Steinberg hat geschrieben:Nun hatte ich schon etwas gelesen und fand heraus, dass jeder so Atmen soll wie er es für richtig hält. Es kann aber nicht Sinn der Sache sein, 3 Kilometer mit schwerer Atmung durchzulaufen.
Hallo Steinberg,
es geht weder darum, dass "jeder so atmen soll, wie er es für richtig hält", noch einen bestimmten Atemrhythmus zu trainieren, bzw. sich aufzuzwingen. Einen bestimmten Atemrhythmus trainieren Kurzstreckler, z.B. beim Hürdensprint, um Bein- und Brustkorbmuskulatur für die Atmung in Einklang zu bringen. Hochtrainierte Sprinter - das habe vor einiger Zeit mal irgendwo gelesen - bräuchten im Grunde genommen überhaupt nicht zu atmen, weil für die 10, 11, 12, 13 Sekunden ihres Wettbewerbs genügend Energie und Sauerstoff für den explosiven Stoffwechsel in ihrer Muskulatur vorrätig sind. Wenn die atmen, dann wohl eher, damit es nicht zu Verkrampfungen/Verspannungen kommt und der Lauf locker bleibt.
Die Atmung des Langstrecklers ist Sache des Nervensystems. Es steuert Atemfrequenz und die Tiefe der Atemzüge. Im Normalfall stellt es bei aeroben Läufen (ausreichende Sauerstoffversorgung der Arbeitsmuskulatur) eine Atemfrequenz ein, die einerseits genügend Sauerstoff an den Lungenbläschen bereitstellt, um in den Blutkreislauf übernommen zu werden, zugleich aber mit den Schritten korreliert ist. 2 Schritte ein-, zwei Schritte ausatmen, oder ein anderer Rhythmus. Dieser Atemrhythmus hält sich über einen weiten Belastungsbereich und "springt" erst um, wenn die Belastung extrem ansteigt. So kenne ich das auch von mir. Ich bewältige praktisch 100 % meiner Kilometer im selben Atemrhythmus. Mehr oder weniger "Luft" in der Lunge stellt das Nervensystem dabei über die Atemtiefe ein. Obschon ich das hier im Detail beschreibe: Ich kümmere mich überhaupt nicht darum! Nicht die Bohne. Ich habe nie darüber nachgedacht und das der "Automatik" in mir vollständig überlassen.
Nun scheint das bei dir aber nicht zu klappen. Andererseits gebe ich dir zu bedenken: 3 km ist eine relativ kurze Strecke. Und wer die so schnell läuft, wie es seine Beinmuskulatur erlaubt, der gerät zwangsläufig in einen Zustand, in dem sein Körper ihn den Sauerstoffmangel fühlen lässt. Ab etwa 90% der maximalen Herzfrequenz (ist vom Trainingszustand abhängig) läuft man im so genannten anaeroben Zustand. Heißt: Es kann nicht so viel Sauerstoff über den Weg Lunge-Blutkreislauf-Muskel zugeführt werden, wie in den "Kraftwerken" der Muskelfasern eigentlich benötigt würde. Ab dann erfolgt die Atmung auf "Anschlag". Die Distanz 3 bis 5 km wird in Wettkämpfen durchaus im anaeroben Zustand gelaufen. Mit anderen Worten: Die Wettkämpfer pumpen was das Zeug hält!
Normalerweise ist die Sauerstoffzufuhr und damit die Atmung für den Ausdauerzuwachs, das Ausdauertraining kein limitierender Faktor. Da die Sauerstoffversorgung für den menschlichen Organismus überlebenswichtig ist, hat die Natur die Lunge "überdimensioniert". Dennoch: So wie du dein Problem beschreibst, scheint da etwas nicht zu stimmen. Zumal du schreibst, während des Laufs mehrmals Gehen zu müssen, um die Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Da du erst seit 4 Monaten läufst, mag es sein, dass sich die Sache noch einpendelt. Sollte sich das wider Erwarten nach ein paar weiteren Monaten nicht gegeben haben, wäre zu überlegen, ob du deine Lungenfunktion testen lässt und Blutwerte nehmen lässt. Eisenmangel ist z.B. eine häufige Ursache, wenn es Menschen schwer fällt Ausdauer aufzubauen. Bei Eisenmangel vermag das Blut nur begrenzt Sauerstoff zu binden, um ihn in die Muskulatur zu transportieren.
Aber die Kirche im Dorf lassen!!! Erst weiter beobachten, vermehrt schnellere Läufe trainieren und noch abwarten, ob sich dein Atemproblem löst!
Alles Gute
Gruß Udo
PS: Aus den oben dargestellten Gründen widerstrebt es mir eigentlich "Atemempfehlungen" zu geben. Aber vielleicht hilft es dir, wenn du in "Atemnot" gerätst bewusst sehr tief auszuatmen. Bewusst auszuatmen ist im Grunde wichtiger als das Einatmen. Hintergrund: Entgegen der üblichen Denkweise wird nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Atemluft pro Atemzug ausgetauscht. Es bleibt sehr viel "alte", damit sauerstoffarme Luft in den Lungenverästelungen "stehen". Einer der Gründe, wieso das sinnvoll ist, ergibt sich im Winter: Der Mensch kann auch noch zig Minusgrade kalte Luft einatmen, ohne sich sofort eine Lungenentzündung zu holen, weil sich die eiskalte Einatemluft mit der warmen Restluft vermischt. Es kommt in der Tiefe der Lunge also immer nur warme Luft an. Wer seine Sauerstoffvorsorgung in der Lunge verbessern will, sollte daher zunächst bewusst und übermäßig ausatmen. Versuch es mal damit, wenn du kurzatmig wirst.