pro Woche, Ganzkörpertraining, keine Supplementierung á la Kreatin oder ähnliches) und habe vor knapp 4 Monaten mit dem Laufen begonnen. Im Studio war ich vorher auf dem Laufband, habe aber nie wirklich joggingtempo erreicht, es wurde lediglich die Steigung angepasst (bis 15% bei maximal 7,4 Kmh).

Mein "kleines" Handicap ist ein leichtes Asthma bronchiale. Lungenfacharzt und Hausarzt haben mich jedoch animiert und sagten, der Schlüssel läge insbesondere in "kleinen Schritten" - Bravo! - Genauere Aussagen, als Erklärung, habe ich in der Tat nie erhalten.

Ich gehe momentan 3x pro Woche laufen (jeweils an Tagen in welchen ich nicht im Studio bin).
Alle 2 Wochen sind es 4 Einheiten.

Meine normale Runde sind exakt 5Km (vor meinem Haus ist direkt der Wendepunkt des jährlichen Volkslaufs, Strecke ist also vermessen), bei 24:28 bis 23:26 (schwankt ein bisschen), der Puls liegt hierbei zwischen 135 und 155 (kleinere Steigungen, keine "plane" Strecke) -

Alle 2 Wochen laufe ich (Ziel) eine Stunde, hier ohne Wegstreckenziel (also Distanz) mit dem selben Pulsbereich, mache jedoch im Prinzip nach 50min "schlapp" im Sinne dass die Beine krampfen.

Folgende Fragen:
- Dieser Plan - wenn man ihn überhaupt so bezeichnen mag - ist das als Anfänger so in Ordnung, habt Ihr Verbesserungsvorschläge? In den weiten des Internet steht unglaublich viel, jeder ist "Spezialist" - und viele haben scheinbar dennoch wenig "Ahnung"
- Gerade in den ersten 10 Minuten brennen meine Waden, was jedoch dann verschwindet, dabei ist es ziemlich unerheblich ob ich eher schnell oder in langsamen Lauftempo beginne.

Meine Zielsetzung wäre für dieses Jahr auf 10 Km zu kommen (kontinuierliche Belastung je Einheit) und nächstes Jahr eventuell an einem kleinen Volkslauf teilzunehmen, haltet Ihr dies für machbar, bzw. was würdet Ihr empfehlen? - Auch in Bezug zu meinem Asthma.

Ich hoffe dass mein "Rahmen" - sprich die Art wie die Fragen gestellt sind passt - und danke euch schon jetzt!

Beste Grüße
Tom

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1. "Wadenbrennen": Mach mal Dehnübungen für die Wade
Übung: Richtig dehnen für die Waden bei roadbike.de

2. Gutes Training ist abwechslungsreich.
D.h. mal schnell, mal langsam, mal lang, mal kurz.
Nicht alles in einem Lauf, sondern eher getrennt.

Bei 3x die Woche laufen wäre das:

1. Tempolauf: Einlaufen - einige km richtig schnell - Auslaufen
(klassisch sind das 5 km, aber du kannst auch mit 3 km anfangen)

1b. Statt Tempolauf kann man auch alternativ Intervalle machen, z.B. 5 x 800 m sehr schnell
dazwischen immer einige Minuten gehen.

2. normaler Lauf: Mittleres Tempo, wird etwa deinem 5 km Lauf entsprechen

3. Langer Lauf: Ruhig und langsam, aber lange, wie dein 1h Lauf.

Also jede Woche drei verschiedene Sachen machen.

Um besser = schneller zu werden, muss man sich auch mal etwas quälen.
Da solltest du mit Asthma natürlich vorsichtiger sein als andere, aber das kannst du sicher am besten selbst beurteilen.
Kleine Schritte bedeutet eben, sich von Woche zu Woche nur geringfügig zu steigern und zu gucken, wie es einem bekommt.
Gerade bei den Temposachen wäre ich zurückhaltend. Vorsichtig rantasten.
Probieren geht über studieren.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass das mit dem Asthma langfristig besser wird.
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Live simple, train hard.
Running is a superpower.

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@blende8. Vielen Dank für die Tipps und Anregungen!!

Langer Lauf:
folglich einfach den Pulsmesser beim langen Lauf erstmal völlig ignorieren und das Tempo so weit raunsehmen, dass ich in jedem Fall > 1 Stunde schaffe. Richtig verstanden?

