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Focus: "Zuviel Sport ist auch nicht gesund"

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U_d_o hat geschrieben:[...] Und dann sollen sich alle für mich freuen, weil ich den bestmöglichen Tod eines Läufers gestorben bin. [...]
Hallo Udo,

dieser markige Spruch ging mir früher auch leicht von den Lippen. Zwei Ereignisse aus jüngerer Zeit, die mich nachdenklicher gestimmt haben:

Bei einem Volkslauf stürzt 50 m vor mir ein Läufer, ca. 50 Jahre alt, und bleibt regungslos liegen. Sofort sind zwei Personen mit offensichtlich medizinischen Kenntnissen bei ihm, ich laufe weiter. Im Ziel erfährt man, dass der Läufer wohl schon, bevor er auf das Pflaster aufschlug, tot war. Weder dem Veranstalter noch den Teilnehmern der Veranstaltung ist danach zumute, den Glücklichen zu feiern. Man geht betreten nach Hause, der Veranstalter dieses kleinen, aber feinen Laufes denkt eine Weile ernsthaft darüber nach, ob er noch Lust hat, die Veranstaltung auch weiterhin auszurichten.

Ein Läufer aus dem sehr nahen Umfeld, 75 Jahre alt, haut es auf der Zielgeraden eines 3000-m-Laufes, den er für das Sportabzeichen absolviert, voll auf die Fresse, alle wundern sich, dass er nicht mehr die Hände schützend vor das Gesicht halten konnte. Die Untersuchung führt zu einer Noteinweisung in eine Herzklinik, komplizierte Bypass-Operation. Nach der lebensrettenden Operation setzt die latent vorhandene Demenz mit Macht ein, es lässt sich über einen Zusammenhang mit den Stress der Operation, der Narkose spekulieren.

Gee

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U_d_o hat geschrieben:Die Beseitigung meiner leblosen Hülle werden selbstverständlich meine Angehörigen veranlassen.
Wahrscheinlich wirst Du doch verbrannt und die Asche kommt statt in eine Urne in einen Siegerpokal der Trophäensammlung. Oder wird auf einer Aschen(!)bahn verstreut - über den Tod hinaus dem Laufsport verbunden. :daumenup:
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

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geebee hat geschrieben:Hallo Udo,

dieser markige Spruch ging mir früher auch leicht von den Lippen. Zwei Ereignisse aus jüngerer Zeit, die mich nachdenklicher gestimmt haben:

Bei einem Volkslauf stürzt 50 m vor mir ein Läufer, ca. 50 Jahre alt, und bleibt regungslos liegen. Sofort sind zwei Personen mit offensichtlich medizinischen Kenntnissen bei ihm, ich laufe weiter. Im Ziel erfährt man, dass der Läufer wohl schon, bevor er auf das Pflaster aufschlug, tot war. Weder dem Veranstalter noch den Teilnehmern der Veranstaltung ist danach zumute, den Glücklichen zu feiern. Man geht betreten nach Hause, der Veranstalter dieses kleinen, aber feinen Laufes denkt eine Weile ernsthaft darüber nach, ob er noch Lust hat, die Veranstaltung auch weiterhin auszurichten.

Ein Läufer aus dem sehr nahen Umfeld, 75 Jahre alt, haut es auf der Zielgeraden eines 3000-m-Laufes, den er für das Sportabzeichen absolviert, voll auf die Fresse, alle wundern sich, dass er nicht mehr die Hände schützend vor das Gesicht halten konnte. Die Untersuchung führt zu einer Noteinweisung in eine Herzklinik, komplizierte Bypass-Operation. Nach der lebensrettenden Operation setzt die latent vorhandene Demenz mit Macht ein, es lässt sich über einen Zusammenhang mit den Stress der Operation, der Narkose spekulieren.

Gee
Gee... Schrecklich für die Familie.
Aber für mich unwichtig. Mein Schwiegervater liegt seit 6 Jahren im Bett regungslos und starrt die Decke an ohne von der Umgebung etwas mitzubekommen... Ich will doch bei einem 3000m Lauf sterben.

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Für mich liest sich das so, als sei der Tod doch noch stark tabuisiert in der Gesellschaft. Menschen sterben, das ist Fakt und das Normalste der Welt. Für die Hinterbliebenen ist das teilweise ein riesiger Verlust. Ich weiß wovon ich schreibe :wink: Und Menschen sterben überall, oft im Bett. Aber hin und wieder auch auf den Laufstrecken. Klar ist das tragisch und unangenehm, wenn man das mitbekommt. Aber da jetzt solch einen Schrecken daraus zu machen, halte ich für stark übertrieben.

