RazorRamon hat geschrieben:Gute Argumente gibt es viele, aber die Gesellschaft "braucht" den Roller einfach nicht. Es müsste ihr einfach eingetrichtert werden, dass sie ihn eben doch braucht!
Ich stimme dir bei deinem obigen Posting fast vollkommen zu, abgesehen von und eventuell sogar bei der zitierten Passage, deren beabsichtigte Bedeutung mir nicht ganz klar ist. Natürlich braucht die Gesellschaft den Roller erstmal nicht – es gibt in der allgemeinen Wahrnehmung und Verständnis entwickeltere (motorbetriebene), (bzw muskelkraft-)effizientere Fortbewegungsmittel.
Ob es so einfach
einzutrichtern ist, dass man den Roller doch
braucht, wage ich zu bezweifeln. Vor allem, wie wäre hier
brauchen zu definieren? Speist es sich aus den
guten Argumenten, die uns hier (aber den Nicht-Rollern eben oftmals nicht) geläufig und selbstverständlich sind? Auch scheint es ein Henne-Ei-Problem zu sein: Wenn es wenige machen, sehen es wenige, kennen es wenige, denken wenige darüber nach, machen es wenige… Das
Eintrichtern enthält auch schon eine gewisse gewaltsame Anstrengung – Mühe, Aufwand, Kosten, die bisher von den primären Profiteuren und Betreibern (Vereine, Verbände, Händler) gescheut werden, auch und vor allem mangels Zeit, Geld, Rentiteversprechen, vielleicht auch Optimismus. Zudem liegt es in der Natur des Rollersports, dass er eine Individualsportart ist, wo es also primär nicht auf Teamplay und Koordination mehrerer ankommt. Da es derzeit auch noch eine Randsportart ist (und vermutlich noch eine Zeit bleiben wird), werden auch eher ausgeprägte und überzeugte Individualisten und Vorreiter darauf aufmerksam, die diese aus ganz eigenen Interessen betreiben. Das widerspricht zwar nicht einem gemeinsamen Vorgehen und Handeln, befördert und benötigt es aber auch nicht.
Man müsste auch andere Länder ansehen, in denen der Roller einen gewissen Grad an Verbreitung und Anerkennung gefunden hat, zB Niederlande, Tschechien: Wie sehen da die Zahlen und im Vergleich zum Fahrrad aus? Und Kopenhagen, das Fahrradmekka #1? Das Fahrrad erfährt gerade in den letzten Jahren im urbanen Raum eine zunehmende Akzeptanz oder zumindest Verbreitung und Verwendung als Fortbewegungsmittel. Auf Kurzstrecken, im Nahbereich und in Kombination mit ÖPNV sehe ich klarere Vorteile für den Roller – vor allem für kleinere, kompakte Stadtroller – sowie für gute Falträder, die dann aber unvergleichlich mehr kosten.
Das ausgewachsene Hipsterbike, Rostschüsseln und andere Stadtschlampen mit ihren ausladenden Lenkern, Körben etc. sind in der U-Bahn (im Vgl zum Fußgänger), was das Auto auf der Straße (im Vgl zu Fahrrad) ist: nervende(r) Platzfresser. Und abgesehen vom hippen Singlespeed mit fähigem Fahrer auf der Straße – ja, auch das soll es geben – sind die vorher genannten Radfahrvertreter kein bisschen schneller als der Stadtroller, der im Unterschied zu ihnen auch noch vollkommen legal den Gehweg benutzt. Um diesen seitenhiebigen Exkurs wieder auf den Roller zurückzuführen: Den Roller gibt es eben kaum wo zu sehen, anzufassen, auszuprobieren, kaufen… die genannten Fahrräder an jeder Ecke, zu fast jedem Budget. Also ja: Es
bräuchte mehr solche Tretroller-Begegnungen, damit er sich durchsetzt. Und in der Folge nicht nur als Transport-, sondern auch als Sportgerät.