Intervall/Tempo:
Versuche ich aktiv umzusetzen, gibt es einen Pulsbereich den ich hier anvisieren soll? (Natürlich ist "ankommen" entscheident, jedoch hätte ich so einen Rahmen/Ziel an welchem man sich etwas orientieren kann) Diese Faustregel 220-Lebensalter = Maximal wird ja je nach Quelle von "durchaus/Akzeptabel" bis unrealistisch angesehen...

Insofern die Frage, als "Richtschnur" einen Pulsmesser als Anfänger zu verwenden (auch unter der Prämisse einer Vorerkrankung), sinnvoll oder überbewertet?Bzgl der Steigerung, rein in Sachen "Kreislauf", Schmerzen, Muskelkater oder ähnliches nach dem Training hatte ich bisher nie Probleme...

Die Aussage eines Trainers war "Muskelkater im Rahmen is ok, die Belastung ist zu gering", eines anderen "Muskelkater als Zeichen des Traingserfolgs ist überholt"ist natürlich genauso wunderbar.

Da ich die Medikamenteneinnahme (Salbutamol wenn akut, kein Cortison) in dieser kurzen Zeit schon DRASTISCH reduzieren konnte (von 2-3 mal pro Woche auf bis jetzt 2-3 mal im Monat) will ich unbedingt dranbleiben... es beginnt sogar (auch wenn das Tempo echt bescheiden ist), "Spass" zu machen, im Sinne, dass man sich auf die nächste Einheit freut...

=> Hälst du bzw. Ihr es für sinnvoll weiterhin im Studio Beine (Beinpresse etc.) zu trainieren, oder wird das eher kontraproduktiv?

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Zunächst mal herzlich willkommen!
- Dieser Plan - wenn man ihn überhaupt so bezeichnen mag - ist das als Anfänger so in Ordnung, habt Ihr Verbesserungsvorschläge? In den weiten des Internet steht unglaublich viel, jeder ist "Spezialist" - und viele haben scheinbar dennoch wenig "Ahnung"
Du hast guten Input geliefert, das einzige was mich noch interessieren würde, ist die Verteilung der Trainingseinheiten auf eine Trainingswoche.
Wenn nicht Mo, Di, Mi die Fittnesstudio-Tage und Do, Fr, Sa die Lauftage sind, sieht das doch prima aus!

Ich würde an deiner Stelle mit der Distanz und dem Tempo noch ein wenig variieren, so wie das blende schon empfohlen hat. Einen Tempolauf oder Intervalle würde ich allerdings erst machen, wenn durch mehr und mehr "längere" Einheiten Grundlagenausdauer aufgebaut wurde. Ich würde vom unteren GA1-Bereich bis in den oberen GA1/2-Bereich trainieren. Vergiss aber die Herzfrequenz, gehe lieber nach der Atmung, das ist meinen Erfahrungen genauer, wenn man kein Ergebnis aus einem Leistungstest hat :)
- Gerade in den ersten 10 Minuten brennen meine Waden, was jedoch dann verschwindet, dabei ist es ziemlich unerheblich ob ich eher schnell oder in langsamen Lauftempo beginne.
Ferndiagnosen sind natürlich immer so eine Sache. Aber meinen Erfahrungen nach kann ein Muskel am Anfang brennen, wenn er nicht ordentlich aufgewärmt wurde. Überprüf mal, ob du evtl. zu schnell losläufst. Sonst evtl. mal versuchen zuerst mal ein wenig zu gehen um warm zu werden und dann erst langsam zu laufen.
Diese Faustregel 220-Lebensalter = Maximal wird ja je nach Quelle von "durchaus/Akzeptabel" bis unrealistisch angesehen...
Das ist ein allgemeiner Richtwert, aber das hat absolut nichts mit der Realität zu tun. Das steht im selben Märchenbuch, wo auch steht, dass die anaerobe Schwelle genau bei 4mmol/L liegen würde und dass man bei Sport im Fettstoffwechselbereich das meisten Körperfett los wird :)
Gehe nach der Atmung.
Hälst du bzw. Ihr es für sinnvoll weiterhin im Studio Beine (Beinpresse etc.) zu trainieren, oder wird das eher kontraproduktiv?
Kannst du natürlich weitermachen. Aber ich würde nicht unbedingt am nächsten Tag nach einem intensiven Beintraining ein großartiges Lauftraining absolvieren. Da solltest du auf deinen Körper horchen, wie viel Regeneration er braucht.