Gruss Tommi

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Rolli hat geschrieben: Aber für mich unwichtig. Mein Schwiegervater liegt seit 6 Jahren im Bett regungslos und starrt die Decke an ohne von der Umgebung etwas mitzubekommen... Ich will doch bei einem 3000m Lauf sterben.
Bei mir ähnlich.

Würde aber lieber bei einem morgendlichen "Lauf" im Frühling (alles wird langsam grün, zwitschernde Vögel, aufgehende Sonne) im Wald einfach so umfallen, allein, dabei ist es mir sogar egal wie alt ich in diesem Moment wäre!

Wie man auf solch einen Gedanken kommt? Eine mir sehr nahe stehende Person ist letztes Jahr gestorben, nach einer sehr schweren, unheilbaren Krankheit, mit jahrelanger Bettlägerigkeit und grausamen Schmerzen. Mit der aller letzten Kraftanstrengung hat diese Person sich gegen eine weitere, von bereits vielen, Behandlung entschieden und der Notarzt hat sich an die vorhandene Patientenverfügung gehalten, wofür ich ihm heute noch sehr dankbar bin. Besonders tragisch für mich war es, dass diese Person bis zum Schluss geistig fit war...

So etwas prägt, und ich habe heute eine ganz andere Einstellung zum Leben und Tod. Solche Titel wie vom Focus rufen bei mir höchstens ein Kopfschütteln hervor, wenn überhaupt. Bevor hier irgendwelche Missverständnisse auftreten, ich möchte schon sehr gern 85-90 Jahre alt werden, auch wenn das "Laufen" im Wald dann nicht mehr ganz so einfach ist, ich habe mir dieses als Langzeitziel aber zumindest vorgenommen :wink: .
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Rolli hat geschrieben:[...] Ich will doch bei einem 3000m Lauf sterben.
Durchaus verständlicher Wunsch. Ich halte es allerdings für sehr vermessen, davon auszugehen, dass zum gewünschten Zeitpunkt das gewünschte Ergebnis eintritt (s. Beispiele oben).

Das entlarvt für mich den Satz als martialische Floskel.

Gee

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Dieses nachdenken über die Art zu sterben kann ich schon nachvollziehen, aber ich kann es nicht mit dem Laufsport in Verbindung bringen, bzw Sport im allgemeinen.

Mir ist auch dieses aus der Literatur nicht bekannt. (Aussreisser kann es natürlich geben).

Selbst im Tierreich ist es doch so, daß die Tiere sich von der Herde absondern, wenn sie merken dass ein finales Ereigniss eintritt. Oder?


Hubert

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geebee hat geschrieben:Durchaus verständlicher Wunsch. Ich halte es allerdings für sehr vermessen, davon auszugehen, dass zum gewünschten Zeitpunkt das gewünschte Ergebnis eintritt (s. Beispiele oben).

Das entlarvt für mich den Satz als martialische Floskel.

Gee
Kein Floskel sonder Wunsch. Natürlich, letztendlich wird man sich das nicht aussuchen können. Nun, dass der Tod uns alle betreffen wird, kann man so was als die bessere und angenehmere Alternative bezeichnen und kein Schreck.

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geebee hat geschrieben: dieser markige Spruch ging mir früher auch leicht von den Lippen. Zwei Ereignisse aus jüngerer Zeit, die mich nachdenklicher gestimmt haben
Nachdenklich: Ja.
Panisch: Nein.

Ich war in meinem Leben bei ca. 15 großen Konzerten. Bei zwei davon habe ich mitbekommen, wie es medizinische Notfälle gab, die deutlich über das übliche "zu wenig getrunken und dann hyperventiliert" hinausgingen, einer dieser Zwischenfälle war im Sitzplatzbereich (Groenemeyer, Volksparkstadion), der andere im Stehplatzbereich (Maffay, Bad Segeberg). Vom ersten Fall wurde auch in der Presse berichtet, Herzinfarkt, Lebensgefahr, was daraus wurde, hörte man nicht mehr.

Soll ich jetzt nicht mehr auf Konzerte gehen, weil das zu gefährlich ist?

Läufe sind nunmal Massenveranstaltungen, dabei passiert alleine schon aufgrund der Anzahl der beteiligten Personen automatisch mehr als wenn man alleine spazieren geht oder auf der Couch sitzt - bzw. bekommt das niemand mit. Und wieviele der Leute, die auf Massenveranstaltungen zusammenbrachen wären ohne diese Veranstaltung zwei Wochen später auf der Couch zusammengebrochen?
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(Groenemeyer, Volksparkstadion), ... (Maffay, Bad Segeberg).
Soll ich jetzt nicht mehr auf Konzerte gehen, weil das zu gefährlich ist?
Vielleicht auf welche mit jüngerem Publikum? :D

An sich hast du natürlich Recht. Man schaue mal in die Todesanzeigen einer Kleinstadt von 50.000 Einwohnern: Da wird täglich gestorben. Auch wenn vieles davon "gut versteckt" in Alten-/Pflegeheimen und Krankenhäusern vonstatten geht, so doch nicht alles.

Und deshalb sind Todesfälle bei Großveranstaltungen mit mehreren Tausenden Menschen immer zu erwarten.

Klar, das sieht niemand gerne. Ob das nun am Mitgefühl oder dann doch eher daran liegt, dass man unliebsam an die eigene Sterblichkeit erinnert wird, sei mal dahingestellt.

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Man geht betreten nach Hause, der Veranstalter dieses kleinen, aber feinen Laufes denkt eine Weile ernsthaft darüber nach, ob er noch Lust hat, die Veranstaltung auch weiterhin auszurichten.
Impulse jeder Art könnte ich verstehen, aber "ernsthaft darüber nachdenken"? Das impliziert ja, dass man irgendwie meint, mit der eigenen kleinen aber feinen Laufveranstaltung vor den ganz normalen Risiken des Lebens aus irgendeinem Grund geschützt zu sein. Warum sollte das so sein? Wo gelebt wird, wird gestorben. Das ist aus gutem Grund traurig für die engsten Angehörigen und Freunde, aus ebenso gutem Grund vermögen wir das bei Fremden aber weitgehend an uns vorbeigehen zu lassen.

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Leute, wenn ich tot umkippe bekomme ich nichts mehr mit, dann ist mir alles egal, schließlich bin ich tot.
Ich hoffe darauf so einen Tod alleine zu erleiden, denn ich will nicht reanimiert werden.
Niemals möchte ich Apalliker werden - niemals. Ich weiß wovon ich schreibe.
Ich bin egoistisch - ich möchte in einer mir Freude bereitenden Situation von anderen unbemerkt sterben.

Andere Menschen sehen dies genauso (viele aus der Pflege), wieder anderen wäre dies eine schreckliche Vorstellung.
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und ehrliches Reden mit den relevanten Angehörigen kann viel Gutes für die letzten Lebensjahre (egal wann sie denn eintreffen) bewirken
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________

BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx

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crsieben hat geschrieben:Vielleicht auf welche mit jüngerem Publikum? :D
Die Person bei Grönemeyer war um die 40, die bei Maffay um die 25...

Den "mitklatschenden Omas" ging es bis zum Schluss gut. :nick:
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d'Oma joggt hat geschrieben:Leute, wenn ich tot umkippe bekomme ich nichts mehr mit, dann ist mir alles egal, schließlich bin ich tot.
Ich hoffe darauf so einen Tod alleine zu erleiden, denn ich will nicht reanimiert werden.
Niemals möchte ich Apalliker werden - niemals. Ich weiß wovon ich schreibe.
Ich bin egoistisch - ich möchte in einer mir Freude bereitenden Situation von anderen unbemerkt sterben.

Andere Menschen sehen dies genauso (viele aus der Pflege), wieder anderen wäre dies eine schreckliche Vorstellung.
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und ehrliches Reden mit den relevanten Angehörigen kann viel Gutes für die letzten Lebensjahre (egal wann sie denn eintreffen) bewirken
Meistens kommt es anders als man denkt.

Beispiel Inge Meysel, die sich immer fuer das Recht auf selbstbestimmtes Sterben eingesetzt hat.

Wurde dann dement und hat das dann alles vergessen.
.. bis der Arsch im Sarge liegt!

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crsieben hat geschrieben: [...]
Ich weiß ja schon, dass Du ein unbeugsamer Freigeist bist, würde Dich aber trotzdem bitten, Dich an ein paar Formalien zu halten:

1) Beim Zitat den Urheber einschließen.

2) Keine Zitate aus dem Zusammenhang reißen. Mir ging es nicht um Gefahren bei Laufveranstaltungen oder Befindlichkeiten von Veranstaltern, sondern darum, dass ich persönlich den Satz von Udo
U_d_o hat geschrieben:[...] Und dann sollen sich alle für mich freuen, weil ich den bestmöglichen Tod eines Läufers gestorben bin [...]
für ein wenig unreflektiert halte.

Gee

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Rolli hat geschrieben:Gee... .. Ich will doch bei einem 3000m Lauf sterben.
Leider sterben auf Laufveranstaltungen die meisten Teilnehmer aus Langeweile beim Warten auf die Siegerehrung(en). Aber das ist ein anderes Thema.

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow
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