Wovon ich in diesem Zusammenhang "Kraft" übrigens sehr viel halte, sind Halteübungen. Sie bewirken eine bessere Stabilität der Körperhaltung und sorgen so indirekt auch Verletzungen vor. Vor allem die Rumpfstabilisatoren (Bauch, unterer Rücken) sind da sehr hilfreich.

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TomTom1986 hat geschrieben:Langer Lauf: folglich einfach den Pulsmesser beim langen Lauf erstmal völlig ignorieren und das Tempo so weit raunsehmen, dass ich in jedem Fall > 1 Stunde schaffe. Richtig verstanden?
Beim langen Lauf sehe ich es so:
- erstes Ziel ist es, lange zu laufen.
- der Puls sollte möglichst niedrig sein
- die Geschwindigkeit wird entsprechend auch niedrig sein.
Es sollte aber nicht zwanghaft langsam sein, so dass man "unrund" läuft.

Der Tipp von Marathonus mit dem Atmen ist gut!
Ich kann ja mal sagen, wie ich es mache:
- langer Lauf: 4er Atmung (= 4 Schritte ein, 4 Schritte aus)
- normale Läufe: 3er Atmung
- schnelle Sachen: 2er Atmung

Beim langen Lauf verhindert das (bei mir) zuverlässig, dass man zu schnell wird.
Intervall/Tempo: [/B]Versuche ich aktiv umzusetzen, gibt es einen Pulsbereich den ich hier anvisieren soll?
Intervalle sind zu schnell vorbei, als dass man da einen sinnvollen Wert angeben kann.
Im Prinzip so schnell du kannst, ohne dass dein Laufstil einbricht.
Tempolauf etwas langsamer, aber deutlich schneller als dein normaler 5 km Lauf.
Auf möglichst konstantes Tempo achten. Nicht einbrechen.
Für Fortgeschrittene gilt: Nach ca. 2 km sollte man bei ca. 90% sein.


Muskelkater sollte man möglichst gar nicht kriegen.
Ok, als Anfänger hat man das vielleicht mal geringfügig, aber man sollte es vermeiden.
Es ist ein Zeichen, dass man zu hart trainiert hat.
Und dann muss man erst wieder warten, bis er weg ist, also nicht gut.
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Hallo Tom,

um methodisch richtig zu trainieren muss man - zumindest als Einsteiger - gar nicht so viel beachten. Es ist aber nützlich, jeweils zu wissen, was man tut und vor allem auch wofür/warum man so und nicht anders trainiert. Zunächst solltest du wissen, dass sich viele Autoren schwerpunktmäßig mit dem AUSDAUERtraining befassen und dafür Pläne schreiben oder Regeln an die Hand geben. Ausdauer ist jedoch nur eine der motorischen Eigenschaften, die Läufer schulen. KRAFT, KRAFTAUSDAUER, usw. werden eher vernachlässigt.

Das ist so lange in Ordnung, wie keine Beschwerden beim Laufen auftreten, was übrigens - mag man schwerlich glauben, wenn man selber Betroffener ist - bei den meisten Einsteigern so ist. Vor allem wenn sie relativ früh mit dem Laufen anfangen. Dass du in diesem Forum massenweise über Beschwerden/Schmerzen/Verletzungen liest, liegt natürlich daran, dass sich hier kaum jemand "verewigt", bei dem alles "Paletti" ist. So wie beim Arzt auch nur Kranke (auch eingebildete) oder Rekonvaleszenten im Wartezimmer sitzen. Da du Beschwerden hast beim Laufen, vor allem solche die immer auftreten, auch wenn sie beim Training nach kurzer Zeit verschwinden, solltest du mit entsprechenden Übungen dagegen arbeiten.

Natürlich empfindet jeder Mensch Beschwerden anders, was die Intensität angeht, aber auch die Schmerzform. Darum in aller Vorsicht: "Brennende" Muskeln sind normalerweise ein Indiz für Überlastung. Nun kann aber in den ersten Minuten noch keine Ausdauerüberlastung auftreten. Möglicherweise - wie gesagt mit aller Vorsicht - unterliegen deine Wadenmuskeln einer Verkürzung. Das kann man mit Dehnübungen für die Waden beheben. 1 Million Seiten im Internet bieten dir dafür Übungen an, mit Fotos erklärt. Was oftmals bockfalsch dargestellt wird, ist die Dauer der Dehnung: Ich habe das mal mit einer erfahrenen Physiotherapeutin diskutiert, die für die Akutphase, also wenn die Beschwerden "da" sind und man beginnt dagegen zu arbeiten, eine Dehndauer von sage und schreibe 1 min für notwendig hält. Also 3 x 1 min in die Dehnung gehen. Alles was unter 20 s gehalten wird, ist wirkungslos. Bei Beschwerdefreiheit und Bewegungsapparat ohne Verkürzung genügt eine Dehndauer von etwa 30 s, um die betreffende Muskulatur auf Dauer flexibel zu halten.

Damit bin ich mittendrin: Sollten Verkürzungen da sein, dann haben die einen Grund. Und dieser Grund wird durch das Dehnen nicht beseitigt. Genauso, wie man durch Einwerfen von (reinen) Schmerzpillen, die Ursache des Schmerzes nicht bekämpfen kann. Letztlich heißt das, dass die betreffend Partie sozusagen lebenslang immer wieder gedehnt werden muss. Oder du beseitigst die Ursachen, was aber ein sehr langwieriger, schwieriger Prozess sein kann.

Weiterer Hinweis speziell zum Dehnen der Wadenmuskulatur: Da mir das selbst schon passiert ist, geb ich's mal weiter. Wenn man beim Dehnen übertreibt, dann kann man sich einen veritablen Muskelkater einfangen. Beim Dehnen der Wade steht man vor der Wand und stellt den Fuß nach hinten aus (wie zeigen dir die Bilder). Übertreiben bedeutet in diesem Zusammenhang den Fuß zu weit nach hinten ausstellen. Wenn dann die Dehnung einsetzt ÜBERdehnt sie die Muskelgruppen in der Wade. Also vorsichtig zu Werke gehen. Lieber kleine Ausstellweiten, schrittweise vergrößern, von Mal zu Mal, und lange (1 min) halten, das Ganze bei beiden Beinen je 3 x.

Neben der Flexibilität ist es aber auch noch wichtig die Kraft zu schulen. Möglicherweise - wieder mit aller Vorsicht - sind deine Wadenmuskeln auch einfach zu schwach. Die beste Übung, um dagegen zu arbeiten, ist die: Mit den Fußballen (-spitzen) einen sicheren Halt auf einer Treppenstufe suchen, dich mit einer Hand am Geländer oder wo auch immer festhalten. Dann die Fersen absenken, bis es in den Waden minimal zieht und dann mit diesem Fuß auf die Zehenspitzen gehen. Das Ganze langsam ausführen und nur so oft wiederholen (anfangs viellecht 7 - 10 mal), dass das besagte "Brennen" weitgehend vermieden wird. Die Übung nicht unterschätzen, immerhin stemmst du mit einem Fuß dein ganzes Körpergewicht. Beide Füße je 3 x nacheinander. Ich mache diese Übung selbst zweimal die Woche und bin bei etwa 20 - 25 Wiederholungen. Je nachdem wie viel Restermüdung von irgendwelchen Trainingseinheiten noch übrig ist.

Nun zu einem wichtigen Punkt: Nicht immer zwickt es da, wo auch das Problem liegt. Therapeuten sehen den Bewegungsapparat ganzheitlich. Zum Beispiel haben Läufer gerne mal Beschwerden im Bereich der Knie (meiste Beschwerden) oder im Bereich der Achillessehnen (zweitmeiste Beschwerdegruppe bei Läufern). In aller Regel ist weder das Knie, noch die A-Sehne das Problem. Am Laufen ist der komplette Muskelapparat beteiligt, auch wenn wir nur die Beine in Aktivität sehen. Doch andere Muskelgruppen sind extrem wichtig, weil sie die Laufbewegung erst möglich machen. Sie fixieren die Laufhaltung (Funktion: Halten) und verhindern so ein Abkippen. Dafür nutzen wir ganz wesentlich die Rückenmuskulatur, jene am Bauch, Adukktoren (Schritt Innenseite), Abduktoren (Hüfte, Gegenspieler der Adukktoren) und - ebenfalls elementar wichtig - die Gesäßmuskulatur. In Therapeutendenken übersetzt nützt es wenig bei spezifischen Beschwerden ganz spezifisch auch diese eine meckernde Partie zu schulen. Stattdessen sollte man mit einem Grundstock von Übungen die wichtigsten Partien permanent trainieren.

So ein Grundstock von Übungen (Kraft- und Dehnübungen) findest du auf unserer Laufseite. Menüpunkt "Ein Weg zum Marathon", darin "7. Marathon und Gesundheit" und hier wiederum "3.3 Dehnen und Kräftigen.

Störe dich nicht dran, dass die Themen im Rahmen des Marathontrainings stehen. Die sind - wie vieles andere Grundlegende auch - für alle Läufer gleich.

Und noch der Hinweis: Falls deine Bescherden hartnäckig bleiben und auch nach einigen Wochen Dehnen/Kräftigen nicht besser weden, dann solltest du einen Sportarzt aufsuchen und das abklären lassen. Einen Sportarzt wohlgemerkt, keinen Orthopäden. Sportärzte kennen sich in solchen Dingen genauso gut aus, sehen ständig Laufprobleme, haben also sportspezifisch mehr Erfahrung und vor allem nehmen sie dich mit diesem - vergleichsweise - "Pieps" auch ernst.

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Was dein Ausdauertraining angeht, so gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Du solltest dir zunächst klar machen, dass die Muskulatur über zwei wesentliche Energielieferanten verfügt: Kohlenhydrate und Fette. Nun gilt grundsätzlich Folgendes. Fette sind als Kraftspender nahezu unerschöpflich im Körper gespeichert. Rein auf Fettbasis könnte ein Mensch tagelang laufen ... Nur leider ist die Flussrate, mit der dieser Prozess dem Muskel Energie bereitstellen kann beschränkt.

Kohlenhydrate lassen sich in der Muskulator rasch in Power umsetzen. Diese Sache hat aber auch einen Haken: Die Kohlenhydratvorräte stehen im Vergleich zu den Fetten nur in geringer Menge zur Verfügung. Grundsätzlich gilt: Je untrainierter die Ausdauer, umso geringer ist der Vorrat an Kohlenhydraten im Muskel (an Fetten natürlich auch).

Der Körper hat nun einen tollen Regelmechanismus entwickelt: Je langsamer wir laufen, umso mehr setzt er Fette als Energielieferant ein und schont die Kohlenhydrate. Beschleunigen wir, dann verschiebt sich die genutzte Energieform immer mehr zu den Kohlenhydraten hin. Das ist also eine Art von biologischem Hybridantrieb.

Und damit kannst du dir selbst erklären, warum Läufer in sehr unterschiedlichen Tempi mit unterschiedlichen Zeitdauern trainieren. Man muss langsam und lange Laufen, um den Fettstoffwechsel zu schulen, jedoch schnell (geht dann aber nur kurz), um den Kohlenhydratstoffwechsel zu "reizen", wie man in der Trainingslehre sagt. Zwischen langsam und schnell, gibt es mindestens noch zwei Zwischenstufen, auf denen man trainieren sollte, wo die Mischung Fett/Kohlenhyd. durchaus anders ausfällt.

Das ist aber schon ein sehr "raffiniertes" Training und für den Einsteiger nicht erforderlich. Der absolute Einsteiger (bist du nicht mehr nach 4 Monaten) läuft zunächst nur langsam, um überhaupt in die Gänge zu kommen und seinem Bewegungsapparat Zeit zur Anpassung zu geben.

Fortgeschrittenere, wie du, trainieren sinnvollerweise und im Grundsatz nach dem oben dargestellten Konzept:

Bezogen auf eine Trainingswoche:
1 x lange und langsam
1 x kurz und schnell
1 (oder 2) mal mittelang und mittelschnell, wobei man bei zwei solchen Einheiten, noch unterschiedliche Tempi wählen kann

Das "1 x kurz und schnell" muss aber keineswegs bedeuten (sollte es auch nicht), nun - um eine Zahl zu nennen - 30 min wie eine Granate durch die Gegend zu bolzen. Für den Anfang gibt es schonendere Methoden, die gleichermaßen zum Ziel führen. Allen diesen Methoden ist gemeinsam, dass das Tempo variiert.

Zum Beispiel so: 5 x 3 min schnell, dazwischen 2 -3 min Traben zu Erholung (Vorher ganz langsam 5 bis 10 min einlaufen, dann 5 min ganz langsam auslaufen). Diese Methode heißt Intervalltraining. Es leuchtet ein, dass man sich mit der Zeit mehr fordern kann, wenn man den Stellschrauben dreht: Schnelligkeitsintervall verlängern, Tempo erhöhen, Trabpause verkürzen, Wiederholungszahl erhöhen.

Oder - anderes Beispiel - das: Ins Gelände gehen und sich dort Aufgaben stellen: Zum Beispiel den Hügel vor dir so schnell wie verträglich erstürmen, oben dann zum Erholen weitertraben und irgendwann die nächste Aufgabe stellen: Bis zum Trafohäuschen schnell, dann wieder traben. Dabei ist es weder möglich noch nötig feste Belastungs- und Pausen-Zeiten einzuhalten. Einfach nach Gutdünken trainieren, innerhalb einer fix vorgegebenen Zeit. Zum Beispiel 10 min langsam eingrooven, dann 20 bis 30 min mit dem Tempo spielen, dann 5 min auslaufen. So was nennt man Fahrtspiel. Eigentlich die schönste Form Tempo ins Training zu bringen.

Oder auch so: Langsam loslaufen, dann alle 10 min das Tempo etwas steigern. Da du einen Pulsmesser hast, kannst du auch auf dessen Anzeige mit stufenweisen Erhöhungen des Pulses ca. 5 - 10 bpm (beats per minute) arbeiten. Bis zu einer von dir zu bestimmenden Höchstgeschwindigkeit, danach wieder stufenweise runter. Ein-Auslaufen ergibt sich automatisch, weil du langsam anfängst und langsam aufhörst.

Soweit das. Nun noch die wichtigste Regel, damit dein Ausdauerzuwachs nicht irgendwann stagniert. Genau das tut er nämlich, wenn du nach einer Weile jede Woche denselben "Stiefel" mit mehr oder weniger derselben Belastung trainierst. Um besser zu werden (schneller oder weiter laufen können, oder mit der Zeit beides), muss man den Reiz für den Körper immer weiter erhöhen. Sonst passt er seine Strukturen an und legt sich in seine Hängematte schlafen. Auch dabei darf man keinesfalls überziehen. Du musst darauf achten, dass du von einer Trainingswoche zur nächsten nie mehr als 10 % des gesamten Wochenumfangs steigerst. Besser ist klar drunter zu bleiben. Außerdem nicht innerhalb einer Trainingswoche sowohl die Tempoübung verschärfen, als auch beim längsten Lauf länger laufen. Enweder das eine oder das andere in einer Woche. Jede vierte Woche gibst du deinem Körper Gelegenheit alles in "Ordnung" zu bringen, was das harte Training der letzten drei Wochen in "Unordnung" brachte. Dazu gehst du im Pensum deutlich zurück in dieser einen Woche. Zum Beispiel so, falls du vier Einheiten trainierst: Eine der mittleren Einheiten weglassen und nur dreimal trainieren, außerdem ein zweite etwas kürzen. Diese Woche nennt man Regenerationswoche. Wer sie einhält hat mehr Trainingserfolg bei weniger orthopädischen Riskiken als andere, die das nicht tun.

Gilt natürlich nicht für Leute, die einen Level erreicht haben und nun - weil ihnen das genügt - Woche um Woche im Wesentlichen dieselbe Belastung abrufen (denselben "Stiefel" trainieren).

Das war's eigentlich "schon". Upss ist nun doch ein bisschen länger geworden :wink: . Ist natürlich nicht alles, was man beachten kann. Wenn du mehr wissen willst, findest du weitgehend "Alles" auf unserer Laufseite. Vor allem im Menüpunkt "Themen für alle Läufer", dort "Trainingsprinzipien".

Alles Gute und viel Laufspaß

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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TomTom1986 hat geschrieben:Mein "kleines" Handicap ist ein leichtes Asthma bronchiale. Lungenfacharzt und Hausarzt haben mich jedoch animiert und sagten, der Schlüssel läge insbesondere in "kleinen Schritten" - Bravo! - Genauere Aussagen, als Erklärung, habe ich in der Tat nie erhalten.
Das Thema Laufen und Asthma ist sogar bei Runner's World schon angekommen.Viel Neues wird dir der Artikel aber auch nicht sagen.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, deinem Handicap die lange Nase zu zeigen. :daumen:

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.
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